Fluch der Karibik 3 - Special Edition
- Regie:
- Verbinski, Gore
- Jahr:
- 2007
- Genre:
- Abenteuer
- Land:
- USA
- Originaltitel:
- Pirates of the Caribbean - At World's End
1 Review(s)
23.12.2008 | 17:56"Einfach kann ja jeder" mag sich Gore Verbinski wohl gedacht haben, als er dem Überraschungserfolg "Pirates of the Caribbean: The Curse of the Black Pearl" einen zweiten Teil nachschob. Damit schaffte er, bei aller unerreichten Originalität des ersten Teils, mindestens einen ebenbürtigen Film, wenn nicht sogar streckenweise eine Steigerung, was in der Filmgeschichte ja nun nicht so oft vorkommt. Mit dem bei "PotC: Dead Man's Chest" absichtlich offen gehaltenen Ende wurde gleich der Dritte unmissverständlich angekündigt. Ob "PotC: At World's End" gegenüber seinen Vorgängern einbricht oder nicht, davon kann sich der Heim-Cineast selbst überzeugen. Disney stellt seit November 2007 eine Standard Single-DVD sowie eine Special-Edition-Doublette zur Auswahl in die Regale.
Zur Story
Lord Cutler Beckett hat sich zum Herrscher über die Karibik aufgeschwungen. Nichts und niemand scheint ihn und die "East India Trading Company" aufhalten zu können. Wer nicht spurt, wird gehenkt. Entweder klassisch durch den Strang an Land oder durch die quasi unbesiegbare "Flying Dutchman" auf See, deren Crew der Verdammten Beckett, mit Hilfe von Davy Jones' Herz (vgl. "PotC: Dead Man's Chest"), nach Gutdünken kontrolliert und für seine Zwecke einsetzt. Doch wie das immer so ist mit der Unterdrückung: Je mehr man die Menschen bedrängt, desto mehr Rebellion macht sich breit - bis das Fass schließlich überläuft. Es wird langsam Zeit, dass jemand dem schmierigen Knaben das großkotzige Handwerk legt.
Und wer bietet sich als Freiheitskämpfer mehr an, als jene, die das gesellschaftliche Joch seit jeher abzustreifen versuchen? Das Wort "Freibeuter" kommt ja schließlich nicht von ungefähr. Jedenfalls pfeift die Piraten-Bruderschaft die Ihren zum hohen Rat zusammen, von dessen 9 Anführern aber nur 8 abkömmlich sind. Um beschlussfähig handeln zu können, müssen aber alle legitimierten Würdenträger anwesend sein. Da gibt's ein Problem: Ausgerechnet Jack Sparrow konnte seine Insignie - die ihn als einer dieser Neun Piratenfürsten ausweist - bekanntlich nicht weitervererben, da ihn kürzlich Davy Jones' Krake holte. Er befindet sich, wiewohl immer noch lebendig, seitdem im Reich der Toten, in seiner ganz persönlichen Hölle.
Eine Hand voll getreuer und alter Bekannter macht sich, ausgerechnet unter der Führung seines alten Intimfeindes Kapitän Barbossa auf, ihn dort raus zu boxen. Zunächst gilt es das geheimnisvolle Kartenmaterial vom Fürsten Sao Feng aus Singapur zu besorgen. Auf dieser ist verzeichnet, wie man über den Rand des Meeres hinaus ins Jenseits segelt und (was ja noch wichtiger ist) hernach auch wieder zurück in die Welt der Lebenden gelangt - wenigstens wenn man die äußerst trickreiche Karte zu lesen versteht. Es gelingt tatsächlich Jack samt der "Black Pearl" aufzuspüren und gemeinsam ins Diesseits über zu wechseln. Hier jedoch geht der Zoff dann erst richtig los. Misstrauen, Kompetenzgerangel und handfester Verrat sind nur die Spitze des Eisbergs.
Eindrücke
Da war sie nun, die hoch am Mast angeschlagene Messlatte, zusammen mit dem losen Ende des Vorgängers und der bangen Frage: Kann "PotC - At World's End" noch mal einen drauf setzen? Er kann. Mit nahezu dem gleichen, eingespielten Team vor und hinter der Kamera. Von Hans Zimmer als genialem Scorer, über den beinahe schon gewohnten Cast bis hin zur Tricktechnik blieb alles beim Alten. Apropos Tricks: Art-Departments werden ja allerorts praktisch nie müde zu erwähnen, dass Film Y noch aufwändigere Tricks erforderte als sein Vorgänger X. Das trifft auf PotC 3 natürlich auch wieder zu, wo Klassenprimus ILM erneut die (digitalen) Puppen kräftig tanzen lässt.
Da Teil 2 und 3 fast zeitgleich gedreht wurden, sind die Darsteller allesamt vollzählig angetreten. Darunter auch einige alte Bekannte. Käpt'n Barbossa ist einer davon und läuft zur Höchstform auf. Er gefällt außerordentlich, sowohl von der Figur her, als auch in Sachen Darstellung von Geoffrey Rush. Da müssen sich selbst die drei etablierten Prinzipale kräftig strecken, um von dem Briten nicht komplett an die Bordwand gespielt zu werden - am leichtesten fällt das natürlich Johnny Depp. Den kauzigen Sparrow hat er einfach drauf. Auch die Ausgestaltung der Rolle ist vielschichtiger geworden. Was wörtlich zu verstehen ist. Der Zuschauer erhascht einen Blick in die schizophren-verdrehte Gedankenwelt Jacks und erfährt eine ganze Menge über seine Motivationen. Er ist und bleibt Dreh- und Angelpunkt der Geschichte.
