Contestant, The
- Regie:
- Rodrigo Cortés
- Jahr:
- 2007
- Genre:
- Komödie
- Land:
- Spanien
- Originaltitel:
- El Concursante
1 Review(s)
23.02.2009 | 15:47Eine neue Finanzkrise steht uns unmittelbar bevor. Vorausgesetzt, wir befinden uns nicht schon lange in einer. Nicht wenige werden dabei wohl den Wunsch hegen soviel Geld wie möglich zu besitzen, dass trotz drohender Inflation ein angenehmes Leben gesichert sein mag. Reichtum, ein wohlklingender Gedanke. Die Chance auf schnelles Geld haben wir natürlich, Glücks- und Gewinnspiele lassen Tag für Tag beneidenswerte Gewinner entstehen. Doch wer denkt in seinem Freudentaumel dabei schon, dass Geld Segen und Fluch zugleich sein kann. Vor allem, wenn man statt Bares nur Sachpreise zu sehen bekommt. Eine Jacht, ein Flugzeug, eine alte Villa – Statussymbole der gehobenen Schicht, aber von selbst finanzieren sich diese nicht. Was aber machen, wenn zwar diese Objekte vorhanden sind, aber kein Bargeld?
Inhalt
Vor diesem Problem steht Martin Circo (Leonardo Sbaraglia), von Beruf Dozent der Betriebswirtschaft. Als Teilnehmer in einem Fernseh-Quiz und anschließender Gewinner von mehr als drei Millionen Euro in Sachpreisen steht er vor dem Problem, die erworbenen Sachen denn auch unterhalten zu können. Doch Freundin und Banken spielen die Problematik herunter und während erstere das Geld mit vollen Händen ausgibt, zieht sich das Zinsnetz des verliehenen Kredites immer enger um den frischgebackenen Millionär. Soweit, bis schließlich alles den Bach herunter zu gehen scheint und Martins pure Existenz bedroht wird….
Kritik
Genau genommen stellt „The Contestant“ eine Vermischung von Komödie, Satire und auch einer Prise Drama dar, die so in ihrer Zusammensetzung leider nicht ganz überzeugen kann. Der Grund ist eine gewisse Unausgegorenheit, die der überambitionierte Regisseur zu verschulden hat. Seine Wurzeln im Musikvideogeschäft habend, übernimmt sich Rodrigo Cortes schlichtweg mit all seinen Ideen und Inhalten, die er in den Film einbringen wollte. Um das undurchschaubare Finanzwesen wahrhaft zu durchdringen, bedarf es einer vielfach gründlicheren Auseinandersetzung mit der Thematik, all ihre verschiedenen Gesichter inbegriffen. Dies aber will dem Film nur in gut gemeinten Ansätzen gelingen. Grund dafür ist zu großen Teilen auch die eigenwillige Aufbereitung des Streifens, der mehr einem modernen Musikvideo, als einer herkömmlichen Filmstruktur gleicht. Schnelle Bilder, wilde Blickwinkelschwenks, Farbfilter wo hin man sieht und künstlerische Bearbeitungen des Bildes bieten gehörig etwas fürs Auge.
Aber eben zum Nachteil der eigentlichen Geschichte, die unter dem visuellen Brimborium zusehends zusammenbricht. Der Plot selbst weiß sichtlich durch seine bruchstückhafte Narration zu gefallen, denn die zusammengeschnittenen Zeitebenen mitsamt Rückblenden und Vorausdeutungen finden Gefallen, doch in seinem Subtext, seiner Tiefe, eröffnen sich leichtfertige Mängel. Gewisse Ansätze, wie die Hintergrundgeschichte um Martins Mutter wirken fehl am Platze, tragen zum Geschehen nicht einen Funken bei, die Figur des Ökonoms Edmundo wird trotz ihrer gestalterischen Vielfalt nur bedingt bedacht und die berufliche Tätigkeit von Martin als Betriebswirt ist ganz und gar unglaubwürdig, bedenkt man, wie leichtfertig und hilflos er in die Finanzfalle tappt, dessen Gewerbe im Grunde ja sein heißgeliebtes Metier darstellt. Als Off-Erzähler sowie im Film selbst geleitet er den Zuseher durch seine tragische Geschichte, vom euphorischen Anfang bis hin zum Selbstzerstörungsakt am Ende.
Der Humor wirkt nicht immer überzeugend, ist zu oft falsch platziert oder im Kontext zum Geschehen nicht wirklich gut ausgewählt. Ein negativer Eindruck ist auch der des eigentlichen Hauptdarstellers, welcher im direkten Vergleich zum Mimen Edmundos, Chete Lera, einen arg blassen Eindruck hinterlässt. Dessen "Münzparabel" ist zudem ein absolutes Highlight im Film und verdeutlicht auf ganz simple Weise, wie Banken ihre Wuchergeschäfte konstruieren und Menschen an den Rande des Ruins bringen. Hier werden Erinnerungen an jüngste TV- und Zeitungs-Meldungen wach, als von Spekulationen seitens der Geldhäuser gesprochen wurde und wie sie sich dabei mit virtuellen Geldern aufs heftigste verzockt haben.
Fazit
Ist "The Contestant" nun in seinen gut gemeinten Absichten überzeugen? Ja und Nein, muss man sagen. Wenn auch etwas oberflächlich und bisweilen die falschen Akzente setzend kann er zum einen durchaus unterhalten, sofern man sich mit der kühnen Aufbereitung anfreunden kann, zum anderen ist diese Thematik vom Bankrott bringenden Reichtum mal eine etwas neue Schiene, die so in diesem Zusammenhang noch nicht behandelt wurde und definitiv zum eifrigen Nachdenken anregen wird.
- Redakteur:
- Rico Schnabel