Grabbers
- Regie:
- Jon Wright
- Jahr:
- 2012
- Genre:
- Horror
- Land:
- Irland
- Originaltitel:
- Grabbers
2 Review(s)
10.01.2013 | 22:47Das geschieht:
Erin Island ist eine kleine Insel vor der westirischen Küste. Hier leben bodenständige Fischer, deren kriminelle Aktivitäten sich in Prügeln, Schmuggeln und Schwarzbrennen erschöpfen. Die örtliche Polizei beschränkt sich auf zwei Beamte, die fest ins soziale Gefüge eingebunden sind. Dennoch hat Sergeant Kenefick eine Urlaubsvertretung angefordert, denn Kollege Ciarán O'Shea hängt an der Flasche, seit ihn seine Braut verlassen hat.
Aus Dublin reist die junge, ehrgeizige Beamtin Lisa Nolan an, die sich beruflich eine Ruhepause gönnen möchte. O'Shea empfängt sie mit Brummschädel und auch sonst wenig begeistert. Seine Lebensgeister erwachen wieder, als mysteriöse Ereignisse den Inselalltag aus dem Gleichgewicht bringen: Am Strand liegt ein Rudel toter Grindwale mit seltsamen Wunden, und Hummerfischer Paddy Barrett meldet den Fang eines kleinen aber bösartigen Seeungeheuers.
Da auf Erin Island noch niemand weiß, dass außerdem drei Fischer auf See vermisst werden, ignorieren Ciarán und Nolan Paddy und seinen Fund. Dies rächt sich, da in der Nacht ein zweites, wesentlich größeres und ,weibliches' Ungetüm aus dem Meer steigt, auf Menschenjagd geht und den vermissten Gefährten sucht. Der hat Paddy inzwischen beinahe umgebracht und ist beim Meeresbiologen Adam Smith gelandet, der die Gefährlichkeit der Wesen erkennt, die Erin Island mit einer Flut kleiner aber ähnlich blutrünstiger Ableger zu überschwemmen beginnen.
Zu allem Überfluss zieht ein schwerer Sturm auf. Erin Island ist von der Außenwelt abgeschnitten, Hilfe nicht zu erwarten. Immerhin gibt es einen Lichtblick: Dr. Smith hat herausgefunden, dass jegliche Art von Alkohol pures Gift für die Kreaturen ist. Ciarán, Lisa und Dr. Smith laden die zunächst noch ahnungslosen Bewohner von Erin Island zu einem gewaltigen Besäufnis in Brian Mahers Hafen-Pub ein. Dieser Teil des Plans geht auf, doch der lebenswichtige Promillespiegel im Blut erschwert den Kampf gegen die großen und kleinen Monster auf unerwartete Weisen ...
,,Prost!" = lustig?
Die Film-Komödie ist so alt wie der Film selbst. Mit ihr wurde der Einfall geboren, dass Alkoholgenuss im Übermaß bzw. der daraus resultierende Kontrollverlust komisch anzusehen ist. Dem ist tatsächlich dort so, wo dieser Verlust mit filmischen Mitteln übersteigert dargestellt, d. h. auf den Effekt zugespitzt bzw. überhöht inszeniert wird. Torkeln und Lallen allein sorgen dagegen nicht für komische, sondern für peinliche Resultate, was durchaus einen gewaltigen Unterschied darstellt. (Dies ist ein Hinweis, der an sich allzu fleißige und dadurch geschädigte Zuschauer des deutschen Privat-Fernsehens mit seinen ,,Comedy-Stars" u. a. Fratzenschneidern richtet.)
Leider können oder wollen unfähige oder faule Filmemacher dies nicht erkennen, was seit mehr als einem Jahrhundert den stetigen Nachschub an flachen und flauen Hicks-&-Kotz-,Komödien' garantiert. Das ist meist ärgerlich, kann ignoriert werden, enttäuscht aber dort, wo die Ingredienzien stimmen und dennoch kein wirklich guter oder wenigstens lustiger Film dabei herauskommt. Damit ist das grundsätzliche Problem von ,,Grabbers" ebenso knapp wie vernichtend in Worte gefasst.
Drehbuchautor Kevin Lehane und Regisseur John Wright setzen primär auf den Humor-Faktor. Sie betten ihre Scherze in eine bekannte Story ein, die selbst jüngere Zuschauer in jeder Wendung voraussagen können. Angeblich ist dies Absicht: ,,Grabbers" soll die naiven Monster-Filme der 1950er und 60er Jahre parodieren und arbeitet deshalb mit entsprechenden Klischees. Der Film-Nerd erkennt zudem die eingestreuten Anspielungen und freut sich, wenn die Nachwuchs-Seeteufel wie einst die ,,Gremlins" durch Mahers Pub toben. Dem filmhistorisch weniger beschlagenen Zuschauer bleiben dagegen nur grobe Witze.
