Im Zeichen des Drachen
- Regie:
- Antonio Luigi Grimaldi
- Jahr:
- 2006
- Genre:
- Thriller
- Land:
- Deutschland/Italien
- Originaltitel:
- La moglie cinese
1 Review(s)
03.06.2008 | 15:29Story
Filippo Dandolo macht sich der Unterwelt Venedigs unter dem Titel 'der Doge' einen Namen als schmieriger Großkrimineller. Seine Kontakte zur Mafia und seine anrüchigen Geschäfte brachten ihn bereits in der Vergangenheit häufiger ins Kreuzfeuer der polizeilichen Ermittlungen, doch bislang konnte ihm niemand das Handwerk legen. Kommissar Stefano Renzi möchte jedoch nicht mehr länger mit ansehen, wie der Sumpf des Verbrechens in Italiens romantischer Metropole um sich greift, und macht sich die Verhaftung des landesbekannten Mafiosi zur Lebensaufgabe.
Aber schon bald muss Renzi erkennen, dass die Arme des organisierten Verbrechens sehr weit greifen. Dandolo taucht bei Kollegen in Osteuropa unter und forciert dort seinen bereits vorher betriebenen Menschenhandel aufs Äußerste. Der Commissario folgt ihm und startet eine unerbittliche Jagd auf den Schwerverbrecher, der ihm allerdings immer wieder im letzten Moment entkommt. Mehr als dies beschäftigt Renzi jedoch der Umstand, dass zwischen ihm und dem Gangster eine geheimnisvolle, bislang versteckte Verbindung besteht. Bereits Stefanos Vater kam damals unter ungeklärten Umständen ums Leben - und gerade diese Tatsache ist für den jungen Kommissar Grund genug, den Dogen durch die halbe Welt zu verfolgen. Ungeachtet seiner Liebe zur hübschen Chinesin Ling bereitet er den finalen Showdown vor.
Persönlicher Eindruck
Nicht zuletzt durch den lang ersehnten DVD-Release der Mafia-Vorzeigeserie "Allein gegen die Mafia" ist das Interesse an Verfilmungen zum organisierten italienischen Verbrechen wieder schlagartig angewachsen. Gerade in den späten Neunzigern, aber vor allem auch im neuen Jahrtausend wurde dieses Genre aus cineastischem Blickwinkel vollkommen vernachlässigt. Dass die ersten frischen Impulse nun ausgerechnet von denjenigen Personen ausgehen, die zu Beginn der Achtziger mit besagter Serie einen Welterfolg landeten, kann man daher schon fast als Wink des Schicksals hinnehmen, wobei insbesondere dieser Aspekt im Grunde genommen schon eine Qualitätssicherung garantiert. Sollte man jedenfalls meinen ...
Völlig überraschend ist "Im Zeichen des Drachen", der selbst ernannte Nachfolger der Story um Commissario Cattani, allerdings inhaltlich wie darstellerisch ein absoluter Reinfall. Flache Charakterzeichnungen, eine mäßige, meist sehr unglaubwürdige Story, langatmige Handlungsabschnitte und eher lasche Action - mehr bietet Regisseur Antonio Luigi Grimaldi seinem begierigen Publikum leider nicht.
Das grundlegende Übel breitet sich bereits in der ersten Episode aus: Die Vorstellung der beiden Hauptdarsteller und Gegenspieler bleibt nüchtern und spannungsarm, insgesamt sogar ein wenig hölzern. Während der eine durch schmierige Geschäfte einen berüchtigten Titel in der Unterwelt absahnen konnte, ist der andere ein eher nachlässiger, wenn auch motivierter Ermittler, dessen emotionale Welt ebenso im Zentrum stehen soll wie die linear verlaufende Verfolgung des Gangsters. In einzelnen Rückblicken erfährt man mehr über Renzis verhängnisvolle Vergangenheit und über seine besondere Verbindung zu Dandolo, allerdings sind auch diese Zusammenhänge eher lieblos aneinandergekleistert und in Berichten zusammengefasst, die jeglicher Intensität und Spannung entbehren. Als Leitmotiv für den Hass des Kommissars auf den Schwerverbrecher funktioniert dieser Aufhänger jedenfalls nur bedingt.
Ebenfalls kaum spektakulärer ist Renzis merkwürdige Liebesgeschichte. Fast schon wie im Mädchen erobert er gegen den Willen der Verwandtschaft eine junge Chinesin, bringt sie vor den Traualtar und findet schließlich doch noch das Vertrauen zu ihrem skeptischen Onkel. Als Nebenstrang ist dieses Element zwar halbwegs brauchbar, doch im Rahmen eines brutalen Mafia-Thrillers, der "Im Zeichen des Drachen" ja letztendlich sein will, wirkt diese Liebschaft eher aufgesetzt als förderlich. Überzeugend ist dieser Teil der Story jedenfalls nicht aufgearbeitet.
Noch kritischer ist schließlich die Inszenierung der One-Man-Army Stefano Renzi zu sehen, der sich quasi allein gegen ein gehöriges internationales Verbrecher-Tribunal stellt. Auch hier neigt man schnell zum Vergleich mit dem offenkundigen Vorbild, welcher aber leider schon deswegen scheitert, weil kein Darsteller dieser Mini-Serie auch nur im Ansatz das Charisma eines Michele Placido auffährt. Dass dies auch langfristig an der Glaubwürdigkeit der Serie zehrt, klingt selbstverständlich, zumal auch viele Teilaspekte einfach schwach ausgearbeitet wurden. Die unstete Liebesgeschichte macht hier den Anfang, begleitet von der schier endlosen Hetzjagd, deren Ende man nach einigen ermüdenden Längen regelrecht herbeisehnt. Und da wir hier über einen Vierteiler, also noch nicht einmal über eine länger Serie sprechen, ist ein solches Urteil schon erschreckend ernüchternd - wie "Im Zeichen des Drachen" im Allgemeinen sowieso!
Zumindest gibt sich die zugehörige DVD keine Blöße, wenngleich dieser Umstand den bescheidenen Inhalt natürlich nicht aufwerten kann. Die Bildqualität ist im grünen Bereich und gerade wegen der etwas dunkleren Farbgebung der schattigen Atmosphäre dienlich. Auch die Aufarbeitung des Tons ist anständig, wenngleich man auf die 5.1-Variante verzichtet. Aufgrund der weniger aufreibenden Action ist dies aber auch nicht erforderlich. Enttäuschend hingegen ist die Bereitstellung von Bonusmaterialien, die quasi gänzlich ausbleibt. Sieht man mal von einer Bildergalerie ab, finden sich keine zusätzlichen Extras.
Fazit
Es sind häufig diejenigen Filme/Serien, die mit gewaltigen Vorzeichen ins Rennen ziehen, die anschließend umso heftiger enttäuschen. Auch "Im Zeichen des Drachen" geht mit der selbst gewählten Idealvoraussetzung an den Start, eine der wichtigsten europäischen TV-Produktionen der letzten Jahrzehnte zu beerben, scheitert aber beim Versuch, ja schon beim Ansatz geradezu kläglich. Angefangen bei den schauspielerischen Tragödien bis hin zur langatmigen, nur selten intensiven Story wird in diesem Vierteiler lediglich Mafia-Action zweiter Klasse aufgefahren, der es zudem an Originalität und Ideenreichtum mangelt. Wer tatsächlich auf eine legitime Fortsetzung von "Allein gegen die Mafia" hofft, der muss sich daher weiter in Geduld üben. Für "Im Zeichen des Drachen" wiegt die Last dieses Erbes bei weitem zu schwer.
- Redakteur:
- Björn Backes