Judge Dredd (Blu-ray)
- Regie:
- Cannon, Danny
- Jahr:
- 1995
- Genre:
- Action
- Land:
- USA
- Originaltitel:
- Judge Dredd
1 Review(s)
11.01.2011 | 16:45Es begab sich im Jahre 1995, dass sich Stallone-Kritiker erstmals richtig verschärft zu Wort meldeten und ihm seine Rolle im Endzeit-Trasher "Judge Dredd" zum Vorwurf machten. Bereits zuvor hatte sich der muskelbepackte, aber eben wenig wortgewandte Darsteller in mehreren eher peinlichen Rollen zurechtfinden müssen, seinen Job aber immer noch im Rahmen des Akzeptablen meistern können. Doch dann kam der Part des Judges - und mit ihm womöglich die schwächste Story, in der Stallone sich jemals austoben musste.
Story:
Im dritten Jahrtausend ist die Erde durch nukleare Kriege und ökologische Katastrophen vielerorts unbewohnbar geworden. Lediglich einzelne Gebiete offerieren noch die nötigen Bedingungen, entwickeln sich aber immer mehr zu Sammelstationen für Millionen von Menschen. In einer dieser Mega-Cities agieren die Judges, angeführt von ihrem moralischen Verfechter Chief Justice und dessen wohl besten und erfolgreichsten Gesetzeshüter Joseph Dredd. Als dieser jedoch eines Tages selber in die Schusslinie gerät, weil er einen Mord an einen ronommierten Reporter begangen haben soll.
Obschon sein direktes Umfeld von Dredds Unschuld überzeugt ist, wird er anhand von DNA-Spuren überführt und auf ein letztes Gnadengesuch seines Bosses lediglich in die Strafanstalt nach Aspen verbannt. Doch Dredds Transporter wird attackiert und infiltriert. Dem Verurteilten gelingt die Flucht und damit auch der Beschlusss eines Rachefeldszugs gegen diejenigen, die ihn in diese missliche Lage gebracht haben. Als er schließlich mehr über seine persönliche Vergangenheit erfährt und realisiert, dass sein einstiger Freund Rico enger mit ihm verbunden ist, als Joseph vorher ahnen konnte, scheinen sich die Rätsel aufzulösen. Allerdings hat Rico längst alle Hebel in Bewegung gesetzt, um die Welt ins Chaos zu stürzen...
Persönlicher Eindruck:
"Judge Dredd" ist aus heutiger Sicht sicherlich in gewissen Aspekten ein Kultstreifen. Mit der Weitsicht die Entwicklung des Hauptakteurs betreffend muss man sogar konstatieren, dass das Zukunftsspektakel aus dem Jahr 1995 alles andere als der absolute Tiefpunkt in Stallones Laufbahn als Schauspieler gewesen ist. Doch dies konnte seinerzeit noch niemand wissen...
"Judge Dredd" ist insgesamt sicher genau jener typische Streifen, der dem 90er-Action-Kino zeitweise den Weg in die Zweitklassigkeit beschert hat. je irrealer, desto besser, und insbesondere wenn viele technische Elemente in die Handlung einbezogen werden, sollten genügend Auffangpunkte für eine Story vorhanden sein, die als solche nicht sonderlich viel zu bieten hat. Und genau das trifft auf "Judge Dredd" in den anderthalb Stunden Laufzeit voll und ganz zu.
Doch warum nun Kult? Tja, zunächst sicherlich wegen der durch und durch trashigen Aufarbeitung der Danny Cannon-Produktion. Die Kostüme sind noch abgefahrener ausgewählt als seinerzeit das Drumherum in "Flash Gordon", die Charaktere sind derweil wohl das hölzernste, was auf dem Markt erhältlich ist, die Geschichte ist in ihren Grundzügen in weniger als zwei Minuten erzählt, und was die Interaktion und vor allem die Dialoge betrifft, sind in "Judge Dredd" so viele unfreiwillige Schmunzler versteckt, dass man sich oftmals erschrecken muss, wie die Sache überhaupt durch den Schnitt gekommen ist.
