Bunker, Der
- Regie:
- George Schaefer
- Jahr:
- 1981
- Genre:
- Drama
- Land:
- USA / Frankreich
- Originaltitel:
- The Bunker
1 Review(s)
22.05.2009 | 07:57Der finstere Mythos des Zweiten Weltkriegs und ihrer hässlichen Hauptfigur wurde vor nicht allzu langer Zeit in “Der Untergang“ noch einmal sehr anschaulich inszeniert. Hitlers letzte Tage im Führerbunker mit einer wirklich sagenhaft aufspielenden deutschen Schauspielerriege galt als kalkulierter, aber definitiv berechtigter Erfolg, für den vor allem Adolf-Mime Bruno Ganz verantwortlich zeichnete, der den cholerischen Führer mit Leidenschaft und einer fast schon abstoßenden Authentizität spielte. Zwei Dekaden zuvor wurde das Thema Untergang des Nazi-Regimes schon einmal in größerem Rahmen thematisiert. Der amerikanische Regisseur George Schaefer katapultierte für seine 81er TV-Produktion niemand geringeren als Charakter-Darsteller Anthony Hopkins auf den Posten des schändlichen Tyrannen und erlebte mit dem später mehrfach gekrönten Star-Schauspieler die letzten Monate der Nazis noch einmal hautnah mit.
Story
Berlin im Frühjahr 1945: Längst haben Hitler und seine Genossen realisiert, dass der Krieg verloren und es nur noch eine Frage der Zeit ist, bis die Russen den Führerposten Berlin endgültig eingenommen haben. Dennoch klammert sich Hitler in seiner letzten Besessenheit an die wenigen Strohhalme, die ihm doch noch den Endsieg bringen könnten, steigt jedoch gemeinsam mit seiner Gemahlin Eva Braun und der Spitze des Regimes in einen geheimen Bunker hinab, von wo aus er die Geschicke des untergehenden Deutschen Reiches in seinen letzten Stunden zu lenken versucht. Ausgerechnet einige treue Verbündete richten sich in diesen Momenten noch gegen ihn, darunter in erster Linie der Reichsminister für Bewaffnung und Munition, Albert Speer, der sich erst im letzten Augenblick dafür entscheidet, einen geplanten Anschlag auf den Führer doch nicht in die Tat umzusetzen. Doch für Hitler stürzen jede Hoffnungen, als die Russen letztendlich durchbrechen. Die letzte Stunde seiner Nation soll gleichzeitig auch sein persönliches Ende sein.
Persönlicher Eindruck
Anthony Hopkins in der Rolle des bestialischen Führers? Mit einem kurzen Blick auf die cineastische Karriere des erfolgreichen Hollywood-Stars scheint der “Hannibal“-Protagonist geradezu prädestiniert für den Part des radikalen Bösewichts, nicht zuletzt da launische, fast cholerische Stimmungswechsel definitiv zu den Stärken dieses Schauspielers gehören. Als Schaefer die Besetzung für sein ambitioniertes TV-Projekt in Augenschein nahm, schien die Wahl damals – ohne das Wissen um die historischen Momente in “Das Schweigen der Lämmer“ – optimal zu sein. Insgesamt wächst Hopkins auch prima in die schwierige Rolle hinein und teilt die Hysterie des Führers mit seiner berüchtigten Leidenschaft für die finsteren Seiten des Menschen. Dennoch hat die Sache in der oberflächlichen Draufsicht einen groben Haken: Sir Hopkins hat optisch keine prägnanten Ähnlichkeiten mit der Figur Adolf Hitler- und das ist in der Tat ein Problem.
Generell ist die Arbeit der Maske in “Der Bunker“ eines der Themen, welches durchweg diskussionswürdig ist. Im Gegensatz zu den historisch belegten Kulissen und der guten Präsentation des Führerbunkers ist die Optik der Hauptfiguren selten mit der Realität vereinbar, was schließlich auf eine Lieblosigkeit schließen lässt, die dem Film im Grunde genommen aber fremd ist. Allerdings sprechen wir hier über entscheidende Elemente; ein aufgesetzter Hitler will nämlich nicht so ganz ins allgemeine Konzept passen!
Vor dem Hintergrund der historischen Glaubwürdigkeit ist “Der Bunker“ aus heutiger Sicht ebenfalls ein Streitthema. Schaefer nahm ausgerechnet Nazi-Minister Albert Speer bei der Konzeption des Streifens an seine Seite und ließ sich bei der Aufarbeitung der Fakten tatkräftig von ihm unter die Arme greifen. Brisant hierbei: Jahre später wurde Speer als schwarzes Schaf entlarvt, welches ebenso in die Machenschaften des Führers eingeweiht war wie die bekannten Persönlichkeiten aus der ersten Garde. Dass Speer in “Der Bunker“ zum stillen Helden avanciert, ist in diesem Zusammenhang natürlich eine giftige Farce, die kaum zu entschuldigen ist.
Was den Streifen trotz allem zu einer wirklich sehenswerten Sache macht, ist die durchweg packende Inszenierung, die einem schnell das Gefühl vermittelt, damals hautnah dabei gewesen zu sein, als die führenden Posten die endgültige Niederlage hinzunehmen hatten. Zwar könnte Hopkins in seinen hysterischen Anfällen hier und dort ein wenig gezügelter agieren, doch davon abgesehen hat man es vor allem den gut aufgelegten Darstellern zu verdanken, dass die Sache nie aus dem Ruder läuft. Dazu gehören die permanenten dunklen Emotionen, eine spürbare Auseinandersetzung mit der Thematik auf Seiten von Hopkins und Co. und zu guter Letzt die erforderliche Sensibilität für den Umgang mit dem brisanten Inhalt, den Schaefer hier aufgreift. Auch wenn de facto nicht alles den historischen Tatsachen entspricht, ist somit eine gute Mischung aus informativer Unterhaltung und bösartigem Drama entstanden.
Bei der Aufarbeitung des Streifens ergibt sich ebenfalls ein leicht ambivalentes Bild. Die Farben sind ein wenig blass, wenngleich die Bildqualität nicht durch störendes Rauschen oder Verschmutzungen beeinträchtigt wird. Im Hinblick auf das Alter ist die digitale Fassung aber sicher in Ordnung. Beim Ton hingegen muss man ebenso Abstriche machen wie beim Anspruch auf Bonusmaterial. Der Mono-Sound klingt ein wenig hölzern; Extras hingegen hat man sich völlig ausgespart – unverständlich!
Fazit
Ein Mann wie Anthony Hopkins bürgt in der Regel für qualitativ hochwertige, zumeist anspruchsvolle Spielfilm-Kost. Im Grunde genommen kann man einen entsprechenden Transfer auf “Der Bunker“ auch unterstreichen, wären da nicht die geschichtlichen Ungereimtheiten und einzelne optische Diskrepanzen. Legt man es also auf die reine Unterhaltung an – so bizarr das bei einem solchem Thema auch klingen mag – ist man mit “Der Bunker“ wirklich gut bedient. Wer es lieber vollends authentisch liebt, sollte besser beim bekannteren, deutschen Pendant bleiben!
- Redakteur:
- Björn Backes