Blues Brothers / Blues Brothers 2000 - Bulletproof Collection
- Regie:
- Landis, John
- Jahr:
- 1980
- Genre:
- Musical / Musik
- Land:
- USA
- Originaltitel:
- dito
1 Review(s)
18.09.2008 | 19:53Die Blues Brothers gehören ganz eindeutig in die Kult-Abteilung der späten Achtziger und wer es bis jetzt versäumt hat sich Jake und Elwood für die heimische Filmsammlung einzuverleiben, kann diesen Missstand nun beheben. Fox packt zum Klassiker von 1980 auf Wunsch auch gleich noch den kommerziell sicher nicht ganz so erfolgreichen 1998er Nachleger "Blues Brothers 2000" mit ins DVD-Steelbook, welches dann für um die 15 Euro über den Tresen wandert.
Zur Story
Jake und Elwood Blues sind zwei verschrobene, kleinkriminelle Musiker, die in einem Chicagoer Waisenhaus aufwuchsen. Doch eben jenes arg heruntergekommene "St. Helen’s Orphanage" soll nach oberstem kirchlichem Willen geschlossen werden, sollte das Haus nicht binnen 11 Tagen die unerwartet veranschlagte Steuer von 5000 US$ aufbringen. Das finden Elwood und der gerade aus der Haft entlassenen Jake ziemlich ungerecht, immerhin handelt es sich bei dem Heim und seine Bewohner irgendwie um eine Art Familie. Sie bieten der leitenden Schwester Mary ihre Hilfe an – allerdings macht die fromme Frau deutlich, dass sie schmutziges Geld nicht will. Den Brüdern bleibt also nichts anderes übrig als die Kohle irgendwie ehrlich beizutreiben, wenn sie helfen wollen. Curtis, ihr alter Freund und Mentor, empfiehlt sich doch einmal spirituell inspirieren zu lassen.
Zum Beispiel in der Kirchengemeinde Triplerock, wo Reverend Cleophus James auf recht unorthodoxe Weise predigt. Ausgerechnet der maulig-skeptische Jake erfährt dort die göttliche Erleuchtung: "Die Band!" Das also ist die Lösung. Die alte Truppe zusammensuchen, die "Blues Brothers" damit wieder vereinen und nach ein paar lukrativen Gigs die 5000 Mücken hinblättern. Ganz einfach. Oder auch nicht. Gegen den ohnehin wackeligen Plan sprechen neben einer ellenlangen Liste mit Vorstrafen und dadurch eine Meute Cops am Hacken, die verstreuten und nicht grade begeisterten ehemaligen Band-Mitglieder, sowie auch noch ein Rudel angepisster Neo-Nazis und nicht zu vergessen Jakes schwer bewaffnete Ex-Verlobte. Nein, die Blues Brothers haben es alles andere als leicht, doch sie haben eine Mission zu erfüllen, und sie sind im Namen des Herrn unterwegs.
--- 18 Jahre später ---
Elwood wird aus dem Gefängnis entlassen, nachdem er seine Strafe, für die immensen Schäden welche die erste "Mission" der Blues Brothers angerichtet hat, abgesessen hat. Doch niemand schien es für nötig zu gehalten haben ihn darüber zu informieren, dass sein bereits lange vor ihm entlassener Bruder Jake zwischenzeitlich das Zeitliche gesegnet hat. Dennoch ist Elwood nicht vollkommen allein gelassen - Drummer Willie nimmt sich seines ehemaligen Blues-Bruders an und verschafft ihm gar einen Job als Einheizer in seiner Strip-Bar. Zuvor will Elwood sich aber zuerst einen standesgemäßen Ersatz für das "Blues Mobil" besorgen. Eine ausrangierte Bullenkutsche, was sonst? Zunächst erfolglos, macht er noch Schwester Mary seine Aufwartung, die inzwischen ein christliches Krankenhaus leitet. Sie verdonnert Elwood dazu sich des zehnjährigen Waisenjungen Buster als Mentor anzunehmen. Beide finden diese Idee zunächst nicht besonders prickelnd.
Interessanter ist für ihn die Information, dass der alte Curtis zwar auch nicht mehr unter den Lebenden weilt, aber einen unehelichen Sohn hat, der von seinem "Glück" zudem nicht das geringste weiß. Zu allem Überfluss ist Cable "Cab" Chamberlain auch noch ein ranghoher Bullen-Commander. Kein Wunder, dass der ihn an die frische Luft befördert, als Elwood seinen "kleinen Adoptiv-Bruder" nicht nur um 500 Dollar anpumpt und ihm anbietet in der Band mitzumachen. Als Buster dem Commander die Brieftasche klaut und Elwood sich mit der Russenmafia anlegt, die regelmäßig Schutzgeld von Willie erpressen, wird eine Lawine von Ereignissen in Gang gesetzt, die letztendlich dazu führt, dass sich die Band wieder zusammenfindet. Allerdings mit etwas anderer Besetzung, denn Barkeeper McTeer füllt nun die Lücke, welche Jake hinterließ. Und es ist nicht die einzige Veränderung, denn: "Die Wege des Herrn sind unergründlich".
