Kojak - Einsatz in Manhattan: Die komplette zweite Staffel
- Regie:
- Richard Donner u.v.a.
- Jahr:
- 1974
- Genre:
- Kriminalfilm
- Land:
- USA
1 Review(s)
19.11.2010 | 18:27Kojak - nicht nur der Mann mit dem Lolli
Der Mann mit dem unvermeidlichen Lolli - als diese Figur ist Telly Savalas nicht nur in die TV-Geschichte eingegangen, sondern hat gleichzeitig eines der wenigen Markenzeichen etabliert, welches sich auch nach vier Jahrzehnten nicht verbraucht hat, sondern vielmehr zum Erkennungsmerkmal eines ganz speziellen Fernsehcharakters geworden ist.
Etliche Jahre hat es allerdings gedauert, bis "Kojak" endlich auch den Weg ins digitale Zeitalter geschafft hat, denn erst anno 2005 wurde schließlich die erste Staffel um den berüchtigten Ermittler in DVD-Form veröffentlicht. Leider Gottes folgte auf diesen Release langes Schweigen, und ähnlich wie bei so vielen anderen legendären Serien aus den 70ern und 80ern trat nach der anfänglichen Euphorie ein unerklärlicher Stillstand ein. Frustrierte Fans und Liebhaber des glatzköpfigen Unikats dürfen nach weiterer fünfjähriger Wartezeit jetzt aber Aufatmen. Auch die noch fehlenden Seasons 2-4 erfahren im quartalsmäßigen Zyklus nun die digitale Auflage und vervollständigen den "Einsatz in Manhattan".
Härter, rasanter, besser
Mit der Veröffentlichung der zweite Staffel ist unterdessen eine ganz klare inhaltliche Entwicklung abzusehen. Die Storys sind stellenweise noch eine Spur härter, so dass der FSK-16-Sticker auf dem Cover definitiv seine Berechtigung erfährt. Der Action-Anteil steigt analog zur zwischenzeitlichen Brutalität so manchen Falles, damit aber auch die authentischere Betrachtung der Dinge, die insbesondere in den Geschichten, in denen die Mafia involviert ist, zwingend erforderlich scheint.
In diesem Sinne erinnern vor allem die Episoden der ersten Disc ein wenig an das italienische Meisterwerk "Alleine gegen die Mafia", zumindest was Stil und Arrangements der jeweiligen Handlung angeht, aber auch im Hinblick auf die Atmosphäre. Lediglich der Hauptdarsteller, der nun wirklich kein Blatt vor den Mund nimmt und seine Kompagnons das eine oder andere Mal mit seiner lockeren Zunge überfährt, lockert so manch beklemmende Situation auf und verwandelt ein eigentlich recht spezialisiertes Format wieder in eine massentaugliche, wenngleich auch weiterhin sehr eigenwillige Angelegenheit.
Gesichert durch den Erfolg der erste 23 Folgen, scheinen die Macher der Serie bei der Konzeption des zweiten Blocks zudem auch souveräner in der Gestaltung der Dialoge geworden zu sein. Standards wie 'Ich bin dein Fan' tauchen häufiger auf und werden ebenso zum Markenzeichen des Hauptdarstellers wie der rauchenden Schlot im Mundwinkel und jener Lolli, der im Übrigen hier relativ selten ins Auge sticht.
Erstaunlicherweise ertappt man den Mann mit der Glatze viel häufiger mit seinem Kaffeebecher am Tatort, und in diesem Sinne bei einer fast schon selbstironischen Harmonie mit den schrecklichen Dingen, die dem vorausgegangen sind. Theo Kojak mausert sich in den 25 neuen Episoden noch intensiver als Mann der Kontraste, zeigt überraschende Emotionen, weiß aber auch um den unerwarteten Effekt einer freizügigen Standpauke, mit der er selbst vor Obrigkeiten und Vorgesetzten keinen Halt macht. Alles in allem ist seine Person in den hier enthaltenen Episoden noch besser gefestigt und macht ihn noch stärker zu jenem Serienhelden, der bis heute im Gedächtnis von Millionen Fans weltweit geblieben ist.
