Children, The
- Regie:
- Shankland, Tom
- Jahr:
- 2008
- Genre:
- Horror
- Land:
- Großbritannien
1 Review(s)
22.12.2009 | 20:52Kinder können ganz schön gemein sein. Eine Aussage, die vor allem auf jene Blagen zutrifft, die in Horrorfilmen ihr Unwesen treiben. Egal ob sie als fiese Geister auftauchen („The Grudge“), sich als Adoptivtöchter erst ins Herz der Familie einschleichen um selbige darauf abzustechen („Orphan“) oder sich gar als die Brut des Teufels herausstellen („Das Omen“): der eigentlich so liebe Nachwuchs stellt sich nicht selten als gar nicht mehr so liebenswert heraus und sorgt in manchen Fällen gar für schauriges Unbehagen. Doch egal was die bösen Bengel auch machen – Gewalt gegen Kinder wird selbst in den härteren Genrefilmen selten thematisiert. Sicherlich nicht ganz zu unrecht. Nur wenige Filmemacher haben es daher gewagt, diese Grenze zu überschreiten. Einer dieser seltenen Ausnahmen verbirgt sich hinter dem britischen Beitrag „The Children“ von „WAZ“ (2007) Regisseur Tom Shankland, der mit seinem jüngsten Werk einen Film abgedreht hat, welcher durchaus für einiges an Gesprächsstoff sorgen könnte.
Pünktlich zu Weihnachten fährt Elaine (Eva Birthistle) samt Ehemann und Kindern zu ihrer Schwester Chloe (Rachel Shelley) und deren Familie auf´s Land um dort die beschaulichen Feiertage im Kreise der Familie zu verbringen. Während die meisten Familienmitglieder sich über das Wiedersehen freuen, schmiedet Elaine´s älteste Tochter Casey (Hannah Tointon) schon kurz nach der Ankunft an dem beschaulichen Landhaus Pläne möglichst schnell aus der spießigen Gemeinschaft zu fliehen um gemeinsam mit Freunden auf einer Party zu feiern. Doch dazu kommt es nicht, denn schon am nächsten Tag legen die jüngeren Kinder der Familie ein äußerst seltsames Verhalten an den Tag. Glaubt man zunächst noch das der liebe Nachwuchs sich lediglich erkältet hätte, stellt sich diese Vermutung schon wenig später als, zumindest für die Erwachsenen, tödlicher Trugschluss heraus. Denn die unschuldig aussehenden Kinder haben sich quasi über Nacht in mordende Bängel verwandelt, die nun auf alles Jagd machen, das über das zehnte Lebensjahr hinaus reicht...
Auf den ersten Blick erscheint die Grundthematik von „The Children“ durchaus ansprechend, auch wenn mordende Bängel längst nichts neues im Genre sind. Leider entpuppt sich der Film im Nachhinein jedoch als mittelmäßige Kost, die sie, wie so viele andere Filme vor ihr auch, in die lange Reihe jener Werke einreiht, welche zwar mit einer augenscheinlich viel versprechenden Idee auftrumpfen, denen es jedoch an einer gescheiten Umsetzung fehlt. Als Hauptproblem im vorliegenden Fall stellt sich dabei, neben dem teils sehr löchrigen Drehbuch, auch das mäßig vorhandene Talent des Regisseurs als Geschichtenerzähler heraus. Das Drehbuch daher, weil es aus seinem Standartaufbau (Familie trifft sich in einer relativ abgelegen Gegend), den altbekannten Verlauf des Geschehens (keiner der Erwachsenen glaubt Casey, die Anfangs als einzige merkt was mit den Kindern los ist, bis mehrere Leichen das hübsche englische Landhaus verschmutzen) sowie den Klischee belasteten Figuren mit ihren teils abstrusen Handlungen wenig heraus zu holen vermag und die altbekannten Story Muster nicht wirklich attraktiv neu interpretiert. Das zweite Problem, Regisseur Tom Shankland selbst, gelingt es hinzu kaum so etwas wie Spannung aufkommen zu lassen. Alles wirkt zu vorhersehbar, hat zu wenig Eigendynamik, die Charaktere haben kaum Zeit sich vernünftig zu entwickeln und alles wirkt insgesamt zu leidenschatfslos. Sprich: es fehlt der nüchternen Inszenierung an Seele.