Eindrücke
Eigentlich war es ja "nur" ein Gag, dass sich Musikliebhaber Aykroyd und Belushi mit Anzügen, Hüten und Brillen zu den "Blues Brothers" formierten. Aus dem Jux wurde dann ein sattsam bekannter Selbstläufer, der seinen richtigen Beginn in der Comedy Show "Saturday Night Life" fand. Irgendwann nahm man mal eine Platte auf und die Idee einen BB-Film zu machen reifte in Aykroyd. Dazu verpasste er sich und Belushi alias Jake und Elwood einen fiktiven Background und ließ über den musikalischen Leiter bei SNL - Paul Shaffer - die Band handverlesen zusammenstellen. Pianist Shaffer selbst durfte allerdings nicht als Schaltzentrale der Filmband auftreten, da er vertragliche Probleme bekommen hätte. Somit kam Keyboarder Murphy Dunne ins Spiel. In Teil 2 widerfährt Shaffer aber späte Gerechtigkeit und darf offiziell auch schauspielerisch mitmischen.
Der Rest der Band besteht hauptsächlich aus Musikern, welche auch die TV-Show untermalten. Im Nachhinein erwiesen sich Shaffer, Aykroyd und John Landis als Regisseur ein glückliches Händchen bei der Wahl. Auch die Gastauftritte diverser hochkarätiger Rhythm & Blues Künstler können sich absolut sehen lassen. Warum man BB als Komödie und nicht als Musical, was es definitiv ist, einordnet wird wohl auf ewig schleierhaft bleiben. Klar ist die Geschichte an sich vollkommen abgedreht, überzogen, unrealistisch und zu einem guten Teil sogar übernatürlich angehaucht, dennoch ist dieser aberwitzige Road-Movie mit seinen schon legendären Figuren und Sprüchen ein reinrassiger Musikfilm. Das gilt im übrigen für beide BB-Teile, wobei der erste natürlich noch den höheren Originalitätsfaktor aufweist.
Aretha Franklin ("Think!","Respect") als Matt "Guitar" Murphys Ehefrau und James Brown alias Reverend Cleophus James haben sogar in beiden Filmen in eben diesen Rollen mitgespielt. Im zweiten Teil hat man der Gospel Fraktion noch Sam Moore ("John the Revelator") als Reverend Morris zugefügt. Unvergessen auch John Lee Hooker ("Boom Boom") Auftritt anno 1980 als Straßenmusikant und Ray Charles ("Shake your Tail Feathers") als Inhaber eines Instrumenten-Shops. Sicherlich hat die Musikrichtung Blues bzw. Rhythm & Blues einen immensen Auftrieb durch die Blues Brothers Verfilmungen erhalten. Die Autoindustrie ebenfalls, bei den legendären Verfolgungsjagden mit dem "Blues Mobil" in beiden BB, ging eine geradezu verschwenderische Menge heiligs Blechle zum Teufel. Ganz reell, ohne Computertricks.
Nachleger haben es bekanntlich immer schwerer. Trotzdem ist auch der 1998er ein guter Jahrgang und John Goodman als zweiter, erstaunlich stimmgewaltiger, Lead-Sänger ein stilgerechter Ersatz für Belushi. Es ist dem Gespann Aykroyd/Landis hoch anzurechnen, dass sie nicht versucht haben einen neuen Jake zu klonen, das wäre schief gegangen. Somit hat man den frühzeitigen Tod des Schauspielers plausibel integriert und die Story an dieser Stelle in der Tat exakt 18 Jahre später angesiedelt und die Darsteller auch bewusst so aussehen und altersgerecht agieren lassen. Die Blues Brothers riefen und (fast) alle waren wieder mit dabei. Die komplette Band, dazu noch einige mehr oder weniger angesehene Musiker: BB King, Eric Clapton und Jimmy Vaughan, um mal wenigstens drei Bekanntere zu nennen.
Frisches Blut sind J. Evan Bonifant und Joe Morton ("Terminator 2") als komplett neue BB-Bandmitglieder. Während Morton die ursprüngliche, schwarze Seele des Blues repräsentiert, ist Bonifant wohl als Identifikationsfigur für eine jüngere, nachwachsende Generation ins Script gelangt. Der junge Buster legt immerhin eine kesse Tanzsohle aufs Parkett, wenngleich er stimmlich natürlich nicht zu den Big-Three aufschließen kann und sein Harmonikaspiel vom Playback kommt. Auch BB2000 ist selbstverständlich wieder in erster Linie ein Musical und Tanzfilm, wobei man einige der Erfolgskonzepte schamlos bei sich selbst gemopst und zweitverwertet hat - allerdings, das muss zur Ehrenrettung gesagt werden, mit einer guten Portion Selbstironie. Mehr Gewicht hat leider das Übernatürliche bekommen, was dann teilweise unnötig überfrachtet und zuweilen auch kitschig wirkt.
