King's Game
- Regie:
- Nikolaj Arcel
- Jahr:
- 2004
- Genre:
- Thriller
- Land:
- Dänemark
- Originaltitel:
- Kongekabale
1 Review(s)
15.08.2006 | 20:04Hintergrund
Der Film basiert auf dem gleichnamigen Roman von Niels Krause-Kjær ("Kongekabale"). Krause-Kjær war viele Jahre Politiker einer konservativen Partei in Dänemark, die er nach einem internen Machtkampf verließ. Viele glauben, dass dieser Machtkampf Krause-Kjærs Inspiration für den Roman war. Mit "King’s Game" liefert Regisseur und Co-Drehbuchschreiber Nikolaj Arcel erst seinen zweiten Film ab. Nach dem großen Erfolg in Dänemark lief der Film noch auf vielen internationalen Festivals, ohne dabei je nach Deutschland zu kommen.
Handlung
Keine zwei Wochen vor den Parlamentswahlen in Dänemark verunglückt der Vorsitzende der Zentrumspartei schwer bei einem Autounfall. Innerhalb der Partei entbrennt so kurz vor den Wahlen ein interner Machtkampf zwischen dem Fraktionsvorsitzenden Erik Dreier (Søren Pilmark) und der Parteisprecherin Lone Kjeldsen (Nastja Arcel), die anfangs die besseren Karten hat. Zur gleichen Zeit beginnt der junge Journalist Ulrik Torp (Anders W. Berthelsen) sein Engagement als politischer Berichterstatter in Christiansborg (dem dänischen Parlament). Aus geheimer Quelle werden ihm Unterlagen zugesteckt, welche Parteisprecherin Kjeldsen und ihren Mann schwer belasten: Sie sollen Gelder eines Kinderhilfswerks veruntreut und für einen Luxusurlaub verbraucht haben. Innerhalb der Partei entbrennt ein erneuter Machtkampf, der zu Gunsten des Fraktionsvorsitzenden Dreier verläuft. Die Umfragewerte stimmen, Dreier gilt als designierter Parteivorsitzender und somit als kommender dänischer Premier. Doch hinter der Geschichte steckt mehr als anfänglich gedacht. Torps weitere Investigationen decken eine große politische Verschwörung auf, die ganz große Kreise zieht…
Kritik
"King’s Game" war sowohl in Buch-, als auch in Filmform ein großer Erfolg in Dänemark. Kritiker überschlugen sich, der Film wurde auf internationalen Festivals gezeigt und auch dort gefeiert. Und das zu Recht! Ein packender, realistischer Polit-Thriller, der sich völlig seiner klugen Geschichte verschreibt und ohne jegliche Gewalt unterhält.
Das Tempo ist nicht besonders hoch und braucht auch fast das gesamte erste Filmdrittel um in Fahrt zu kommen, langweilt dabei jedoch kaum. Die Charaktere sind zwar recht stereotyp ausgefallen und die Fronten schnell geklärt - der "Columbo"-typische Entdeckergeist greift aber ungemein früh und man wird als Zuschauer ständig mit neuen Puzzleteilen versorgt. Das Zusammensetzten des Verschwörungspuzzles macht dabei großen Spaß, auch wenn der Täter rasch ausgemacht ist.
Die eigentliche Stärke des Films ist seine Realitätsnähe, die das Geschehen in ein vertrautes Bild rückt. Mehrfach stellt sich dem Zuschauer die Frage, ob das Gezeigte in diesem oder ähnlichen Ausmaße auch auf die heimische Politik zutrifft, was man bei der aktuellen politischen Lage wohl lauthals bejahen dürfte. Sicherlich ist vieles überdramatisiert und -stilisiert, gerät dabei aber nie vollends aus den Fugen der Glaubhaftigkeit. Die dänische Politik wird als überkorrupt, hinterhältig und machtgeil dargestellt, der Weg über Leichen wird aber (glücklicherweise) nicht eingeschlagen. Betrachtet man das Gezanke und Gezerre unserer Großen Koalition und die teils recht voreingenommene Berichterstattung (je nach Lager), lässt sich die Botschaft des Films sehr gut veranschaulichen.
