Geheimnis der drei Dschunken, Das
- Regie:
- Hofbauer, Ernst
- Jahr:
- 1965
- Genre:
- Kriminalfilm
- Land:
- Deutschland, Italien
- Originaltitel:
- dito
1 Review(s)
22.03.2009 | 07:48Die Zusammenarbeit zwischen Deutschen und Italienern war nie fruchtbarer, als beim Film. Bereits ab Anfang der Sechziger produzierte man am Laufenden Band gemeinsam das, was man später als Italo-Western bezeichnen sollte. Die deutsche Beteiligung erstreckte sich hierbei meist auf das Finanzielle, sowie die Lieferung von Darstellern - Stichwort: Kinski. Auch "Das Geheimnis der drei Dschunken" von 1965 ist eine solche Nord-Süd-Kooperation, allerdings mit umgekehrten Vorzeichen und ohne Saloons, Colts - und auch ohne Kinski. Es ist es ein Agentenfilm. Dass sich damit ebenfalls Zuschauer locken lassen, hatten die Briten mit ihrem James Bond hinlänglich bewiesen. E-M-S hingegen beweist schon lange ein Herz für olle Schinken und brachte im September 2008 eine restaurierte Fassung auf DVD heraus.
Zur Story
Der CIA versucht in Hong Kong einen Schmugglerring auffliegen zu lassen, der hochsensibles, technisches Equipment zum Atomraketenbau an die kommunistischen Rotchinesen vertickt. Dummerweise fliegen sowohl die eingeschleuste Agentin und ihr Verbindungsmann auf und werden kurzerhand eliminiert. Das ist ein Fall für Top-Agent Mike Scott. Dieser wird aus seinem wohlverdienten Urlaub gerissen und in die asiatische Metropole abkommandiert, wo er mit Hilfe der Agentin Carol Eden Licht ins Dunkel und den Spitzbuben das Handwerk legen soll. Man kennt zwar einige wichtige ausführende Organe der Organisation, sowie die Art der Schmuggel-Transporte - nämlich drei Dschunken - doch weder konnte man je verdächtige Fracht bei Razzien darauf feststellen, noch kennt man den obersten, geheimnisvollen Drahtzieher des Kartells.
Carol ersetzt unter falscher Identität den vakant gewordenen Posten der persönlichen Sekretärin bzw. Funkerin in der verdächtigen Firma. Deren Chef Pierre und seine Rechte Hand Pereira sind leitende Köpfe der Bande, das weiß auch der CIA und hofft über Carol zunächst an Informationen zu kommen, Wie, Wann und Wo die nächste illegale Lieferung nach Macao ansteht. Das ist gar nicht so leicht, da die Funksprüche der Dschunken und der Zentrale an Land nur chiffriert ausgetauscht werden. Seit dem Zwischenfall mit der enttarnten Vorgängerin Carols ist man ihr als Fremden in der Organisation gegenüber verständlicherweise besonders misstrauisch. Zudem kann der Funkverkehr nur von Pierre oder seiner Partnerin Blanche mittels eines gut verborgenen und eifersüchtig bewachten Code-Buchs entschlüsselt werden. Daran zu kommen ist unter den gegebenen Umständen fast schon unmöglich
Scott ermittelt getrennt von Carol und nimmt dabei gerne die Hilfe des ortansässigen CIA-Kontaktmannes Norman in Anspruch. Der stellt ihm als Dolmetscher den jungen Smoky zur Seite und gemeinsam tingelt man durch Hong Kong, um eine heiße Spur betreffs des Mordes an seinem Freund und Kollegen zu finden. Zwischenzeitlich kontaktiert er Carol immer wieder und lässt sich regelmäßig den Stand der Dinge in der Höhle des Löwen schildern. Seine Anwesenheit bleibt den Verbrechern jedoch nicht verborgen und schon bald haben er und Smoky einige hartnäckige und sehr gut informierte Attentäter auf den Fersen. Das legt den Schluss nahe, dass es irgendwo in den eigenen Reihen eine undichte Stelle geben muss. Die Lage spitzt sich zu. Kurz vor Beginn des geplanten Schmuggeltransports fliegt auch noch Carols Deckung auf, als die misstrauische Blanche sie dabei ertappt, wie sie das Code-Buch stibitzen will.
Eindrücke
Hat man sich erst einmal an den Anblick eines Stewart Granger ohne Fransenjacke gewöhnt, stellt man fest, dass der ewige "Old Shurehand"-Darsteller diverser Karl May Verfilmungen an der Seite von Pierre Brice durchaus auch andere Rollen spielen konnte. Der britische Mime, mit dem - laut einigen seiner Schauspielkollegen - angeblich nicht immer leichten Charakter, passt mit seiner Art recht gut ins Bild des etwas schnoddrigen, leicht überheblichen und überaus chauvinistischen CIA-Agenten. Wobei solche kreuzblöden Macho-Sprüche wie: "Man müsste es verbieten, dass die CIA Frauen als Agentinnen einsetzt" sicherlich auch zu einem Gutteil den damaligen gesellschaftlichen Vorstellungen und dem vorherrschenden Frauenbild entsprachen: Der Mann als galanter Retter der schönen und jungen Frau in Gefahr.
