Donnie Brasco
- Regie:
- Mike Newell
- Jahr:
- 1998
- Genre:
- Drama
- Land:
- USA
- Originaltitel:
- Donnie Brasco
1 Review(s)
29.10.2008 | 13:09Handlung
Das FBI schleust in den späten 70er Jahren des letzten Jahrhunderts seinen Agenten Joseph Pistone (Johnny Depp) als Undercover-Agent in eine New Yorker Mafia-Familie. Der junge Mann wird hervorragend auf seine Rolle vorbereitet, eine wasserdichte Biographie gibt ihm eine Tarnung als Juwelierhändler.
Ziel der Aktion ist es, das Vertrauen der Mafiosi zu gewinnen, und so entschließt sich Joseph dazu, als Donnie Brasco Kontakt mit Lefty Ruggiero (Al Pacino) aufzunehmen. Dieser ist ein kleiner, alternder Ganove, ein Auftragskiller, der weiß, dass er innerhalb der Hierarchie nicht weiterkommen kann und wird. Als Lefty Brasco einen Diamanten verkaufen will, erkennt dieser ihn als eine Fälschung, der erste Schritt ist getan und mit der Zeit gewinnt Brasco das Vertrauen und die Sympathie des Mafioso.
Durch Lefty lernt Brasco auch den skrupellosen und kalten Dominick Napolitano, genannt Sonny (Michael Madsen), kennen. Ihm sind alle Mittel, vor allem brutale Gewalt, recht, um seine Macht noch stärker auszubauen. Brascos Karriere innerhalb der Mafia macht Fortschritte, und schließlich wird er nicht zuletzt durch Leftys Vertrauen ein Freund innerhalb der Familie.
Lefty, der in seinem Schützling so etwas wie seinen Adoptivsohn sieht, vertraut sich Brasco völlig an. Immer wieder gibt Lefty zu verstehen, dass er, obwohl er schon 30 Jahre der Familie gedient und 26 Morde begangen hat, immer noch ohne Rang und Geld dasteht. Ein verbitterter Mann, und sein allergrößter Traum ist es, mit einem Boot auf und davon zu fliehen, fernab aller Verpflichtungen.
Donnies Undercovertätigkeit wird für ihn persönlich zu einer Belastung. In zwei Welten lebend, ist er doch in keiner wirklich zu Hause. Seine Frau (Anne Heche) und seine Kinder sieht er nur für wenigen Stunden in der Woche. Mehr und mehr verfängt sich der junge Agent in seiner Rolle als Mafiamitglied und nimmt schließlich auch seine Gewohnheiten als Krimineller mit zu seiner Familie.
Die Ehe ist auf die Probe gestellt, und Brasco wird klar, dass auch nur der kleinste Fehler seinen eigenen wie auch den Tod seiner ganzen Familie bedeuten würde. Ebenso würde über Lefty, der sich für Donnie Brasco verbürgt, das Todesurteil ausgesprochen werden, sobald jemand Brasco verrät oder durch einen tragischen Zufall seine wahre Identität ans Licht gelangt.
Das FBI verlangt nach Ergebnissen, und auch hier sieht sich Brasco förmlich in die Ecke gedrängt, ohne die Möglichkeit zu haben, irgendwie auszubrechen, und erst recht weiß er, dass am Ende seines Einsatzes Blut fließen wird ...
Kritik
Der Film "Donnie Brasco" basiert auf den Erfahrungen von Joseph D. Pistone. In seinem 1990 erschienen Buch "My Undercover Life in the Mafia" schildert der FBI-Ermittler seine sechsjährige Zeit in der Mafia-Familie Bonanno im Herzen von New York City. Seine Infiltration führte Ende der 70er Jahren dazu, dass 120 Mitglieder der Familie Bonanno verhaftet und verurteilt werden konnten. Für das FBI eine großartige Leistung, die einzig und allein Pistone zuzuschreiben ist, der unter Lebensgefahr ermittelte. Ein Tanz auf dem Vulkan. Nach seinem Einsatz erhielt Joesph Pistone innerhalb des US-Zeugenschutz-Programmes eine neue Identität. Heute arbeitet er immer noch als Autor und Berater für verschiedene Strafverfolgungsbehörden in aller Welt.
