Child of Mine - Teuflische Brut
- Regie:
- Jamie Payne
- Jahr:
- 2005
- Genre:
- Drama
- Land:
- Großbritannien
1 Review(s)
27.06.2008 | 12:17Ziel verfehlt: mehr Brut als teuflisch
Das kinderlose Ehepaar Tess und Alfie adoptiert zwei Kinder, die durch den Mord an ihrer Mutter traumatisiert wurden. Die Ältere der beiden scheint ein schreckliches Geheimnis zu hüten. Tess fühlt sich gezwungen, sich mit der Vergangenheit des Mädchens auseinander zu setzen, bereit, ihr eigenes Leben zu riskieren, und alles, was ihr wichtig ist, aufs Spiel zu setzen.
Filminfos
O-Titel: Child of mine (Großbritannien 2005)
Dt. Vertrieb: Koch Media
Veröffentlichung: 08.09.2006
FSK: ab 16
Länge: ca. 94 Minuten
Regisseur: Jamie Payne
Drehbuch: Caleb Ranson
Musik: Nick Bicât
Darsteller: Joanne Whalley (Tess), Adrian Dunbar (Alfie), Don S. Davis (Sheriff), Hannah Lochner (Heather), Stacey Zurburg, Stevie Gillespie, Sylvia Syms, Travis McConnell u. a.
Handlung
Zwei Polizisten aus Storm Lake dringen nach einem Notruf in das abgelegene Haus von Jane McGill und ihren Kindern ein. Sie finden lediglich die zwei Töchter Heather und Grace, die sich in einem Wandschrank versteckt haben. Heather, acht Jahre alt, hält noch immer das schnurlose Telefon. Später finden sie die Ursache all des Blutes auf der Treppe draußen auf den Feldern. Jane McGill wurde ermordet.
Tess Palmers neuester Schwangerschaftstest fällt wieder einmal negativ aus. Ihr Mann Alfie versucht sie zu trösten, aber sie weint trotzdem - in der Londoner U-Bahn. Zwei Jahre später trifft das britische Ehepaar in Storm Lake ein, um in der unregistrierten Agentur von Alvin und Nora ihre beiden Adoptivkinder Heather und Grace MCGill abzuholen. Während Grace entzückende drei Jahre alt ist, fällt Heathers Schweigsamkeit auf. Die "Vermittlungsgebühr" für die Kinder ist beträchtlich. Leider versäumen es die Palmers, nach der Vorgeschichte der Kinder zu fragen. Die Palmers sind beileibe nicht ihre ersten Adoptiveltern.
Um sich den Kids widmen zu können, verlässt die Kinderpsychologin Tess ihr Team in London. Heather hat erhebliche Anpassungsschwierigkeiten. Im Supermarkt kommt es zu einer ersten Kraftprobe mit Tess, und Grace macht Tess mit einem schmutzigen Schimpfwort wütend. Offenbar kommen sie aus keiner guten Kinderstube. Auf einer Kinderparty attackiert Heather Alfies ersten Sohn Charlie, der bei seiner Exfrau Karen lebt, mit einer Schere. Er habe versucht, ihre Tasche zu öffnen. Nicht nur dieser Gewaltausbruch bereitet Tess zunehmend Sorgen, auch die Kinderzeichnung Heathers: Eine Frau liegt auf dem Boden, mit einem Messer im Hals ...
Auf den Rat ihres Exkollegen Simons hin macht Tess einen Ausflug zur Tower Bridge. Doch Heather hat einen Plan. Sie lotst Tess in das gleiche Restaurant, in dem sich, wie sie gehört hat, Alfie mit Karen treffen will. Prompt wird Tess eifersüchtig und ergreift mit den Kindern die Flucht, ohne Alfie zur Rede zu stellen. Offensichtlich hat sie erhebliche Schuldgefühle und fürchtet, Alfie zu verlieren. Natürlich müssen sie später darüber streiten.
Als sie herausfindet, dass Heather nicht nur gewaltbereit ist, sondern auch noch nachts schlafwandelt und sie möglicherweise vor die einfahrende U-Bahn geschubst hat, beginnt Tess über die Vorfälle in Storm Lake zu recherchieren. Sie hat Angst vor Heather, und Alfie um Tess. Als sie den Sheriff anruft, erfährt sie, wie Jane McGill wirklich gestorben ist: mit einem Messer im Hals. Das stand nicht in der Zeitung. Und vor den Palmers hatten Heather und Grace schon viele Adoptiveltern.
Nach einer weiteren Auseinandersetzung mit Heather sieht Tess nur noch einen Ausweg vor der Trennung. Sie muss Heather mit dem konfrontieren, was damals geschah, als Jane McGill ermordet wurde. Doch diese Reise stellt sich nicht nur als informativ, sondern auch als lebensgefährlich heraus.
Mein Eindruck
Wenn ich den Namen "McGill" höre, muss ich immer an den Song der |Doors| denken: "Miss Maggie McGill, she lived on the hill". Und wie Maggie scheint auch Jane McGill als alleinstehende junge Frau "beliebt" gewesen zu sein, wie sich der Sheriff ausdrückt. Das ist nur eine andere Umschreibung für so etwas wie Prostitution. Damit hielt sie sich und ihre zwei Töchter wohl über Wasser, bis sie an den Falschen geriet. Wer ihr Mörder war, gilt es herauszufinden. Seine Entdeckung führt zu einem dramatischen Showdown in Storm Lake. Die Ermittlung des Mörders trägt einen Teil der Spannung zur Handlung bei.