Ebenfalls sehr enttäuscht dürfte man über die Tatsache sein, das der Film nicht wirklich nach einer Antwort auf seine selbst in den Raum geworfene Frage, ob man ein Kind töten darf bzw. kann, sobald das eigene Leben in Gefahr ist, sucht oder zumindest so sehr in den Vordergrund stellt, das man nach der letzten Filmminute den Drang verspürt darüber zu diskutieren. Gerade dieses Dilemma, das einige der Charaktere im Film durchaus viel versprechend anspielen, geht irgendwie vollkommen unter, sodass sich der Film leider in einer weniger spannenden Hetzjagd auf Leben und Tod verliert. Darstellerisch ist der Film im übrigen kaum der Rede wert. Während die erwachsenen Darsteller teilweise sehr lustlos wirken, nerven die Kinder die meiste Zeit mit ihrem schrillen Gebrüll. Von eindrucksvollen Leistungen der jungen Darsteller, wie man sie etwa in „So Finster die Nacht“ (2008) bewundern darf, ist man hier meilenweit entfernt. Stattdessen wurden die Kleinen ein bisschen blass geschminkt und dazu verdonnert wie vier Tage Regen und Sturm in die Kamera zu glotzen. Naja. Einzig Hannah Tointon („Hollyoaks“) hinterlässt einen einigermaßen guten Eindruck und dürfte in ihrer abgerissenen Strumpfhose vor allem pubertären Jungs gefallen.
Etwas, das der Film hingegen richtig gut macht, sind seine, optisch teils sehr harten, Schockmomente, die es sogar schaffen, beim Zuschauer ein regelrechtes Gefühl des Unwohlseins hervor zu rufen. Zwar greift der Regisseur auch hier wieder lang fingrig in die Mottenkiste und läutet die meisten seiner Schockmomente mit lauten Tam Tam ein, ihre Wirkung können besagten Sequenzen aber trotzdem voll entfalten. Auch funktioniert die Atmosphäre mitunter recht gut, lässt merkwürdigerweise aber ab der zweiten Hälfte immer weiter nach, sodass das Ende schließlich total in der Belanglosigkeit versinkt. Immerhin muss man den Film aber zu gute heißen, das er sich nicht mit unnötigen Erklärungsansätzen nach der Frage „Warum die Blagen Amok laufen“ beschäftigt. Ist nun mal so, und eine ausstehende Antwort vermisst man nach dem Abspann auch nicht wirklich (zumal „The Children“ sowieso kein Film sein dürfte, der den meisten Zuschauern nachhaltig im Gedächtnis verweilt). Die Chance, aus dem Stoff einen guten Film zu machen, hätten die Macher aber trotzdem ergreifen dürfen.
Original Filmtitel:
The Children (2008)
Länge des Filmes:
Ca. 94 Minuten
Darsteller:
Eva Birthistle...Elaine
Stephen Campbell Moore...Jonah
Jeremy Sheffield...Robbie
Rachel Shelley...Chloe
Hannah Tointon...Casey
Raffiella Brooks...Leah
Jake Hathaway...Nicky
...
Regisseur:
Tom Shankland
FSK:
Keine Jugendfreigabe
Fazit
„The Children“ ist solide Genrekost mit einigen überraschend kompromisslosen Szenen, einer stellenweise sehr stimmigen Atmosphäre sowie einer auf Hochglanz polierten Optik. Leider wirkt der Film die meiste Zeit jedoch noch sehr unausgegoren und nistet sich in der verhassten Langeweile ein, sodass von einem richtigen Filmgenuss nicht wirklich die Rede sein kann. Unter dem Strich bleibt somit nicht sehr viel mehr als ein weiterer, netter Genrevertreter der versucht hat, dem Genre einen neuen Aufschwung zu verpassen. Kann man sehen, tut aber auch nicht Weh wenn man es nicht tut.
4/10
- Redakteur:
- Adrian Trachte