Insel der 30 Tode
- Regie:
- Marcel Cravenne
- Jahr:
- 1979
- Genre:
- Thriller
- Land:
- Frankreich
- Originaltitel:
- L'île Aux Trente Cercueils
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19.02.2009 | 20:16Originaltitel: L'île Aux Trente Cercueils
Regie: Marcel Cravenne
Darsteller: Claude Jade, Jean-Paul Zehnacker, Yves Beneyton, Georges Marchal, Pascal Sellier, Julie Philippe, Marie Mergey, Pierre Semmler, Jean-René Gossart
Land: Frankreich, 1979
DIE INSEL DER 30 TODE - L'île Aux Trente Cercueils (TV 1979)
In einem Hospital hilft die Krankenschwester Véronique im Kriegsjahr 1917 beim Zusammenflicken verwundeter Soldaten. Ein Geheimdienstoffizier überbringt ihr die Nachricht vom Tod ihres Ehemanns, den sie seit einer Familientragödie vor 14 Jahren nicht mehr gesehen hat. Er ist als Betrüger und feindlicher Spion enttarnt worden und bei der Flucht erschossen worden. Eigentlich ist Véronique froh über diese Mitteilung, denn sie hasst keinen Menschen auf der Welt mehr als ihren Mann. Doch mit einem Schlag kommt die Vergangenheit, mit der sie so entschieden abgeschlossen hatte, wieder in ihr Bewusstsein.
Gegen den Willen ihres strengen Vaters hatte die junge Véronique d'Hergemont den mit zweifelhaftem Ruf behafteten angeblichen polnischen Grafen Alexis Vorski geheiratet. Vorski hatte die Hochzeit sowohl von ihr mit Gewalt, als auch von ihrem Vater unter Androhung eines Skandals erpresst. Die Ehe war die Hölle. Spieler Vorski stürzte sich in Schulden und verjubelte bald auch das Vermögen seiner Gattin. Ihr gemeinsamer Sohn François war 6 Monate alt, als sein Großvater das Kind auf seine Yacht entführte. Beide starben beim Untergang des Schiffs. Veronique verließ ihren unheilvollen Ehemann und suchte Zuflucht für ihre verletzte Seele in einem Kloster.
Kurz nach der Nachricht vom Tod ihres Mannes sieht Véronique im Kino in einem Film ein Holzhäuschen, auf dessen Tür exakt die Initialen ihres Geburtsnamens in ihrer Handschrift stehen! Aufgeschreckt reist sie an den Drehort des Films in die Bretagne. Dort steht dieses Häuschen, und darin findet sie die Leiche eines Mannes. In dessen Weste steckt ein Zettel mit merkwürdigen Zeichnungen und Versen. Für Véronique ist das der Beginn eines langen Rätsels. Überall auf ihrem weiteren Weg begegnet sie an Steinen und Gebäuden Inschriften mit ihren Initialen.
So gelangt sie auf eine Insel vor der Küste, die man im Volk "die Insel der 30 Särge" nennt. Dort leben zu ihrer Überraschung ihr Vater und ihr inzwischen 15jähriger Sohn François in den Gemäuern eines alten Klosters. Aber Véroniques Ankunft löst eine Katastrophe aus. Die Insel ist verflucht. Véronique ahnt nicht, dass sie mit dem Betreten der Insel eine alte Prophezeiung wahr macht. Vor ihren entsetzten Augen erschießt ihr Sohn den Großvater und verschwindet. Panisch flüchten die Inselbewohner in Booten, denn sie werden alle sterben...
Nach dem mörderischen Inferno glaubt Véronique, sie sei die einzige Überlebende auf der Insel. Aber sie ist keineswegs allein. Über die Insel herrscht jetzt ihr totgeglaubter Gatte Vorski. Er ist in Begleitung seiner weiteren Ehefrau Elfriede und ihres gemeinsamen Sohns Eric, der äußerlich wie ein Doppelgänger von François wirkt, vom Wesen her aber ganz den Satan in sich hat, der auch sein Vater ist. Es gelingt Véronique, François aus dem Verlies zu befreien, wo er schon seit ihrer Ankunft gefangen war. Doch es gibt kein Entkommen. Mutter und Sohn geraten in die Gewalt von Vorski und seiner Gehilfen.