Nachdem man die Kinder zu Waisen gemacht hat, werden sie durch die Agentur Alvins und Noras an verschiedene Adoptiveltern vermittelt. Die Gebühr dafür stellt sich als saftig heraus, wie Tess und Alfie schnell erkennen müssen. Der Zuschauer fragt sich natürlich bzw. hoffentlich, wieso die Briten nach Kanada fahren müssen, um ein Kind adoptieren zu können. Das liegt an Tess' Krankengeschichte. Sie hat versucht sich umzubringen - ein rotes Stoppsignal für jede Agentur. Folglich könnte sie nur die Dienste unregistrierter Agenturen wie die Alvins in Anspruch nehmen - und blechen. Der Film klagt in dieser Hinsicht die unlauteren Praktiken solcher Agenturen an, aber nicht die Eltern, die sich ihrer bedienen. Die Agentur Alvins ist besonders übel, wie Tess herausfindet.
Der andere Teil der Spannung ist jene, auf die der deutsche Titel so reißerisch abhebt: "Teuflische Brut" soll suggerieren, dass Heather besessen oder sonstwie unzurechnungsfähig ist. Doch entweder wurden die blutigen Stellen herausgeschnitten oder dieser Titel ist ein PR-Hype, denn jedenfalls passiert kein Mord im trauten Heim der Palmers. In dieser Hinsicht löst der Film sein Versprechen in keiner Weise ein. Aber auf raffinierte Weise verlockt die Frage, wozu Heather fähig ist, den Zuschauer dazu weiterzuschauen. Er wird enttäuscht, wie sich herausstellt. Lohnender ist die Frage, wer für Heathers traumatisierten Zustand verantwortlich ist. Diese Frage wird eindeutig und mit überraschenden Implikationen beantwortet.
~ Die Darsteller ~
Die Glaubwürdigkeit der Story hängt allein von drei Darstellern ab. Joanne Whalley hat als Tess die Hauptverantwortung zu tragen. Ich fand, sie erledigte ihren Job zu 90 Prozent ganz gut, der Rest ist so lala. Adrian Dunbar als Alfie Palmer wirkt wesentlich glaubwürdiger, und er lässt sich nichts zuschulden kommen. Nur am Schluss strahlt er mit seiner Familie um die Wette, als sei alles wieder in Butter.
Der große Schwachpunkt des Streifens ist eindeutig Hannah Lochner, die Darstellerin der Heather. Zugegeben, mit zehn Jahren verfügen die Darstellerinnen gemeinhin noch nicht über ausgereifte Mimik und Ausdruckskraft, aber man muss ja nicht so unbeteiligt dreinschauen wie Lochner. Von ihr hätte ich Gefühlsausbrüche wie gegenüber Alvin erwartet. Diese sind jedoch extrem selten. Das emotionale Vakuum, das Lochner liefert, schwächt die Ausdruckskraft des Films insgesamt. So etwas wie Mitgefühl und Empathie kommt daher kaum jemals auf, allenfalls in der Mordszene.
Die DVD
Technische Infos
Bildformate: Widescreen (1.78:1 - anamorph)
Tonformate:
Dolby Digital 2.0/DS in Deutsch
Dolby Digital 5.1 in Deutsch
Dolby Digital 5.1 in Englisch
Dolby Digital 2.0 (Stereo) in Englisch
DTS Digital 5.1 in Deutsch
Sprachen: D, Englisch
Untertitel: D
Extras:
1. Originaltrailer
2. Slideshow
3. Bio-/Filmografien
4. Trailershow
Mein Eindruck: die DVD
Die Qualität von Bild und Sound ist ausgezeichnet, besonders in der DTS-Fassung. An vielen Stellen ist die Szene mit unheimlichen und furchterregenden Bässen unterlegen, die man häufig nur unterschwellig wahrnimmt. Ein guter Subwoofer kann sie gut zur Geltung bringen.
Die selbstablaufende Diaschau zeigt lediglich Standfotos aus dem Film, jedoch keine von den Dreharbeiten, ist also nicht informativ. Die Bio- und Filmografien zu Joanne Whalley (Tess), Adrian Dunbar (Alfie), Don S. Davis (Sheriff) und Hannah Lochner (Heather) bestehen aus herunterscrollenden Texten und informieren den Zuschauer über diese Darsteller.
Die Trailershow enthält Trailer zu folgenden DVDs:
1) Red Dust (Kampf gegen Apartheid in Südafrika, mit Hilary Swank)
2) Pale Blue Moon (Horror)
3) Happy End (deutscher Horror)
4) Bullfighter
5) Ab-normal Beauty
6) Narco (ein Narkoleptiker wird Comiczeichner-Superstar)
7) Tamara (Mystery-Hexen-Horror)
8) Hongkong Police Story (selbsterklärender Titel)
Unterm Strich
"Child of Mine" ist, wie der O-Titel andeutet, mehr Familiendrama als Mystery-Horror, wie der deutsche Untertitel verspricht. Als Familiendrama funktioniert der Streifen ganz gut, wenn man nicht zu viel erwartet. Die Ermittlung der Ursache für Heathers seelisches Trauma erzeugt Spannung und führt zu einem überraschenden und dramatischen Finale - nach dem biblischen Motto: Die Wahrheit macht euch frei.
Mehrere Anliegen des Films erfüllt er selbst nur zum Teil. Der große Schwachpunkt ist die Darstellerin Hannah Lochner. Als Heather sollte sie eigentlich Tess Paroli bieten können, doch ihr Spiel versagt diesbezüglich auf ganzer Linie, hauptsächlich wegen fehlender Emotionalität.
Die DVD wartet kaum mit Bonusmaterial auf, und nur die Qualität von DTS-Sound und Bild wissen zu überzeugen. Wer eine gute Heimkino-Anlage hat, kann sich wirklich satthören und -sehen.
- Redakteur:
- Michael Matzer