King of Queens, The - Season 1
- Regie:
- Diverse
- Jahr:
- 1998
- Genre:
- Komödie
- Land:
- USA
- Originaltitel:
- King of Queens, The - Season 1
1 Review(s)
12.01.2005 | 08:47Am 21. September 1998 lief die erste Folge der Sitcom "The King of Queens" um den Paketzusteller Doug Heffernan, der zuvor schon in der Serie "Alle lieben Raymond" ("Everybody Loves Raymond") öfters in Erscheinung trat, im amerikanischen Fernsehen. Mit zweieinhalbjähriger Verspätung schaffte es die Serie auch auf die hiesigen Bildschirme und zählte bald zu den beliebtesten Comedy-Serien. Nun verdanken wir es Koch Media, dass die erste Staffel mit ihren 25 Folgen in einer schicken DVD-Box erscheint.
Den Großteil des Reizes an einer Sitcom-Serie machen die Charaktere aus. Erst, wenn man diese besser kennt und sie einem vielleicht gar ans Herz gewachsen sind, kann das ganze Potenzial der Serie ausgeschöpft werden. Wenden wir uns also zunächst einmal diesen zu.
Die Hauptcharaktere sind Doug und Carrie Heffernan, verkörpert von Kevin James und Leah Remini. Deren Beziehung ist es, um die sich die Serie im Grunde dreht. Dabei ergänzen sich die beiden ungemein: Doug ist in der Beziehung der eher vorlaute Typ, erscheint in Bezug zu anderen Personen aber oftmals wie ein kleiner Junge, der sich nicht recht zu helfen weiß – vor allem, wenn es mal zu Schwierigkeiten kommt -, dagegen wirkt Carrie ziemlich unscheinbar, kann aber zu einer richtigen Furie werden, wenn sich ihr jemand in den Weg stellt. In der Beziehung verstehen sich die beiden oftmals wortlos, was durch die Darsteller sehr gut rübergebracht wird, sowohl was die Glaubwürdigkeit als auch die Zugänglichkeit für die Zuschauer angeht. Und viele der besten Gags der Serie basieren genau darauf, dass sich der mit ihnen vertraute Zuschauer leicht ausmalen kann, was den beiden jeweils durch den Kopf geht oder wie sie auf eine bestimmte Situation reagieren werden. Das Sahnehäubchen sind dabei die gewitzten Dialoge zwischen den beiden, die durchtränkt sind von Schlagfertigkeit und Einfallsreichtum.
Ein weiterer wichtiger Charakter der Serie ist der von Arthur Spooner, Carries Vater, der von dem Komiker Jerry Stiller gespielt wird, der dem Sitcom-Fan vor allem aus "Seinfeld" bekannt sein dürfte. Dieser wohnt bei den Heffernans im Keller und geht ihnen mit seiner Exzentrik - sehr zum Vergnügen des Zuschauers - ordentlich auf den Keks. Dabei begeistern vor allem seine verqueren Gedankengänge und Ideen, wenn er zum Beispiel seine Umwelt davon zu überzeugen versucht, dass die Comicfigur Charlie Brown auf seinem Leben basiert, oder wenn er sich mit seinem ganz eigenen Y2K-Problem konfrontiert sieht, weil auf seinem vorbestellten Grabstein nämlich schon die Ziffern "19" beim Sterbejahr eingraviert sind, er aber kurz vor dem Jahreswechsel noch quicklebendig ist.
Ansonsten konzentriert sich die Serie vornehmlich auf das Umfeld von Doug, besonders auf das Dreiergespann Deacon, Spence und Richie, mit denen er sich regelmäßig in der Garage zum Fernsehen trifft (Dougs ursprünglicher Fernsehraum wird in der Pilotfolge von Arthur einverleibt). Diese sind jedoch meist mehr Klischee-Figuren denn richtige Charaktere – Spence als der jungfräuliche Möchtegern-Intellektuelle und Richie als der geistig zurückgebliebene, italienische Stecher -, was für eine Sitcom aber nicht unbedingt ein Manko ist. Die Macher von "The King of Queens" schaffen es, das Beste aus diesen Figuren herauszuholen. Im normalen Serienbetrieb fungieren sie überwiegend als bloße Stichwortgeber für Gags, in manchen Folgen konzentriert man sich dann mehr auf eine der Figuren und haucht ihnen mehr Leben ein, beispielsweise in der sehr gelungenen Folge "Liebe ist ..." ("Fixer Upper"), in der Carrie Spence mit einer ihrer Kolleginnen zu verkuppeln versucht.