DVDs und Bonusmaterial:
Fox schnürt seit 2006 ein sowohl schickes, wie auch platzsparendes Steelbook-Bundle aus den beiden DVDs und vermarktet es unter dem Namen "Bulletproof Collection". Damit befinden sich die Blues Brothers in illustrer Gesellschaft, etwa mit der Jurassic-Park-Trilogie. Jede Box ist sogar individuell nummeriert, was den Eindruck einer Limitierung weckt, allerdings ist über Art und Umfang einer solchen nichts bekannt. Teil 1 ist übrigens nun endlich in voller Länge zu sehen, die Szenen, welche dem deutschen Publikum aus unerfindlichen Gründen lange vorenthalten wurden, sind (OmU) eingefügt worden.
Während dem Bild die Transformation auf die DVD recht gut getan hat, lässt sich Gleiches vom Sound leider nicht behaupten. Bei BB muffelt die deutsche Tonspur in vorsintflutlichem Mono vor sich hin. Hierbei verspielt die deutsche Fassung fraglos eine Menge Atmosphäre, insbesondere bei den Musical-Einlagen – überdies ist die Synchronisation der Dialoge teilweise hanebüchen und inakkurat. BB 2000 hat immerhin ein ordentliches Stereo aufzuweisen, auch die Übersetzung ist insgesamt deutlich besser gelungen. Der Weg aus dem Dilemma führt bei beiden Filmen ausschließlich über den O-Ton: Dieser ist wenigstens DD5.1, wenn auch kein Ruhmesblatt.
Auf beiden Silberlingen befinden sich zusammen etwa anderthalb Stunde Filmmaterial, welches vergleichsweise informativ ausfällt. Die dort gebotene Hintergrundinformation hebt sich angenehm vom sonst gern so verbreiteten Einheits-BlaBla solcher Beiträge ab und bietet Background zu Film und Besetzung. Natürlich dürfen die Teilnehmer auch hier wieder versichern, wie toll (fast) alles gewesen ist, doch nimmt das obligatorische Schulterklopfen weniger Raum ein, als man es gewohnt ist. Selbst kritische Anmerkungen zu John Belushis Drogensucht sind anzutreffen – besonders Aykroyd und Landis nehmen diesbezüglich kein Blatt vor den Mund. Die Textbeiträge hingegen - insbesondere die längst überholten Bio- und Filmographien - kann man sich getrost klemmen.
Fazit
Zumindest Teil 1 ist Pflichtprogramm der Kinogeschichte, BB2000 muss man nicht unbedingt gesehen haben, wobei er erfahrungsgemäß bei mehrmaligem Anschauen jedes Mal besser wird. Musikalischer ist der Nachkomme in jedem Fall, kultiger, origineller und schräger ist sein Vorgänger. Wer bereits beide DVDs aus den früheren Releases im Schrank stehen hat, braucht nicht zwingend noch einmal zugreifen, denn die Bulletproof Collection unterscheidet sich nur durch ihre schick-schlanke Blechhülle von ihren Amaray-Schwestern. Der Inhalt ist der Gleiche - nur platzsparender verpackt und preislich mittlerweile fast auf der Ebene einer der Einzel-DVDs angelangt, was das Steelbook wiederum interessant macht.
Die DVD-Daten auf einen Blick:
OT: "The Blues Brothers / The Blues Brothers 2000"
USA 1980 / 1998
Genre: Musical
DVD 2007, Universal Pictures
Version: Bulletproof Collection / 2 DVD Steelbook, FSK 12
Laufzeit: 142 / 119 Minuten
Bildformat: 16:9 Widescreen (1,85:1)
Soundformat: DD 5.1 (Englisch), Mono/ DD 2.0 (Deutsch)
Bonusmaterial: Making Ofs (ca. 90 Minuten), Bio-/Filmografien (Text)
EAN: 5050582517996
Produktion: Robert K. Weiss
Drehbuch: Dan Aykroyd, John Landis
Musik: Paul Shaffer, Dan Aykroyd, Diverse
Regie: John Landis
Darsteller u.a.: Dan Aykroyd (Elwood J. Blues), John Belushi ("Joliet Jake" Blues), John Goodman ("Mighty Mack" McTeer), J. Evan Bonifant (Buster), Cab Calloway (Curtis), Joe Morton ("Cab" Chamberlain), James Brown (Reverend Cleophus James), Carrie Fisher (Jakes Ex), John Candy (Mercer), Erykha Badu (Queen Moussette), Paul Shaffer (Marco) The Blues Brothers Band, Aretha Franklin, Ray Charles, John Lee Hooker, B.B. King, Jimmy Vaughan, Eric Clapton
- Redakteur:
- Jürgen Pern