Gangster-Akademie, Die
- Regie:
- Stelvio Massi
- Jahr:
- 1977
- Genre:
- Action
- Land:
- Italien
- Originaltitel:
- La Banda Del Trucido
1 Review(s)
22.03.2009 | 07:37Story
Commissario Ghini ist wegen seiner skrupellosen Ermittlungsmethoden im gesamten Untergrund gefürchtet. Insbesondere Tresi, ein ehemaliger Gauner, der nun offenbar ins Restaurant-Gewerbe umgestiegen ist, weiß um die fehlende Rücksicht des führenden Polizisten und vermeidet vorerst jeden Kontakt zu seinen einstigen Komplizen. Als der entlassene Schwerverbrecher Belli jedoch in die Stadt zurückkehrt, wartet sowohl auf Tresi, als auch auf den Commissario Schwerstarbeit. Der ausgeflippte Restaurantchef soll dem Boss einen Fahrer für den nächsten Coup aus seiner geheimen Gangster-Akademie besorgen, da er selber nicht mehr aktiv in die Szene einsteigen möchte. Derweil hat auch Ghini von Bellis Anwesenheit erfahren und forscht in den bekannten Kreisen nach Informationen über den Ex-Sträfling. Als bei einem weiteren Aufeinandertreffen der beiden Fronten ein Blutbad entsteht, wird der Fall für beide Seiten zum Eklat. Ghini hat seinen neuen Feind nicht erwischt, und Tresi verliert seinen besten Freund, da er diesem den Job des Fahrers überlassen hat. Nun droht die Sache endgültig aus dem Ruder zu laufen…
Hintergrund
Selber ein wenig vom Erfolg ihres Gangster-Streifens “Der Bulle und das Schlitzohr“ überrascht, standen die beiden Produzenten Claudio Mancini und Ugo Tucci bei der Planung einer Fortsetzung vor einigen erheblichen Problemen. Einerseits forderte das italienische Kino das Sequel schon relativ bald, andererseits sollte aber auch der bereits zur Kultfigur aufgestiegene Tomas Milian wieder mitmischen und in der Hauptrolle den Brückenschlag zum komischen Film schaffen. Allerdings stand Milian lediglich für eine Woche zur Verfügung, so dass “Die Gangster-Akademie“ in seiner Entstehungsgeschichte nicht mit den besten Voraussetzungen gesegnet war. Dies merkt man der schlussendlichen Umsetzung auch insofern an, dass die Kulissen sehr mager sind und ein Gros der Szenen in einer Lagerhalle bzw. im Präsidium selbst entstanden sind. Dem Unterhaltungswert hat das Ganze aber überraschenderweise doch nicht geschadet – einerseits wegen Milian, andererseits aber auch ganz klar wegen der durchweg ordentlichen Story.
Persönlicher Eindruck
Dabei beginnt “Die Gangster-Akademie“ wirklich knallhart. Die Regie trödelt nicht lange und entführt den Zuschauer direkt in das Szenario eines brutalen Überfalls, der von Ghini (Luc Merenda) mit reichlich Gewalt und ohne Rücksicht auf Verluste aufgelöst wird. Nach einem weiteren Schwenk und dem eigentlichen Intro eröffnet sich hier schon ein grober Vorgeschmack, auf welchem Härtegrad sich die Spätsiebziger-Action dieses Poliziescos langfristig einpendeln wird.
Zur gleichen Zeit etabliert Regisseur Stelvio Massi die Geschichte von Milians neuem Part Tresi, einem leicht ausgeflippten Ganoven, der insgeheim auf Restaurantchef macht, im Hintergrund aber weiter junge Gauner ausbildet, ihnen jedoch predigt, ohne Gewalt an die Arbeit zu gehen. Unabhängig voneinander werden diese beiden Stränge rasch forciert und laufen mit immer größeren Schritten aufeinander zu – doch gerade hier besteht auch das wohl größte Problem des Streifens.
Was Massi nämlich in der Inszenierung seines Streifens nicht gelingt, ist die Kreation einer homogenen Doppelhandlung. Die einzelnen Stränge wirken bis zuletzt losgelöst und ihre letztendliche Kombination eher bemüht als fließend erstellt. Zwar sind die Zusammenhänge nicht nur zu erahnen, sondern vor dem Hintergrund der zahlreichen Überfälle geradezu greifbar, jedoch schafft es der Regisseur einfach nicht, die Storys zu einem funktionierenden Ganzen zu verbinden. Während Ghini auf der einen Seite mit knallhartem Einsatz die gewieftesten Gangster zur Strecke bringt und dabei einen relativ hohen Blutzoll hinterlässt, beschäftigt sich Tresi mit einzelnen Blödeleien – so mancher Bud Spencer-Streifen lässt grüßen – und mit seiner scheinheiligen Akademie tollpatschiger Nachwuchs-Gauner. Hier laufen brutaler Polizeifilm und dialogreiche Action-Komödie aneinander vorbei, obschon die Elemente beider Genres in ihrem jeweiligen Strang auf Anhieb zünden- Nur die Verschmelzung, die bleibt bis auf Weiteres eine schwierige Sache.
An den Darstellern ist es unterdessen nicht gescheitert: Luc Merenda mimt den eiskalten Cop Ghini ähnlich professionell wie Michele Placido den legendären Cattani in “Allein gegen die Mafia“, und der flippige Milian gibt in der Rolle des tollpatschigen Leaders der Gangster-Akademie ebenfalls eine seiner besten Performances ab – wenngleich nicht ganz so stark wie “Das Schlitzohr und der Bulle“. Aber auch die Nebenrollen, gerade auf Seiten der Gangster, sind mit richtig guten Schauspielern besetzt und lassen erst einmal nicht darauf schließen, dass die Produktionszeit derart knapp war. Letztgenannter Umstand macht sich lediglich in der spärlichen Präsentation und den etwas gekünstelten Szenenwechseln bemerkbar. Von Detailverliebtheit kann hier ebenso wenig die Rede sein wie von professioneller Kameraführung, so dass “Die Gangster-Akademie“ zumindest in seiner Aufmachung gelegentlich einige B-Movie-Qualitäten besitzt. Dem Charme der Inszenierung kommt dies aber überraschend und unverhofft zugute.
Schade ist daher auch nur, dass die beiden Handlungsabschnitte nicht in dem Maße zueinander finden wollen, wie es für das vollständige Gelingen dieses zeitlichen Schnellschusses notwendig gewesen wäre. Davon abgesehen ist “Die Gangster-Akademie“ aber ein wirklich interessanter, vor allem aber unterhaltsamer Film, der für seine relativ schmale Produktionszeit und dank seiner sehr gut aufgelegten Darsteller wirklich sehr, sehr ordentlich geworden ist.
- Redakteur:
- Björn Backes