Dead Leaves (OmU)
- Regie:
- Hiroyuki Imaishi
- Jahr:
- 2004
- Genre:
- Trickfilm
- Land:
- Japan
1 Review(s)
19.06.2006 | 11:07Story
Pandy und Retro erwachen nackt auf der Erde und können sich an nichts mehr erinnern. Auf der Suche nach Essen, Kleidung und einer Mitfahrgelegenheit geraten sie in einen Blutrausch der Gewalt. Dabei werden sie von den Behörden festgenommen und in das berüchtigte Mondgefängnis "Dead Leaves" überführt. Während sie dort eingekerkert sind, entdecken sie, dass "Dead Leaves" eine streng geheime Einrichtung zum Klonen ist - mit schurkischen Wächtern und deformierten Ergebnissen gentechnischer Experimente. Extrem verrücktes Chaos und gewalttätiges Durcheinander sind die Folge, als die beiden mit Hilfe ihrer Mitgefangenen einen Gefängnisausbruch organisieren...
Meine Meinung
Verrückt, durchgeknallt und auf jeden Fall gewagt - dieses kurze Filmchen (Spielzeit: leider nur ca. 50 Minuten) bricht mit so ziemlich allen Tabus und widersetzt sich durch seine manchmal furchtbar übertriebenen Handlungen den meisten Gesetzen des guten Geschmacks. Wobei der Begriff 'Handlung' hier besser noch einmal neu definiert werden sollte. "Dead Leaves" ist in erster Linie ein ziemlich wirres Action-Spetakel, bei dem brutale Gewaltszenen ebenso auf der Tagesordnung stehen wie offensichtliche sexistische Anspielungen und ihre konsequente Weiterführung. Damit ist das hier Gebotene auch keinesfalls Stoff für schwache Nerven, insbesondere was den Rahmen dieses nicht wirklich einfach durchschaubaren Plots anbelangt. Die Macher von Produktionen wie "Ghost In The Shell" oder "Jin-Roh" haben dieses Mal wirklich alle Konventionen missachtet und ein herrlich buntes, quietschfideles, gleichzeitig aber auch sehr vollkommen durchtriebenes Szenario erstellt, bei dem die beiden unbekleideten Hauptfiguren die einzigen Konstanten sind. Das einzige Hindernis zum vollen Genuss ist der abstrakte Humor von Regisseur Hiroyuki Imaishi, dessen Verständnis eine grundlegende Voraussetzung für die Beziehungsaufnahme zur losen Story und den durchgedrehten Figuren ist. Und ich kann es auch wirklich niemandem verdenken, wenn er sich an den häufig total überladenen Darstellungen stört, denn schließlich ist "Dead Leaves" nicht das, was man einen herkömmlichen Anime-Film nennt. Dafür aber das, was man eigenständig und deswegen auch sehr gelungen bezeichnen darf.
Die DVD-Variante von Panini Video ist ebenfalls ein überzeugendes Dokument, dem aber leider eine deutsche Synchronisation fehlt. "Dead Leaves" kommt als Original mit (sehr guten, erfinderischen) Untertiteln auf den Markt, dafür aber auch mit massig Bonusmaterial, welches sogar selbst die Spielzeit des Hauptfilms übersteigt. Den wichtigsten Part stellt hier ein ausführlicher Bericht zur Erstaufführung dar, bei dem die Hintermänner eine ganze Menge Informationen zur Intention und Umsetzung des Projekts liefern. Weiterhin gibt es noch kurze Videoeinspielungen sowie ein Poster im Booklet. Diesbezüglich kann der nur selten mit Extras verwöhnte Anime-Fan also definitiv nicht klagen.
In Sachen Bild ist der Silberling dann auch in bestechender Form; scharfe Kontraste, kein Rauschen und sehr, sehr kräftige Farben kann "Dead Leaves" auf der Haben-Seite verbuchen. Der Ton ist indes nicht so interessant, es sei denn, man ist der japanischen Sprache mächtig. Ich persönlich hätte mir eine deutsche Synchronisation gewünscht, um mich vollends auf die Bilder konzentrieren zu können. Aber das ist sicherlich Ansichtssache...
Fazit
Es bleibt nicht mehr viel zu sagen; "Dead Leaves" hat Klasse und ist, frei von sämtlichen Genre-Limitationen, ziemlich außergewöhnlich. Wer es schillernd bunt und prächtig abgedreht mag, wird an dieser verworrenen Story eine Menge Spaß haben - auch wenn das Vergnügen wieder relativ schnell vorüber ist.
- Redakteur:
- Björn Backes