Seit ihrer schwächeren Form im Vorgänger, haben sich auch Orlando Bloom und Kira Knightley erholt und befinden sich wieder auf Level. Zwei Neuzugänge sollen nicht unerwähnt bleiben: "Rolling Stones" Gitarrist und Rock-Ikone Keith Richards als Sparrows Daddy - Käpt'n Teague - sowie Martial-Arts-Kanone Yun-Fat Chow als Singapurs Piratenfürst Sao Fen. Doch sein Kung-Fu ist nicht gefragt, er fuchtelt allenfalls ein wenig mit dem Schwert herum. Keith Richards, der laut Johnny Depp überhaupt die Vorlage für die Figur des exzentrischen Jack Sparrow lieferte, fungiert als gestrenger und nicht minder durchgeknallter Hüter des, bei PotC viel zitierten, Piraten-Codex. Sogar die äußerliche Ähnlichkeit der beiden schrägen Vögel ist frappant, was freilich zu einem großen Teil der - wieder einmal - überaus gelungenen Kostümierung geschuldet ist.
Eine alte Filmweisheit besagt jedoch, dass man durch opulente Ausstattung und viele exzellente Tricks gern mal die eventuell dürre Handlung zu übertünchen versucht. Das müssen sich Ted Elliot und Terry Russio als Storyschreiber aber nicht vorwerfen lassen. Ihr Plot ist einfallsreich und, mit Blick auf den Rest der Piratensaga, auch schlüssig. Selbstverständlich sind auch hier wieder humorvoll versteckte Seitenhiebe auf Genrebrüder und eine großer Schuss Selbstironie dabei. So werden alle Register gezogen, die PotC so beliebt gemacht haben. Herausstehend ist das Disney-untypische Ende, welches unerwartet konsequent ausfällt und beim Publikum nicht überall auf Gegenliebe stieß. Ob das aber das allerletzte Wort ist, bleibt abzuwarten.
DVD und Bonusmaterial
Disneys DVDs stehen grundsätzlich nicht im Ruf an Schwindsucht zu leiden. Das Spezial-Doppel wird dieser recht pauschalen Einschätzung wieder einmal vollkommen gerecht. Bruckheimer und Verbinski haben eine ganze Latte Material drauf gepackt, welches insgesamt sehenswert ausfällt und zudem hübsch aufbereitet wurde - natürlich gibt's auch wieder Hidden Features auf der Bonus-DVD zu entdecken. Die Disk mit dem Hauptfilm leistet sich auch keine Schwächen, sie wartet mit brillantem Bild und knackigem DTS-Ton auf, zusätzlich beinhaltet sie den Audiokommentar, sowie eine Auswahl lustiger Pannen vom Dreh.
Fazit
Ob es bei der Trilogie bleibt oder doch noch mindestens eine Quadrologie draus wird, bleibt abzuwarten. Die Gerüchteküche um einen eventuellen Teil Vier brodelt. Depp und Knightley haben bereits pro forma öffentlich grünes Licht gegeben. Die Zuschauer freut's bestimmt, wenn die Geschichte fortgesetzt wird - besonders diejenigen, denen das originelle Ende nicht happy genug ist. Man hat sich geschickt diverse Türen einen Spalt weit offen gelassen, um später noch weiteres Seemannsgarn anknüpfen zu können. Bis dato ist Teil 3 der würdige Abschluss und steht seinen höchst unterhaltsamen Vorgängern in nichts nach. Fans werden sicher dem DVD-Doppel den Vorzug geben, welches gegenüber der Normalo-Ausgabe einigen Mehrwert bietet.
Die DVD-Daten auf einen Blick:
OT: "Pirates of the Caribbean 3: At World's End"
USA 2007
Genre: Abenteuer
2-Disk Special Edition, FSK 12
Walt Disney Home Entertainment © 2007
Lauflänge: ca. 162 Minuten + ca. 120 Minuten Bonusmaterial
Bildformat: 16:9 Widescreen (1,85 : 1 anamorph)
Tonformat: DD 5.1 (Englisch und Deutsch), DTS (Deutsch)
Bonusmaterial:
Audiokommentar, Outtakes (Disk 1)
Diverse Making Of Featurettes / OmU (Disk 2)
Regie: Gore Verbinski
Drehbuch: Ted Elliott und Terry Russio
Produktion: Jerry Bruckheimer
Musik: Hans Zimmer
Darsteller u.a.: Johnny Depp (Jack Sparrow), Orlando Bloom (Will Turner), Keira Knightly (Elizabeth Swann), Bill Nighy (Davy Jones), Yun-Fat Chow (Sao Fen), Geoffrey Rush (Hector Barbossa), Lee Arenberg (Pintel), McKenzie Crook (Ragetti), Jack Davenport (Admiral Norrington), Naomi Harris (Tia Dalma), Tom Hollander (Lord Beckett), Keith Richards (Captain Teague), Richard Pryce (Governor Swann), Stellan Skarsgård (Bootstrap Bill)
- Redakteur:
- Jürgen Pern