Dragon Eyes (Blu-Ray)
- Regie:
- John Hyams
- Jahr:
- 2012
- Genre:
- Action
- Land:
- USA
- Originaltitel:
- Dragon Eyes
1 Review(s)
15.02.2013 | 16:14Kickass Action mit Altstars: Streetfighting in New Orleans
In der Nachbarschaft St. Judes in New Orleans lebt die Bevölkerung in Verzweiflung. Duellierende Banden dominieren die Straßen und machen den rechtschaffenden Bürgern das Leben zur Hölle. Erst als der mysteriöse Fremde Ryan Hong (Cung Le) in der Gegend auftaucht, beginnt sich das Blatt für die Gemeinde zum Positiven zu wenden. Mit seinen unvergleichlichen Martial Arts-Künsten, die er von seinem brillanten Mentor Tiano (Jean-Claude Van Damme) erlernt hat, spielt er die Banden erfolgreich gegeneinander aus.
Doch lange währt der von Hong geschaffene Frieden nicht, denn der korrupte Polizeichef Mr. V (Peter Weller), der zuerst angetan von den Martial-Arts-Künsten des Neuen war, hat beschlossen, dem Treiben ein Ende zu machen, um sein Regime nicht zu gefährden. Es kommt zum ultimativen Showdown zwischen Hong und Mr. V...
Filminfos
Originaltitel: Dragon Eyes (USA 2012)
VÖ: 20.11.2012
EAN: 5050582914139
Laufzeit: 94 Minuten
Dt. Vertrieb: Universal Pictures
FSK: ab 18
Regisseur: John Hyams
Darsteller: Jean-Claude Van Damme, Peter Weller, Cung Le, Crystal Mantegna u.a.
Handlung
Ryan Hong hat es böse erwischt. Die Schergen von Polizeipräsident Mr. V (Weller) haben ihn nahezu totgeschlagen. Nur seinem Vermieter, einem Vietnam-Veteranen, hat er es zu verdanken, dass er sich hier in diesem Bunker verstecken und erholen kann. Dabei hatte alles so vielversprechend angefangen, als er Tiano begegnete...
Tiano (Van Damme) ist sein Mentor in der Kampfkunst, aber auch sein Beschützer. Und so einen braucht Hong, wenn er im Knast überleben will. Er hat aus Versehen eine junge Frau getötet und büßt nun eine lange Strafe ab. Doch Mr. Lord, der Boss der Straßengang Devil Dogs, hat Ryan auf dem Kieker - bis Tiano dazwischen geht. Der hat seinen eigenen Sohn dabei getötet, als Sohnemann ihn berauben wollte. Nun tut Tiano Buße, beispielsweise indem er einen Rächer ausbildet nach St. Judes schickt, dem Viertel von New Orleans, aus dem er selbst stammt: eben Ryan Hong.
Ryan zieht in ein schäbiges Zimmer ein, das ihm der Vietnam-Veteran vermietet, doch dieser hat die schöne Enkelin Rosanna, die ein Auge auf Ryan wirft. Rosanna (Crystal Mantegna) sieht sich jedoch permanenten Drangsaliererei der aktuell in St. Judes herrschenden Straßengang The 6th Street Kings ausgesetzt, die unbehelligt Drogen vertickt. Als Theo, der Gangleader, auch Hong anmacht, kommt es zu einem ersten Fight, den die Kings verlieren.
Das ruft Theos Boss Dash auf den Plan, ein brutaler Typ, der sein eigener bester Rauschgiftkunde ist. Doch Antoine, Dashs Konkurrent, ist dagegen und will Hong selbst rekrutieren. Als sie sich streiten, geht Polizeipräsident Mr. V alias Victor Swan dazwischen. Da er von beiden seinen Anteil dafür einstreicht, dass er ihn vor der eigenen Polizei Protektion bietet, ist ein Bandenkrieg das Letzte, was er will.
Doch als die Tresore sowohl von Dash als auch Antoine bis eine chinesische Botschaft leer und all ihr Geld verschwunden ist, rüsten beide gegeneinander zum Krieg. Nach einer veritablen Schlacht landet Hong im Knast von Mr. V, der ihm einen Deal anbietet: "Du arbeitest für mich, dafür lassen dich die anderen in Ruhe." Gebongt.
Doch schon bald danach ist auch Mr. V's Tresor leer. Und der erste, auf den der Verdacht des schier rasenden Cops fällt, ist Hong. Höchste Zeit, die Devil Dogs einzuschalten...
