Brennender Tod
- Regie:
- Terence Fisher
- Jahr:
- 1967
- Genre:
- Science-Fiction
- Land:
- Großbritannien
- Originaltitel:
- Night of the big Heat aka Island of the Burning Doomed/Damned
1 Review(s)
29.05.2008 | 09:27Eine Frage der Hitze: Invasion der Spiegeleier
In England herrscht Winter. Die Kanalinsel Fara jedoch wird von einer Hitzewelle heimgesucht. Die Einwohner treffen sich in der Dorfschenke "The Swan", um dort ihren Durst zu löschen. Unter den Gästen befindet sich auch der undurchsichtige Wissenschaftler Godfrey Hanson (Christopher Lee), der in seinem Zimmer ein Geheimnis zu hüten scheint. Als ein Inselbewohner nach dem anderen vom Erdboden verschwindet und auch Dr. Stone (Peter Cushing) keine Erklärung dafür hat, macht sich langsam Panik breit. Etwas lauert auf der Insel ... und es ist nicht von dieser Welt ...
Filminfos
O-Titel: Night of the big heat aka Island of the Burning Doomed / Damned (GB 1967)
Dt. Vertrieb: e-m-s (27. März 2008)
FSK: ab 16
Länge: ca. 90 Minuten
Regisseur: Terence Fisher
Drehbuch: Ronald Lilies nach einem Roman von John Lymington (1959)
Musik: Malcolm Lockyer
Darsteller: Christopher Lee ("Dracula", "Der Herr der Ringe", "Star Wars"), Peter Cushing ("Dracula", "Frankensteins Fluch", "Krieg der Sterne"), Patrick Allen (Jeff Callum), Jane Merrow (Angela), Sarah Lawson (Frankie Callum), William Lucas (Ken Stanley) u. a.
Handlung
Ein Wissenschaftler stellt im Wald auf der Kanalinsel Fara eine Fotokamera mit Fernauslöser auf. Wir erfahren später, dass es sich um Godfrey Hanson (Christopher Lee) handelt. Kaum ist er weg, inspiziert ein verwirrter Landstreicher die rätselhafte Konstruktion, schnappt sich aber bloß die Tageszeitung, die Hanson liegen ließ. In seiner Wohnhöhle hört der Landstreicher ein durchdringendes Sirren, das ihn in den Wahnsinn treibt.
Hanson logiert in dem Gasthaus "The Swan", das Jeffrey und Francine Callum gehört. Hier trifft eine junge Dame namens Angela ein, die vorgibt, für Mr. Callum die erbetene Sekretärin zu sein. Sie solle für den Schriftsteller die Manuskripte tippen. Wie sich herausstellt, ist Angela lediglich ein One-Night-Stand Jeffreys, will sich aber in sein Eheleben drängen. Sie hat sich schon gefragt, warum sich der gutaussehende Mann überhaupt so weit von der Zivilisation zurückgezogen hat. Seine Frau sagt ihr, er sei vor seiner letzten Sekretärin geflüchtet, die mehr wollte als nur einen Job. Angela und Jeffrey, der sich vergeblich ihren Reizen zu entziehen versucht, beginnen ein Versteckspiel mit Francine, doch natürlich fliegt die Affäre schließlich auf ...
Noch ist es nicht soweit. Alle stöhnen unter der abnormen Hitzewelle auf der Insel, während auf dem britischen Festland winterlicher Frost herrscht. Weder Dr. Stone (Peter Cushing) noch der Wetterfrosch Ken noch die Arbeiter Ben Hayward und Tinker haben eine Erklärung, stöhnen aber alle unter den hohen Temperaturen. Alle löschen ihren Durst im "Swan" und rätseln darüber, was wohl der barsche Mr. Hanson in seinem stets verschlossenen Zimmer treiben mag.
Als ein hereinwankender Schäfer berichtet, alle seine Schafe seien tot, macht sich Hanson sofort auf die Socken, um die Kadaver zu untersuchen. Er findet diese verkohlt vor. An Nachrichtenversand per Funk ist nicht zu denken, denn alle Frequenzen sind gestört, sowohl von Radio wie auch TV, und selbst das Telefon ist kaum zu verstehen. Als Bob Haywards TV-Gerät explodiert, will er zu Callum fahren, doch ein penetrantes Sirren treibt ihn zum Wahnsinn, so dass er seinen Wagen in die Kiesgrube steuert. Dort explodiert das Fahrzeug.
