John Carpenter - Fürst der Dunkelheit
- Regie:
- Julien Denand
- Jahr:
- 2006
- Genre:
- Dokumentarfilm
- Land:
- Frankreich
1 Review(s)
02.12.2008 | 15:38Ständig gegen den Strom: Es gibt wohl kaum einen Regisseur, der in Hollywood derart für seine Experimentierfreude geschätzt wird, sich gleichzeitig aber nie sonderlich viel für die Entwicklungen in der amerikanischen Traumfabrik interessiert hat. Dabei hätte die Karriere des großen Independent-Horror-Regisseurs kaum ereignisreicher beginnen können. Mit “The Fog“ und “Halloween“ landete Carpenter in seinen Anfängen zwei echte Kult-Produktionen, die nicht nur ansprechende Einspielergebnisse erzielen konnten, sondern gleichzeitig auch maßgeblichen Einfluss auf die Entwicklung des moderneren Horrorfilms haben sollten. Zweifelsohne wären selbst Psycho-Horror-Outfits wie “Saw“ oder “30 Days Of Night“ ohne seine langjährige Inspiration niemals möglich gewesen, da Carpenter seinerzeit gleich mehrfach Grenzen überschritt, die bis dato nur in der entsprechenden Literatur verschoben wurden. Hinzu kommt ein Streifen wie “Die Klapperschlange“, eine der wichtigsten Endzeit-Produktionen aller Zeiten, deren Story auch heutzutage noch für einen Kassenschlager taugen würde.
Nach mehreren Dekaden im Business ist es für Carpenter nun an der Zeit, seine Karriere als Regisseur Revue passieren zu lassen und gemeinsam mit einem Reporter- und Kamerateam die elementarsten Momente in seinem Leben in Hollywoods Grenzbereich wieder in den Blickpunkt zu werfen. All dies geschieht jedoch wieder – man mag nun sagen, es sei typisch – vor einer außerordentlich merkwürdigen Kulisse. Der große Mann wird während einer Fahrt durch die Highways von Los Angeles interviewt, genießt den lockeren Rahmen des Gesprächs aber sichtlich. Gemeinsam mit dem Filmteam reist er zu einigen alten Sets, darunter auch eine nunmehr legendäre Straße, in der man damals den Grundstein für “Halloween“ legte, erzählt von seinem Einstieg ins Movie-Geschäft und vertritt auch ganz klare Standpunkte was seine Ambitionen und seine Stellung in Hollywood betrifft. Man spürt hier immer wieder ganz deutlich, dass dieser Mann sich im Mainstream überhaupt nicht wohl fühlt, gerne aus dem Schatten heraus agiert und seine Genialität – die ja in den letzten Jahren leider stark gelitten hat – aus der Ruhe heraus schöpft.
Allerdings geht es in “Fürst der Dunkelheit“ keinesfalls darum, nur die cineastischen Seiten des großen Horror-Regisseurs herauszukitzeln. Bedingt durch die intime Atmosphäre, in der die Dokumentation inszeniert wird, entstehen ständig Freiräume für persönliche Gesprächsthemen, wobei Carpenter sich überraschenderweise auch gelegentlich zu politischen Inhalten äußert. Dabei bleibt er sehr konkret und verzettelt sich nicht in endlose Monologe, was die Sache nicht nur sehr angenehm gestaltet, sondern auch nicht dazu führt, dass man in irgendeiner Form am eigentlichen Thema vorbeischießt.
Dennoch: Im Fokus stehen natürlich Carpenters Verdienste um die amerikanische Filmlandschaft und ganz besonders natürlich sein Werk für das Horror-Genre. Er spricht über den Erfolg seiner Debütanten, seinen Umgang mit dem Rampenlicht und seine wichtigsten Stationen. Schade ist lediglich, dass er nicht sonderlich auf seine schwächeren Produktionen eingeht, von denen es ja vor allem in der jüngeren Biografie gleich mehrere gegeben hat. Andererseits soll es hier natürlich nicht um Unzulänglichkeiten oder dergleichen gehen, sondern vorwiegend um das Portrait eines Mannes, der in seiner Sparte definitiv seinesgleichen sucht. Was Stephen King für die Literatur ist, das ist John Carpenter für den Horrorfilm – und wieso, weshalb und warum dies so ist, stellt der Hauptakteuer in dieser kurzweiligen Dokumentation auf überraschend lockere Art und Weise selber klar. Er ist eben ein Sonderling, dieser mutige Regisseur, aber eben auch jemand, dem man gerne zuhört. Und aus diesem Grund sollte Anhänger seiner Streifen auf jeden Fall auch einen Blick in das audiovisuelle Portrait dieser Ikone werfen – nicht zuletzt, weil auch zahlreiche Wegbegleiter Carpenters sich mit netten Anekdoten zu Wort melden und die Dokumentation mächtig würzen. Fraglos: Es lohnt sich auf jeden Fall!
- Redakteur:
- Björn Backes