Im Banne des Dr. Monserrat
- Regie:
- Michael Reeves
- Jahr:
- 1967
- Genre:
- Horror
- Land:
- Großbritannien
- Originaltitel:
- The Sorcerers
1 Review(s)
30.09.2008 | 08:33Marionettenspieler auf eigene Gefahr
Dr. Monserrat, der seit langer Zeit mit Hypnose experimentiert, überredet einen jungen Mann, ihm als Medium zu dienen. Er verspricht ihm ein einzigartiges Erlebnis ... doch der Schein trügt. Dr. Monserrat und seine Frau Estelle wollen den Mann durch die Kraft ihrer Gedanken steuern und ihm Befehle geben. Dem Wahnsinn nahe, kommt Estelle auf die Idee, das willenlose Instrument für ihre eigenen grauenvollen Ziele zu benutzen ... (Verleihinfo)
Filminfos
O-Titel: The Sorcerers (Großbritannien 1967)
Dt. Vertrieb: e-m-s (10. April 2008)
FSK: ab 16
Länge: ca. 82 Minuten
Regisseur: Michael Reeves
Drehbuch: John Burke, Tom Baker, Michael Reeves
Musik: Paul Ferris
Darsteller: Boris Karloff (Dr. Monserrat), Meier Tzelniker, Maureen Booth, Martin Terry, Gerald Campion, Catherine Lacey (Estella Monserrat), Elizabeth Ercy, Bill Barnsley, Ivor Dean, Alf Joint, Victor Henry, Sally Sheridan, Susan George, Peter Fraser, Ian Ogilvy (Mike Roscoe)
Handlung
Dr. Marcus Monserrat ist ein alter Mann, der im Kiosk um die Ecke Inserate aufgibt, in denen er seine Dienste als psychologischer Berater anbietet. Daheim kocht ihm seine Frau Estella das Essen und beide hoffen, dass sie bald seine Ausrüstung testen können. Sobald sich ein Kunde meldet.
Mike Roscoe ist mit Nicole und Alan in den Musikklub gegangen, um dort zu tanzen und abzuhängen, doch Mike ist schnell gelangweilt und verlässt die Disco. In einem Imbisstand spricht ihn Dr. Monserrat an, der offenbar ahnt, dass Mike nach Neuem giert, aber vom Angebot blasiert ist. Von Monserrats Versprechen angelockt, begleitet Mike ihn zu seiner Wohnung, wo sich Monserrat als großer Hypnotiseur zu erkennen gibt. Er zeigt dem ungeduldigen Mike seine "Ausrüstung", ein glänzendes Stück Multimedia-Maschine. Mike setzt sich ohne Zögern in den bereitstehenden Stuhl.
Drei Minuten später ist Mike für jeden Befehl, den ihm Monserrat oder Estella telepathisch senden, empfänglich. Aber wie groß ist die Reichweite der beiden Sender? Mike geht zurück in die Disco und holt Nicole ab, um mit ihr in ein verlassenes Schwimmbad zu gehen und dort ein verbotenes Bad zu nehmen. Estella, die stärkere der beiden Telepathen, frohlockt über den Erfolg, doch sackt sie erschöpft zusammen. Sie erinnert ihren Mann an jenen Reporter, der sie beide bloßstellen wollte. Vor 30 Jahren haben die Zeitungen Monserrats Ruf zerstört. Nun leben sie in Armut.
Was also will Estella als Erstes? Geld und Güter selbstverständlich. Mike ist tagsüber Antiquitätenhändler im "Glory Hole", doch damit ist nichts verdient, merkt Estella schnell. Mike soll ihr den Pelz aus dem nahen Laden besorgen, egal wie. Beim Einbruch wird Mike zwar von einem patrouillierenden Bobby fast ertappt, aber er entkommt, und anderntags kann Estella den begehrten Pelz an einem bestimmten Versteck abholen.
Weder sie noch ihr Mann bemerken, dass sich Mike an der Hand verletzt hat und sie nun denselben kleinen Schnitt an der Hand aufweisen. Als Mike seiner Freundin Nicole erklären soll, was er die ganze Nacht gemacht hat, kann er sich an nichts erinnern. Auch die Verletzung vermag er sich nicht zu erklären, aber er habe sich gefürchtet. Sie tröstet ihn.
Nach dem harmlosen Abenteuer mit dem Einbruch wünscht sich Estella die Erfahrung der Geschwindigkeit, denn sie hatte selbst nie. Erst klaut Mike das Motorrad von Alan, dann braust er mit Nicole durch die Landschaft. Monserrat wird angst und bange um den Jungen, doch Estella kennt keine Gnade. Es kommt zum Streit zwischen den beiden, in dem Estella die Oberhand behält. Sie zerstört die Maschine, damit es keine Umkehr mehr geben kann.
Als Mike zurückkehrt und Alan pampig wird, wird Estella zornig. So darf man ihrem Werkzeug nicht kommen! Sie lässt Mike Alan zusammenschlagen und dessen Chef Ronnie fast töten. Als sie Mike aus ihrem geistigen Griff entlässt, ist er entsetzt über seine Taten, hat aber keine Erinnerung daran.
Doch das ist erst der Anfang, denn Estella hat im wahrsten Sinne des Wortes Blut geleckt ...
