Bergwacht, Die
- Regie:
- Axel de Roche
- Jahr:
- 2009
- Genre:
- Abenteuer
- Land:
- Deutschland
1 Review(s)
11.01.2011 | 16:14Inhalt:
Für Andreas Marthaler soll in den kommenden Tagen ein völlig neuer Lebensabschnitt beginnen. Der Extremkletterer hat seinen Job bei der Begwacht gekündigt, um bereits in der folgenden Woche am Grand Canyon eine Kletterschule zu eröffnen. Lediglich die Hochzeit seines besten Freundes Stefan will Marthaler sich nicht entgehen lassen und verbindet mit ihr seinen endgültigen Abschied. Doch in einer dramatischen Rettungsaktion nach der Trauung kommt Stefan ums Leben und stürzt seine Familie und vor allem auch Andreas in tiefe Trauer. Marthaler überlegt nicht lange und verschiebt seine geplante USA-Expedition, um der Wittwe Emelie und ihren beiden Kindern zur Seite zu stehen - ganz zum Unverständnis seiner Freundin Sarah, die sich lange auf den Umzug vorbereitet und gefreut hat. Mit der Zeit werden Andreas und Emelie sich immer vertrauter - und müssen sich schließlich eingestehen, dass sie bedeutend mehr füreinander empfinden...
Persönlicher Eindruck:
Die Konzeption von" Die Bergwacht" mutet ein wenig eigenartig an: Da produziert das ZDF gerade mal vier Episoden einer sicherlich potenzreichen Serie und deckt damit gleich eine gesamte Staffel ab, bevor dann wenig später direkt der nächste Block mit immerhin zwölf Folgen nachgeladen wird, quasi als Bestätigung für ein Pilotprojekt, welches sich einer gewissen Beliebtheit erfreut, anfangs aber womöglich nicht mit dem nötigen Selbstvertrauen ins Rennen geschickt wurde, um direkt eine Staffel-würdigen Episodenziffer zu erzielen. Aber warum eigentlich?
"Die Bergwacht" mag zwar eine typische Vorabendproduktion mit dem nötigen Kitsch und Pathos für das Familienprogramm sein, als solche bleibt sie aber dennoch gut gemacht und bildgewaltig in Szene gesetzt. Die Kulisse ist jedenfalls wundervoll, die Nah- und Fernaufnahmen aus den Alpen eine Pracht und auch das Setting an der Basis lässt keine Wünsche offen. Die Rahmenbedingungen sind es jedenfalls nicht, welche das Projekt "Die Bergwacht" zum Scheitern bringen könnten. Doch was ist es dann?
Nun, die Handlung, die sich chronologisch durch die einzelnen Folgen zieht, ist letzten Endes doch sehr einfach und leider auch nicht sonderlich ideenreich gestrickt. Der frisch verheiratete Gemahl stirbt, sein bester Freund wird von der Gattin verantwortlich gemacht, und schon als er den flüchtigen Sohn der traurigen Witwe in einer Nacht- und Nebelaktion einfängt, rückt er wieder in Augenschein der werten Dame, die ihn plötzlich interessanter findet. Das klingt bisweilen nach Soap, ist inhaltlich auch nicht wirklich weit von den klassischen Telenovela-Themen entfernt, setzt sich aber durch eine etwas besser ausgewogene Mischung aus Action und Zwischenmenschlichem wieder angenehm ab.
Dennoch: Die Dialoge sind ausbaufähig, manchmal wirklich am Reißbrett entworfen, und der dramaturgische Aufbau der Folgen lässt auch zu Wünschen übrig. Wenn Martin Gruber, seines Zeichens aus der ARD-Schmonzette "Sturm der Liebe" bekannt, in den traurigen, schweren Momenten der Handlung Hollywood-like gegensteuern möchte, trieft es jedenfalls vor Pathos und übertriebener Gestik. Aber auch das Acting der übrigen Hauptrollen wirkt in der Theatralik des Öfteren unglaubwürdig, zumal die wirklich schlimmen Szenen quasi als selbstverständlich abgehandelt werden - so etwa der Tod von Serienkletterer Stefan.
Auf der anderen Seite ist "Die Bergwacht" natürlich familientaugliches Mainstream-Programm, insofern harmoniebedürftig und abseits der Action-Sequenzen auf Seiten der Bergwacht vergleichbar mit einem modernen Heimatstreifen. Es ist solide Unterhaltung, keinesfalls originell, aber eben auch nicht schlecht und vergleichsweise billig aufgearbeitet. Im Vergleich zu so mancher Produktion aus dem Privatfernsehen zeichnet sich die Serie vor allem dadurch aus, dass die Sprache in keiner Phase aggressiv ist und sich im Sinne der anvisierten Zielgruppe, nämlich die klassische Fernsehfamilie, hinreichend bemüht, nicht den Boden unter den Füßen zu verlieren. Und da die Landschaftsaufnahmen, ganz nebenher gesagt, wirklich stark sind, wird für das Auge eine Menge geboten, was dazu beiträgt, die gelegentlich etwas dürftigen Entwicklungen in der Story zu kaschieren. Unterm Strich ist dieser erste Vierteiler daher ganz okay - aber, und das sollten die Folgen der zweiten Staffel demnächst zeigen, es ist auch im vorgegebenen Setting noch eine ganze Menge mehr heraus zu schlagen!
- Redakteur:
- Björn Backes