,,Local Hero" mit Monstern
Dabei funktioniert ,,Grabbers" vor dem kollektiven Besäufnis sämtlicher Darsteller gut oder sogar besser: als sachte Komödie, die zum x-ten Mal aber liebenswert mit Vorurteilen spielt. Die Iren sind in dieser Hinsicht Kummer gewöhnt. Schon im klassischen Hollywood traten sie kurzgewachsen, krummbeinig, rothaarig und mit Schirmmütze auf; in der Linken hielten sie eine Fidel, in der Rechten ein Glas mit Hochprozentigem. Seit ,,Local Hero" (1983) - der allerdings in Schottland spielt - wurden diese Stereotypen modernisiert: Ländlich oder insular isolierte Angelsachsen gelten nun als Bewahrer alter Tugenden und Traditionen. Sie sind - siehe ,,Lang lebe Ned Devine!" (1998) - verschrobener denn je, dafür jedoch quasi von Geburt an von ,grüner' Gesinnung, dem modernen Zivilisationsdruck abhold und gewitzt genug, sich ihre Nischen in einer globalisierten Welt zu sichern.
Filmisch wird dies gern durch die Begegnung von ,Stadt' und ,Land' oder ,Insel' hervorgehoben. Auch Lehane & Wright wollen nicht auf das daraus resultierende humoristische Potenzial verzichten und konfrontieren den liebenswert versumpften Insel-Polizisten O'Shea mit der ehrgeizigen, überkorrekten, arbeitswütigen (aber natürlich jüngeren und hübschen) Polizistin Nolan aus der Hauptstadt = der großen, weiten Welt.
Den gut ausgesuchten, talentierten und spielfreudigen Schauspielern verdanken wir den ebenfalls geläufigen, trockenen, gut dosierten Humor, der sich in die parallel dazu anlaufende Gruselgeschichte zunächst harmonisch einfügt. Schräge Typen wie der schlitzohrige Fischer Paddy Barrett, der schwarzbärtige Kneipenwirt Brian Maher oder sein abgebrühtes Eheweib Una aber auch - in gewissem Kontrast dazu stehend - der junge, eifrige, unerfahrene Biologe Smith sorgen routiniert für entsprechendes Gag-Gut.
Fremdlinge mit ir(d)ischen Begierden
Was da aus dem Meer an den Strand von Erin Island steigt, ist wohl außerirdischer Herkunft; im Vorspann sehen wir aus dem Weltall eine wunderschöne Erdansicht, über der sich eine ,Sternschnuppe' verdächtig der irischen See nähert. Weitergehende Fragen stellt man sich lieber nicht, da die Logik weitgehend ausgespart bleibt und für das Geschehen außerdem ohne Belang ist. Also treibt eine Mischung aus Krake und Seestern, die sowohl im Wasser als auch auf dem Land leben kann und sich von Menschenblut ernährt, ihr Unwesen.
Die Kreatur ist einnehmend abstoßend gestaltet, d. h. handlungskonform gruselig und vor allem erstaunlich gut animiert. Sie ist beweglich und schnell, sie wirkt gewichtig, ihre digitale Herkunft lässt sie sich kaum anmerken. ,,Special Effects von den Machern von Harry Potter", liest man in holprigem Deutsch auf dem Cover, was eine Erklärung böte. Außerdem floss keine gewaltige aber eine größere Geldsumme in diese Filmproduktion, die sich auch sonst in wahrsten Sinn des Wortes sehen lassen kann.
Erin Island ist monsterfilmtypisch ein isoliertes Fleckchen Erde. Flucht ist unmöglich, während ein Sturm Rettung von außen verhindert. Man muss sich dem Untier und seiner Brut irgendwann stellen. Die spannungsförderliche Unterlegenheit will irgendwie ausgeglichen werden. Waffengewalt fällt aus, wie in einer Szene geschickt thematisiert wird: Eine entsprechende Suchaktion bringt nur Spielzeug, Schrott und Prügelwerkzeug auf Steinzeit-Niveau zum Vorschein; ein deutliches Indiz dafür, dass ,,Grabbers" nicht in der US-Provinz spielt.