Natürlich gibt es auch noch eine Fülle an Nebencharakteren, die zwar nicht immer, aber doch mehr als einmal in der Serie auftauchen. Auf diese im Detail einzugehen, spare ich mir aber an dieser Stelle. Wirklich interessant sind aber vielleicht die Gastauftritte von Ray Romano, der in mehreren Episoden seine Figur aus "Alle lieben Raymond" darstellt, aus der ja – wie eingangs erwähnt – "The King of Queens" hervorgegangen ist.
Was den Humor der Serie betrifft, so basiert der meist auf eher alltäglichen Dingen oder auf Beziehungsfragen, weshalb er stellenweise auch ein wenig an "Seinfeld" erinnert. Wenn Doug sich innerhalb seiner Beziehung mit Fragen konfrontiert sieht wie "Wie animiere ich meine Frau dazu, Diät zu halten, ohne ihr zu sagen, dass ich fürchte, dass sie fett wird?" oder "Sollte ich meiner Frau von meiner neuen Arbeitskollegin erzählen (die ich ziemlich scharf finde)?" dann bietet das schon ein enormes Gag-Potenzial, wobei aber natürlich jeglicher Versuch, den jeweils anderen in der Beziehung irgendwie zu manipulieren, auf herrlich komische Weise schief geht, weil man sich doch schon zu gut kennt und auch auf Nuancen von Stimmungsänderungen aufmerksam wird. Dabei punktet "The King of Queens" vor allem dann, wenn er nicht versucht, eine große Pointe aufzubauen, sondern nur die gewöhnlichen, allzumenschlichen Beziehungen lediglich etwas überzeichnet darstellt.
Andererseits vermag die Serie jedoch auch grandios zu scheitern, wenn denn wirklich einmal versucht wird, eine Episode auf eine oder zwei größere Pointen hinauslaufen zu lassen, wie das bei "Valentinstag" ("S'aint Valentine's") der Fall ist, der vor allem im Part mit Arthur zu sehr auf eine Schlusspointe hinarbeitet, sodass bis zum Schluss die Gags wenig gelungen dahindümpeln, und die Pointe dann nicht mal richtig zündet. Das ist in dem Fall doppelt schade, weil in dieser Folge Anne Meara, Jerry Stillers Ehefrau und Partnerin in einem Komiker-Duo, auftritt. Zum Glück halten sich aber negative Beispiele wie das letztgenannte in Grenzen.
Ein anderes Problem, das die Macher erst im Verlauf der Staffel etwas in den Griff bekommen haben, sind Gags, die mit ernsten Angelegenheiten wie dem Tod eines Verwandten zu tun haben. Gerade in der Pilotfolge, in der Carries Mutter beerdigt wird, wirkt die humoristische Aufarbeitung dieser Angelegenheit sehr unbeholfen, weil man sich nicht entscheiden konnte, ob man an die Sache eher schwarzhumorig oder pietätsvoll herangeht. Da wäre eine klarere Position vonnöten gewesen. Bei späteren Folgen klappt das aber schon besser. Dann erkennt man tatsächlich, dass die Macher ein gewisses Gespür entwickelt haben, wann deftiger schwarzer Humor in Ordnung geht und wann man die Sache eher ruhig angehen sollte. So gehören einige der ruhigen Momente zweifellos zu den Höhepunkten der Serie, etwa in der Folge "Ernste Absichten" ("Paternal Affairs"), in der eine Beziehung zwischen Arthur und Dougs Tante scheitert, oder in "Auf Wiedersehen, Arthur" ("Art House"), in der Arthur auszieht und Doug ihn in einer mitreißenden, wortlosen Szene durch eine einfache Geste zum Zurückkommen bewegt.
Wie man an meinen ausführlichen Ausführungen vielleicht schon gemerkt hat, sind mir die Charaktere aus "The King of Queens" ziemlich ans Herz gewachsen, weshalb ich die Serie trotz gelegentlicher kleinerer Schwächen und einigen weniger guten Folgen nicht missen möchte.
Die DVD-Box mit vier DVDs von Koch Media kommt in einem wirklich schicken Digipak daher. Die Bildqualität ist auf überwiegend gutem Fernsehniveau, nur in einigen dunklen Szenen ist das Bild als schlecht zu bezeichnen. Den Ton gibt es auf Deutsch und Englisch jeweils in Stereo. Bei den Extras ist vor allem der sehr aufschlussreiche Audiokommentar zur ersten Folge zu erwähnen, bei dem man viel darüber lernt, wie eine Serie am Anfang entsteht und wie sich dann im Laufe der Zeit vieles verändert.
- Redakteur:
- Andreas Fecher