Ein weiteres dickes Plus stellen die Darsteller dar. Anders W. Berthelsen besticht in der Hauptrolle des jungen Journalisten und liefert trotz fehlender Charakterentwicklung und -tiefe eine bemerkenswerte Performance ab. Auch die weiteren Darsteller wissen zu gefallen, kein einziger fällt aus der Reihe. Man könnte Søren Pilmark (Fraktionsvorsitzender Erik Dreier) ankreiden, zu offensichtlich den Bösewicht zu spielen, viele Handlungsmomente widerlegen dies jedoch geschickt und rücken ihn eher in ein mürrisches Licht. Da sich "King’s Game" sehr auf den Plot bezieht und die Charaktere mehr als Transportmittel der Handlung benutzt, muss man die gebotene Leistung besonders hervorheben.
Hier lässt sich aber auch eine Schwäche ausmachen: Lässt man sich nicht auf die Handlung ein und sucht die Parallelen zur heimischen Politik, begegnet man dürftigen Charakteren, die stereotyp und ohne viel Substanz in einem politischen Netz hängen und alsbald von der großen Spinne der Langeweile gefressen werden. In dieser Hinsicht taugt der Film kaum - als handlungsorientierter Film will er das aber auch nicht. Weiterhin bewegt er sich stellenweise arg nah am Abgrund des zu 'Dick-Auftragens', bekommt aber immer wieder die Kurve.
Technisch lässt sich auch nicht viel beanstanden, gerade was die Beleuchtung und das Setdesign angeht. Schöne Licht/Schattenspielereien und einige interessante Kameraeinstellungen lockern die intensive Handlung des öfteren optisch auf, nur um dann durch den treibenden, dynamischen Score die Intensität wieder anzuziehen.
Abschließend sollte gesagt werden, dass sich die genannte Intensität mehr durch das Zusammensetzen der Puzzleteile ergibt, als durch dramatische Verfolgungsjagden oder Material beschaffende Einbrüche - die Realitätsnähe geht überflüssigem Heldentum stets vor. Wer sich also mit einem bodenständigen Thriller anfreunden kann, wird hier glücklich.
Die DVD
e-m-s präsentiert den Film in einem anamorphen 2.35:1 Transfer. Die Schärfe bewegt sich auf einem ordentlichen Niveau, überzeugt vor allem in hellen Szenen. Die Farben zeigen sich selten kräftig, es dominieren kühle Töne, die der Atmosphäre dienen sollen. Der Schwarzwert ist leider nicht besonders berauschend und raubt dunklen Szenen gerne einige Details. Das permanente Hintergrundrauschen stört in besonderem Maße, gerade bei geringerer Beleuchtung. Immer wieder treten Dropouts auf. Summa Summarum ein ordentlicher Transfer.
Der Ton liegt lediglich in einem Format vor, Deutsch DD5.1. Diese Spur überzeugt durch eine gute Sprachverständlichkeit, den guten Einsatz des Subwoofers (vornehmlich Mittels des Scores) und vereinzelten Hintergrundgeräuschen. Größtenteils spielt sich das Geschehen jedoch auf dem Frontbereich ab, was bei diesem Genre wenig verwundert. Ein wenig mehr Räumlichkeit wäre jedoch wünschenswert gewesen.
Die Extras glänzen durch Abwesenheit. Außer Trailern zum e-m-s Hausprogramm befindet sich nichts auf der DVD.
Fazit
"King’s Game" ist ein spannender, kluger und realistischer Polit-Thriller, der zum Denken anregt und in gewissem Maße einen Einblick hinter die Kulissen der Politik erlaubt. Ohne Effekthascherei, mit einem starken Fokus auf den Plot inszeniert Regisseur Nikolaj Arcel mit einem ausgezeichneten Schauspielergespann einen gelungenen Film, der sich vor großen Hollywood-Produktionen nicht zu verstecken braucht. Wer intelligente Thriller mag, kann hier bedenkenlos zugreifen.
- Redakteur:
- Martin Przegendza