Insel der Trunkenbolde
Weil die Handlung in Irland spielt, liegt die Verwendung von Alkohol nahe. Doch sobald dieser in Strömen fließt, geraten nicht nur die Bewohner von Erin Island ins Schwimmen. Drehbuch und Regie konzentrieren sich auf die Folgen und reihen Szenen suffbedingten Ungeschicks aneinander. Im Zentrum steht dabei Lisa Nolan, da es offenbar besonders witzig ist, wenn eine schöne, bisher reservierte Frau ihre Hemmungen verliert. Kontraproduktiv ist die Idee, ausgerechnet den Schluckspecht O'Shea nüchtern der Kreatur gegenüberzustellen. Er benimmt sich keineswegs planvoller oder geschickter als die trunkenen Insulaner. Außerdem passt die plötzliche Heldenrolle nicht zu O'Shea.
Für Schauspieler ist es schwierig, überzeugend Betrunkenheit zu mimen; in Hollywood gab es mit gutem Grund Darsteller, die sich auf diese Rolle spezialisiert hatten. Erneut gilt es zu differenzieren: dieses Mal zwischen ,,überspitzt" und ,,übertrieben". Komisch ist Alkoholismus dort, wo er in absurde Genialität übergeht. Dieser Grat ist freilich schmal. Regisseur Wright war sich der Gefahr, vom Komischen über das Lachhafte ins Lächerliche abzurutschen, durchaus bewusst. Die Darsteller mussten sich vor Beginn der eigentlichen Dreharbeiten tatsächlich einmal betrinken. Mit der Kamera hielt Wright fest, wie sie sich in diesem Zustand verhielten. Auf diese Weise schufen die Schauspieler sich ihre eigenen Vorgaben, als sie später nüchtern wie Betrunkene agieren mussten.
Zumindest Ruth Bradley fand dabei selten die Balance. Oft ist sie eher albern als berauscht, was der Realität entsprechen mag aber den (vermutlich) nicht künstlich angeheiterten Zuschauer kaum unterhält. Ansonsten gibt es den ebenfalls beschwipsten Pfarrer, denn Kontrollverlust bei Autoritätspersonen ist gleichsam doppelt komisch, weshalb es auch den steifen Wissenschaftler oder den Doktor erwischt. Es fehlt selbstverständlich nicht die nette, kleine Großmutter, die sich besonders beherzt den Alkohol in die Gurgel stürzt.
Wirklich Komisches geht im Klamauk oft unter, wobei freilich zu berücksichtigen ist, was der jeweilige Betrachter komisch findet. Objektiv betrachtet bleibt ,,Grabbers" Mittelmaß, was den selbstverständlich der Handlung folgenden, überraschungslosen Schlusstwist wie eine Drohung wirken lässt: Mama Monster hat einige Eier zwischen die Klippen gelegt, von denen unsere Insulaner (noch) nichts ahnen ...
DVD-Features
Nur wenig länger als eine Viertelstunde dauert das ,,Behind the Scenes" genannte ,,Making of". Jenseits der üblichen gegenseitigen Lobpreisungen sind interessante Blicke hinter die Kulissen einer nicht einfachen Filmproduktion möglich. So wundert sich der Zuschauer, dass ,,Dr. Smith" und seinen Besuchern im Labor der Atem deutlich kondensiert den Lungen entweicht. Hier ließ sich ohne aufwendige Spezialeffekte nicht mehr kompensieren, dass ,,Grabbers" in einem der kältesten Winter der irischen Wetter-Geschichte gedreht wurde. Angesichts der zahlreichen Außenaufnahmen muss man die Darsteller nachträglich bewundern.
Die ,,Outtakes" zeigen leider nicht die real angeheiterten Darsteller bei ihren Possen, sondern hält ihre Bemühungen fest, nüchtern Trunkenheit so in ihre Rollen einfließen zu lassen, dass es ,echt' wirkt. Das ist offensichtlich harte Arbeit und als solche nur bedingt spannend anzuschauen.
Zu überflüssiger Letzt kann man sich noch den Trailer zum Hauptfilm anschauen.
Informationen zu DVD und Film
Originaltitel: Grabbers (GB/Irland 2011)
Regie: John Wright
Drehbuch: Kevin Lehane
Kamera: Trevor Forrest
Schnitt: Matt Platts-Mills
Musik: Christian Henson
Darsteller: Richard Coyle (Ciarán O'Shea), Ruth Bradley (Lisa Nolan), Lalor Roddy (Paddy Barrett), David Pearse (Brian Maher), Bronagh Gallagher (Una Maher), Pascal Scott (Dr. Jim Gleeson), Russell Tovey (Dr. Adam Smith), Clelia Murphy (Irene Murphy), Louis Dempsey (Tadhg Murphy), Micheál O'Gruagain (Pfarrer Potts), Ned Dennehy (Declan Cooney), Stuart Graham (Kapitän), Killian Coyle (Matrose), Michael Hough (Maat), Jonathan Ryan (Sergeant Kenefick) u. a.
