Genova
- Regie:
- Winterbottom, Michael
- Jahr:
- 2008
- Genre:
- Drama
- Land:
- England
- Originaltitel:
- Genova
1 Review(s)
08.03.2011 | 15:25Story
Mitten im Winter in Chicago verunglückt die Mutter von Mary und Kelly tödlich. Sie sind beim Unfall mit dabei. Der zurück gebliebene Ehemann und Professor Joe und seine beiden Töchter können mit dem Tod kaum umgehen. Nach einigen Monaten beschliesst er mit Hilfe einer alten Freundin aus Genua, für ein Jahr dorthin zu ziehen. Er erhofft sich durch den Umzug in eine neue Umgebung, eine bessere Verarbeitung der Trauer. Doch mit dem Umzug ist es nicht gemacht. Joe, Mary und Kelly trauern unterschiedlich und versuchen irgendwie damit umzugehen. Während Joe im Alltag als alleinerziehender Vater für alles sorgen muss, geht Kelly mit italienischen Jungen aus und macht ihre Erfahrungen als Teenager. Mary hingegen sieht immer wieder den Geist ihrer verstorbenen Mutter. Nur langsam erwachen alle aus ihrer Erstarrung und begreifen, was im Leben
wirklich zählt um weiter gehen zu können.
Kritik
Genova ist kein einfacher Film. Er ist langsam in seinem Erzähltempo. Vieles ist Alltag und wenn auch nicht immer viel gesprochen wird, so fühlt man sich als Zuschauer mit der Zeit in die Figuren hinein und spürt ihre Zerrissenheit und Trauer. Der Film wirkt nicht gespielt, sondern sehr realitätsnah. Vielleicht geschieht dies, weil vor allem mit einer Handkamera gefilmt wurde. Sie ist direkt bei den Menschen und nicht gestellt. Wie man aus dem Interview erfährt, wurde praktisch nur mit natürlichem Licht gefilmt, ohne Statisten oder genau markierten Orten. Die Darsteller durften improvisieren und dadurch scheint alles echt.
Die Darsteller wurden perfekt ausgewählt. Alle spielen überzeugend und passen gut in ihre Rollen. Die Hauptfigur ist die jüngere Tochter Mary, gespielt von Perla Haney-Jardine. Sie ist durch ihre Natürlichkeit einfach bezaubernd. Colin Firth verkörpert Joe und meistert dies wieder einmal vorzüglich. Er spielt den sensiblen, trauernden und besorgten Vater überzeugend.
Ganz wichtig für diesen Film sind aber nicht nur die Personen, sondern die Stadt Genua. Als Zuschauer wird man durch schmale, dunkle, stinkige Gassen, aber auch sonnige Strassen und Strände geführt. Man sieht nicht nur, sondern hört auch die natürlichen Geräusche. Die Gerüche stellen sich in Gedanken von selber ein. Und wenn Mary mit Barbara, der alten Freundin ihres Vaters einen alten Weg zu einem Kloster hinaufläuft und man die Grillen laut zirpen hört, so fühlt man sich beinahe wie im Urlaub - wenn nur nicht dieses Gewicht der Trauer wäre und die Ungewissheit, wie sich alles weiter entwickeln wird.
Überhaupt weiss man als Zuschauer nicht, in welche Richtung das Ganze gehen wird und dies ist eine angenehme Abwechslung zu all den 08/15 Filmen. Wer weiss schon im Leben wie es weiter geht? Eine Geschichte aus dem Leben gegriffen, sehr persönlich und doch gut nachvollziehbar. Mit wenig Worten, vielen Gesten, Bildern und Taten begleitet man diese kleine Familie, die darum kämpft das Leben neu und mit Lebensfreude in die Hand zu nehmen.
DVD
Sprache: Deutsch DD 5.1 & DTS DD 5.1, Englisch
Untertitel: Deutsch
Laufzeit: 89 Minuten
FSK: ab 12
Extras: Originaltrailer, Trailershow, Interviews, Beim Dreh
Die Interviews sind ein sehr interessantes Extra. Die verschiedenen Darsteller nehmen Bezug zu verschiedenen Themen aus dem Film. Dies verschafft dem Zuschauer ein kompletteres Bild, bzw. erklärt ein wenig, was Michael Winterbottom mit dem Film zeigen möchte. Ausserdem erfährt man etwas über seine Art zu drehen, das heisst, wie dieser Film gemacht wurde. Er arbeitet nicht nur wegen der knappen finanziellen Mittel anders als mancher Regisseur. All diese Informationen vervollständigen das Bild, welches der Film hinterlässt. Es ist keiner dieser Filme, die man einfach wieder vergisst. Die Stimmung und Bilder bleiben haften und man fragt sich, woran dies wohl liegen mag. Wie Colin Firth im Interview sagt, drückt Michael Winterbottom nicht die gängigen Knöpfchen um gewisse Emotionen auszulösen. Er hat seine ganz eigene Art Filme zu machen.
- Redakteur:
- Doris Flückiger