Im Gegensatz zu Callum, der den Tod seines Freundes beklagt, ist Hanson ganz der kühle Wissenschaftler. Offenbar hat ETWAS die Autobatterie als Energiequelle benutzt. Sie ist völlig verkohlt. Und dann sind da ständig diese sirrenden Geräusche aus der Kiesgrube. Als er Callum seine Theorie unterbreitet, weil dieser in sein Zimmer eindringt, erklärt Callum ihn zunächst für verrückt: Aliens seien gelandet und wollten die Erde erobern? Was für ein ausgemachter Schwachsinn!
Aber als weitere Menschen sterben, muss Callum seine Meinung ändern ...
Mein Eindruck
Der offensichtlich billig produzierte Streifen reproduziert die gleichen Paranoia-Dramen, für die schon H. G. Wells' Klassiker "Krieg der Welten" von 1898 und John Wyndhams "Der Krake erwacht" (1953) die Vorbilder geliefert hatten. Die Invasion der Aliens ist lediglich eine Metapher für die Furcht vor der Invasion der Kommunisten, deren Bedrohung während des Kalten Krieges (ca. 1947 bis ca. 1987) von interessierten Politkreisen ständig im Bewusstsein der Bevölkerung gehalten wurde. Damit konnte man erstens hohe Militärausgaben und zweitens konservatives Gedankengut rechtfertigen, von einer Kontrolle progressiver Kräfte ganz zu schweigen. George W. Bush verfuhr nach dem 11. September ganz genauso und türmte einen Billionenschuldenberg auf.
Mit Christopher Lee und Peter Cushing als klingenden Schauspielernamen hätte der Streifen eigentlich ein Erfolg werden sollen. Und Hammer-Studio-Regisseur Terence Fisher wäre praktisch ein Garant für guten Grusel gewesen - tja, wenn dies alles Horror-Fantasy wäre. Leider bemüht sich der Streifen jedoch um das Inszenieren einer Invasion von Außerirdischen und hat zwei Probleme: Wie gestalten wir die Aliens und wann lassen wir sie auftreten?
Nun, die Aliens wirken wie niedrige Blobs, denen man das Pappmaché ansieht, und ihr Auftreten erfolgt derartig spät, dass die meisten Zuschauer bereits eingeschlafen sein dürften, bevor sie in den zweifelhaften Genuss des Blob-Anblicks gelangen. Nobodies, die sich an den Kopf fassen, sind einfach nicht der Bringer. Erst als letzte Verteidigungslinie springen Cushing und Lee in die Bresche - ein Himmelfahrtskommando, dessen Ausgang von vornherein feststeht. Schwachsinn auf ganzer Linie.
Nein, die Unterhaltungswerte dieses Film - verblüffenderweise gibt es welche - liegen ganz woanders.
Da wäre zum ersten die zum Anbeißen aussehende Miss Angela. Schon der Anblick ihrer üppigen Bikini-Schönheit bringt Jeffrey Callum um den Verstand - oder was bei dieser Hitze noch davon übrig ist. Die Hitze hat nämlich den perfiden Effekt, dass sich besonders Figuren mit lockerer Moral, also ausgerechnet Angela, unbedingt ihrer eh schon lästigen Kleidung entledigen wollen. Alle anderen schwitzen sich lieber Löcher in die Klamotten, als selbige auszuziehen. Dass dazu auch die einzige andere Frau gehört, Francine Callum, soll deren moralische Standhaftigkeit und Ehrbarkeit belegen. Die Darstellerin war jedenfalls nicht zu beneiden.
Zu der steigenden Hitze, die angeblich von den Aliens verursacht wird (wie und wozu, bleibt unklar), kommt noch das Sirren hinzu, das die Leute in den Wahnsinn treibt. Hier geht es offensichtlich um mind control. Bewusstseinkontrolle und Gehirnwäsche gehören zum Standardrepertoire der Kommunisten-Paranoia im Kalten Krieg. Man denke nur an "The Manchurian Candidate" mit Frank Sinatra oder Denzel Washington. Wenn also körperliche Folter zu geistigen durch mind control hinzukommt, hat eigentlich kein Mensch eine Chance, oder?
