Big Trouble in Little China
- Regie:
- John Carpenter
- Jahr:
- 1986
- Genre:
- Action
- Land:
- USA
1 Review(s)
28.01.2005 | 07:56Zu John Carpenter habe ich seit jeher ein gespaltenes Verhältnis, seit er mir anno 1980 im zarten Alter von etwa zehn Jahren mit "The Fog" nachhaltig die Jugend versaut und mir ein bleibendes Unbehagen bei dichtem Nebel beschert hat. Dennoch habe ich sechs Jahre später mehr aus Langeweile denn aus wirklichem Interesse eines seiner Werke im Kino besucht, um der Wahrheit die Ehre zu geben: Ich muss sein Mitwirken als Regisseur damals auf dem Kinoplakat schlichtweg überlesen haben, sonst hätte ich es mir vielleicht noch einmal überlegt.
Vielmehr fiel meinen Kumpels und mir damals eher Kurt Russell ins Auge, der (zumindest für männliche Jugendliche) seit seiner Rolle als Snake Plissken in "Die Klapperschlange" als ausgesprochen cool galt. Genauso lässig präsentierte sich das Plakat-Artwork: Russell mit Jeans, einem (seinerzeit) angesagten Muscle-Shirt und ebenso angesagtem Vokuhila-Haarschnitt, die Maschinenpistole locker in der Rechten. Davon angezogen wie Motten, war uns offensichtlich das kleine "John Carpenter’s" über demm fett gedruckten Titel "Big Trouble in Little China" glatt entgangen. Lange Zeit danach fristete der Film als VHS in meiner Sammlung sein Dasein, doch habe ich mir jetzt die "Special Edition"-Doppel-DVD gekrallt.
Zur Story
"Klein und Bescheiden ... so beginnen die Dinge immer" versichert Mr. Egg Shen (Victor Wong) mit seinem markant windschiefen Gesicht bereits im Vorspann, als er bei einer Art Verhör gefragt wird, ob er an chinesische, schwarze Magie glaube und ob er etwas über den Verbleib eines gewissen Jack Burton und seines Trucks wüsste. Gegen Ende der Befragung, zur Unterstreichung seiner Aussage und dem skeptischen Befrager zum Beweis, lässt er verschmitzt grinsend flugs noch ein paar nette, bläulich-weiße Blitze zwischen seinen Handflächen aufflackern ... Szenenwechsel in die jüngste Vergangenheit:
Jack Burton (Kurt Russell) ist selbstständiger Trucker und wieder einmal in seinem "Pork Chop Express" getauften Laster unterwegs mit einer Fuhre nach Chinatown in San Francisco, wobei er - wie immer - einige seiner machomäßigen Lebensweisheiten per CB-Funk über den Äther jagt. Dort angekommen, trifft er sich mit seinem chinesischen Kumpel und Restaurant-Mitbesitzer Wang Chi (Dennis Dun). Wie üblich, wenn Jack in der Stadt ist, zockt er mit einigen Straßenspielern bei chinesischem Bier bis in den frühen Morgen - heute ist ihm das Glück hold und seine Gewinnsträhne beschert ihm einen schönen Batzen Geld. Beim letzten Spiel geht es um "doppelt oder nichts". Diese letzte Wette verliert Wang - doch so viel Bares hat er nicht dabei.
Man beschließt zum Restaurant zu fahren und die Schulden zu begleichen, doch zuvor muss Wang noch dringend zum Flughafen, seine Verlobte kommt vormittags mit dem Flieger aus Peking - jahrelang hat er gespart, um sie aus China in die USA nachholen zu können. Jack willigt ein, ihn zu begleiten, wohl damit sich sein Kumpel nicht doch noch aus der Affäre zieht. Sicher ist sicher. Am Flughafen nimmt das Verhängnis seinen Lauf, denn seine Verlobte Mao Yiu wird von einer chinesischen Straßengang und Mädchenschieberbande entführt, Jacks gut gemeinter Versuch, das zu verhindern, geht dank deren Kung-Fu peinlichst daneben, ebenso wie seine vorherigen plumpen Anmachversuche bei der ebenfalls anwesenden Anwältin und Hobby-Menschenrechlerin Gracie Law (Kim Cattrall).
Noch ist Rom jedoch nicht verloren, denn Wang kennt den Unterschlupf der Bande, und so nehmen die beiden die Verfolgung quer durch Frisco und speziell Chinatown in Jacks Truck auf. In Chinatown endet die wilde Hatz vorerst. In einer engen Straße gibt es für sie kein Weiterkommen, sie stecken mitten in einem Straßenkampf zweier rivalisierender Vereinigungen - den Shang Sing (den "Guten") und den Wing Kong (den "Bösen"). Als auch noch drei seltsame Kämpfer mit Blitz und Donner wie aus dem Nichts auftauchen, geraten die Shang Sing ins Hintertreffen. Diese Typen greifen zugunsten der Wing Kong in das opulente Gemetzel ein und verfügen offenbar über noch ganz andere Fähigkeiten als "nur" Martial Arts.
