Buried - Lebend begraben (Blu-ray)
- Regie:
- Cortés, Rodrigo
- Jahr:
- 2010
- Genre:
- Thriller
- Land:
- Spanien
- Originaltitel:
- Buried
1 Review(s)
26.07.2011 | 12:14Story:
Als Paul Conroy leicht veriwrrt aus seiner Ohnmacht erwacht, findet er sich gefesselt, geknebelt und desorientiert in einem Sarg wieder - irgendwo unter der Erde des Irak vergraben. Conroy war zuvor als Fahrer einer Hilfsorganisation unterwegs gewesen, bis der Konvoi überfallen, einige Kollegen erschossen und Paul verschleppt worden war. Nachdem er sich einigermaßen gesammelt hat, entdeckt er ein Handy und versucht sofort Kontakt in die Heimat aufzunehmen. Doch bei den Behörden, bei den Notruf-Hotlines und auch bei seiner Familie wird er abgewiesen bzw. erreicht nur den Anrufbeantworter. Als sich schließlich die Entführer mit einer Lösegeldforderung melden, entstehen einige bizarre Kontakte, die Conroy irgendwann selbst nicht mehr einordnen kann. Die Zuständigkeit für Pauls Situation bleibt ungeklärt und wird hin und her geschoben. Erst als er damit droht, die Nachrichtensender zu kontaktieren, scheint man ihm helfen zu wollen. Doch dann melden sich die Erpresser wieder und fordern ihn auf, ein Video in seinem Sarg zu drehen und die Außenwelt über seinen Zustand zu informieren. Conroy ist hin und her gerissen: Einerseits sieht er sich genötigt, die Welt von der unterlassenen Hilfestellung in Kenntnis zu setzen, andererseits will er es sich nicht mit den letzten Hoffnungsträgern verscherzen. Aber Paul hat keine Wahl: Die Uhr tickt gegen ihn, und als der Sauerstoff immer knapper wird und die Situation im Sarg nahezu unerträglich wird, verliert er jede verbliebene Vernunft und wird erneut zum Spielball von Menschen, denen er kein Vertrauen entgegenbringen kann ...
Persönlicher Eindruck:
Produktionen auf engstem Raum sind kein Novum in der Filmgeschichte, wenngleich der hier betriebene Minimalismus sicher noch einmal Grenzen überschreitet, die selbst für den erprobten Zuschauer absolutes Neuland sind. "Buried - Lebendig begraben" konzentriert sich einzig und alleine auf die Szenerie im Sarg und verführt das Publikum in die beklemmende, angsterfüllte Atmosphäre, die der Hauptdarsteller durchleben und durchleiden muss, während er verzweifelt um sein Überleben bzw. die letzte Chance einer Befreiung kämpft - und dieses intensive, regelrecht verstörende Gefühl, welches hier nach nur wenigen Sekunden aufkeimt und sich als roter Faden durch die Handlung zieht, lässt einen auch alsbald nicht mehr los.
Dabei ist Rodrigo Cortes einen sehr waghalsigen Weg gegangen, der nicht selten auch von politischen Motiven begleitet wird. Der Regisseur wirft ein bedenkliches Licht auf die tatsächlich genutzten Mittel und Wege, die zum Einsatz kommen (könnten), wenn Menschen einer solchen, wenn auch hier fiktiven, Extremsituation ausgesetzt sind und prangert indirekt die Regierung und die hiervon gefütterten Krisenstäbe an, welche er größtenteils als Zielscheibe seiner Kritik verwendet. Zwischenzeitlich empfindet man sogar ab und zu Verständnis für die Handlung des irakischen Entführers, der in diesem Fall keiner Terrorzelle, sondern schlicht und einfach einer ganz normalen Familie angehört, die unter der Besatzung der amerikanischen Soldaten leiden und auch lange Zeit gelitten haben. In einer Szene des Films berichtet der Entführer, dass er weder mit den Ereignissen des 11. Septembers in Verbindung steht, noch mit Saddam Hussein sympathisiert habe, dennoch aber die Folgen der jeweiligen Rachefeldzüge ertragen musste - gerade diese Passage steht sinnbildlich für den indirekten politischen Background, auf den sich "Buried" stützt, und den man in dieser Form auch gerne anzunehmen bereit ist.
Im Bezug auf die Darstellung hat Cortes unterdessen ein absolutes Meisterwerk inszeniert. Ryan Reynolds mimt den Eingepferchten grandios, vermittelt seine Ängste und Panik sehr authentisch, spiegelt aber auch den Wahn, der ihn von Sekunde zu Sekunde deutlicher befällt, sehr glaubwürdig wieder. Man erfährt von seiner Hilflosigkeit und Verzweiflung, die ihn vor allem dann ereilt, wenn sein einziges Hilfsmittel, das Mobiltelefon, an seine Grenzen stößt und er die ersuchten Unterstützer nicht erreichen kann bzw. jegliche erwünschet Leistung auch in einem solchen Extrembeispiel zunächst einen bürokratischen Aufwand verlangt, der situationsgemäß jeglicher Beschreibung spottet. Warteschleifen bei Service-Hotlines, Unzulänglichkeiten beim FBI, Missverständnisse im Kontakt mit Angehörigen und schließlich das Unverständnis auf seinen lauten Tonfall, aus dem lediglich seine Hilflosigkeit spricht, die aber am anderen Ende des Apparats nicht im gebührenden Maße angenommen wird. Dem entgegen steht ein sehr bewegender Anruf bei seiner demenzkranken Mutter, von der er sich verabschiedet, ohne dass diese wirklich den Ernst der Lage begreifen kann oder auch nur eine Ahnung hat, mit wem sie dort überhaupt telefoniert.