Label/Vertrieb: Ascot Elite Home Entertainment (www.ascot-elite.de)
Erscheinungsdatum: 04.12.2012
EAN: 7613059802070 (DVD)/7613059402072 (Blu-ray)
Bildformat: 16 : 9 (2,35 : 1, anamorph)
Audio: DTS 5.1 (Deutsch), Dolby Digital 5.1 (Deutsch, Englisch)
Untertitel: Deutsch
DVD-Typ: 1 x DVD-9 (Regionalcode: 2)
Länge: 85 min. (Blu-ray: 90 min.)
FSK: 16
(Michael Drewniok)
- Redakteur:
- Michael Drewniok
Gegen die Alien-Invasion: mit nem 'Paddy-Pegel' Alkohol im Blut
"Auf Erin Island passiert niemals etwas Aufregendes", beruhigt Inselpolizist Ciarán O?Shea seine neue Kollegin Lisa Nolan aus Dublin. Doch plötzlich verschwinden Fischer, tote Wale säumen den Strand und der alte Paddy hat in seiner Reuse ein ziemlich bizarres Wesen aus dem Wasser gezogen. Das Unglaubliche ist geschehen: Tentakelreiche Aliens sind auf der Insel eingefallen!
Die bösartige Brut liebt Wasser und saugt Blut, was für die Einheimischen eher unbekömmlich ist. Aber warum hat ausgerechnet Paddy die Begegnung mit den hungrigen Außerirdischen überlebt? Er war mal wieder hackedicht und das mögen die fremden Besucher gar nicht. Damit ist die Überlebensstrategie der Inselbewohner klar: saufen, saufen, saufen ...! (Verleihinfo)
Der Film gewannt beim Neuchâtel International Fantasy Film Festival und beim Strasbourg International Film festival jeweils den Publikumspreis.
Filminfos
o Darsteller: Richard Coyle, Ruth Bradley, Tovey Russel, Lalor Roddy, David Pearse
o Regisseur(e): Jon Wright
o Drehbuch: Kevin Lehane
o FSK: Freigegeben ab 16 Jahren
o Studio: Ascot Elite Home Entertainment
o VÖ: 4. Dezember 2012
o EAN: 7613059402072
o Produktionsjahr: 2012
o Spieldauer: 90 Minuten
o Geschätztes Budget: 4 Mio. GB-Pfund (ca. 4,6 Mio. Euro)
Handlung
Drei Fischer merken es zuerst: Etwas Fremdartiges ist ins Meer vor der irischen Südküste gefallen, etwas von einer fremden Welt. Sie merken zu spät, dass es dringend Nahrung braucht, um sich zu vermehren...
Der alte Schnapsbrenner Paddy (Lalor Roddy) und sein Kumpel Tadgh fangen in ihrer Hummerreuse ein Wesen, das ganz sicher kein Hummer ist. Es spritzt Tadgh stinkende Flüssigkeit ins Gesicht. Der übereicht Paddy das komische Viech, der es in seine Badewanne stellt. Wenig später ist daraus ein ziemlich großes Ei geworden, und aus dem Ei schlüpft ein schwarzes Monster. Da gerät es an den Richtigen. Paddy ist immer so voll Whisky und Gin, dass sich sein Blut als giftig erweist. Als er davon erzählt, glaubt ihm natürlich kein Schwein. Monster aus dem All? Nicht auf Erin Island!
Garda Lisa Nolan freut sich auf zwei Wochen auf der Ferieninsel Erin Island. Endlich mal weg von den Räubern, Mördern und Vergewaltigern von Dublin, raus an die frische Seeluft. Garda Ciaràn O'Shea, der noch seinen Kater von letzter Nacht bekämpft, versichert der neuen Urlaubsvertretung, dass auf seiner Insel nie was passiert.
Allerdings hat auch er Mühe, die gestrandeten Grindwale zu erklären, die alle tiefe Wunden aufweisen. Als er einen Bauunternehmer, der ihm einen Gefallen schuldet, beauftragt, die unschönen Kadaver von der schönen Küste zu entfernen, verschwindet erst der eingeteilte Arbeiter, dann auch der Unternehmer. Er taucht wieder auf, als das Monster Paddys Kumpel Tadgh ein "Brautgeschenk" überbringt...
