Dark Knight, The
- Regie:
- Christopher Nolan
- Jahr:
- 2008
- Genre:
- Thriller
- Land:
- USA
- Originaltitel:
- Dark Knight, The
1 Review(s)
10.08.2008 | 08:29Die Frage ist potenziell tödlich: Wer darf geopfert werden - ein Schiff mit Sträflingen oder eines mit wohl beleumdeten Familien? Christopher Nolan lässt diese Frage den Joker stellen, sie wird zu einer der Schlüsselszenen seines neuen Films "The Dark Knight". Denn der Joker, der berühmteste Widerpart des Fledermaushelden, hat zwei Passagier-Schiffe mit je einer Sprengladung versehen, auf einem sind Knackis, auf dem anderen die "normalen" Menschen. In wenigen Minuten sollen die beide Boote explodieren. Doch eines kann gerettet werden, lässt der ewig grinsende Bösewicht mit seinem ihm eigenen Charme wissen: Den beiden Kapitänen hat er dafür die Fernsteuerung gegeben, um das jeweils andere Schiff zu sprengen, um sich selbst zu retten. Ein spannendes soziologisches Experiment beginnt, wer zuerst den Zünder bedient ...
Es sind solche Momente, die aus "Batman - The Dark Knight" deutlich mehr machen als eine stinknormale Comicverfilmung. Nolan ist es mit seiner nach "Batman Begins" zweiten Interpretation des Helden im Fledermausdress gelungen, viele aktuelle Konflikte des menschlichen Zusammenlebens in einen unglaublichen Action-Thriller zu packen - der aber trotzdem nicht überladen wirkt und auch ohne den gedanklichen Überbau einfach unterhalten kann.
Dass dieser Spagat gelingen kann, liegt beispielsweise an den grandiosen Spezialeffekten. Wo andere Regisseure auf die Macht von Computern setzen, hat sich Nolan für die wohl teurere Faszination der Realität entschieden: So bestimmen nicht Bits und Bytes, wohin ein Neun-Tonnen-Truck fliegt, als er nach einer Explosion vom Boden abhebt - nein, Nolan und sein Team ließen für den Stunt eine ganze Straße sperren. Auch ein zusammenstürzendes Krankenhaus wurde ganz real gesprengt, der Realismus zieht in den Film hinein. Neben diesen grandiosen Szenen lebt der Film aber vor allem von seinem abwechslungsreichen Drehbuch mit vielen Überraschungen und kleinen Nebensträngen, wobei sich die Story aber dennoch an keiner Stelle verheddert und gleichzeitig über zweieinhalb Stunden genügend Potenzial entfaltet, um den Film auch noch einmal ansehen zu können.
Und dann ist da dieser Joker, der mit seiner elektrisierenden Präsenz dem eigentlichen Helden die Schau stiehlt. Denn wie der kurz nach dem Dreh an einer Medikamenten-Überdosis verstorbene Heath Ledger die geschminkte Bosheit in Person gibt, ist selten so zu sehen: Ein von seinem alkoholkranken Vater entstellter Typ, der losgelassen hat von der Welt und ihren Regeln, nur noch seinem manischen Zerstörungstrieb ergeben, beseelt von der Vorstellung, auch andere in diesen Wahn zu ziehen. Heath Ledger verkörpert diesen entfesselten Geist mit Hingabe, lässt den Joker töten, grinsen, verschlagen seinen Lippen lecken. Oder einfach einmal einen Riesenhaufen Geld verbrennen, ohne mit der Wimper zu zucken. Gerade in dieser Szene kann auch wieder so eine Frage auftauchen, die diesen Film den nötigen Tiefgang verleiht: Denn wie gehen wir mit Terroristen um, die den Tod mehr lieben als das Leben, denen weltliche Werte völlig egal sind?
Batman als Held findet in diesem durchweg düsteren Szenario keinen rechten Weg für eine Antwort, ist hin- und hergerissen zwischen der Achtung der Menschenwürde und der Macht, die er haben könnte, würde er sich wie der Joker aus dem Grundkonsens menschlicher Gesellschaft ausklinken. Christian Bale als Batman verkörpert diesen Konflikt recht überzeugend und liefert so noch ein Grund mehr dafür, dass dieser Film zum Höhepunkt des Kinojahres wird - und zu einer der besten und tiefschürfendsten Comic-Verfilmungen aller Zeiten.
http://wwws.warnerbros.de/thedarkknight/
- Redakteur:
- Henri Kramer