Cry Wolf
- Regie:
- Jeff Wadlow
- Jahr:
- 2005
- Genre:
- Thriller
- Land:
- USA
2 Review(s)
10.06.2006 | 13:36Serienkiller im Haus: Alles nur blinder Alarm, oder?
Owen (Julian Morris) ist der Neue an der Westlake Internats-High School. Durch seinen Zimmergenossen Tom (Jared Padalecki) und die ebenso attraktive wie intelligente Dodger (Lindy Booth) findet er schnell Zugang zur coolsten Clique der Schule: dem geheimen "Liars' Club". Die Mitglieder spielen ein gefährliches Spiel, bei dem sie intrigieren, manipulieren und sich gegenseitig aufeinander hetzen. Doch einer von ihnen geht zu weit: Er erfindet den Serien-Killer "The Wolf", der angeblich auf dem Campus sein nächstes Opfer sucht. Per E-Mail verbreitet sich diese Falschmeldung an der ganzen Schule. Doch alsbald wird aus dem Spaß blutiger Ernst. Der Killer schlägt wirklich zu … (nicht ganz zutreffende Verlagsinfo, siehe unten)
Filminfos
O-Titel: Cry Wolf (USA 2005)
Dt. Vertrieb: e-m-s (22.06.2006)
VÖ: 22.06.06
FSK: ab 16
Länge: ca. 87 Min.
Regisseur: Jeff Wadlow
Musik: Michael Wandmacher
Darsteller: Jon Bon Jovi; Julian Morris; Lindy Booth (The Skulls 2), Jared Padalecki (House of Wax, Gilmore Girls) Sandra McCoy (The Hot Chicks - Verrückte Hühner), Kristy Wu (Buffy - Im Bann der Dämonen) u. a.
Handlung
PROLOG
Im nächtlichen Wald unweit des renommierten Westlake Colleges, einer auf die Uni vorbereitenden Schule für die Kinder der Reichen und Schönen, flieht eine schöne junge Frau durchs Gebüsch. Sie wird verfolgt von einer vermummten Gestalt, die eine Pistole und eine Taschenlampe trägt. Als das Handy der Blondine klingelt, ist ihr Versteck verraten. Ein Schuss fällt … Tage später findet man die angefressene Hand der Toten. Sie hieß Becky Roberts. Auch wenn die folgende Handlung sich um Owen Matthews zu drehen scheint, so steht der Mord an Becky immer im Hintergrund. Und das beschert am Schluss eine handfeste Überraschung.
Haupthandlung.
Als Owen Matthews (Julian Morris) mit Hilfe der Beziehungen seines Vaters, eines gefühlskalten Industriekapitäns, auf die Westlake Academy kommt, hat er schon eine Historie von Rausschmissen und Verweisen hinter sich. Drogen und ein Verhältnis mit einer Rektorentochter gehören dazu. Auch auf Westlake darf er nur auf Probe studieren: Journalismus und Physik. Sein Journalismus-Dozent ist Richard Walker (Jovi). Was Owen nicht ahnt: Walker war der Freund von Becky Roberts …
Begrüßt wird Owen jedoch nicht durch den Lehrkörper, sondern durch eine Mitschülerin, die Dodger heißt, benannt nach der Figur des Artful Dodger, eines Schurken aus Charles Dickens’ Roman "Oliver Twist". Ihre Mutter ist eine Lehrerin in den unteren Klassen. Was ihr Vater macht, will sie nicht verraten (er ist der Hausmeister). Owen findet die hübsche wie kluge Dodger (Lindy Booth) jedenfalls umwerfend. Daher freut er sich sehr, als sein Zimmergenosse Tom (Padalecki) ihn zur Geisterstunde aufweckt und in die Schulkapelle schleift: Dodger habe ihn eingeladen.
In der Kapelle hat sich der exklusive Liars’ Club, der Klub der Lügner, eingefunden. Um die nervtötende Langweile an der Schule zu überwinden, denken sich die Klubmitglieder ein Spiel aus, bei dem einer heimlich als Lügner markiert wird, die anderen müssen herausfinden, wer der Lügner ist. Er ist der Wolf, sie sind die Schafe. Offenbar kann Owen am besten lügen, denn er gewinnt das Spiel und den Geldeinsatz.