Paddy hat Ph.D. Smith sein Monsterexemplar überlassen. Ob er wohl einen Finderlohn dafür kriegt, fragt er, oder es wenigstens bei Ebay einstellen könne? Smith verneint bedauernd. Im Beisein von Lisa Nolan und O'Shea seziert er das Alien. Er stößt auf zwei Dinge: ein großes Ei - das Monster war schwanger. Und auf eine lange Zunge, die zum Blutsaugen bestens geeignet ist. Dass ihm Paddys Blut ungeeignet erschien, lässt nur einen Schluss zu: Es verträgt keinen Alkohol.
Die nächste Frage lautet daher: Welchen Paddy-mäßigen Alkoholpegel muss jemand intus haben, um abstoßend wirken zu können? Da Lisa, die Abstinenzlerin, die Kandidatin mit der besten körperlichen Konstitution hat, muss ein praktischer Versuch diesen Pegel ermitteln. Wow, stolze 2,0 Promille!
Leider hat auch O'Shea einen Strahl Hormonflüssigkeit ins Gesicht gespritzt bekommen. Deshalb taucht auch bei ihm als bald das Männchen auf, ein furchterregendes Monster mit vielen Tentakeln. Nun sucht es sich natürlich noch ein passendes "Brautgeschenk". O'Shea, Nolan, Smith und Paddy bilden mit dem Kneipenwirt eine Kämpfer-Allianz. Nun müssen sie nur noch das ganze Dorf dazu bringen, sich bis zum Paddy-Pegel zu besaufen...
Mein Eindruck
In den meisten klassischen Monsterfilmen trat das Ungeheuer ziemlich unmotiviert auf und gierte aus meist unverständlichen gründen besonders nach hübschen jungen Damen. Diese taten ihr Bestes, um zu kreischen, bis die Wände wackelten - oder eindlich der Ritter in schimmernder Rüstung erschien. Oder auch bloß der Sheriff.
Mit solchem Unsinn räumte Ridley Scotts "Alien" ziemlich auf. Die fremde Lebensform hatte, ebenso wie in "Grabbers", einen klar gezeichneten Lebenszyklus: vom Ei, in dem sich der "Facehugger" befindet, über die Larve im Körper des Wirts bis zur endgültigen, insektoiden Form (Weibchen, Königin oder Männchen).
In "Grabbers" verläuft der Zyklus: Ein befruchtetes Weibchen legt Eier am Strand ab, wo sie von der Flut regelmäßig nass gehalten werden. Das Alien braucht Wasser - und Blut. Aus den Eier schlüpfen kleine Gremlin-ähnliche Monsterchen, die aber auch schon über üble Schleuder- und Saugzungen verfügen. Kleine Gierschlünde, die ein Vampirverhalten an den Tag legen. Unterdessen sucht ihr Papi nach einem weiteren Weibchen, das er begatten kann. Er meint, es in Ciarán O'Shea entdeckt zu haben.
Umkehrungen
Irrtümer kommen vor, besonders zwischen verschiedenen Spezies. Der Geschichte bieten sich dadurch jedoch auch eine Menge Gelegenheiten, die Rollen der Geschlechter auf den Kopf zu stellen. Das menschliche Männchen O'Shea mutiert in Alien-Augen zum Weibchen. Deshalb checkt Lisa Nolan messerscharf, dass er fortan die Jungfer in Not ist - und sie die Rolle des Ritters in schimmernder Rüstung übernehmen darf. Was zunächst nur ironisch gemeint ist, erweist sich am Schluss als todernst.
Auch die Sprache transportiert diese Umkehrung. Lisa schimpft das Alien-Männchen im Original "Cunt!", also "Fotze!" Gerade so, als handle es sich um eine Rivalin um die Gunst des Männchens O'Shea. Nach der Entsorgung der "Rivalin" durch einen ordentlichen Schuss von Paddys Selbstgebranntem ("Slainte!") und einer Zündung bekommt Lisa ihren Männe. Genau wie sie es nach harter Arbeit verdient hat.
Verwandlungen
Allerdings hätte Lisa in nüchternem Zustand nie den Mut gefunden, es mit einem Monster aufzunehmen. Um die erforderliche Tapferkeit oder Tollkühnheit aufzubringen, ist ihre Verwandlung durch den Teufel Alkohol vonnöten. Das geht ziemlich schnell, und sobald sie den "Paddy-Pegel" von 2.0 Promille erreicht hat, verliebt sie sich in alle Kerle um sie herum. Ruth Bradleys Gelalle ist im Original noch viel lustiger als in der Synchronisation.
