Kampf der Titanen (2010)
- Regie:
- Leterrier, Louis
- Jahr:
- 2010
- Genre:
- Fantasy
- Land:
- UK/USA
- Originaltitel:
- Clash of the Titans (2010)
1 Review(s)
17.04.2010 | 23:22Action bis zum Abwinken, aber ohne Herz
Die Perseuslegende ist ziemlich bekannt: Der Held ist der Sohn des Zeus und einer Königin. Weil Hades, der Herrscher der Unterwelt, jedoch Perseus’ Pflegefamilie tötet, schwört ihm der Held Rache. Als Hades dem König von Argos wegen eines Frevels das Ultimatum stellt, binnen zehn Tagen entweder seine Prinzessin Andromeda dem Ungeheuer Kraken zu opfern oder vollständig vernichtet zu werden, sieht Perseus seine Chance gekommen, ein Mittel zu Vernichtung von Kraken und Hades zu finden ...
Ich habe die Kinovorschau in der englischsprachigen Originalfassung gesehen.
Filminfos
O-Titel: Clash of the Titans (UK/USA 2010)
Dt. Vertrieb: Warner Bros.
FSK: ab 12
Länge: ca. 120 min
Regisseur: Louis Leterrier
Drehbuch: Travis Beacham, Phil Hay, Matt Manfredi
Musik: Ramin Djawadi
Kamera: Peter Menzies ASC
Darsteller: Liam Neeson (Zeus), Ralph Fiennes (Hades), Mads Mikkelsen (Draco), Pete Postlethwaite (Fischer), Sam Worthington (Perseus), Io (Gemma Arterton), Andromeda (Alexa Davalos) u.a.
Geschätzte Produktionskosten: 70 Mio. US-Dollar
Handlung
Ein Fischer (Pete Postlethwaite) findet das Baby Perseus in einer verschlossenen Kiste, in der eine tote junge Frau liegt. Wir erfahren später, dass es sich bei ihr um Danae (Tine Stapelfeldt), die Gattin des frevlerischen Königs Acrisius, handelt, der Zeus (Liam Neeson) ein Kind gemacht hat – eben den kleinen Perseus.
~ Jugend und frühes Leid ~
Der Fischer zieht den Kleinen auf, der stets im Herzen weiß, dass ein besonderes Schicksal auf ihn wartet, das ihn fortführen wird. 19 Jahre später ist Perseus ein starker junger Mann (Sam Worthington). Doch als die Soldaten des Königs von Argos die Zeusstatue ins Meer stürzen, werden sie nicht vom Obergott, sondern von Hades (Ralph Fiennes) und seinen geflügelten Dämonen vernichtet. Hades vernichtet das Boot von Perseus' Ziehvater, obwohl der völlig unschuldig ist. Nach dem nassen Tod seiner Pflegefamilie schwört Perseus Rache.
~ Frevler ~
Im Palast des Königs von Argos (Vincent Regan) wird den Göttern nicht mehr gehuldigt. Ja, Königin Kassiopeia (Polly Walker) ist sogar so vermessen, ihre Tochter Andromeda mit Aphrodite, der Göttin der Schönheit, auf eine Stufe zu stellen. Plötzlich sammelt sich die Dunkelheit und verdichtet sich zur Gestalt des Herrschers der Unterwelt (Ralph Fiennes). Nachdem er fast alle Soldaten getötet hat, zerstört er das Angesicht der überheblichen Königin und droht dem König mit völliger Vernichtung seines kleinen Staates durch das Seeungeheuer Kraken – sofern nicht binnen zehn Tagen, bei einer Mondfinsternis, die Prinzessin Andromeda geopfert werde.
~ Strohhalme ~
Die Identität Perseus' als Halbgott, halb Mensch, halb Gott, ist enthüllt worden, und die Unsterbliche Io (Gemma Arterton), eine Geliebte des Zeus, überzeugt Perseus davon, dass seine Rache gelingen könnte, wenn er das einzige Mittel finden, das den Diener Hades', eben den Kraken, vernichten könne: das Haupt der Medusa, dessen Blick jedes Lebewesen zu Stein erstarren lässt. Das Schicksal der Königstochter Andromeda (Alexa Davalos) ist ihm im Grunde gleichgültig, obwohl sie sich ihm gegenüber als gütig und barmherzig erwiesen hat. Das ist der einzige Grund, warum er sie am Ende rettet.
König Kepheus greift nach dem letzten Strohhalm und schickt Perseus mit einer kleinen Truppe einheimischer und ausländischer Kämpfer (darunter Mads "Draco" Mikkelsen) aus, das Haupt der Medusa zu beschaffen. Unterdessen bereitet eine kleine, aber lautstarke Sekte von Gottestreuen, angeführt von einem Propheten, die Opferung der Königstochter vor ...