Mein Eindruck
Auf den Straßen, wo die Drogen vertickt werden, herrscht allnächtlich Krieg. Ryan Hongs Einmischung verändert die Spielregeln dieses Kriegs. Er beraubt die Gangs ihres Geldes und schürt deren Misstrauen gegeneinander. Es ist pure Ironie, dass die 6th Street Kings sich auf Geheiß von Mr. V entwaffnen lassen: Sie haben auf der Straße nichts mehr zu sagen. Schon bald machen die Devil Dogs sie alle. Wenn's ums Geschäft geht, gibt es keine Gnade.
Mafioso
Es ist absehbar, dass auch Hong ins Visier der Devil Dogs gerät, aber erst nachdem Mr. V ihnen und ihrem Anführer grünes Licht gegeben hat. Schließlich ist er in St. Judes der Obermacker, der die Gangs nach seiner Pfeife tanzen lässt: Er besorgt ihnen nicht nur den Stoff, den sie verticken, sondern auch die Waffen - so kassiert er doppelt. Peter Weller tritt wie das Klischee eines Mafiagangsters auf, denn Mr V ist stolz auf seine italienische Abstammung. Nur dass sein Klischee die Maske des ultimativen Bösen trägt. Er ist "old crime", alle anderen sind "new crime". Klar, dass er im Revier der Leitwolf ist.
Mr. Nobody
Gegen diesen Leitwolf tritt nun der anonyme Eindringling Ryan Hong an, ein unbeschriebenes Blatt ohne jede Wurzel in St. Judes, nur eine vage Hoffnung auf die Verbindung mit der schönen Enkelin seines Vermieters. Cung Le, der diesen Hong verkörpert, ist auch dem Zuschauer ein Rätsel, und es fällt der Regie sichtlich schwer, seine Motivation zu erklären. Dazu sind mehrere Rückblenden auf die Ausbildung durch Tiano nötig. Tiano wiederum macht weitere Rückblenden notwendig, die ihn erklären sollen.
Erzähltechnik
Durch eine ausgeklügelte Technik von Rückblenden und nicht-linearem Erzählen, die an Tarantino erinnert, erhalten alle Figuren außer Mr. V eine größere Tiefe. Dass der Film mit der Mitte beginnt, als Hong schwer verletzt im Bunker liegt, ist typisch für diese Erzählweise. Aber dieser Ansatz der rätselhaften Hinweise macht den Zuschauer neugierig und fesselt seine Aufmerksamkeit. Gelingt es dem Zuschauer, alle Puzzleteile richtig zusammenzufügen, wird ihm schlagartig klar, dass ja das Grande Finale noch bevorsteht! Na, da kann man sich doch gleich viel mehr freuen...
Showdown
Das Finale lässt denn an Vorbereitung, Spannung und vor allem Martial Arts Action nichts zu wünschen übrig. Mr V hat Hongs Freundin gekidnappt. Doch der Weg zu ihrer Befreiung ist von Mr Vs zahlreichen Schergen verbaut - scheint es zumindest. Nun muss Hong zeigen, was er drauf hat. Die "Augen des Drachen" sind die Augen der mutigen Todesverachtung...
Humor
Eine komödiantische Einlage lockert die Mitte des Films auf. Hong soll das Vertrauen, das Mr V in ihn setzt, durch einen Mord an einem säumigen Zahler rechtfertigen. Solche Loyalitäts-Tests sind gang und gäbe. Das auserkorene Opfer ist Mr. Beech, ein Meth-Kiffer, der völlig durchgeknallt ist. Sein Kumpel, ein Weißer namens Tony, soll ihm den Eindringling vom Leib halten, doch es wäre leichter, gegen Schatten zu kämpfen. Es kommt zu einem grotesken Endkampf, der allerdings ganz anders als vorgesehen endet. Das wiederum findet Mr. V überhaupt nicht lustig, wir aber schon.
Die Blu-ray
Technische Infos
Bildformate: 1,85:1 (anamorph)
Tonformate: D in DTS-HD 5.1, Englisch in DTS-HD 5.1
Sprachen: D, Englisch
Untertitel: D, Englisch
Extras:
- Trailer
- Behind the Scenes
- Trailershow
Mein Eindruck: die Blu-ray
Da dies eine Blu-ray ist, darf man mit bester Qualität hinsichtlich Bild und Ton rechnen. Man wird auch nicht enttäuscht. Besonders der Sound haut bei den Rap-Songs und den wummernden Bässen richtig rein. Die zahlreichen Kampfszenen werden im Breitwandformat angemessen präsentiert und nicht seitlich abgeschnitten. Um alle Namen richtig mitzubekommen, hatte ich die deutschen Untertitel zugeschaltet, aber das erwies sich als unnötig.
Extras
1) Deutscher Trailer (3:45 min)
Während die beiden Altstars Peter Weller und Jean-Claude van Damme der Handlung den zentralen Konflikt liefern, so stehen doch die starken Fights im Vordergrund, in deren Mittelpunkt Cung Le steht.