Jack wird es dann doch zu viel: Er tritt er aufs Gas und brettert geradewegs DURCH einen weiteren gerade erscheinenden Gesellen in komischem Outfit. Im sicheren Glauben, den Typen zu Brei gefahren zu haben, hält Jack an und staunt nicht schlecht: Lo Pan (so heißt der Knabe) hat keine Schramme, doch seinem Unmut über die Behandlung macht er Luft, indem gleißende Strahlen aus seinem Mund und seinen Augen brechen. Halb blind stolpern Jack und Wang von dannen ... Nix wie weg von diesen seltsamen Freaks! Doch schon bald sollen sie den 2000 Jahre alten "bösen Traum" (so sein wenig schmeichelhafter Beiname) wiedersehen und richtig kennen lernen, als sie einen Plan schmieden, Mao Yiu zu befreien. Die braucht Lo Pan nämlich einem alten Mythos zufolge, um endlich wieder lebendig zu werden ...
Meinung
Es ist ein für John Carpenter eher ungewöhnlicher Film, der aber den quietschbunten Zeitgeist Mitte der 80er Jahre gut trifft und ihm vollkommen entspricht: knallige Action mit markigen Sprüchen ohne viel Tiefsinniges dahinter. Dennoch kann man ihn nicht als sinnentleert abtun oder gar als langweilig abstempeln - es ist halt ein reiner Fun-Film. Der Spaß, eine ganze Menge Genres miteinander zu verknüpfen, stand eindeutig im Vordergrund. So ist BTILC eine Martial-Arts-Geister-Grusel-Action-Komödie, für deren Soundtrack der Meister sogar wieder höchstpersönlich gesorgt hat. Tricktechnisch ist das Ganze natürlich arg angestaubt; immerhin hat man sich ein paar Leute der alten "Alien"-Crew geschnappt, welche die Visuals größtenteils sauber aber immer aufwendig (für damalige Verhältnisse zumindest) rüberbringen - heutigen CGI-Akrobaten entlockt das allenfalls ein müdes Schmunzeln.
Schauspielerisch holte er sich mindestens zwei heute recht namhafte Mimen ins Boot: Kurt Russell ( u. a. "Die Klapperschlange", "Flucht aus L. A." (aka "Klapperschlange 2"), "Tango & Cash", "Stargate", "Backdraft") und Kim Cattrall (u. a. "Porky's", "Star Trek - The Undiscovered Country" und "Sex and the City" / TV-Serie), wobei ersterer sich auch mal als Witzbold präsentieren kann statt nur immer den Harten raushängen zu lassen. Das gelingt ihm in dieser eh ziemlich überdrehten Geschichte sehr gut, glücklicherweise wird auch nicht versucht, Russell irgendwelche KungFu-Spirenzchen darbieten zu lassen, das wäre dann doch wohl etwas lächerlich geworden. Man überlässt dem asiatischen Cast lieber das wilde Fuchteln mit Gliedmaßen und Schwertern.
Doch auch die anderen Rollen werden nicht unbedingt von No-Names besetzt. So finden wir Victor Wong und James Hong (in der Maske des Lo Pan kaum zu erkennen) beispielsweise beide in "The Choosen One" mit Eddie Murphy (dt: "Auf der Suche nach dem goldenen Kind") nebst diversen anderen Produktionen dieser Zeit wieder. Auch bei den Statisten (dem Kanonenfutter) finden sich etliche Gesichter, die man aus unzähligen anderen Filmen irgendwie kennt. Dennis Dun an der Seite von Kurt Russell weiß zu gefallen, sowohl, was seine Mimik als auch seine Choreographie bei den Martial Arts angeht, und braucht sich als heimlicher Hauptdarsteller nicht neben ihm zu verstecken. Er ist ein sympathisches und fähiges Kerlchen, leider tauchte er nach seiner exzellenten Darbietung hier in mehr oder weniger unbekannten Filmen auf. Schade eigentlich!
DVD und Bonusmaterial
Die Hauptdisc kann mit FMV-animierten Menüs und den beinahe obligatorischem Zusatzfeatures aufwarten; hier findet sich - wie gewohnt - die Sprach-, Untertitel- und die Kapitelauswahl (Ganze 44 - sehr lobenswert!). Zusätzlich sind hier noch die Trailer und der Audiokommentar (John Carpenter und Kurt Russell) untergebracht. Das Filmmaterial selbst ist beim Aufspielen auf das DVD-Format nicht noch einmal gesondert remastert worden, daher sieht man ihm das Alter und Herkunft aus den 80ern leider etwas an. Die Bildqualität ist dementsprechend nicht ganz so, wie man es vom Medium und in heutiger Zeit erwartet, aber immerhin noch besser als S-VHS und zudem in 16:9 Widescreen.
