Inspector Barnaby, Volume 1
- Regie:
- Jeremy Silberston
- Jahr:
- 1998
- Genre:
- Kriminalfilm
- Land:
- Großbritannien
- Originaltitel:
- Midsomer Murders - Season 1
1 Review(s)
22.07.2008 | 13:47Sex and Crime in Miss Marple Country
Hauptprotagonisten der Serie sind der kauzige Inspector Tom Barnaby (gespielt vom Shakespeare-Darsteller John Nettles) und sein stets korrekter Kollege Sergeant Gavin Troy (Daniel Casey), die in der - fiktiven - Grafschaft Midsomer (wie die Fans wissen: eindeutig (!) die Gegend mit der höchsten Verbrechensrate in England) auf ruchlose Gräueltaten, kuriose Mordinstrumente (wie eine Heugabel, ein gedoptes Pferd, einen Diaprojektor oder eine Getränke-Bar) sowie exzentrische Zeitgenossen treffen und mit Intuition und Understatement die skurrilsten Fälle lösen. Die Kombination aus Mord und Totschlag, ländlicher Idylle und teils makaberem Humor begeistert nicht nur die Fans "marpleesker" Krimikost.
Vol. 1 enthält die Folgen:
- Tod In Badger's Drift
- Blutige Anfänger
- Requiem Für Einen Mörder
- Ein Böses Ende
Filminfos
O-Titel: Midsomer Murders - Season 1 (GB 1998)
Dt. Vertrieb: Edel
Veröffentlichung: 20.06.2008 [Kauf-DVD]
FSK: ab 12
Länge: ca. 404 Minuten
Regisseur: Jeremy Silberston
Drehbuch: Anthony Horowitz und Douglas Watkinson nach den Romanen von Caroline Graham
Darsteller: Laura Howard, Jane Wymark, Daniel Casey, John Nettles u. a.
Handlung von "Tod In Badger's Drift" (100 Minuten)
Die über 80 Jahre alte Emily Simpson wird in ihrem Cottage in Badger's Drift tot aufgefunden. Offensichtlich ist die alte Dame die Treppe hinuntergefallen und hat sich das Genick gebrochen. Es könnte aber auch Mord gewesen sein. Für Inspector Tom Barnaby und Sgt. Gavin Troy ist die Lage unklar, bis die Nachbarin, die den Fund der Leiche meldete, berichtet, dass sich Emily sehr aufgeregt und außergewöhnlich verhalten habe. Sie sei aus dem Wald gekommen, wo sie eine seltene Orchideenart gesucht habe. Troy soll Kamera und Telefonanrufe überprüfen. Auf den Fotos ist tatsächlich die gesuchte Orchidee zu sehen, markiert mit Emilys roten Bändern. Einer der Telefonanrufe galt der Telefonseelsorge. Emily habe etwas gesehen, doch was dies war, wollte sie nicht sagen.
Die Suche nach der Orchidee und Emilys Markierung verläuft erfolgreich. Aber eine Blume hat Emily wohl nicht so in Aufregung versetzt, dass die Treppe hinunterstürzte, oder? Barnabys scharfes Auge findet unweit der Blume eine niedergetretene Stelle im Laub am Waldboden - und einen schwarzen Stoffetzen an einer Brombeerranke. In seiner unverblümten Art fasst Troy die Lage zusammen: Emily hat also zwei Leute poppen gesehen, na und?
Im oberen Fenster der Villa der Bestattungsunternehmerin Mrs. Iris Rainbird entdeckt Barnaby ein Fernglas. Tja, was wäre, wenn diese Lady nicht nur zwei Leute beim Poppen gesehen hätte, sondern noch wesentlich mehr? Mrs. Rainbird ist eine außergewöhnliche Frau, um es gelinde auszudrücken, und die Tatsache, dass ihr Sohn einen Porsche mit personalisiertem Kennzeichen fährt, deutet auf eine Menge Geld hin. Bei einer Bestatterin?
