Geschichte der deutschen Marine, Die
- Regie:
- Bornkessel, Axel
- Jahr:
- 1998
- Genre:
- Dokumentarfilm
- Land:
- Deutschland
1 Review(s)
24.07.2008 | 08:03Insbesondere die Dokumentationen der ARD standen und stehen seit jeher im Ruf, besonders seriös zu sein. Auch die öffentlich-rechtlichen Sendeanstalten haben inzwischen erkannt, dass sich ihre Produktionen daher sehr gut auf DVD wiederverwerten lassen. Bei dem vorliegenden Silberling handelt es sich um eine schon etwas betagtere, dreiteilige Doku des Studio Hamburg aus dem Jahre 1998, welche erst jetzt - fast exakt zehn Jahre später - ihren zweiten Frühling als Komplettfassung auf Disk erlebt. Rund 20 Euro werden im eigenen ARD-Onlineshop bzw. in gut sortierten Video-Abteilungen dafür aufgerufen.
Zum Inhalt
Bis zum Jahre 1848 hatte der Deutsche Bund keine nennenswerten Marinekräfte, doch das immer wieder aggressiv auftretende Königreich Dänemark zwang zum Handeln. So legte das Parlament in der Frankfurter Paulskirche den Grundstein für die Bildung einer deutschen Hochseeflotte. Hauptsächlich kaufte man dazu ausrangierte Schiffe von den Briten, was sicherlich nicht zur Qualität der Reichsflotte beitrug - die legendäre deutsche Gründlichkeit insbesondere bei der Ausbildung dagegen umso mehr. So reichte es, um die Dänen beim ersten großen Scharmützel zur See nachhaltig zu besiegen und sich dauerhaft in Nord- und Ostsee behaupten zu können. Gegen die Seemacht England konnte und wollte man sowieso nicht konkurrieren.
Die Reichsflotte wäre auch beinahe wieder eingemottet worden, da man keine Notwendigkeit mehr dafür sah - und dementsprechend auch die Zahlungen der einzelnen Länder des Bundes nicht mehr so bereitwillig in den dafür vorgesehenen gemeinsamen Topf flossen. Doch der preußische Kaiser Wilhelm II. entdeckte seine Liebe zur Marine und entwickelte die Fantasie, die Briten doch maritim überflügeln zu können. Das darauf folgende Wettrüsten erfuhr seinen Gipfel im Ersten Weltkrieg. Bei der bis dato größten Seeschlacht im Skagerrak vor Jütland waren die Deutschen unter Großadmiral Alfred von Tirpitz - bzw. vor Ort als Flottenchef Vizeadmiral Reinhard Scheer sowie Vizeadmiral Franz Hipper als Führer der Schlachtkreuzer - so erfolgreich wie nie wieder in ihrer 150-jährigen Marinegeschichte.
Das dunkelste Kapitel sollte aber erst danach stattfinden. Der Weimarer Republik hatten die Siegermächte nach WK I strenge Auflagen auferlegt, welche die deutschen Marineeinheiten fast unter die Nachweisgrenze drückten. Allerdings fand man Wege, diese zu umgehen und erneut kleinere Panzerschiffe (so genannte "Westentaschenschlachtschiffe") zu fertigen, was politisch nicht unumstritten war. Mit Machtübernahme der Nazis bauten die Werften ab 1935 dann auch wieder offensive Großkampfschiffe, darunter die wohl berühmtesten Brocken "Bismarck" und "Tirpitz"; nicht zu vergessen massenweise U-Boote, welche anfangs unglaubliche Erfolge brachten. Dennoch nahte der endgültige Untergang der Reichsflotte unaufhaltbar.
Der Seekrieg hatte sein Gesicht ohnehin längst verändert. Dickschiffe wurden unmodern, das Flugzeug bzw. der Flugzeugträger und kleine, schnelle Einheiten haben sich als effektiver herausgestellt als die schwerfälligen Ungetüme. In heutiger Zeit sind Fregatten beinahe die größten Kampfschiffe, sieht man von den bereits zuvor genannten Trägern einmal ab, welche eine ganz eigene Klasse bilden. Nach 1945 wurde die Bundesmarine in die NATO integriert und nach 1989 mit der Volksmarine der DDR verschmolzen. Die vergleichsweise kleine Bundesmarine wird heute international eingesetzt und von den Bündnispartnern durchaus geschätzt. Natürlich nicht zuletzt wegen einer Eigenschaft, die den Deutschen ja seit jeher anhaftet: Gründlichkeit.
