Dark Knight, The
- Regie:
- Christopher Nolan
- Jahr:
- 2008
- Genre:
- Action
- Land:
- USA
- Originaltitel:
- Dark Knight, The
1 Review(s)
12.08.2008 | 12:26Kinostart: 21. August 2008
“Let's turn the clocks back. A year ago, these cops and lawyers wouldn't dare cross any of you. I mean, what happened? Did your - did your balls drop off? Hmm?“ (Der Joker)
Wir schreiben das Jahr 1997, als eine Legende zu Grabe getragen wird. Batman ist tot! Nach vier Kinofilmen geht es für den dunklen Ritter nicht mehr weiter. Nachdem Tim Burton zwei ausgezeichnete und düstere "Batman" Filme gedreht hatte (die spätere, ernste Comicverfilmungen wie "X-Men" erst möglich machten), entschlossen sich die Verantwortlichen bei Warner Bros. dem Franchise ein jugendgerechteres Antlitz zu verpassen; Joel Schumacher ("Nicht auflegen!") übernahm den Regiestuhl Tim Burtons. Mit "Batman Forever" und vor allem "Batman und Robin" (wer erinnert sich nicht daran: George Clooney im Nippelanzug) trieb er den Feldermausmann ins Grab.
Es sollte geschlagene acht Jahre dauern, bis sich Warner Bros. wieder trauen sollte einem "Batman" Film grünes Licht zu geben. Der bis dahin eher unbekannte Independent-Filmer Christopher Nolan ("Memento", "The Prestige") durfte die undankbare Aufgabe übernehmen, den Mythos Batman wieder salonfähig zu machen. Wie einst Comiczeichner Frank Miller ("Sin City", "300"), der den modernen Batman-Comics in den 80er Jahren mit "Batman - Das erste Jahr"
und "Batman - Der dunkle Ritter schlägt zurück" ihren düsteren, realistischen Touch gab, zog Nolan 2005 mit "Batman Begins" den Karren aus dem Dreck. Sein Batman kam ohne Bonbon-Ästhetik und Lacheinlagen aus. Düster und ernst, mit einem psychologischen Einschlag, erfand er die Batman-Figur auf der Leinwand neu.
"The night is darkest just before the dawn. And I promise you, the dawn is coming. " (Harvey Dent)
Drei Jahre nach seinem Überraschungserfolg läuft nun der Nachfolger "The Dark Knight" an (übrigens die erste Comicverfilmung, die den Filmhelden nicht im Titel trägt). Von einem wahnsinnigen Hype begleitet landete der Film auf der imdb Top 250 bei fast 200.000 Votes mit 9.3 Punkten im Durchschnitt auf Platz eins, noch vor "Der Pate" und "Die Verurteilten".
Bei derart großen Vorschusslorbeeren stellt sich unweigerlich die Frage, ob der Film halten kann, was der Trubel um ihn verspricht. Die klare Antwort lautet: JA!
Ungefähr ein Jahr nach den Ereignissen aus "Batman Begins" kämpft Gotham City weiter mit Korruption und Gewalt. Die Verbrecher scheuen dank Batman (Christian Bale "American Psycho", "The Machinist") die Nacht, sind im Untergrund aber weiterhin aktiv. Die Vorzeichen haben sich durch den neuen Volkshelden zwar geändert, die Probleme sind aber bei weitem noch nicht aus der Welt geschafft. Staatsanwalt Harvey Dent (Aaron Eckhart, "Thank you for smoking"), der weiße Ritter der Stadt verspricht aber Licht am Ende des Tunnels. Er will mit einem Schlag die komplette Mafia Gothams in Handschellen legen und ganz nebenbei auch der Korruption ein Ende bereiten.
Die guten Vorsätze werden aber von einem neuen Bösewicht jäh zerstört. Der Joker (Heath Ledger, "Brokeback Mountain"), ein wahnsinniger, durch Narben entstellter Clown versammelt die Gangsterbosse der Stadt um sich und sorgt für Anarchie und Chaos. Zusammen mit Polizei-Lieutenant Gordon (Gary Oldman, "Bram Stoker's Dracula", "JFK") kämpfen Batman und Dent Seite an Seite für Recht und Gerechtigkeit.
"You either die a hero or you live long enough to see yourself become the villain." (Harvey Dent)
Was wurde nicht alles über den neuen "Batman" bereichtet: Box Office Rekord nach dem ersten Wochenende, Einspielrekord nach der ersten Woche, der schnellste Film der 300 Millionen Dollar eingespielt hat ("The Dark Knight" brauchte nur zehn Tage), und, und, und... Von der New York Times bis zu den tausenden Bloggern schäumt eine Welle der Begeisterung in alle Ecken der Erde. Wo der Film anläuft drängen sich Menschenmassen in die Kinos. Schade, dass Deutschland das letzte Fleckchen Erde ist, dass diesen Blockbuster zu Gesicht bekommt.