2) Behind the scenes (10:31 min)
Der "Blick hinter die Kulissen" entpuppt sich als veritables Making-of. Alle wichtigen Leute geben Statements darüber ab, wie sie zu diesem Film kamen, was ihre Rolle bedeutet, was dieser Film soll - nämlich unterhalten, Leute! - und wie die Zusammenarbeit war. Kein Wort also über tiefere Bedeutung usw., bis auf dies: "Rosanna repräsentiert die Stadt, doch Mr. V will die Stadt zu seinem Spielplatz machen: der einzige Dieb in diesem Ort."
Hongs Auftauchen und Durchsetzungsvermögen verändern Rosanna, so dass sie wieder Hoffnung schöpft. Die Nachbarn folgen Rosannas Beispiel. Erstaunen könnte noch die Information, dass Cung Le nicht bloß bis zum Umfallen fightete, sondern seine Fights auch selbst choreografierte. Sein Stil vereint östliche und westliche Stile, sagt er, doch auf keinen Fall Kung-Fu. Das kann jeder erkennen, der schon mal eine Doku über eine Kung-Fu-Schule, wie es sie in China zu Tausenden gibt, gesehen hat.
3) Trailershow
a) Beatdown
b) Bunohan - Return to murder
c) Blood Out
d) Bad Ass (s. meinen Bericht)
e) Fighting
f) Circle of Pain
Unterm Strich
Ich hatte ein schlimmeres Machwerk erwartet, wurde aber in dieser Erwartung angenehm enttäuscht. Während Van Damme und Weller dem Grundkonflikt eine solide und verständliche Basis - Gut gegen Böse - verleihen, sorgt der junge, aus Vietnam stammende Cung Le im Vordergrund für eine Verschiebung der Macht, die in St. Judes ausgeübt wird. (Dass Cung Les Vermieter in den sechziger Jahren in Vietnam kämpfte, zieht eine weitere Parallele zum Krieg und verbindet die Figuren.)
Diese Machtverschiebung ist keine Lappalie, sondern ein komplexer Vorgang, den man aber dennoch gut nachverfolgen kann. Die Kröte, die es zu schlucken gilt, ist natürlich die Vorstellung, dass ein hoher Cop der eigentliche Drahtzieher des Verbrechens ist. Dass Mr V. ganz offen in St. Judes den Mafioso - vom Nadelstreifenanzug bis zum Borsalino-Hut - geben kann, verrät dem Zuschauer, wie tief und weit die Korruption im Polizeiapparat reicht.
Rätsel
Die Kampfszenen scheinen zunächst unmotiviert und willkürlich vom Zaun gebrochen zu sein, doch je mehr die komplexe Erzähltechnik die Hauptfigur erklärt, desto notwendiger erscheinen sie. Es hilft durchaus, den Film zweimal anzuschauen, um alle Zusammenhänge mitzubekommen.
Vor allem eine mysteriöse, ganz in Blau gehaltene und in Zeitlupe gedrehte Szene gab mir Rätsel auf. Ein Kapuzenräuber rennt in eine junge weißen Frau hinein, ein Schuss löst sich, sie verblutet - doch wir nicht, wer alles beteiligt ist und was diese Szene soll: Es ist die Tötung, die Hong erst in den Knast brachte, wo er Tiano kennenlernte. Es handelt sich also um eine albtraumhaft wiederkehrende Erinnerung, die Erklärung, warum auch Hong etwas wiedergutmachen will. Dieser Kampfsportfilm hat also nicht nur Grips, sondern auch Herz, und das ist nicht selbstverständlich.
Kampfstil
Wer sich nun fragt, was denn der Kampfstil ist, der hier praktiziert und gezeigt wird, so kann ich nur andeuten, dass es sich um eine Kombination aus Taekwondo, Karate und Kickboxen handelt. Taekwondo war die erste Kampfsportart, die Cung Le in den USA erlernte, nachdem er mit seiner Familie aus Vietnam gekommen war. Heute macht er in diesem und weiteren Filmen ein eindrucksvolle Figur. Hoffentlich werde ich noch mehr von ihm sehen.
Die Blu-ray
Die Ausstattung der Silberscheibe ist nicht umwerfend, aber das braucht sie auch nicht: Das Publikum, das sie kaufen oder ausleihen soll, will Fights sehen, und die gibt es hier in Hülle und Fülle. Besonders das Finale ist umwerfend. Aber es gibt auch Grips und Gefühl, so dass ich keinesfalls von einem Haudrauf-Klopperei-Streifen reden möchte. Schon in etwa zwei Jahren wird man diesen Film als einen modernen Klassiker betrachten, der fernöstliches Denken und Fighten in das Streetgang-Milieu einbrachte.
Michael Matzer (c) 2013ff
- Redakteur:
- Michael Matzer