Dodger ist es, die vorschlägt, dieses Spiel auf die ganze Schule auszuweiten. Das ist nicht ganz ohne Brisanz, denn durch den Mord an der inzwischen gefundenen Becky Roberts hat sich Angst ausgebreitet. Niemand weiß, wer ihr Mörder ist. Dodger will das Gerücht verbreiten, der Mörder treibe sein Unwesen an der ganzen Schule und fange gerade erst an. Zusammen mit Owen denkt sie sich eine Beschreibung des Täters aus (wie sie diese wiederum motiviert, bleibt im Unklaren). Dieser "Wolf" soll eine orangefarbene Skimaske und eine Tarnjacke tragen sowie ein Jagdmesser als Waffe benutzen. Owen schickt die E-Mail mit der Nachricht an alle Studenten ab.
Die Prophezeiung weiterer Morde erschreckt nicht nur Schüler, sondern auch Eltern. Und die wiederum wenden sich an die Rektorin, die wiederum die Lehrer instruiert. Rich Walker warnt Owen beim Schachspiel, dass er sich in einer gefährlichen Position befinde. Ein Fehler und Owen fliege von der Schule – Ende der Karriere.
Inzwischen hat eine Lawine von panikartig verschickten warnenden E-Mails, Instant Messages und SMS auch eine überraschende Folge: Ein Typ, der sich selbst Wolf nennt, ist über das Internet auf die Schule auf Owens Clique aufmerksam geworden und warnt ihn per Instant Message, das Spiel nicht zu weit zu treiben. In einer Klubsitzung wird klar, dass keiner weiß, wer diese Mail geschickt hat. Die Lügner müssen erkennen, dass sie die Kontrolle über ihr eigenes Spiel verloren haben.
Da sich der Verdacht nun gegeneinander richtet, dauert es nicht lange, bis erste Opfer zu verzeichnen sind. Aber sind diese echt – oder nur Teil eines hinterhältigeren Spiels?
Mein Eindruck
Die Ko-Autoren Jeff Wadlow, der Regisseur, und Beau Bauman, der Produzent, möchten in ihrem Teen-Horrorstreifen gerne Kritik an der modernen Kommunikationstechnik und an den Medien sehen. Dass die Kommunikationshilfsmittel im Mittelpunkt des Geschehens stehen, trifft ohne Zweifel zu. Die Schüler benutzen E-Mail, Instant Messaging, SMS und Fotohandys wie das Selbstverständlichste von der Welt. Dass man damit auch die Privatsphäre verlieren kann und andere ihre wahre Identität verbergen können, geht den "Lügnern" erst im Verlaufe ihres eigenen fiesen Spiels auf. Dann ist es jedoch bereits zu spät, um die tödliche Entgleisung zu verhindern.
Was dies nun mit den amerikanischen Medien zu tun haben mag, das hängt weitgehend von dem Einfluss ab, dem man dem Internet heute zugestehen mag. Ich selbst halte das Internet mit allen seinen Erscheinungsformen wie etwa auch Blogs oder Podcasts für überaus einflussreich, und es gibt inzwischen keinen TV-Sender mehr, der sich nicht auch eine interaktive Webseite leistet.
Doch wie so manche Newspage zeigt, agieren die Online-Redakteure auch etwas übereilt. Von journalistischer Sorgfalt ist da manchmal wenig zu spüren, und so hätten es Falschmeldungen wie die vom Serienmörder Wolf durchaus leicht, zumal in einer abgeschieden lebenden Gemeinschaft wie dem Westlake College. Der Vorgang erinnert mich an die Taktik der US-Regierung unter Bush, eine Falschmeldung über "Massenvernichtungsmittel" im Irak über die amerikanischen Medien zu verbreiten. Diese schalteten sich dann quasi "freiwillig" gleich, auf dass Amerika den "Krieg gegen den Terror" führen könne. Der Selbstläufer wurde als Anlass zum Einmarsch in den Irak vorgeschützt. Der Rest ist bekannt, ebenso wie die Enthüllungen über das Lügenpaket der US-Regierung.
Was dies mit dem Film zu tun hat? Nun, Owen muss am Schluss, als er auf der Polizeiwache sitzt, erkennen, dass er auf fieseste Weise benutzt worden ist. Und als er realisiert, wie dies vonstatten ging und zu welchem Zweck, da muss er erfahren, dass ihm keiner glauben wird, wenn er das erzählt. Der Lügner ist von einem besseren Lügner aufs Kreuz gelegt worden und hat sich in seiner eigenen Falle gefangen. Vielleicht könnte man sagen, dass derjenige zuletzt lacht, der am besten lügt. Auf die US-Regierung trifft dies inzwischen nicht mehr zu.