Was mich stört, sind die leicht verwaschenen Farben und das teils unscharfe Bild. Auch Farbkompression ist bei Qualm bzw. Nebel anzutreffen. Beim Sound geht’s mit heruntergezogenen Mundwinkeln weiter, denn nur die englische Tonspur liegt in DD 4.1 (ohne Center-Speaker) vor, wer auf die deutsche Version angewiesen ist, muss sich mit popeligen DD 2.0 begnügen. Kleiner Trost: auch die 4.1-Version ist nicht so der Aal. Alles kein katastrophaler Beinbruch, aber trotzdem schade, das gibt natürlich Abzüge in der B-Note.
Die auf dem Cover versprochenen "nie gezeigten/erweiterten Szenen" und das alternative/verlängerte Ende sind nicht im Hauptfilm integriert, sondern finden auf der Zusatzdisc Platz. Manche der angepriesenen Szenen sind über das Workprint-Stadium nicht hinaus und liegen nur in der Rohfassung ohne SFX und Musik vor, dafür aber größtenteils in Multi-Angle. Andere hingegen sind Takes, die auch im Film gezeigt werden, allerdings mit verlängerten Dialogen. Alle diese Szenen und das alternative Ende sind nur auf Englisch verfügbar.
Richtig was zum Lachen bekommt man, wenn man das Musikvideo von John Carpenter & Band anschaut - grottenschlechter 80er-Jahre-Look (Posing, Klamotten und Frisuren), aber der poppige Titeltrack ist musikalisch nicht mal so übel. Ansonsten hat man noch diverse Background-Infos wie Interviews, ein Making-of-Featurette und eine Bio- / Filmographie auf die DVD gepresst. Fotogalerien und schriftliche Produktionsnotizen (die man per Fernbedienung seitenweise weiterschalten muss) rund um BTILC runden das Bonusmaterial ab. Insgesamt nicht unbedingt etwas, das mich vor Begeisterung unkontrolliert durch die Bude hüpfen ließe, aber doch solide präsentiert und wissenswert. Der enthaltene Clip ist sogar (unfreiwillig) komisch.
Fazit
Der Film an sich hat mir schon damals im Kino zugesagt, das sieht man bereits daran, dass ich ihn, als er als Kaufversion veröffentlicht wurde, auf VHS meiner Sammlung einverleibte und auch immer mal wieder in den Recorder gepfeffert habe. Irgendwann vor Jahren hat das Band dann aufgegeben und der Streifen geriet eigentlich unverdienterweise in Vergessenheit, bis ich die DVD eher aus Zufall denn aus Absicht erspähte - Immerhin gibt es diese SE-Version schon seit 2001 am Markt, doch erst seit Neuestem zum Ramschpreis. Carpenters Ausflug in das Martial-Arts-Grusel-Comedy-Genre ist mal etwas anderes von ihm und doch sehr unterhaltsam, wenngleich etwas sehr überdreht. Eins muss man ihm lassen: Seine Werke haben alle ihren ganz eigenen Charme und ein in sich stimmiges Flair (auch dank seiner stets selbst gemachten Musik), so war’s bei "Dark Star", "The Fog", "Sie Leben!" oder - natürlich - "Vampire" und BTILC ist da keine Ausnahme.
Klar, die Tricktechnik ist heute natürlich lachhaft, trotzdem gibt’s Carpenters typische Suspense- und Erschreckszenen, doch wesentlich abgeschwächter als in seinen "ernsthafteren" Gruselfilmen und noch dazu (fast) vollkommen unblutig. Die abgehobene und actionreiche Story weiß zu gefallen, ist zwar oft bar jeglichen Realismus, aber das erwartet man bei Popcorn-Kino auch nicht unbedingt anders. Dafür fliegen die kultverdächtigen Sprüche tief. Doch welche Wertung soll man geben? Für heute 7,99 Eurotaler (Amazon) kann man im Grunde genommen bedenkenlos zugreifen, besonders weil es sich um eine recht prall gefüllte Doppel-DVD handelt und der Film selbst seit Jahren zu meinen Alltime-Faves gehört. Störend sind da nur die schlechte Bildqualität und der schwache Sound der DVD. Ich denke, eine Empfehlung für Freunde seichter und actionreicher Unterhaltung ist vollkommen gerechtfertigt.
Die DVD-Daten auf einen Blick:
Originaltitel: "Big Trouble in Little China"
Nach einer Adaption von W. D. Richter
Genre: MartialArts- / Fantasy- / Actionfilm
Ersterscheinungsjahr und Land: 1986, USA
DVD-Release: 13. Dezember 2001
Label: Fox Home Entertainment / MGM
DVD-Version und Altersfreigabe: Special Edition / FSK 16
Spieldauer: ca. 95 Minuten + 79 Minuten Bonus (Disc 2)
Bildformat: 16 : 9 Widescreen (2,35 : 1 anamorph)
Ton: DD 4.1 (Englisch), DD 2.0 (Deutsch)
Sprachen: 2 (Deutsch, Englisch)
Regie: John Carpenter
Drehbuch: Gary Goldmann, David Z. Weinstein
Ausführende Produzenten: Paul Monash, Keith Barish
Musik: John Carpenter & Band
Darsteller u. a.: Kurt Russell, Kim Cattrall, Dennis Dun, Victor Wong, James Hong
- Redakteur:
- Jürgen Pern