Mein Eindruck
Der Regisseur Michael Reeves muss eine Art Wunderkind gewesen sein, denn als er mit 35 Jahren an einer Überdosis Schlaftabletten starb, bedauerten viele Horrorfreunde sein unerwartetes Ableben. Mit nur zwei Filmen verlieh er dem Genre neue Impulse: mit "Dr. Monserrat" ("The Sorcerers") und "Der Hexenjäger" ("Witchfinder General", mit Vincent Price). Sein Geniestreich muss wohl das Engagement von Boris Karloff für die SF-Story "Terror for Kicks" gewesen sein, die Reeves dem Autor John Burke abkaufte.
Mit Karloff und dem Drehbuch fiel es ihm nicht schwer, einen Produzenten zu gewinnen. Im Januar 1967 drehte man den Streifen und schon im Mai konnte der Produzent das fertige Werk den internationalen Distributoren verkaufen. Im Juni lief es in den Kinos an, in Deutschland allerdings erst zwei Jahre später. Beim Filmfestival Triest erhielt "The Sorcerers" einen Preis, mit dem der deutsche Verleih werben konnte.
~ Aussage ~
"The Sorcerers" zeigt mit letzter Konsequenz, wie jede menschliche Beziehung dadurch zerstört wird, indem einer oder beide der Partner fremdgesteuert wird. Was für die Partnerbeziehung gilt, erstreckt sich bald schon auf die ganze Gesellschaft. Einbruch und Diebstahl, rücksichtsloses Fahren, die Ermordung einer Sängerin und eines Teenagers - die Kontrolleurin Mikes schreckt vor nichts zurück, und Mike kann nichts dagegen unternehmen. Der Tod ist die unausweichliche Konsequenz für ihn. Gilt das aber auch für seine Kontrolleurin?
~ Generationen ~
Die Swinging Sixties sind in diesem Streifen stark vertreten und verleihen dem uralten Thema einen modernen Anstrich. Die Nachtklub-Sängerin singt zwei Kompositionen für den Film: "Your love" und "Sweet Nothing", die von Reeves' Freund Paul Ferris stammen. Diese Szene der Jugend steht in krassem Gegensatz zum Leben der älteren Generation um Dr. Monserrat und seine Frau. Anhand des jungen Mike verschafft sich Estella ein Ersatzleben, voller Genüsse, die sie entbehren musste. Dass sie Mike damit die Jugend (und schließlich das Leben) raubt, stört sie nicht. Als Voyeurin ergötzt sie sich an den Untaten ihrer Marionette. Nur ihr Mann kennt den Preis, den sie beide dafür zahlen müssen. Doch sie hat ihn längst außer Gefecht gesetzt. Eine gewisse nihilistische Aussage kann man dem Film nicht absprechen.
~ Voyeure ~
Der Voyeurismus lohnt sich nicht nur für Estella, sondern auch für den Zuschauer, denn ihm wird nicht nur Musik und Gewalt geboten, sondern auch jede Menge nackte weibliche Haut. Das war sicher verkaufsfördernd, aber wohl kaum ausschlaggebend für das Lob durch Zuschauer, Kritiker und Kinobesitzer. Für den heutigen Zuschauer sind die visuellen Effekte, die durch die Multimediamaschine erzeugt werden (Achtung: Bewusstseinserweiterung etc.) von eher historischem Interesse, aber zu ihrer Zeit waren sie doch recht wirkungsvoll.
Die DVD
Technische Infos
Bildformate: 1,85:1 (anamorph)
Tonformate: D in DD 1.0, Englisch in DD 1.0
Sprachen: D, Englisch
Untertitel: D
Extras:
- Trailer
- Bildergalerie
- Booklet
- Trailershow
Mein Eindruck: die DVD
Die Qualität von Bild und Ton ist erwartungsgemäß bescheiden, denn sie wurden nicht digital überarbeitet. Dennoch erscheint dieses Merkmal sekundär, weil die Handlung spannend genug ist, um den Zuschauer davon abzulenken.
1) Englischer Original-Trailer (2:18 min); fasst die spannendsten Szenen zusammen, so dass der Zuschauer den Film sehen will. Die Qualität von Bild und Ton ist erwartungsgemäß bescheiden, denn sie wurden genauso wenig digital überarbeitet wie der Hauptfilm.
2) Bildergalerie
Die selbst ablaufende Diaschau zeigt Filmplakate, Aushangbilder und Pressefotos.
3) Das Booklet enthält zur Hälfte Infos und Werbung. Im Informationsteil schreibt Uwe Huber, wie der Film zustandekam und welche Leute an ihm mitarbeiteten, bis hin zu den deutschen Synchronsprechern. Kleine Fotos ergänzen den Text, darunter von Boris Karloff, Catherine Lacey und Ian Ogilvy.
4) Die Trailershow zeigt dem Interessenten die anderen Filme der Sammler-Edition.
Unterm Strich
Die Handlung fesselt den Zuschauer durch die allmähliche Steigerung der "kicks", die sich Estella, die telepathische Marionettenspielerin, mit Mikes Hilfe holt. Immer grausamer werden seine Morde. Wohin soll das noch führen? Sie ist wie eine Dealerin und er ihr Junkie, dem sie eine steigende Dosis verpasst. Doch die Beziehung funktioniert in beide Richtungen, ohne dass sie es wahrhaben will, und dies hat verhängnisvolle Folgen.
Den mit etlichen hübschen Damen und Horroreffekten bestückten Streifen kann man sich gerne mal abends reinziehen, doch man sollte nicht darauf wetten, dass die Story für die Beteiligten gut ausgeht. Es ist also eher ein Runterzieher, aber genau dies finde ich konsequent und ehrlicher als so manches moderne US-Machwerk, in dem die Hauptfigur stets davonkommt.
- Redakteur:
- Michael Matzer