Vielseitige Geschichten - die ewige Trumpfkarte
Konkret zu den neuen Episoden ist schließlich zu sagen, dass Kojak und Co. sich vorrangig mit dem organisierten Verbrechen beschäftigen, zwischenzeitlich aber auch einmal ein paar vermeintlich kleine Fische und Gelegenheitsverbrecher ins Visier nehmen. Auf der Speisekarte steht derweil fast immer Mord, verbunden mit schmierigen Geschäften, versemmelten Aufträgen oder, wie im Falle von "Verbrechen ohne Opfer", auch schon einmal aus der zufälligen Situation heraus.
Die Täter bleiben dem Publikum nicht verborgen, so dass sich individuell ein spannender Zweikampf zwischen dem rabiat ermittelnden Lieutenant und seinen Gegenspielern entwickelt, der mit Schießereien und allerhand Handfestem aufgefüllt wird. Standesgemäß wird das Ganze wieder durch eine Art Pilotfilm eröffnet, der zweifelsohne zu den Highlights dieser Season gehört, gleichzeitig aber auch die gesteigerte Härte gleich zu Beginn dokumentiert und vorstellt. Der Kampf zwischen Triaden und Mafia in "Rivalen der Mafia" ist definitiv ein Hingucker, der selbst weniger vorbelasteten Neulingen schnell Lust auf mehr machen sollte - aber dieses Resümee kann man im Endeffekt auf jede der hier enthaltenen 25 Folgen projizieren.
Im Überblick noch einmal alle Folgen, die auf den insgesamt 5 Silberlingen verteilt sind:
24. Rivalen der Mafia - Teil 1
25. Rivalen der Mafia - Teil 2
26. Verbrechen ohne Opfer
27. Kojak spielt riskant
28. Das 20 Millionen Dollar Ding
29. Wer hat Ruth Nelson getötet?
30. Zeugen wider Willen
31. Mord im Krankenhaus
32. Kaufpreis für einen Richter
33. Souvenir aus Atlantic City
34. Die Sterne stehend auf Tod
35. Warrens erster Fall
36. Der Mörder wohnt nebenan
37. Spiel mit gezinkten Karten
38. Der Verlierer zahlt alles
39. Ein Feuer auf Bestellung
40. Kugeln aus dem Hinterhalt
41. Die Königin der Zigeuner
42. Die Nacht von Piräus
43. Der goldene Schlüssel
44. Der Mann mit der Bombe
45. Ein schlechter alter Freund
46. Raubzug in Raten
47. Die Erpressung
48. Alle Träume werden wahr
DVD-Aufarbeitung
Technisch betrachtet ist die 5-DVD-Box sicherlich völlig in Ordnung. Das Bild weist zwar immer wieder altersbedingte Rauscher auf, bisweilen ist auch die Farbgebung nicht optimal, allerdings kann man dies auch aus der Perspektive betrachten, dass dieser Umstand auch den Charme der Serie beschreibt. Der Ton wiederum liegt lediglich in der Monospur vor, so dass bei der Restaurierung nicht sonderlich viel herauszuschlagen war. Aber auch das geht in Ordnung, weil die Spur sauber ist und im Laufe der immerhin knapp 20 Stunden Laufzeit nie Probleme mit sich bringt. Der Verzicht auf Bonusmaterial ist allerdings sehr schade. Zweifelsohne schlummert in den Archiven noch so mancher Beitrag, der hätte verwendet werden können. Abgesehen vom Episoden-Führer im Sleeve der DVD muss man allerdings auf Weiterführendes verzichten!
Fazit
Lange hat es gedauert, nun schließt sich endlich und endgültig eine Lücke im deutschsprachigen DVD-Programm. "Kojak - Einsatz in Manhattan" wird als Serie nun auch in digitaler Fassung vervollständigt und sollte wirklich jeden pflichtbewussten Anhänger der actionreichen Krimi-Storys um Telly Savalas dazu verführen, die Investition zu tätigen. Mehr als 1100 Minuten wirklich überragender Unterhaltung in einer ansprechenden Aufarbeitung warten darauf, nostalgische Gefühle aufleben zu lassen!
- Redakteur:
- Björn Backes