Irgendwo in den unterirdischen Gewölben des ehemaligen Klosters soll sich der geheimnisvolle Gottesstein befinden. Er ist ein Relikt, dessen magische Kraft schon die keltischen Druiden verehrten. Keltischer Kult war vor 500 Jahren auf der Insel mit christlichem Kult verschmolzen. Vorski ist von dem Verlangen besessen, den Gottesstein in seinen Besitz zu bringen. Er glaubt, der Stein würde ihm die Allmacht verleihen, wie es in einer Prophezeiung im Buch eines Mönchs geschrieben steht. Damit das alles wahr wird, muss Vorski noch weitere grausige Opfer erbringen: Die Kreuzigung seiner Ehefrau steht bevor, und die Halbbrüder Eric und François werden von ihrem Vater gezwungen, einen Zweikampf zu führen, bei dem einer von ihnen sterben muss...
Der okkulte Mystery-Thriller entfesselt ungeahnte Brutalität. Wäre das ein Horrorfilm aus Hollywood oder aus Fernost, so würden ihn die bürgerlichen Moralzensoren verdammen. Bei einem zeitgenössischen französischen Kriminalroman jedoch, der in der historisch kultivierten Idylle Frankreichs im eigenen Jahrhundert spielt, durfte die knapp fünfstündige TV-Miniserie bedenkenlos jedes Detail ausbreiten. Man glaubt sich auf dieser Insel bisweilen ins Mittelalter versetzt, wenn der Aberglaube die Bewohner in Hysterie stürzen lässt, und vor allem wenn im letzten Teil Vorski immer mehr dem religiösen Wahnsinn verfällt. Eine unfassbare kriminelle Energie steckt in diesem Mann, die er auch auf den Sohn Eric und die Gattin Elfriede übertragen hat. Véronique und François werden zu deren Gefangenen und zu Opfern eines Gemischs aus Rache und Kult. Spätestens nachdem die Inselbevölkerung massakriert ist, hat der Zuschauer die Gewissheit, sich in einem Horrorfilm zu befinden. Mit entsetzlicher Kaltblütigkeit arrangiert Vorski die rituellen Tötungen exakt so wie es die Prophezeiung vorsieht. Höhepunkt des Grauens ist der Moment, wo er die Kontrolle über sein mörderisches Treiben verliert und sich das Geschehen gegen ihn wendet.
Lange bevor Christen auf der Insel ein Kloster errichteten, befanden sich dort schon Kultstätten der Kelten. Die Dolmen legen davon Zeugnis ab. Die markanten langen Steine aus dem keltischen Tempelbau gingen teilweise in die Architektur der christlichen Gemäuer mit ein. Auch der sogenannte Gottesstein dürfte schon aus der Zeit der Druiden stammen. Das Geheimnis seiner Magie indessen ist ein zeitgenössisches Phänomen aus der Gegenwart des Romanautors. Der Granitblock enthält eine starke Konzentration von natürlichem Radium. Das radioaktive Element war 1898 von der berühmten Chemikerin Marie Curie entdeckt worden. Der Strahlung maß man zu Beginn des 20. Jahrhunderts Heilkräfte zu, reiche Leute unterzogen sich regelrechten Radium-Kuren. Diesen im Jahr 1917 noch vorherrschenden Irrglauben an die positive Wirkung des Radiums setzt Maurice Leblanc als unfreiwillig komische Pointe an den Schluss seines schaurigen Romans.
Zur DVD ist anzumerken, dass das Bild durchgehend mit einem wabenartigen Reliefmuster versehen ist, so als wäre es durch eine gekörnte Glasscheibe abgefilmt worden. Ist von dem TV-Material aus dem Jahr 1979 wirklich nur noch so ein verrottetes Bild übrig?
© 2008 by JIVESIDE ENTERTAINMENT
Technische Daten zur DVD
Label: EMS (Deutschland)
EAN: 4020974167413
Tonspur: Deutsch / Französisch
Untertitel: keine
Bild: 4:3 Vollbild 1:1.33
Extras: Bildergalerie; Claude Jade Biografie & Filmografie; Maurice Leblanc Biografie (Autor); Einleitungen (Rückblicke) der TV-Version
- Redakteur:
- Pino DiNocchio