Wenn es denn endlich soweit ist wird die BRD den Blockbuster des Jahres sehen, der nicht nur im Comicgenre Maßstäbe setzt. Wie der Titel vermuten lässt handelt es sich bei "The Dark Knight" um einen düsteren Film, der viele morbide und eindringliche Momente bereithält. Statt sich aber einfach auf der prominenten Heldenfigur auszuruhen, inszeniert Regisseur und Drehbuchschreiber Christopher Nolan eine handlungsgetriebene Charakterstudie, die sich den Antagonisten annimmt. Wurde in "Batman Begins" noch die Entstehungsgeschichte der Fledermaus erzählt, widmet sich "The Dark Knight" dem Schauplatz Gotham City und seinen Hauptfiguren.
Wie das Ende des Vorgängers vermuten lässt, ist der Joker (grandios: Heath Ledger) der treibende Antagonist des Films. Schizophren, durchtrieben, unberechenbar, wahnsinnig und doch brillant ist der Joker Nemesis und gleichzeitig Abkömmling von Batman; ohne den dunklen Ritter kann der durch Narben entstellte Clown nicht existieren. Interessanterweise spart sich Nolan die Hintergrundgeschichte des Jokers. Er bezeichnete seine Version des Verbrechers als „absolut“, eine Figur die keiner weiteren Einführung bedarf.
Das bleibt jedoch nicht der einzige Handlungsstrang. Gekonnt führt Nolan den Staatsanwalt Harvey Dent (unterschätzt: Aaron Eckhart) ein, Gothams letzte Rettung, den weißen Ritter. Zusammen mit seiner Freundin Rachel Dawes (beerbte Katie Holmes: Maggie Gyllenhaal) kämpft er auf legalem Wege gegen die Unterwelt und die überall währende Korruption der Stadt. Seine guten Vorsätze werden ihm jedoch bald zum Verhängnis und aus dem weißen Ritter Gotham Citys wird der rachsüchtige Mörder Two Face.
In Mitten dessen findet auch Batman seine Rolle. Strahlender Held oder Outlaw? Retter der Stadt oder alles zerstörendes Fegefeuer? Batman oder Bruce Wayne? Fragen die in dem 152-minütigen Epos bis ins letzte Detail aufgeklärt werden.
"You'll hunt me. You'll condemn me, you'll set the dogs on me. But that's what has to happen." (Batman)
Nach dem Film liegt den Zuschauern förmlich ein Psychogramm der Hauptfiguren vor, was gleichermaßen dem wendungsreichen, mit maßstäbesetzenden Dialogen gespickten Drehbuch, als auch den brillanten Schauspielleistungen zu verdanken ist. Bale ist wie auch im Vorgänger ausgezeichnet und porträtiert wie kein anderer Batman-Schauspieler vor ihm sowohl den dunklen Ritter, als auch den Playboy Bruce Wayne. Aaron Eckhart knüpft an seine Galavorstellung aus "Thank you for smoking" an und zeigt ein eindringliches, zu 100 Prozent überzeugendes Spiel. Auch er nimmt seine Doppelrolle mit Bravour (und hat zum Ende die Schockmomente auf seiner Seite). Eine weitere tragende Figur spielt Gary Oldman, der Lieutenant Gordon verkörpert. Als einzig aufrechter Polizist der Stadt ist er die Schnittstelle zwischen Batman und Harvey Dent. Die perfekt besetzten Nebenrollen (Morgan Freeman, "Die Verurteilten" als Lucius Fox, Michael Caine , "Gottes Werk und Teufels Beitrag" als Buttler Alfred und Maggie Gyllenhaal, "Secretary" als Rachel Dawes) zeigen überdies, wie ein Blockbuster aussehen muss.
"See, I'm a man of simple tastes. I like dynamite...and gunpowder...and gasoline! Do you know what all of these things have in common? They're cheap!" (Der Joker)
Natürlich kommt man bei einer Rezension zu "The Dark Knight" nicht um eine gesonderte Nennung des tragisch verstorbenen Heath Ledgers ("Brokeback Mountain"). Durch einen Medikamentencocktail gestorben ist "The Dark Knight" sein Nachlass. Sein Spiel ist eindringlich, schockierend und regelrecht aufwühlend. Wer die Verhörszene gesehen hat wird das bejahen können. Neben unzähligen denkwürdigen Zitaten sind es aber vor allem zwei Szenen, die auf kurze oder lange Sicht Kult werden: der Zaubertrick und die Krankenhausszene. Wie damals bei Brandon Lee in "The Crow" wird auch Ledger für immer mit diesem Film verbunden und durch ihn unsterblich. Für Oscarprognosen ist es sicherlich noch zu früh, aber Ledger dürfte (auch ohne seinen Tod) ein heißer Kandidat sein. Seine Mimik und Gestik wird bei dem einen oder anderen noch eine Weile im Kopfkino spuken.
Fazit
Lange Rede, kurzer Sinn: "The Dark Knight" ist der erhoffte Blockbuster und mit Abstand die beste Comicverfilmung. Ein Epos, das zurecht von Kevin Smith (Regisseur von u.a. "Dogma" und Comicfan) als „the "Godfather 2" of comic book movies“ bezeichnet wurde. Es ließen sich noch viele Zeilen über diesen Film verlieren, die wichtigste lautet aber: ab ins Kino und 152 Minuten denkwürdige Unterhaltung genießen.
"Y'see, madness, as you know, is like gravity. All it takes is a little...push." (Der Joker)
http://wwws.warnerbros.de/thedarkknight/
- Redakteur:
- Martin Przegendza