Nun befindet sich Lisa in einem gemeingefährlichen und unternehmenslustigen Geisteszustand. Wie gemeingefährlich, zeigt sich, als sie die Nagelpistole ohne Vorwarnung abdrückt. Der Schuss geht haarscharf daneben. Damit sich ihre Energie gegen dasMonster richtet, schicken die Männer sie auf eine Expedition, um draußen vor der Kneipe ein Auto zu holen. Damit will sie ihren perfiden Antimonsterplan umsetzen (der hier nicht verraten werden soll). Auf dieser Expedition zum Auto verwandelt sich Lisa in eine zweite Ellen Ripley - klasse!
Die einheimischen Iren bleiben unter dem Einfluss des Alkohols, wie sie sind, nur beträchtlich fröhlicher - sie sind ja die "intoxication" gewöhnt. Anders dagegen der Wissenschaftler vom britischen Festland: PHD Smith. Kaum hat er Paddys Hochprozentigen getrunken, fühlt er sich zum edlen Drachentötertum befähigt und stellt sich tollkühn vor Papa Alien: "Ist nur ein Tier wie jedes andere auch!" ruft er - und wird durch die Luft geschleudert. Für Papa Alien war er nur eine lästige Nebenfigur, nicht mal ein Rivale oder eine potentielle Beute.
Der harmlose Kneipenwirt, engagiert gespielt vom bekannten Ned Dennehy, verwandelt sich in einen wilden Drachentöter. Was hat er als Waffe vorzuweisen, fragen sich die anderen. Er klatscht eine Supperwaffe auf den Tisch und preist sie wie ein waschechter amerikanischer Redneck an: ein "Super Soaker". Der Einwand liegt nahe: Es ist eine Wasserpistole. Und bekanntlich lieber die Monster ausgerechnet Wasser. Sein Versuch, den "Supernassmacher" in einen Flammenwerfer zu verwandeln, haut nicht so ganz hin. Wir lernen: Iren mögen ja keine technischen genies sein, aber sie haben, weiß Gott, das Herz auf dem rechten Fleck.
Vorbilder
Der ganze Film ist eine einzige Hommage an die klassischen Vorbilder (mehr dazu im Making-of). Zwei schwarze Monster proben die Invasion Irlands, und ihre Babys sehen aus wie fiese Gremlins. Im Fernsehen läuft "Invasion der Körperfresser". Der tote Bauunternehmer tanzt vor dem Fischer Tadgh wie eine Marionette - das Monster tritt als Puppenspieler auf, genau wie bei Heinleins Klassiker "The Puppetmasters" / "Die Marionettenspieler". Die Invasion ins Ferienparadies Erin Island echot natürlich Amityville in "Der weiße Hai".
Die kleine Kämpferschar erinnert mit ihrem Einfallsreichtum und Humor an "Tremors - Im Land der Raketenwürmer". Sogar in die Dialogzeilen hat sich der Zoo von Verweisen eingeschlichen: "The Thing!" (nach John Carpenter). Und der Score zitiert Passagen aus dem Soundtrack von "Alien". Der Epilog zeigt, wie "Godzilla": Etwas hat überlebt...
Die Blu-ray
Technische Infos
Format: PAL, Widescreen
Bildseitenformat: 16:9 - 2.35:1
Sprache: Deutsch (DTS-HD 5.1), Englisch (DTS-HD 5.1)
Untertitel: Deutsch
Extras:
- O-Trailer
- 12-seitiges Booklet
- Begind the Scenes
- Outtakes
- Trailershow
Mein Eindruck: die Blu-ray
Der Ton, der in DTS vorliegt, ist keineswegs zu beanstanden, was man aber vom Bild nicht behaupten kann. Was mag da bloß passiert sein? Im ersten Viertel ertrinkt das Bild geradezu im Gegenlicht und Seitenlicht. Hatte die Aufnahmekamera keinen entsprechenden Schutz gegen Lichteinfall? Ich kann mir nicht vorstellen, welche künstlerische Absicht dahinter stecken könnte, und halte diese Darstellung für einen Mangel.
Aber warum haben weder Kameramann noch Regisseur diesen Mangel in den täglichen Mustern bemerkt, um ihn rechtzeitig durch Nachdrehs zu beheben? So hätte es zumindest Peter Jackson gemacht. (Aber der hat ja auch ein ganz anderes Budget zur Verfügung.) Der Rest des Films ist übrigens einwandfrei aufgenommen.
EXTRAS
1) O-Trailer und Deutscher Trailer (je 1 min.)
Die beiden Trailer bringen die Mischung aus flottem Monstermovie und romantischer Sittenkomödie auf den Punkt.