~ Die Darsteller ~
… agieren recht glaubwürdig, haben aber selten Gelegenheit, ihre mimischen Fähigkeiten zur Geltung zu bringen. Denn die raschen Szenenwechsel und schnellen Schnitte lassen sie besonders im letzten Drittel zu Figuren in einem Schachspiegel werden, das in einem Spiegellabyrinth gespielt wird. Nichts ist "echt", alles relativ, die Lüge ist von der Wahrheit nicht zu unterscheiden, und nur die Leiche am Schluss ist unbestreitbar mausetot. Selbst Owens Täterschaft ist eine Frage der Interpretation. Um den Hinweisen auf die Wahrheit auf die Spur zu kommen, empfiehlt es sich, den Rat des Regisseurs zu befolgen und den Film zweimal anzuschauen.
~ Optische Trickkiste ~
Das lohnt sich auch in ästhetischer Hinsicht. Ob wohl dies Jeff Wadlows Debüt ist, hat sich der Regisseur einige Tricks einfallen lassen, um die Optik aufzupeppen und die MTV-verwöhnten jugendlichen Zuschauer bei der Stange zu halten. Ein wichtiger Trick besteht in Mikrobildern, die weniger als eine Sekunde gezeigt werden, aber solch horrormäßige Motive wie etwa Schusswunden, blutüberströmte Leichen oder blitzende Klingen zeigen. Der Zweck dieses Stilmittel besteht in der Vermittlung von suggestiven Assoziationen. Diese soll der Zuschauer dem jeweiligen Hauptakteur einer Szene beziehungsweise dessen Unterbewusstsein zuschreiben und unterstellen. So als würde der- oder diejenige (meist ist es Owen) Erinnerungssplitter erleben. Da die Erinnerung subjektiv ist, findet man es nicht ungewöhnlich, dass die Bildsplitter monochrom sind und nur das Blut rot heraussticht …
Es gibt aber auch länger ausgespielte Szenen, die ihren eigenen Horror entfalten. Das trifft etwa für die Szene in der Bibliothek zu. Owen hat sich hier mit Dodger zu trautem Zwiegespräch verabredet. Plötzlich bemerkt er im Hintergrund eine Gestalt, die vorüberhuscht. Ist es der Messermörder? Die beiden verstecken sich. Weil die Deckenleuchten von Bewegungssensoren ein- und ausgeschaltet werden, gehen hinter ihnen die Lichter aus und vor ihnen an. Um sich nicht zu verraten, müssen sie also unbeweglich verharren. Dennoch scheint sich ihnen jemand zu nähern, denn die Deckenlampen gehen wieder an, jeweils in ihre Richtung. Werden sie verfolgt? Ist das Ende nahe? Nein, es ist bloß eine alte Lehrerin, die ein Buch sucht. Sie rät ihnen – und dies ist einer der seltenen wirklich humorvollen Momente – zu den deutschen Philosophen in der Bibliothek zu gehen, wenn sie ungestört sein wollen. Dorthin geht nie jemand …
~ Das Auge als Komplize ~
Die Kamera ist allgegenwärtig, ein allsehendes Auge. Sie schiebt sich durch enge, Klaustrophobie erzeugende Gänge ebenso wie durch einen Laptopbildschirm, zoomt winzige Bildschirmbuchstaben zu Metergröße heran, filmt unter Wasser halbnackte Mädchen und aus der Luft ganze Wälder. Aber natürlich lügt die Kamera. Sie ist ein Komplize der Lügner, die sich in Westlake ein Vergnügen daraus machen, andere hinters Licht zu führen.
"Cry Wolf" ist eine Redensart, die so viel wie "blinden Alarm schlagen" bedeutet. Genau dies tut auch der Film, und damit reiht er sich in die Serie unzähliger Teenhorrorstreifen seit "Scream" und "Ich weiß, was du letzten Sommer getan hast" ein. Inzwischen ist dieses "blinden Alarm schlagen" zu einem Volksvergnügen geworden. Keiner würde es daher merken, wenn mal echter Alarm geschlagen werden würde. Denn die Wahrheit, die durch Medien usw. Vermittelt wird, ist lediglich relativ und nur durch ihren Aufmerksamkeitswert interessant - oder auch nicht. Die ständig wechselnde Informationslage lässt den Film daher immerhin bis zum überraschenden Schluss spannend bleiben.