Mrs. Rainbird findet es bemerkenswert, dass Catherine Lacy, die bislang in einer besseren Hütte bei ihrem Bruder Michael gewohnt hat, am kommenden Sonntag den reichen Unternehmer Henry Trace heiraten wird, und zwar nur knapp zwei Jahre, nachdem dessen Frau Bella bei einem Jagdunfall ums Leben kam. Welch ein interessanter Zufall, nicht wahr?
Vielleicht hätte Mrs. Rainbird nicht so offenherzig in ihren Vermutungen sein sollen - oder nicht so gierig bei ihren Erpressungsversuchen. Denn schon wenige Tage später fallen sie und ihr Sohn einem brutalen Mord zum Opfer.
Offenbar verbirgt sich unter der scheinbar so friedlichen Fassade des ländlichen Städtchens Badger's Drift ein Abgrund an Leidenschaft und Verbrechen. Barnaby und Troy ahnen nicht, wie tief der Abgrund reicht. Denn alle lügen ...
Mein Eindruck von "Tod in Badger's Drift"
Diese Verbrecherhatz verlangt von Barnaby ganz besonders viel Hirnschmalz. Deshalb wäre für ihn optimale Unterstützung umso wichtiger, doch sein Sgt. Troy verfügt weder über optimale Fahrkünste noch über besonders viel Vorstellungskraft. Zu allem Überfluss hat der brave Inspektor wenig Glück mit seiner Ernährung. Die liebe Gattin Joyce kocht ihm stets das neue Gourmet-Food aus den Hausfrauenzeitschriften (Wachtel statt Hähnchen) und der Kantinenfraß ist schlicht ungenießbar.
Wenigstens hat Barnaby das Glück und seine Kombinationsgabe auf seiner Seite. Ein gesunde Portion Misstrauen gegenüber den Aussagen aller Bewohner von Badger's Drift kann auch nicht schaden, denn Barnaby lässt sich nicht gerne an der Nase herumführen.
Um die drei Morde in dem Dorf nicht zu einfach zu machen, sieht sich der Inspektor zudem mit dem mysteriösen Tod der Bella Trace konfrontiert. Auch hier riecht es nach "murder most foul", wie Macbeth gesagt hätte. Sollte die Gattin des schwerreichen Henry Trace von jemandem aus dem Weg geräumt worden sein, der es auf das Erbe abgesehen hatte? Die Vorkommnisse bei dieser Rebhuhnjagd kommen Barnaby jedenfalls merkwürdig vor, um es vorsichtig auszudrücken.
Alibi um Alibi wird abgeklopft, Verdacht erhärtet und wieder fallengelassen, doch das Netz des Verdachts spannt sich weiter, als Barnaby befürchtet hat. Und zu allem Überfluss sagt ihm ein veritabler Albtraum von der bevorstehenden Trace-Hochzeit, was sich wirklich abgespielt haben könnte. Sgt. Troy staunt nicht schlecht darüber, was sein Chef als nächstes von ihm verlangt.
DVD 2: Handlung von "Blutige Anfänger" ("Written in Blood", 101 Minuten)
Die beschauliche Gemeinde Midsomer Worthy wird von einem grausamen Verbrechen heimgesucht: Gerald Hadleigh, Vorsitzender des Midsomer-Worthy-Amateur-Schriftsteller-Zirkels, ist brutal in seinem Schlafzimmer erschlagen worden. Barnaby kommt einer schrecklichen Tragödie auf die Spur, die weitere Opfer nach sich zieht.
DVD 3: Requiem für einen Mörder ("Death of a hollow man", 101 Minuten)
Während die Amateur-Theatergruppe von Midsomer Worthy in den Endproben von Peter Shaffers "Amadeus" steckt, wird die Kunsthistorikerin Agnes Grey erschlagen aus einem See gezogen. Bei der öffentlichen Generalprobe der Theatergruppe passiert auf offener Bühne ein weiterer Mord. Inspector Barnaby und Sgt. Troy sind gezwungen, sich durch ein Dickicht von Intrigen, Lügen und persönlichen Rivalitäten zu wühlen.