Der Regisseur Mike Newell inszenierte seinen Mafiafilm nicht nach dem Prinzip ähnlich gelagerter Vorgänger wie z. B. "Der Pate". Trotz gewisser Ähnlichkeiten sind der Grundstein seines Filmes die autobiografischen Aufzeichnungen des Agenten Pistone. Im Film geht es primär nicht darum, die Strukturen innerhalb der Mafia-Familie zu interpretieren und zu erklären. Vorwiegend im Mittelpunkt steht die Beziehung Brascos zu Lefty, eines kleinen Mafioso, der innerhalb der Familie niemals aufsteigen wird und immer verbittert und unzufrieden wirkt. Al Pacino ("Der Pate") spielt seine Rolle großartig und sehr emotional, gerade im Hinblick auf seine väterliche Zuneigung, die er für Brasco empfindet. Lefty ist nicht nur ein Mentor für Brasco, sondern wird im Laufe Handlung immer mehr zu einem Freund.
Und genau diese Szenen lassen den Zuschauer sehr gut spüren, wie sehr Brasco/Pistone zwischen den Welten lebt und wie sehr seine Tarnung ihm fast alles nimmt, was er besitzt: Familie, Freunde, sein Vertrauen in sich und andere. Oftmals - und das war wohl auch der Effekt, den Newell erreichen wollte - fragt sich der Zuschauer, ob Brasco sein altes Leben hinter sich lässt und überläuft. Brasco empfindet, obwohl er von Leftys Verbrechen weiß, doch eine Art von Freundschaft für ihn.
Seine Frau sagt im Film zu Brasco: "Du wirst langsam zu einem von diesen Verbrechern." Woraufhin ihr Mann ihr eindringlich ins Gesicht schmettert: "Nein, ich bin einer von ihnen". In genau dieser Szene fängt man an zu begreifen welchen Tanz mit dem Teufel der junge Agent aufführt. Seine Verzweiflung und sein Handeln sind brillant von Johnny Depp dargestellt.
Sicherlich gibt es auch die eine oder andere brutale Szene, aber der Spannungsbogen beinhaltet die persönliche Wandlung Brascos, der weiß, dass es keine Regeln für ihn gibt und am Ende des Weges mit großer Wahrscheinlichkeit der Tod auf ihn wartet.
Selbst sein Verhältnis zu seinen Vorgesetzten beim FBI ändert sich, und zeitweise bricht er auch über längere Zeit die Kontakte zu seinen Verbindungsoffizieren ab. Diese wiederum wenden sich vorsichtig an Brascos Frau, die nur ihren Mann zurück und eine intakte, normale Familie haben möchte. Die Ehe steht letztlich auf des Messers Schneide und sie verlangt die Scheidung. Dieses Verlangen nach Trennung ist aber eher ein Hilferuf, auch sie klammert sich verzweifelt und verängstig zum letzten Mal an ein Stückchen Hoffnung.
Mit Lefty empfindet man wirkliche Tragik, der gerne seinem Schicksal entfliehen möchte, dem zugleich aber die mentale Kraft und sicherlich auch die Rückendeckung einer Familie fehlt, die ihn in dunklen Stunden aufzufangen vermag.
Fazit
"Donnie Brasco" ist ein Mafia-Film, und wie wie kaum zu vermeiden wäre, gibt es viele genreüblichen Klischees über die "ehrenwerte" Familie. Doch das wirkt in diesem Fall nicht überzogen oder ermüdend. Der Mittelpunkt sind die Beziehungen der Protagonisten untereinander, ihre Entscheidungen, ihr Verhalten, ihr Versagen und auch ihre Einsichten.
Die Schauspieler - allen voran Al Pacino, dicht gefolgt von Johnny Depp und seiner Filmehefrau Anne Heche sowie dem diabolischen Bösewicht Michael Madsen - liefern allesamt eine grandiose und eindrucksvolle Leistung ab.
Mit "Der Pate" zu vergleichen ist "Donnie Brasco" bei weiten nicht, denn die Botschaft beider Filme unterscheidet sich grundlegend, so dass die Erwartungshaltung einiger Zuschauer vielleicht enttäuscht wird. Doch unabhängig davon bleibt es dabei: "Donnie Brasco" ist ein äußerst sehenswertes Drama.
Produktinformation
• Darsteller: Al Pacino, Johnny Depp, Michael Madsen
• Regisseur: Mike Newell
• Komponist: Patrick Doyle
• Format: Dolby, PAL
• Sprache: Deutsch (Dolby Digital 2.0), Deutsch (Dolby Digital 5.1), Englisch (Dolby Digital 5.1)
• Region: Region 2
• Bildseitenformat: 16:9
• FSK: Freigegeben ab 16 Jahren
• DVD-Erscheinungstermin: 2. Oktober 2008
• Produktionsjahr: 1998
• Spieldauer: 122 Minuten
• DVD Features:
o Interviews
o Blick hinter die Kulissen
o Featurette
o Darstellerinfos
• ASIN: B001CFAXS6 (amazon.de)
- Redakteur:
- Michael Sterzik