Die DVD
Technische Infos
Bildformate: 2,40:1 (anamorph)
Tonformate: D in DTS und DD 5.1, Englisch in DD 5.1
Sprachen: D, Englisch
Untertitel: D
Extras:
- Trailer in D und GB
- Making-of (ca. 17 Min.)
- Bio- und Filmografien zu Cast & Crew
- Trailershow: acht aktuelle DVD-Trailer
Mein Eindruck: die DVD
Der DTS-Standard beschert dem Zuschauer, dessen Anlage DTS ausnutzen kann, einen beeindruckenden Hörgenuss. Da die Geräusche bei Horror ebenso wie bei Action eine entscheidende Rolle in der Soundkulisse spielen, ist ihre einwandfreie Wiedergabe wichtig. DTS verhilft ihnen zu dieser astreinen Wiedergabe.
Demgegenüber wirkt die massiv eingesetzte Musik – sie ist für alle Teenhorrorfilme obligatorisch, denn sie dient der Identifikation des Zuschauers mit den Figuren – fast schon angeberisch. Aber das ist Geschmackssache. Die Songs stammen entweder von den sattsam bekannten Bands junger Weißer aus der Vorstadt oder von Hiphoppern. Die Hiphopmusik trumpft mit äußerst satten Bässen auf, die gut zu der Halloweenparty passen, auf der die WOLF-Doppelgänger ein Stelldichein feiern. Wer will, kann in dieser Szene die Wände wackeln lassen!
Das Bonusmaterial umfasst neben der üblichen Werbung in Form von Trailern eine Reihe von schier unlesbaren Filmografien – der unruhige Hintergrund stört die weiße Schreibmaschinenschrift des Vordergrunds erheblich – und ein viertelstündiges Making-of.
Das Making-of erzählt erst einmal die Story nach. Wer’s also nicht kapiert hat, wie die Handlung verläuft, bekommt hier Nachhilfeunterricht. Die Ko-Autoren Wadlow und Bauman erklären ebenso wie die beiden Hauptdarsteller, worum es denn überhaupt geht. Mit solchen Kinkerlitzchen wie dem, wer mit wem am liebsten oder ungernsten zusammenarbeitete, geben sich die Herrschaften nicht ab. Gut so, denn das interessiert mich nicht. Über die politischen Interpretationsmöglichkeiten lässt sich aber ebenfalls niemand aus. Dazu hätte man ja einen unabhängigen Experten von hoher Autorität zu Rate ziehen müssen, und das wiederum wäre teuer geworden.
Unterm Strich
"Cry Wolf" ist kein weiterer tumber Schlitzerhorror, in dem reihenweise attraktive Mädels ihre Avon-gepflegte Haut zu Markte tragen müssen. Vielmehr entpuppt sich das Lügengespinst als ein mehr oder weniger treffender Kommentar auf die Kultur der Relativität und Unübersichtlichkeit, die durch moderne Kommunikationsmittel inzwischen global unter der Jugend verbreitet ist. Wenn nun noch jemand die Lüge zum Prinzip der Wirklichkeit erhebt (wie es gewisse Regierungen getan haben), ist der Manipulation über diese Kommunikationskanäle Tür und Tor geöffnet. Dass hierbei die US-Medien im Visier der Macher stehen, wird durch die Kommentare Letzterer bestätigt.
Die ästhetischen Mittel, insbesondere die optischen Tricks und die obligate Musik, machen das Zuschauen interessant, auch wenn man der Story nicht ohne weiteres zu folgen geneigt ist. Damit man den Hinweisen auf die Wahrheit auf die Spur kommt, sollte man den Film ein weiteres Mal ansehen. Es gibt durchaus humorvolle und ironische Szenen zwischen all dem Horror.