Es sind diese gewaltigen Kontraste, ddie gemeinsam mit Reynolds alias Paul Conroy in diesen Sarg gesperrt werden, die dort allesamt präsent und jederzeit abrufbar sind, und von denen Cortes im Rahmen seiner 90-minütigen Inszenierung auch zuhauf Gebrauch macht. Tod und Rettung, beruhigende Hilfezusagen und mangelnde Hilfsbereitschaft, Freund und Feind - all dies verschwimmt in einer wendungsreichen Story, für die es letzten Endes nicht mehr braucht als wenige Kubikmeter, ein Feuerzeug, ein Handy und einen fantastisch aufgelegten Protagonisten, der die Dramaturgie der Story nicht besser auf die Leinwand hätte transferieren können. Gerade hier würde man gerne eigenhändig einen Oscar für diese bravouröse Leistung verleihen!
Bild und Ton der Blu-ray:
Die Bewertung der rein visuellen Aufarbeitung der Disc scheint zunächst ein schwieriges Unterfangen, da sich der Film nahezu ausnahmslos aus den düsteren Szenen im Sarg zusammensetzt und dementsprechend nicht viel Raum für Details bleibt. Doch gerade diese minimalen Optionen werden optimal genutzt, um ein facettenreiches Bild zu garantieren, das vor allem bei der Darstellung von Winzigkeiten seine ganze Klasse offenbart. Die geringfügige Körnung ist insofern auch nicht weiter schlimm, da sie die Atmosphäre des Streifens untermalen und womöglich auch gezielt eingesetzt werden, so zum Beispiel wenn das Feuerzeug angezündet wird bzw. umgekehrt die Szenerie langsam wieder im Dunkeln verschwindet. Das Bild ist warm, nicht steril - und das spiegelt die Disc wunderbar wieder.
Die Audio-Aufbereitung ist dementsprechend ebenfalls auf das Wesentliche konzentriert, überzeugt aber vor allem beim Raumklang, der einem stetig das Gefühl vermittelt, man sei selbst in der Holzkiste gefangen. Die ganze Umgebung wird zum Leben erweckt, jedes noch so dezente Geräusch, das plötzliche Vibrieren des Mobiltelefons, all das. Insofern gehen auch diesbezüglich beide Daumen hoch.
Bonusmaterial:
* Originaltrailer
* Teaser
* Teaser Sundance-Festival
* Making of
* Featurette Dreharbeiten
* Schnitt
* Musik und Ton
* Schlangenszene
* Digitale Effekte
* Maske "Jabir"
* Interview mit Darsteller u. Regisseur
* Audio-Kommentar v. Regisseur
* Wendecover
Bei den Extra-Features stößt man zunächst auf einen sehr interessanten Audio-Kommentar von Regisseur Rodrigo Cortes, der viele Informationen zu den Bedingungen beim Dreh preisgibt und vor allem seine Trumpfkarte Reynolds für sein Engagement lobt. Darüber hinaus gibt es eine Trailer-Show mit zu drei weiteren Produktionen, von denen vor allem "Winter's Bone" eine viel versprechende Story anzubieten scheint, sowie mehrere HD-Teaser zu "Buried".
Die Bereitstellung von Background-Kapiteln ist schließlich sehr üppig: Man bekommt einen Blick ins Studio, bei dem die Entführer-Aufnahmen fürs Handy produziert wurden, darf Rayn Reynolds in der Maske beobachten, erfährt mehr über die Schlangenszene und letztlich auch über den Einsatz von musikalischen Effekten. Dazu gibt es ein Making Of, weitere Interviews mit der Crew und einige zusätzliche, wenn auch sehr kurze Behind-the-Scenes-Featurettes. Resümee: Sehr prall!
Fazit:
"Buried - Lebend begraben" ist ein packender, atmosphärisch sehr, sehr dichter Thriller, dessen einzigartiges Setting ebenso fasziniert wie die Dramaturgie, mit der Rodrigo Cortes seinen Streifen dekoriert. Die bisherigen Auszeichnungen, unter anderem für das beste Drehbuch, beim Sundance-Festival sind völlig berechtigt und werden sicher noch weitere folgen lassen!
Technische Infos:
EAN: 7613059401570
Studio und Vertrieb: Ascot Elite
FSK 16
Länge: 95 Min.
Bildformat: Widescreen (2,35:1 anamorph)
Ton: DTS HD Master Audio (Englisch, Deutsch)
Untertitel: Deutsch
- Redakteur:
- Björn Backes