Denkste! Unsere Helden der Wissenschaft, also Christopher Lee als Hanson und Peter Cushing als Arzt Stone, bleiben bis zum Letzten standhaft, denn sie sind die Säulen der Gesellschaft (zu denen Callum sicherlich nicht zählt). Doch mannhaft opfern sie sich auf im Kampf gegen die unmenschliche Bedrohung der Menschheit, insbesondere für Maiden in Not (von Jungfrauen ist wohl kaum zu reden). Durchhalteparolen werden vom Führungsoffizier Hanson am laufenden Band ausgegeben, als gelte es, den Dritten Weltkrieg zu bestreiten. Hier kann Christopher Lee seine Ausbildung als britischer Geheimdienstoffizier voll zur Geltung bringen.
Wie in "Krieg der Welten" kommt es zu einem verzweifelten Endkampf, und als bereits alles verloren scheint - sogar die Maid in Not wendet sich gegen ihren Retter! - schickt der Himmel (danke, Gottvater) ein reinigendes Gewitter. Statt Wells' Mikroben macht den Aliens nun ein hundsgewöhnlicher Regen den Garaus. Dumm gelaufen, ihr außerirdischen Nichtskönner! Kein Wunder, wenn Christopher Lee die Dinger in seiner Biografie als "Spiegeleier" bezeichnet.
Die DVD
Technische Infos
Bildformate: 1,85:1 (anamorph)
Tonformate: Dolby Digital 1.0 (deutsch, englisch)
Sprachen: D, Englisch
Untertitel: D
Extras:
Booklet
Bildergalerie
Mein Eindruck: die DVD
Schon vom ersten Szenenbild nach dem Vorspann an ist klar, dass dieser Streifen nicht digital überarbeitet wurde. Es gibt jede Menge Artefakte, häufig an den unpassendsten Stellen. Auch die Farben wirken verwaschen und stumpf - was natürlich bei den Nachtszenen des Finales nichts ausmacht. Ebenso wenig spielt Farbkontrast eine Rolle, wenn der Regisseur, immerhin der erfahrene Terence Fisher, einen Rotfilter einsetzt oder das Bild ins Weiß ausblenden lässt (Whiteout).
Der Ton entspricht diesem niedrigen Qualitätsniveau. Er liegt in Monoqualität vor und klingt dumpf, so dass man ihn schon wenig später völlig aus dem Bewusstsein ausgeblendet hat.
~ Die Bildergalerie ~
... ist selbstablaufend und zeigt neben einigen Postern mehrere Standbilder in Schwarzweiß und Farbe sowie Cover diverser DVD-Ausgaben. Auch ein Werbeheft scheint darunter zu sein.
~ Das Booklet ~
Das achtseitige Booklet besteht zur Hälfte aus Infos und aus Werbung für die DVDs der Reihe und des EMS-Verleihs. Die Info beschränken sich auf die Entstehung und die Kuriositäten der Umsetzung, gefolgt von seltsam enthusiastischen Kritiken aus den USA: "farbenprächtige Fotografie" und "äußerst hörenswerter Soundtrack" - davon ist auf der DVD leider nichts zu finden, wie ich oben schon gesagt habe. In Deutschland sei der Streifen erst nach 18 Jahren auf einem Video anno 1985 zu sehen gewesen. Etwas so Elementares wie eine Besetzungsliste sucht man jedoch vergeblich.
Es gibt seltsamerweise keinen Original-Trailer, aber dafür eine Trailershow. Hier zeigt e-m-s seine Mario-Bava-Edition die DVD "Die Schlangengrube und das Pendel" sowie den Streifen "Petroleum-Miezen" mit Bardot und Cardinale als sexy Hauptdarstellerinnen.
Unterm Strich
Heynes "Lexikon des Science Fiction Films" haut den Film ebenso in die Tonne wie die Romanvorlage, aber Leonard Maltins 1630-Seiten-Filmführer von 2008 nennt den Streifen "good scifi" und gibt ihm immerhin 2,5 Sterne von maximal 4, was gar nicht so übel ist. Vielleicht hat Maltins Redakteursmannschaft eine andere DVD gesehen als ich, jedenfalls stöhnte ich geistig über ein mieses, verwaschenes Bild voller Artefakte und einen dumpfen Ton. Diese Ausgabe schreit förmlich nach einer digitalen Überarbeitung.
- Redakteur:
- Michael Matzer