2) 12-seitiges Booklet
Der Text des Booklets stammt nicht aus irgendeiner PR-Maschine, sondern aus DEADline, einem wirklichen, echten Filmmagazin: Wir haben es mit richtigem Journalismus zu tun! - Der Autor durfte in County Donegal, Nordirland, die Dreharbeiten begleiten und zahlreiche Interviews führen. Seine Eindrücke sind amüsant, selbstironisch und informativ. Er sprach mit den beiden Hauptdarstellern, wobei Ruth Bradley dauernd lachte. Wahrscheinlich war sie froh, dass der Regisseur die Live-Aufnahmen von ihrem zunehmendem Rausch kürzlich vernichtet hatte. Die Schauspieler mussten sich nämlich vor laufender Kamera besaufen. Nur so wirkten sie echter als echt.
Auch Regisseur Jon Wright und Drehbuchautor Kevin Lehane gaben bereitwillig Auskunft, was sie zu diesem Projekt gebracht hat. Richtig ulkig ist die Grundidee, die Lehane in der Südsee hatte: Was würde mit den ihn piesackenden Moskitos passieren, wenn er sich volllaufen ließe, sie sein alkoholgetränktes Blut saugten und dann besoffen durch die Gegend flögen? Oder würden sie vorher an Alk-Vergiftung sterben? Für einen effektvollen Plot wurde aber noch ein ganz besonderer Schauplatz benötigt: Irland natürlich! Ja, und die Aliens? Die krochen natürlich aus dem Rechner...
Vierfarbige Szenen-Fotos runden diese hilfreiche Beigabe ab. Eine Erklärung für die mangelhaften Gegenlichtaufnahmen liefert aber auch Autor Nando Rohner nicht. War wohl nicht sein Fachgebiet.
3) Behind the Scenes (16:05 min)
Hinter dem unscheinbaren Titel verbirgt sich ein fein säuberlich in Kapitel aufgeteiltes Making-of (O-Ton mit Untertiteln). Bis Autor Kevin Lehane sein ausgefallenes Drehbuch an den Mann und v.a. die Frau gebracht hatte, dauerte es eine ganze Weile. Die beiden Produzentinnen fanden es witzig: "Local Hero" mit Monstern? Sie engagierten Jon Wright als Regisseur, der sich durch "Tormented" einschlägig ausgewiesen hatte. Fehlten noch der Schauplatz und die Schauspieler. Auch nach denen wurde lange gefahndet, denn sie mussten alle sehr verschieden und "markant" sein: verrückt, aber liebenswürdig.
Die visuellen Effekte trug die Firma Nvizible VFX bei. Sie zeigt die Interaktion zwischen rechnergenerierten Monstern und echten Schauspielern. Jon Wright zeigt sich durch Filme wie "District 9" und "Moon" inspiriert. Er ist also voll auf der Höhe der Zeit, erinnert sich aber auch sehr gern an Klassiker wie "Der weiße Hai", "Gremlins" und natürlich "Alien". Bemerkenswert: Alle Monster im Film weisen asymmetrische Strukturen auf, die auf Primzahlen basieren. Papa Monster hat deshalb nicht 21 (teilbar durch 3 und 7), sondern exakt 23 Tentakel. Wer's nicht glaubt, kann ja nachzählen.
Bei den Stunts kamen v.a. Kabel zum Einsatz. So wird "PHD Smith", der Forscher, an einem Kabel fortgerissen, und "Lisa Nolan" sieht man an einem unsichtbaren Kabel durch die gesamte Küche geschleift. Auch O'Shea darf sich mal durch die Luft wirbeln lassen, denn der furiose Showdown bei der Baufirma sollte schon einige Schauwerte bieten.
Wie trainiert man für die Rolle eines Besoffenen? Natürlich durch die Praxis, in der Hoffnung, sich frühzeitig gegen die Härten der Dreharbeiten -"bitte nochmal von vorn, Ruth!" - abhärten zu können. Allerdings gab es beim Dreh diverse Herausforderungen. Davon abgesehen, dass es kurz vor Weihnachten war, bestand nicht die geringste davon in der - für irische Verhältnisse - klirrenden Kälte von zehn Grad unter Null. Es war der härteste Winter in Irland seit hundert Jahren - und der stürmischste, wenn man IMDB.com glauben darf. Wo ist nur der Golfstrom, wenn man ihn braucht? Die Belfaster Kleidungsgeschäfte waren jedenfalls im Handumdrehen leer gekauft. Gedreht wurde im nahen County Donegal: sehr malerisch.