~ Der Hades-Spion ~
Jetzt erfahren wir auch, was aus dem frevlerischen König Acrisius geworden ist: Der Ausgestoßene (Jason Flemyng), der sich jetzt Calebos nennt und völlig entstellt ist, haust in einer Höhle unter den Klippen von Argos. Hades, der seinen Bruder Zeus entthronen will, um selbst im Olymp zu herrschen, gewinnt Acrisius zum Verbündeten und flößt ihm von seiner göttlichen Kraft ein, damit er gegen den Recken Perseus bestehen kann. Außerdem zeigt sich bald, was es mit seinem Blut auf sich hat: Daraus entstehen riesige Skorpione ...
~ Unerwünschte Geschenke ~
Perseus und seine Truppe muss weit ziehen, um die drei Hexen danach zu fragen, wo die Medusa haust und wie man sie besiegen kann. Sein Vater stattet Perseus nicht nur mit einem magischen Schwert aus, sondern auch mit einem Pegasus, einem gefügelten Ross, schwarz wie die Nacht. Perseus ist höchst widerwillig, die Geschenke von Göttern anzunehmen, denn er hat sich auf die Seite der Menschen geschlagen und will die kommenden Auseinandersetzungen nur mit menschlichen Kräften bestehen. Schon bald zeigt sich, dass er die Geschenke seines Vaters bitter nötig hat ...
Mein Eindruck
Um es gleich vorweg zu sagen: Vom Original aus dem Jahr 1981 ist bei diesem Remake nur noch die dünne Storylinie übriggeblieben, aber sonst rein gar nichts. Aus der Kombination von humorvollen Charme einerseits und phantasievoller Action andererseits hat der Regisseur von "Transformers" und "Hulk", wie leicht vorauszusehen, ein gewalttätiges und grimmiges Actionspekatakel im Stil und Look von "300" gemacht. Es wäre also ein Fehler, auf ausgefeilte Psychologie und fein ziselierte Charakterentwicklung zu hoffen. Wäre der Regisseur ein Bildhauer, würde er er am liebsten mit dem Schlagbohrer arbeiten.
Sam Worthington, der männliche Held aus "Avatar", gibt dabei eine wortkarge Reinkarnation von König Leonidas, die sich vor allem durch gekonntes Schwertschwingen auszeichnet. Die anderen Figuren sind lediglich Staffage, und die zweite Hauptrolle spielen nicht irgendwelche Figuren wie die Medusa, sondern die computergenerierten Spezialeffekte. Wer sich auf IMDb.com die vollständige Liste der Mitwirkenden anschaut, wird sofort sehen, dass hier etwa zehnmal Leute an den SFX saßen, als Schauspieler mitwirkten. Kein Wunder, dass die Produktionskosten geschätzte 70 Mio. Dollar betrugen.
~ 3D- und andere Effekte ~
Folglich kommt man als Rezensent nicht darum herum, diese SFX auch mal zu würdigen. Denn schließlich wirbt er der Film damit und deswegen die zwölfjährigen Zuschauer ja auch in die Vorstellung. Außerdem wird der Film als 3D-Version in Kinos gezeigt, die dafür ausgerüstet sind.
Kurz und gut: Die Effekte sind umwerfend. Sie steigern sich von relativ bescheidenen Creatures wie den geflügelten Dämonen und der schwarzen Wolke, in der sich Hades materialisiert, über die Riesenskorpione zu den unheimlichen Wüstenkriegern, deren Gesichter aus Baumborke zu bestehen scheinen, und die strahlende blaue Augen besitzen, aus denen sie magische Energie verschießen können. Das gibt bereits einen Vorgeschmack auf die Medusa, die das vorletzte Finale bestreitet.
Im Original von anno 1981 war die Medusa, ein Zwitterwesen aus Schlange und Bogenschützin, die schreckliche Hauptattraktion an einem heiligen Ort, wo schon viele Männer ihr Leben lassen mussten – erstarrt zu Stein. Die Spannung baute sich langsam auf, bis nur noch der entscheidende Moment übrig blieb, in dem Perseus, der die Schreckgestalt durch einen polierten Schild sieht, zuschlagen kann. Ray Harryhausens Tricks sahen hierbei gar nicht putzig aus, sondern geradezu realistisch.
~ Akrobaten im Zirkuszelt ~
Bei Leterrier wird aus dem heiligen Tempel in der Unterwelt eine Zirkuskuppel, deren Manege mit Säulen und Trümmern vollgestellt sind, damit die Krieger wenigstens ein kleines bisschen Deckung haben. Hier turnen die Wüstenkrieger ebenso wie Perseus herum, als wären sie Akrobaten im Zirkuszelt. Da sie kein Netz haben, das sie auffängt, dräut unter ihren Füßen stets der Lavastrom des Styx (oder was auch immer). Die Medusa ist eine Riesenschlange, die jede Boa constrictor in den Schatten stellt. Man fragt sich, wovon sich das Reisenviech wohl ernähren mag – es versteinert ja seine potentielle Beute. Selbstredend begegnet es seinem Schicksal und der Kopf erfüllt seine vorgesehene Aufgabe.
