Buffalo Soldiers - Army Go Home!
- Regie:
- Gregor Jordan
- Jahr:
- 2001
- Genre:
- Thriller
- Land:
- USA
- Originaltitel:
- Buffalo Soldiers
1 Review(s)
19.01.2005 | 07:40Die Soldaten einer US-Kaserne in Stuttgart dealen mit Drogen und Waffen. Allen voran nutzt der junge, smarte Ray Elwood die Naivität der anderen für seine Zwecke. Doch als der neue Sergeant, ein knallharter Vietnamveteran, das Kommando übernimmt, scheint es mit dem beschaulichen Leben auf der Basis vorbei zu sein. Sgt. Lee erweist sich als Rays Nemesis, doch der will noch einen letzten großen Deal durchziehen ...
Filminfos
O-Titel: Buffalo Soldiers (USA 2001), DVD: 21.08.2003
FSK: ab 16
Länge: 94 Min. inkl. Abspann
Regisseur: Gregor Jordan
Drehbuch: Gregor Jordan & Eric Axel Weiss & Nora Maccoby, nach dem gleichnamigen Roman von Robert O'Connor
Musik: David Holmes
Darsteller: Joaquin Phoenix, Ed Harris, Dean Stockwell, Anna Paquin, Scott Glenn, Elizabeth McGovern u.a.
Handlung
November 1989, der Fall der Mauer: Die US-Soldaten im Westen kommen sich nun reichlich nutzlos vor. Kein Wunder, dass sie lauter Blödsinn anstellen: Drogen dealen und Waffen verhökern beispielsweise. Der beste Dealer ist Ray Elwood (Phoenix), der Battaillonsschreiber in einer Stuttgarter US-Armeekaserne. Sein Chef, Colonel Berman (Harris), ist reichlich naiv und ahnungslos, was auf dem Militärgelände wirklich abgeht. Er schnallt nicht einmal, dass Ray als Stecher von Bermans Gattin (McGovern) Überstunden schiebt. Drei Leute arbeiten für Ray. Als Parsons bei einem Zimmerfootballspiel verunglückt, sind's nur noch zwei. Aber es gibt noch mehr Ärger.
Drogen wie Heroinrohmasse bzw. Morphium bekommt Ray von einem Türken in Mannheim. Auf einer als Dienstfahrt getarnten Kurzreise kommen Ray und seine zwei verbliebenen Helfer Garcia und Stoney durch eine deutsche Ortschaft, die von einem Amok fahrenden US-Panzer (der verdächtig wie ein deutscher Leopard II aussieht) verwüstet wurde. An Bord befinden sich zwei völlig bekiffte Soldaten, die etwas zu viel von Rays gutem Stoff genommen und sich bei einem Manöver "leicht verfahren" haben. Dass dabei eine Tankstelle in die Luft flog, überraschte zwei des Weges kommende US-Fahrer. Sie wurden von der Feuerflut der explodierenden Benzintanks ins Jenseits befördert.
Plötzlich befindet sich Ray in der einzigartigen Lage, zwei voll beladene Laster mit Waffen in die Finger zu kriegen. Der Türke zeigt sich auch diesmal aufgeschlossen. Ray bekommt für die noch nicht gelieferten Waffen 30 Kilo Heroinmasse. Nun muss Ray nur noch die Waffen vom Versteck zum Türken bringen und danach das Rohheroin zu Pulver kochen. Für beides gibt es feste Pläne.
Doch alle Pläne drohen zu scheitern, als Sergeant Lee (Glenn) auftaucht. Der Vietnam-Veteran versteht keinen Spaß und checkt sofort die korrupte Lage in der Stuttgarter Kaserne. Als Erstes zertrümmert er Rays japanischen Fernseher, dann setzt er ihm eine Laus in den Pelz, einen scheinbar naiven Stubenkameraden.
Zunächst meint Ray etwas naiv, sich an Lee durch Verführung seiner ansehnlichen Tochter Robyn (Paquin) rächen zu können. Leider verliebt er sich in das einzigartige Mädchen, was ihr Vater sofort spitzkriegt. Bei einem Manöver lässt er eine Kompanie Rays schwarzen Mercedes zerschießen. Als dann auch noch die Heroinküche auffliegt, die Ray im Keller eines Büroblocks eingerichtet hat, trifft die sprichwörtliche Kacke den Ventilator.