Auch eine Zusammenfassung darf bei diesem Making-of nicht fehlen. Jon Wright nennt seinen Film eine "Achterbahnfahrt", und das überrascht keineswegs: Solche Unterhaltung ist ja Sinn und Zweck eines Monsterfilms. Lolar Roddy alias "Paddy" nennt den Streifen hingegen eine "Sittenkomödie". Das ist ein feststehender Begriff im Theater- und Filmgeschäft. Er sieht also eher das Monster eher als Vorwand für ein Porträt der irischen Gesellschaft. Dass dabei eine Romanze nicht fehlen darf, versteht sich von selbst: Stadtpolizistin trifft Landpolizist - ein perfektes Paar, von der Trinkfreude zustandegebracht.
4) Outtakes (24:40 min)
Bei diesen Pannen und misslungenen Szenen, die mit deutschen Untertiteln, aber ohne Musik präsentiert werden, treffen wir die liebenswerten Hauptfiguren wieder: PHD Smith doziert, Lisa und O'Shea schäkern, witzeln und lachen sich einen Ast; Lisa sucht methodisch ihren Paddy-Pegel, was sie zusehends lustiger werden lässt; Una Maher wird misstrauisch, ob die Antimonsterallianz etwas ausheckt; und immer wieder werden O'Shea und der Fischer Tadgh vom "Monster" angepisst...
Die meisten Szenen sind ziemlich lang gezogen oder werden x-fach wiederholt. Dieses Feature dürfte nur etwas für eingefleischte GRABBERS-Aficionados sein. Aber bei einem Pint Guiness lässt sich ja so einiges aushalten und lustig finden.
5) Trailershow
a) Starbuck
b) Guns and Girls (mit Christian Slater)
c) Swerve (Thriller)
d) Breathless (Thrillerfarce mit Ray Liotta, Gina Gershon und Val Kilmer)
e) The Guard (s. meinen Bericht)
f) Black Sheep (Horror)
g) Burke and Hare (Leichendieb-Komödie mit Andy Serkis und Simon Pegg)
h) Grabgeflüster (leise Komödie von 1997 - was hat die hier zu suchen?!)
i) The Hole 3D (von Joe Dante, 2009)
j) Under the Mountain (Neuseeländische Horrorfantasy mit Sam Neill)
Unterm Strich
Dass die Iren jede Invasion zurückschlagen können, will dieser lustige Monsterfilm belegen. Ob die Invasoren nun außer-irdisch oder außer-irisch sein mögen, macht nix: Die Iren haben erstens das Herz auf dem rechten Fleck - und zweitens eine wesentlich größere Trinkfestigkeit. Der klassische Paddy-Pegel liegt hier bei 2.0 Promille. Damit dürfte man auf dem Festland nicht mal eine Kneipe BETRETEN.
Der Selbstgebrannte von Paddy verwandelt selbst Abstinenzlerinnen wie Lisa Nolan im Handumdrehen ("Bottoms up!") in handfeste Mittrinker, die endlich ihre lang verborgene irische Seele entdecken. Die Musik und der Tanz erledigen den Rest. Klar, dass die Alien rein gar nichts für Alkohol übrig haben. O'Shears Trinkwunsch "Slainté!" mutiert deshalb unversehens zum Todeswunsch.
Lisa wird in eine witzige, aber nur unterschwellig erkennbare Geschlechterkomödie verwickelt: Dabei verwandelt sich die Rolle des Lokalmatadors Ciarán O'Shea in die der Jungfer in Not, und die reingeschmeckte Lisa darf ihn bzw. sie vor dem Drachen, pardon: dem Alienmonster retten. Wenn das nicht alle Klischees auf den Kopf stellt. Lisa Nolan, die Ellen Ripley des 21. Jahrhunderts.
Die Alien-Action-Comedy von Jon Wright bietet sowohl Spannung und Romantik als auch genügend Lacher, um den Zuschauer zu unterhalten. Der Humor rangiert zwischen grobem Klamauk und leiser Sitten-Komödie, bei der die Iren natürlich stets am besten wegkommen. Die Spezialeffekte sind nahtlos in die Realaufnahmen eingebettet. Auf einmal sieht der Streifen viel teurer aus, als er war. Nur an der Kamera hätte man nicht sparen sollen. Die Fehler in den ersten zehn Minuten haben mir nicht zugesagt. Und auch der Schnitt ist einen Tick zu langsam.
Die Blu-ray
Sieht man von kleinen Bildmängeln ab, bekommt man mit "Grabbers" also eine lustige und sehr actionreiche Monster-Comedy. Das umfangreiche Bonusmaterial in Form von Features und einem zwölfseitigen Booklet mit Interviews hat mich vollauf zufriedengestellt. Noch mehr Outtakes hätte ich aber nicht ertragen...
Michael Matzer (c) 2012ff
- Redakteur:
- Michael Matzer