Dredds Standardsatz ('Ich wusste, dass er das sagen wird') als künstlichen Running Gag einzubauen, funktioniert unterdessen auch nicht wirklich, da ihm im Gegensatz zu den bekannten "Terminator"-Äquivalenten der Charme fehlt. Letzteres gilt auch für die Hinzunahme von Rob Schneider als Dredds unliebsamer Begleiter 'Fergie', der oftmals an den völlig unpassenden Stellen mit einem flotten Spruch für Auflockerung sorgen soll, am Ende aber eher noch mehr dazu beiträgt, dass das Grundarrangement der Story extra ins Chaos geschubst wird, damit der naive Betrachter nicht merkt, dass der Plot sein Potenzial schon aufgegeben hat, bevor er überhaupt begonnen hat. Inhaltlich ist "Judge Dredd" folgerichtig ein ziemliches Desaster - das sich auch nicht mit der Entschuldigung verzeihen lässt, dass Stallone noch weitaus schlimmere Offerten angenommen hat.
Apropos Stallone: Anno '95 schien der Punkt erreicht, an dem der Zenit endgültig überschritten war. Kurz vorher abgedrehte Produktionen wie "Cliffhanger" konnten seinen Status noch wahren, doch eine so lieblose, kalte Darbietung wie jene in "Judge Dredd" passt nicht einmal in das Profil des diesbezüglich vorbelasteten, wortkargen Action-Superstars. Es fehlt die Identifikation mit der Rolle, und zeitgleich stellt man einfach zu häufig fest, dass viele Passagen zu sehr auf seinen einstigen Hauptkonkurrenten Schwarzenegger (der übrigens eigentlich für die Hauptrolle vorgesehen war) gemünzt sind. Dieser Umstand sollte wenigstens den weiteren Protagonisten Raum geben, ihren Namen ins Spiel zu bringen. Doch abgesehen von Jürgen Prochnow, in der Rolle des verräterischen Judge Griffin, gelingt es keinem Mitglied der recht umfangreichen Cast, ein paar Argumente für sich zu sammeln. Aber auch das fällt nachher nicht mehr ins Gewicht.
Schlussendlich daher noch einmal zurück zur anfangs aufgestellten Kult-These, denn diese bestätigt sich einzig und alleine durch den nicht gerade freiwillig herbeigeführten Trash-Faktor. Denn was Story, Acting und Spannungsaufbau anbetrifft, ist "Judge Dredd" ein ziemlicher Rohrkrepierer!
Aufarbeitung:
Die Erstveröffentlichung der Blu-ray-Fassung kann den Inhalt natürlich nicht kaschieren, ist im Hinblick auf die Performance im audiovisuellen Bereich aber makellos. Die Restaurierung der Videospur ist absolut gelungen, wohingegen der Sound als wahres Prunkstück in den Action-Sequenzen Akzente zu setzen weiß, die der Film inhaltlich nicht einmal ankratzen kann. Eine Diskrepanz, die letzten Endes sehr absurd wirkt, aber eben auch aufzeigt, dass die Sache trotz guter Besetzung in erster Linie auf die oberflächlichen Effekte ausgerichtet ist.
Auch beim Bonusmaterial wird nicht gespart. Ein reklativ üppiges Making Of teilt sich den Extraplatz mit Trailern, Teasern und einigen Spots aus dem US-Fernsehen - keine wirklichen Überflieger, aber dennoch sehenswert. Zumindest was das Making Of angeht.
Fazit:
"Judge Dredd" ist ein klischeebeladener Action-Reißer von plumpem Format und kurzlebiger Story. Wer Stallone dafür mag, dass er sich unfreiwillig selbst karikiert - und das hat der gute Herr im vergangenen Jahrzehnt ja mit Erfolg wiederholt - wird sicher seine Freude an "Judge Dredd" haben. Mit etwas Weitsicht ist das Ganze aber zumindest auf den Inhalt bezogen wirklich schwach! Auch wenn der Regisseur mit einem Netto-Einspielergebnis von immerhin 29 Millionen Dollar mit dieser Produktion sein erfolgreichstes Werk in die Kinos brachte...
- Redakteur:
- Björn Backes