Franklins zauberhafte Weihnachten
- Regie:
- John van Bruggen
- Jahr:
- 2001
- Genre:
- Trickfilm
- Land:
- Kanada
- Originaltitel:
- Franklin's Magic Christmas
1 Review(s)
23.12.2004 | 20:43Was machen Schildkröten zu Weihnachten? Winterschlaf? Normalerweise wohl schon, aber Franklin ist keine normale Schildkröte, sondern eine Zeichentrickfigur. Und als solche braucht er sich auch in der kalten Jahreszeit nicht irgendwo im Wasser zu verkriechen, um der Winterstarre zu frönen, sondern kann mit seiner Familie zur Farm von Oma und Opa fahren, um dort zauberhafte Weihnachten zu erleben.
So ein Weihnachtsfest – zumal wenn es auf DVD gebannt wurde – läuft natürlich nicht ohne Komplikationen ab. Zum einen sorgt sich Franklin um sein Stofftier, das er zu Hause vergessen hat, zum anderen muss er sich dauernd mit seiner kleinen nervigen Schwester rumschlagen. Entschädigt wird er dafür damit, dass ihn seine Oma in ein Geheimnis einweiht, das sie dem Opa zu Weihnachten bereiten will. Der bricht sich jedoch kurz vor dem Fest ein Bein, und Franklin sieht sich gezwungen, trotz der widrigen Wetterverhältnisse aufzubrechen, um Doktor Bär zu verständigen. Leider gelingt das nicht so ganz, und so sieht er sich schließlich in einem Schneesturm gefangen. Zum Glück hat er noch das Glöckchen bei sich, dem seine Oma magische Kräfte nachsagt.
Die Weihnachtsgeschichte um den recht blassen Serienhelden Franklin entpuppt sich leider als eine unoriginelle Geschichte, die vor Weihnachtskitsch nur so trieft. Nicht, dass generell etwas gegen Weihnachtskitsch zu sagen wäre - die üblichen Weihnachtslieder und Weihnachtsmythologie gehört bei Freunden der Weihnachtszeit unbedingt dazu -, aber wenn das Ganze dann in einer bloßen Aneinanderreihung dieser Motive ohne eigene Ideen ausartet, dann frage ich mich, warum ich mir ausgerechnet diesen Film ansehen sollte, wo es doch ähnlich gelagerte wie Sand am Meer gibt.
Klar sollte allerdings sein, dass "Franklins zauberhafte Weihnachten" eher die Kleinen zum Zielpublikum gewählt hat, und die kann man mit diesem üblichen Weihnachts-Schnickschnack vielleicht noch begeistern. Unter dieser Voraussetzung, die das vorangegangene Urteil etwas relativiert, sollte man aber auch einen gewissen pädagogischen Wert erwarten oder zumindest nichts, was sich auf die Erziehung nachteilig auswirkt. Aber auch da kann der Film nicht punkten.
Die in Zeichentrickfilmen allzu übliche Vermenschlichung der Tiere mag man mit zugekniffenen Augen gerade noch verzeihen, auch wenn es der Bildung des Kindes wohl nicht gerade zugute kommt, wenn hier wechselwarme Tiere plötzlich zu Warmblütern werden. Und die gelegentlichen Anspielungen auf das tatsächliche Leben der Tiere – wenn die Familie z. B. einen Fruchtfliegenkuchen zu Oma und Opa mitnimmt – sind eher plakativ denn witzig oder gar geistreich.
Wirklich schlimm wird es aber, wenn man die Konfliktlösungen im Film untersucht – die sind nämlich gar nicht wirklich vorhanden. Konflikte gibt es zwar, vor allem zwischen Franklin und seiner Schwester, deren Lösung wird aber zu vereinfacht dargestellt. Zum einen sind da die Eltern, die als Erzieher schlichtweg versagen, wenn sie jeden Konflikt zwischen den beiden mit einem Appell an Franklins Vernunft als größerer Bruder zu beenden suchen und Franklin zum Nachgeben zwingen. Das mag wohl auch den jüngeren Zuschauern als Ungerechtigkeit vorkommen, ist aber dennoch eher frustrierend als der sozialen Kompetenz nützlich. Und wenn sich die Eltern mal nicht einschalten, läuft das Ganze nach dem Schema ab: Schwesterchen verbockt etwas, Franklin wird sauer und schimpft mit ihr, Schwesterchen beginnt zu weinen, Franklin kann ihr Weinen nicht ertragen und ist plötzlich wieder gut zu ihr. Also, man merke: Wenn es irgendwie Streit gibt, einfach losheulen und der andere besinnt sich eines Besseren.
Auch in Fragen der allgemeinen Problemlösung scheitert der Film. Als nämlich Franklin schlussendlich vor ein scheinbar unlösbares Problem gestellt wird, lassen ihn die Macher des Films dieses mittels Magie lösen. Das Wort 'zauberhaft' im Titel darf man nämlich wörtlich nehmen.
Und so bleibt auf der Habenseite allenfalls die zumindest durchschnittliche Zeichnung der Figuren und Hintergründe, wobei die Animationen leider äußerst spärlich sind. Die Synchronisation geht sowohl im Englischen als auch im Deutschen in Ordnung, wobei die im Deutschen vorgenommene Übersetzung der englischen Weihnachtslieder wie "Jingle Bells" zu "Glöckchenklang" etwas gezwungen klingt (vermutlich wurde die Übersetzung wohl nicht extra für den Film angefertigt, wirklich gelungen finde ich sie trotzdem nicht) und die Tatsache, dass Opa Schildkröte vom Synchronsprecher von Homer Simpson gesprochen wird, etwas skurril anmutet.
Unterm Strich bleibt eine Ansammlung von Weihnachtskitsch, für Kinder vielleicht unterhaltsam, aber pädagogisch fragwürdig.
Die DVD von Polyband offeriert uns den Film sowohl im Deutschen als auch in der englischen Originalfassung, was sehr löblich ist, weil das bei Zeichentrickfilmen für Kinder nicht unbedingt gang und gäbe ist. Außerdem gibt es als Extra einen DVD-ROM-Teil mit einem virtuellen Puzzlespiel und der Möglichkeit, Malbuchvorlagen auszudrucken, wobei beides eher bescheiden umgesetzt wurde. Als Dreingabe liegt der Packung dafür noch ein Papp-Franklin bei, den man als Weihnachtsbaum-Schmuck verwenden kann.
- Redakteur:
- Andreas Fecher