Wer sich über Klubs wie den Liars’ Club wundert, sollte erst einmal etwas über die absonderlichen Klubs nachlesen, in denen George W. Bush, Dick Cheney und Bill Clinton Mitglied waren. Lindy Booth, die Hauptdarstellerin, hat schon in einem anderen Klubthriller gespielt, in "The Skulls 2". Die Verbindung zu diesen Geheimgesellschaften ist also nicht weit hergeholt. Und seit Dan Browns Bestsellern "Illuminati" und "Sakrileg" sind sie groß in Mode. Der nächste Roman Browns befasst sich mit den Freimaurern, denen u. a. auch George Washington angehörte …
- Redakteur:
- Michael Matzer
"Cry Wolf"! Hieß so mal nicht ein bekannter Song von A-HA? Wie ihr schon aufgrund des Titels erahnen könnt, ist der sehr leicht dem Horrorgenre zuzuordnen. Um genauer zu sein, dem Teenie-Horror, was nicht nur an den sehr jungen Darstellern liegt, sondern auch an der Art und Weise, wie die Newcomer Jeff Wadlow und Drehbuch-Ko-Autor Beau Baumann den Film inszeniert haben. Beide besuchten die Abschluss-Klasse der School of Cinema-Television (University of Southern California). Dort drehten sie den Kurzfilm "The Tower Of Babble", bei dem niemand Geringerer als Kevin Spacey als Erzähler gewonnen werden konnte. Mit diesem Film ergatterten die Jungfilmer das Ticket für das "Chrysler Million Dollar Film Festival". Hauptpreis war ein Zuschuss von einer Million Dollar für einen Spielfilm. Und was soll ich schreiben: Das Resultat kann sich wahrlich sehen lassen!
Inhalt
Der Film beginnt wie viele Teenie-Slasher: Ein Mädchen rennt nachts im Wald vor jemandem weg und findet ein Versteck. Der Verfolger geht natürlich gemächlichen Schrittes hinterher, bis er das Mädel nicht mehr sehen, geschweige denn hören kann. Also klingelt er auf ihrem Handy durch und erschießt sie eiskalt!
Szenenwechsel: Owen (Julian Morris) hat sich mehr als einmal auf seiner alten Highschool daneben benommen und soll nun auf der elitären Privat-Schule Westlake Preparatory Academy Ordnung und Disziplin beigebracht bekommen. Sein reicher Vater hat andere "Verpflichtungen", als sich um die Sorgen und Nöte von seinem Sohnemann zu kümmern. Dort trifft er als Allererstes auf die hübsche und geheimnisvolle Dodger (Lindy Booth). Mittlerweile kursieren erste Gerüchte über den Verbleib von Becky (Erica Yates) in der Schule. Bereits in derselben Nacht lernt Owen die restlichen Freunde von Dodger kennen. In der alten Kapelle der Schule spielen die Mitglieder des "Liar´s Club", wie sich die Clique der gelangweilten Rich Kids nennt, ein Spiel namens Wolf. Dabei tritt ein den übrigen unbekannter "Wolf" gegen die ganze Gruppe an und versucht Runde für Runde, die Gruppe der "Schafe" zu dezimieren. Und, wie soll´s anders sein, ausgerechnet Owen wird als Wolf bestimmt und schafft es auch tatsächtlich, als "Wolf" unerkannt zu bleiben. Seine plausible Erklärung hierfür: Die anderen kennen sich einfach zu gut, weshalb sie einander alles zutrauen würden.
Am nächsten Tag erhärtet sich der schreckliche Verdacht: Die vermisste Becky wurde tot im Wald aufgefunden. Im Journalistik-Kurs, der vom Dozenten Rich Walker (Jon Bon Jovi) geleitet wird, sollen sich die Schüler mit dem Vorfall befassen. Dies tun die Mitglieder des "Liar´s Clubs" auf ihre Art und Weise: Die Schüler weiten das Spiel von letzter Nacht auf die gesamte Schule aus. Allen voran Dodger und Owen sind die Köpfe dieses Projekts. Dabei erfinden die beiden einen Serien-Killer namens "The Wolf" dem sie mehrere typische Merkmale wie eine orangene Ski-Maske oder eine Jacke in Tarnfarben zuordnen. Ferner beschreiben die beiden, nach welchem Muster der Killer vorgeht und nach welchen Kriterien er sich die Opfer aussucht. Via E-Mail werden diese Informationen an die gesamte Schüler- und Lehrerschaft geschickt.