Dass einem bei der altersmäßigen Konstellation Granger/Schiaffino eher schon der Eindruck des Lustgreisentums aufzwängt mal außen vor, krankt die Geschichte zuweilen am - ebenfalls jenem Zeitgeist entsprechenden - Kitsch der quasi unausweichlich heraneilenden Beziehungskiste der zwei Protagonisten. Dabei wirkt die Kulisse an sich dank des Drehs an originalen Schauplätzen vollkommen authentisch und überdies schön exotisch. Weniger schön sind dagegen die heftigen Logik-Schlaglöcher in welche der ohnehin ziemlich hanebüchene Plot nicht selten plumpst. Das Publikum ist heute eben halt viel kritischer und mehr auf Realismus eingestellt als es früher der Fall war. So amüsiert man sich über einen schallgedämpften Revolver(!), der überhaupt nicht leiser wird (was aus physikalischen Gründen auch absolut nachvollziehbar ist), oder darüber, dass während einiger (Action-)Szenen die Choreographie nicht stimmig ist, unnötig herum gehampelt und zudem dummes, überflüssiges Zeug gelabert wird.
Unterlegt wird das Ganze von einem typisch belanglosen Riz Ortolani Score, wie er in den Sechzigerjahren aber en vogue war. Vergessen werden sollen - und dürfen - an dieser Stelle nicht zwei wirklich große Volksschauspieler, welche dem Film wieder ein paar Pluspunkte und etwas Glanz spendieren: Harald Juhnke und Horst Frank. In zeitgenössischen Produktionen ist Letzterer irgendwie immer auf den Bösewicht gebucht, den er auch hier überzeugend rüberbringen kann. Leider wird der Schauspieler mit der markant rauchig-dunklen Stimme jedoch unverständlicherweise von jemand anderem völlig unpassend synchronisiert. Paul Dahlke ("MS Franziska") ergeht es übrigens genauso. Juhnke ist von solchen Problemen nicht betroffen, er spricht mit seiner ebenfalls unverkennbaren Stimme und gibt hier den charmanten, etwas flapsigen Sidekick für Agent Scott. Die Rolle nimmt man dem noch recht jungen Juhnke gerne ab. Dass Signora Schiaffino mittels ein wenig wohldosierter blanker Haut hauptsächlich den (sonntagnachmittagsprogrammkompatiblen) Erotikfaktor heben soll, versteht sich von selbst.
DVD und Bonusmaterial
Dem Bonusmaterial kann man entnehmen, dass die Restauration kein einfacher Job war. Offensichtlich gab es nirgendwo unzerschnippelte Breitbild-Original-Kopien, aus denen man brauchbares Master zur digitalen Bearbeitung hätte erstellen konnte - zudem hat man als kleines Nischen-Label verständlicherweise auch zusätzlich immer den Budget-Teufel im Nacken. Dennoch ist die Überarbeitung sehr gelungen. Der Film liegt auf DVD erstmals seit seiner Kinoaufführung wieder vollständig, in Ultrascope (sprich: Widescreen) und in knackig-natürlichen Farben vor. Der Ton kann da leider nicht ganz mithalten und ist verhältnismäßig dumpf. Das heimliche Prunkstück des Silberlings dürfte jedoch nicht der Film, sondern das definitiv letzte Interview mit Horst Frank sein, welches einen Monat vor seinem plötzlichen Tod geführt wurde. Hier reflektiert er über den deutschen Film als solches und natürlich seinen Beitrag dazu. Sehr ehrlich und authentisch.
Fazit
Sicher kein Meilenstein Deutsch-Italienischer Filmgeschichte. Zugpferde dürften damals der exotische Schauplatz Hong Kong sowie die recht renomierte Besetzung gewesen sein. Heute zieht der altbacken aufgezogene Agentenstreifen naturgegeben keine große Wurst mehr vom Teller, zeigt sich aber trotz allem Kitsch und seiner nicht immer nachvollziehbaren Handlung sowie den Schablonen-Figuren von seiner unterhaltsamen Seite. Bekennende Nostalgiker dürfen gerne einen Blick auf die ordentlich restaurierte und produzierte DVD werfen, allen anderen sei vorab vielleicht lieber das Ansehen im Free-TV oder einem entsprechenden Spartensender empfohlen.
Die DVD-Daten auf einen Blick:
OT: "Das Geheimnis der drei Dschunken"
Nach dem gleichnamigen Roman von Georges Godefroy
Deutschland/Italien 1965
Genre: Agententhriller
DVD 2008, e-m-s
Version: Single Disk, Restauriert, FSK 12
EAN: 4020974166850
Laufzeit: ca. 85 Min.
Bildformat: 16:9 Widescreen (2,40:1)
Soundformat: DD 2.0 (nur Deutsch)
Bonusmaterial: Interview mit Horst Frank (ca. 37 Minuten), Galerie, Booklet, Trailer
Produktion: Gero Wecker und Wolfgang Hartwig
Drehbuch: Hanns-Karl Kubiak, W.P. Zibaso
Musik: Riz Ortolani
Kamera: Werner M. Lenz
Regie: Ernst Hofbauer
Darsteller u.a.: Stewart Granger (Scott), Harald Juhnke (Smoky), Horst Frank (Pereira), Rossana Schiaffino (Carol), Paul Klinger (Norman), Paul Dahlke (Harris), Sieghard Rupp (Pierre), Margit Saad (Blanche)
- Redakteur:
- Jürgen Pern