Die DVD
Technische Infos:
Bildformate: 2,35:1
Tonformate: DD 5.1, DD 2.0
Sprachen: D
Untertitel: keine
Extras:
- Originaltrailer
- Vorschau auf 3 weitere DVDs
- Stab & Besetzung (Text)
- Interviews mit J. Phoenix und Gregor Jordan
- Kurzinterviews mit Anna Paquin, Ed Harris und Scott Glenn
Mein Eindruck
Das Interview, das Joaquin Phoenix, der Darsteller des Ray, gibt, bringt es auf den Punkt: Der ganze Film steht oder fällt mit der Einstellung, die der Zuschauer zur Hauptfigur hat. Ray ist ein Krimineller, aber auch ein verletzlicher Mensch, der durch Robyn zu einer psychologischen Freiheit findet und an ihr wächst. Allerdings ist er kein Robin Hood. Was seine Drogen mit den Soldaten anstellen, zeigt der Panzerunfall.
Meiner Ansicht nach reicht die Einführung, die wir in die Figur des Ray Elwood erhalten, nicht ganz aus. Sicherlich muss das Tempo eines solchen Films hoch sein, damit der Zuschauer nicht einschläft, so dass hier bestimmt geschnitten wurde. (Wie viel, zeigt die DVD nicht, da es darauf keine Deleted Scenes gibt). Auch ein Off-Kommentar, den Ray zu sich selbst und seiner Situation liefert, führt nicht besonders tief in die Figur ein. Also hängt vieles von Phoenix' Darstellung ab: Ray ist ein Rebell, aber ein Feigling (er träumt immer vom Fallen und Aufschlagen, auch das Prügeln und Schießen fällt ihm nicht leicht). Hieran scheiden sich die Geister. Mir war's jedenfalls zu wenig, und so konnte ich den Film nicht besonders genießen.
Ebenfalls negativ wirkt der hohe Gehalt an Prügelszenen und Schießereien. Angeblich geht es tatsächlich so auf US-Stützpunkten zu, wie Paquin im Interview erzählt. Ihre Figur der Robyn hat diese Gewalt mitgekriegt, als sie mit ihrem Dad, Sgt. Lee, von Basis zu Basis zog und ist entsprechend abgebrüht, was Ray ohne Ende beeindruckt. Doch die Gewalt wirkt nicht als Action und nicht als Komödie, sondern auf Dauer lediglich beklemmend. So wird aus "Buffalo Soldiers" nicht eine Actionkomödie/Militärklamotte oder Milieustudie, sondern ein Thriller, der keiner sein will. Darin nimmt sich die wirklich schön inszenierte Lovestory wie ein Fremdkörper, eine utopische Gegenwelt, aus.
Die einzige Ironie des Films liegt in der eingangs erwähnten Tatsache, dass diese Soldaten hier rein gar nichts mehr zu suchen haben. Wie Ray sagt: "Krieg ist die Hölle, aber Frieden ist höllisch langweilig", und das ist die einzige Rechtfertigung, die für die Drogengeschäfte und Gewaltausbrüche auf den Militärbasen geliefert wird. Man kann sich gut vorstellen, dass die US-Truppen nach ihrem Abzug aus Deutschland anderswo genauso viel Unsinn treiben und ihre hier gezeigten Unsitten verbreiten. Worauf der Film also hinausläuft, ist die Infragestellung der US-Truppen im Ausland.
Die DVD
... bringt eine ganze Reihe von Interviews, die wirklich aufschlussreich sind, insbesondere die von Scott Glenn und von J. Phoenix. Glenn outet sich hier als knallharter Ex-Marine, der genauso hart zuschlagen kann, wie es im Film zu sehen ist. Und Phoenix verfügt über weitreichende Einsichten in die Figur, die er spielt. Die Szene, in der mit dem schweren MG den Mercedes zerschießen soll, jagte ihm seinerzeit derart viel Angst ein, dass er sie nur bewältigen konnte, indem er versuchte, auf dem Betonboden, auf dem er dabei lag, nicht zu erfrieren.
Die B-Roll gewährt einen vier Minuten langen Einblick in die Dreharbeiten, die wohl in der Nähe von Karlsruhe stattgefunden haben müssen, als es dort am kältesten war. Sogar der Regisseur trägt Handschuhe. Mehrmals sind die Explosionen eindrucksvoll im Bild zu sehen, besonders die letzte im Bürohochhaus. Das ist zwar nett anzuschauen, aber nicht informativ. Die Menüs sind stilecht als militärische Lagepläne entworfen und natürlich durchnummeriert. Alles "klar so weit".
Das Bild ist in Ordnung. In dunklen Szenen wie etwa in der Heroinküche, die gleich in die Luft fliegen wird, sind die Gesichter der Soldaten noch gut zu erkennen. Der Sound in Dolby Digital 5.1 ist gut realisiert, wird aber nur selten für dreidimensionale Effekte ausgenutzt.
Unterm Strich
"Buffalo Soldiers" ist also weder Actionkomödie noch Militärklamotte, sondern im Grunde ein harter Drogenthriller mit einer eingebetteten Lovestory. Angeblich soll die literarische Vorlage von Robert O'Connor noch viel brutaler sein.
- Redakteur:
- Michael Matzer