Alles verläuft nach "Plan": Das Gerücht vom Killer verbreitet sich wie ein Lauffeuer auf dem Campus. Doch dann gerät alles nach und nach aus den Fugen: Owen z. B. erhält mysteriöse Mails von einem Absender, der sich ebenfalls "The Wolf" nennt, die Sachen von seinem Zimmergenossen Tom (Jared Padalecki) werden durchwühlt und zu guter Letzt verschwindet Randall (Jesse Janzen) auf mysteriöse Art und Weise. Aus dem Spaß ist längst Ernst geworden, denn die Mail hat die "sicheren" Mauern der Westlake Preparatory Academy verlassen, was bedeutet, dass dem Thema mehr Aufmerksamkeit zukommt, als dem "Liar´s Club" lieb ist. Owen kommt nicht drumherum, den "Scherz" zu beichten. Doch just ab diesem Zeitpunkt wird eine Gestalt in orangefarbener Ski-Mütze und Tarnjacke gesichtet. Dem wird jedoch nicht allzu viel Bedeutung zugemessen, da Halloween vor der Tür steht. Owen ist aber felsenfest davon überzeugt, dass es sich um den richtigen Mörder handelt.
Hat Owen recht? Wer ist die mysteriöse Person mit der orangefarbenen Ski-Mütze? Stecken vielleicht sogar die restlichen Mitglieder des "Liar´s Club" hinter diesem üblen Scherz?
Der Film
Aufgrund des Titels hab ich mit dem Schlimmsten gerechnet, bin aber (zum Glück) mit einem kleinen Schrecken davongekommen. In bester Wes-Craven-Manier (u.a. die "Scream"-Trilogie) kredenzen uns Jeff Wadlow (Regie) und Beau Baumann (Produktion, Drehbuch-Ko-Autor) einen genialen Teenie-Slasher, der sich wahrhaft meisterlich aus der Affäre zieht. Neben einem sehr geringen Budget standen den Neulingen auch eher frische Darsteller zur Verfügung, die einmal mehr die Glaubwürdigkeit der Story unterstreichen. Allen voran Lindy Booth und vor allem Julian Morris gehen in ihren Rollen auf, aber auch Jon Bon Jovi ("Ally MacBeal"; "Blaze of Glory") macht eine mehr als ansehnliche Figur (ich rede hierbei nicht nur über die optischen Vorzüge des Gelegenheitsschauspielers).
Ferner werden gewisse Slasher-Tabus gebrochen, wie z. B. die Integration von E-Mails oder Instant-Messenger und Handys, die bewusst in die Handlung eingebaut werden und diese zu keiner Sekunde "verwässern". Ein weiterer Punkt ist der, dass der Film zu großen Teilen auf dem Campus-Gelände spielt, was die Darsteller und vor allem den Regisseur noch mehr fordert. Denn gerade auf einem sehr limitierten Raum die Spannung hoch zu halten, ist eine Kunst für sich, was z. B. Jodie Foster in "Panic Room" eindrucksvoll unter Beweis gestellt hat. Außerdem ist der Film sehr kurzweilig gehalten, was neben den Schauspielern auch an der sehr realistischen Story liegt, die den Zuschauer von der ersten bis zur letzten Sekunde fesselt. Allen voran die überraschenden Wendungen lassen keine Langweile aufkommen, was bis zum Ende des Films anhält. Wer ist denn nun der "Wolf", welchen Part übernimmt Dodger bei der ganzen Geschichte oder wollen die anderen Club-Mitglieder es Owen nur heimzahlen? Das sind alles Fragen, die während des gesamten Filmverlaufs durch den Kopf der Zuschauer kreisen und somit natürlich dazu beitragen, die Spannung auf einem sehr hohen Niveau zu halten.
Wer auf Popcorn-Kino ohne viel Schnick-Schnack steht, sollte unbedingt ins Kino gehen und sich den Film ansehen. Keine Angst, so schlimm wie die amerikanisierten Remakes wie "The Ring" oder "The Grudge" ist der Film keinesfalls. Eher eine moderne Variante von "Scream" oder "Ich weiß, was du letzten Sommer getan hast". Besonders empfehlenswert ist es, sich "Cry Wolf" auf Englisch anzuschauen, da die Dialoge recht einfach gestrickt sind und man der Handlung auch so folgen kann, ohne das Wörterbuch ins Kino mitzuschleifen. Von meiner Seite zeigen beide Daumen nach oben! Hoffen wir, dass Jeff Wadlow den Versuchungen des Hollywood-Mainstream-Kinos wiederstehen kann und weiterhin solch niveauvolle Machwerke abliefert.
- Redakteur:
- Tolga Karabagli