~ Kraken und Hades ~
Was uns zur finalen Hauptattraktion des Films bringt: dem Kraken. Schon im kurzen Prolog wird das Ungeheuer als Hades’ Hauptschöpfung vorgestellt, in die ein Großteil seiner Kraft geflossen sei. (Man denke an Sauron und seinen Einen Ring – sie sind ein und dasselbe!). Sollte es nun Perseus gelingen, das Ungeheuer zu besiegen, so könnte der Möchtegern-Thronräuber seinen Traum vom Olymp begraben und würde wieder in die Unterwelt zurückkehren, wo er über die langweiligen Toten herrscht. (Hier zeichnet der Film ein völlig abweichendes Bild von Hades, denn in der Sage ist Hades völlig neutral. Im Film ist er eine Inkarnation des Bösen, der "erst den Olymp und dann die ganze Welt" erobern will, um alle Lebewesen zu unterwerfen. Das ist eine rein christliche Vorstellung und typisch amerikanisch.)
~ Godzilla? ~
Schon im Trailer verblüfft der Kraken mit seinen zahlreichen, wolkenkratzerhohen Fangarmen, durch deren Schlingen und Schleifen nun der Held auf seinem geflügelten Ross kurvt, als säße er in einer Achterbahn – und das soll diese Szene auch sein: ein gigantischer Rollercoaster, wie die Amis sie von Disneys und anderen Freizeitparks gewöhnt sind. Der Kopf des Monsters starrt dabei selbstredend nur so vor Reißzähnen – Emmerichs "Godzilla" stand Modell. Der Höhepunkt dieses Finale besteht dann in der Anwendung der Geheimwaffe: Der Blick des Medusenhaupts lässt den Kraken zu Stein erstarren. Man kann sich leicht vorstellen, wie ein Wolkenkratzer zusammenkracht und brockenweise ins Meer plumpst ...
~ 3D oder nicht? ~
In letzter Minute vor dem Start wurde der fertige Film nochmal durch den Computer gejagt, damit aus Zweidimensionalität auch die ach so modischen 3D-Effekte entstünden. Um es gleich zu sagen: Es hat nicht funktioniert. Die 3D-Effekte sehen immer noch zweidimensional aus. So kann man die 3D-Fassung unbeschadet auch ohne Bewaffnung per 3D-Brille anschauen – man wundert sich dann nur, warum der Hintergrund so unscharf ist. Vom Tragen der schweren Spezialbrille bekam ich eh nur gehörige Kopfschmerzen.
~ Musik ~
Die entsprechend heroische Musik ist von einem mir völlig unbekannten Komponisten so zusammengestellt worden, dass ihre Existenz nicht weiter auffällt: Es ist die übliche Einheitssoße aus heroischer Dramatik, deren Hämmern und Dröhnen das Gehör nicht mehr erreicht, sondern gleich auf Mark und Bein eindrischt.
Unterm Strich
Der Actionfilm erweist sich als perfekt auf die Generation der Gamer abgestelltes Spektakel, das die antiken Mythen so ummodelt, dass sie christlichen Stereotypen von Gut (Zeus) und Böse (Hades) entsprechen. Dabei sahen die originalen Griechen diese Sache wesentlich differenzierter, wie man weiß. Die Götter im Olymp sind jetzt zwar immer noch ein Debattierklub, der hohle Phrasen austauscht, aber wenigstens kommt es zu einem finalen Showdown zwischen Zeus = Gott und Hades = Satan. Dreimal darf man raten, wer das Duell verliert.
Zeus hat mit Perseus einfach die bessere Schachfigur im Machtspiel. Und sein Sohnemann will zwar keineswegs zur Chefetage befördert werden – einmal Hohlkopf, immer Hohlkopf, sag ich! – sondern lieber auf Erden mit seiner wiederauferstandenen Herzdame Io den lebensabend verbringen. Doch der ist noch fern, denn am Schluss reitet er mit dem Pegasus in den Sonnenuntergang. Wie Lucky Luke ein "lonesome cowboy" auf der Suche nach neuen Abenteuern. Womöglich blüht uns also eine Fortsetzung.
In den USA hat der Streifen, der bei IMDb immerhin unfassbare 8,4 von 10 Sternen erhalten hat, ordentlich Kasse gemacht. Jetzt sind die Deutschen dran, ihr Scherflein zum Erfolg der Macher beizutragen.
http://wwws.warnerbros.de/clashofthetitans/
http://clash-of-the-titans.warnerbros.com/
- Redakteur:
- Michael Matzer