DVD 4: "Ein böses Ende" ("Death in disguise", 100 Minuten)
Vor zehn Jahren haben Ian Craigie und sein Kompagnon Carter die "Loge des Goldenen Windrosses" gegründet. Jetzt häufen sich merkwürdige Vorfälle in dem esoterischen Institut: Carter bricht sich bei einem Treppensturz das Genick. Bei einem Unwetter fällt eine Steinkugel von einer Brüstung und verfehlt nur um Haaresbreite die darunter stehenden Seminarteilnehmer. Und dann wird während einer Séance Ian Craigie erstochen. Versucht jemand, mittels Gewalt dem mysteriösen Treiben in der Loge ein Ende zu bereiten?
Die DVD
Technische Infos
Bildformate: Widescreen (1.78:1 - anamorph)
Tonformate: Dolby Digital 2.0 (Stereo) in Deutsch, Dolby Digital 2.0 (Stereo) in Englisch
Untertitel: Keine Untertitel
Extras:
- keine
Mein Eindruck: die DVD
Das Bild ist von guter Qualität, der Ton in Englisch und Deutsch entspricht hingegen nur Fernsehstandard. Dass die DVD keine Extras bereitstellt, verwundert nicht, denn dies ist in den seltensten Fällen bei solchen TV-Serien der Fall (etwa bei "Für alle Fitz"). Untertitel sind da schon etwas häufiger, aber bei "Inspektor Barnaby" herrscht hier Fehlanzeige.
Unterm Strich
Mitten in Miss Marple Country passieren die merkwürdigsten und brutalsten Morde. Doch von Amateurdetektiven wie Mrs. Rainbirds darf ein aufrechter Inspektor heutzutage keine Beihilfe mehr erwarten: Sie erpresst lieber selbst mit Hilfe der Beweisstücke, die ihr fleißiger Sohnemann Denny ihr apportiert. Diese beide sind das merkwürdigste und unheimlichste Ganovenpaar, das mir in letzter Zeit untergekommen ist. Doch sie haben keine Chance gegen ein weiteres Paar, dessen Skrupellosigkeit vor nichts haltmacht.
Unter der Fassade der ländlichen Idylle stößt Inspektor Barnaby auf die bemerkenswertesten Verbindungen und seltsamsten Verstrickungen. Seine mühevolle Aufgabe besteht darin, sie aufzudecken und sie zur letzten Konsequenz zu verfolgen. Leute wie die Rainbirds kommen ihm dabei des Öfteren in die Quere. Mit Humor und Durchhaltewillen versucht er, der Lösung des Falles Stück um Stück näher zu kommen. Doch wenn die Mordwerkzeuge so ausgefallen werden wie in Caroline Grahams Romanen, dann ist selbst guter Rat teuer. Und so können auch Barnaby, der ja auch nur ein Mensch ist, schmerzliche Fehler passieren. Ein Selbstmord in der U-Haft - das macht sich gar nicht gut in der Personalakte.
Den 100-Minuten-Episoden merkt man es deutlich an, dass sie aus zweimal 50 Minuten zusammengefügt wurden. Denn genau in der Mitte fasst Barnaby alle offenen Fragen zusammen, die er nun in der zweiten Hälfte zu beantworten hat. Manchmal findet er alle Antworten, nur um dann für den Lauf der Gerechtigkeit doch noch zu spät zu kommen.
Humor, Menschenbeobachtung und exakte Ermittlung stoßen auf die alten Dramawerte wie etwa tragische Verstrickung. Die Autorin kennt ihren Shakespeare aus dem Effeff und weiß ihn und seine Weisheiten wohldosiert einzusetzen. Auch eine Prise Sex gehört zu den Zutaten. Das Theater und die Literatur spielen bei ihr immer wieder eine wichtige Rolle. Wer dieser Spur folgt, findet ihre persönlichsten Aussagen zum Stück - oder gar zur Welt.
Die Silberscheibe liefert durchschnittliche Ausstattung zu einem relativ günstigen Preis. Wer die Ausstrahlung der Barnaby-Folgen im ZDF verfolgt, kann sich den Kauf allerdings sparen.
- Redakteur:
- Michael Matzer