Eindrücke
Die Dokumentation gliedert sich in drei etwa 40 Minuten dauernde Teilbereiche. Den Anfang macht "Des Kaisers liebstes Kind", wo die Anfänge der deutschen Marine erklärt werden. Da zu dieser Zeit die Bilder noch nicht laufen gelernt hatten, ist der Anteil an Still-Images mit zeitgenössischen Darstellungen besonders hoch. Das macht den Stoff allein schon etwas dröge, was aber durch die stoisch vor sich hin belehrende Sprecherstimme noch verstärkt wird. Im zweiten Teil "Die Flotte unterm Hakenkreuz" bekommt zumindest das Auge etwas mehr geboten. Hier ist das Archivmaterial, welches das Studio Hamburg ausgebuddelt hat, offensichtlich reichhaltiger ausgefallen, darunter auch zuvor noch nie veröffentlichtes Bildmaterial. Das nachzuprüfen, liegt nicht in der Hand des Publikums und muss daher einfach mal geglaubt werden.
Die Sprecherstimme indes lullt den auf eher reißerisch getrimmte Dokus eingestellten, modernen Zuschauer derweil weiter ein. Der trockene Exkurs über ein eher nasses Thema geht mit wenigen nachgestellten Szenen und ohne (Computer-)Tricks seinen Gang. Heutige Dokus sind damit zwar überfrachtet, doch ein paar kleine Nebeninformationen zur Auflockerung am Rande hätten dem Beitrag sicherlich gut zu Gesicht gestanden: zum Beispiel ein paar vergleichende technische Daten zu berühmten Schiffen oder detailliertere Ausführungen speziell zum U-Bootkrieg. All das wird aber eher im Schnelldurchgang abgehandelt. Ehe man sich's versieht, ist auch schon im "Vom kalten Krieg bis zur Wende"-Part gelandet - sofern man die Augen noch offen halten konnte. Das hier Gezeigte ist nicht sonderlich aktuell, bietet aber einen kleinen Einblick darüber, wie die Marine heute so tickt.
DVD und Bonusmaterial
Zumindest die Verpackung in Form eines kleinen, zehnseitigen Buches ist aufwändig und ansehnlich gestaltet, inhaltlich gibt es öffentlich-rechtliche Schonkost ohne Schnörkel. Kein Surround, kein Breitbild - Hochglanzdokus, wie sie insbesondere auf den privaten (Spezial-)Kanälen heute gern präsentiert werden, kannte man anno 1998 noch nicht. Bonusmaterial ist ebenso Fehlanzeige. Man merkt die zehn Jahre Diskrepanz zwischen Erstausstrahlung und DVD-Release deutlich.
Fazit
Die nüchtern-sachliche Machart ohne dutzende, bunte Computeranimationen entspricht sicherlich nicht mehr dem heutigen Massengeschmack. Dafür ist die Präsentation zwar akkurat, aber definitiv zu trocken. Jedoch ist das nicht das Kernproblem der Dokumentation. Rund zwei Stunden reichen bei weitem nicht aus, dieses mithin komplexe Thema gebührend darzustellen, mal abgesehen davon, dass es der Doku letztlich schlicht an Aktualität fehlt. Ansehen kann man sich das Material sicher auch einmal im TV, gerade die lokalen Sendeanstalten bringen solche alten Dokumentationen gerne immer mal wieder - der Kauf der vergleichsweise teuren DVD ist ziemlich unnötig.
Die DVD-Daten auf einen Blick:
Die Geschichte der deutschen Marine
3-teilige Dokumentation
Regie: Axel Bornkessel
Deutschland 1998
© ARD Video/NDR Studio Hamburg, 2008
Single Disk, FSK 12
EAN: 4031778710385
Laufzeit: 130 Minuten
Bonus: Kein
Bildformat: 4:3, Ton: DD Mono 2.0
- Redakteur:
- Jürgen Pern