Left in Darkness - Dämonen der Dunkelheit
- Regie:
- Monroe, Stephen R.
- Jahr:
- 2006
- Genre:
- Horror
- Land:
- USA
1 Review(s)
20.05.2008 | 20:47Weil die Mutter bei ihrer Geburt starb und ihr Vater sich daraufhin aus dem Staub machte, ist die Studentin Celia an ihren Geburtstagen stets niedergeschlagen. Das soll endlich anders werden: Als sie 21 wird, will Celia mit ihrer besten Freundin Rachel auf eine Party gehen. Im Haus der Verbindung "Kappa Beta Nu" geht es hoch her, der Alkohol fließt in Strömen. Celia bemerkt nicht, dass der schurkische Doug ihren Drink mit einer Droge versetzt, um sie anschließend zu vergewaltigen. Da die Dosis zu hoch war, stirbt Celia - und erwacht zwar noch im Verbindungshaus, aber als Geist in einer menschenleeren Zwischenwelt.
Ihr geliebter Großvater erscheint ihr, um sie ins Jenseits abzuholen. Dann allerdings verwandelt er sich in einen zombieähnlichen Dämon, der sie übel attackiert, bevor sie fliehen kann. Eine zweite Erscheinung taucht auf: Es ist Donovan, ihr 'Schutzengel', der seit vielen Jahren die Hand über Celia hält und sie vor Unfällen und anderem Ungemach bewahrt; dieses Mal ist er allerdings zu spät gekommen. Immerhin kann er Celia einige Fragen beantworten: Sie ist in dem Zwischenreich gefangen, bis sie das Tor zum eigentlichen Himmel findet. Zwei Stunden bleiben ihr, und die "Seelenfänger" haben bereits ihre Witterung aufgenommen, um sie zu jagen und in Stücke zu reißen.
Donovan zeigt ihr das Tor, das auf Celia freilich wenig Vertrauen erweckend wirkt. Ohne ihren so grausam in einen Seelenfänger verwandelten Großvater erlöst zu haben, will sie diese Welt ohnehin keinesfalls verlassen. Überhaupt scheint ihr Donovan ein wenig zu beflissen und manchmal gar nicht engelhaft, wenn er unschöne Handlungen begeht, die angeblich nur zu ihrem Besten sind. Celia beschließt Abstand zu halten - eine Entscheidung, die Folgen hat, denn überall im Haus, das ihr bisher einen gewissen Schutz bot, beginnen Geister sie heimzusuchen. Ihre verstorbenen Eltern sind darunter - doch sind sie wirklich? Celias Frist beginnt abzulaufen, ihre Feinde werden immer stärker, und Donovans Warnungen immer drängender ...
Nicht nur in der Dunkelheit ging die arme Celia verloren, sondern auch in einem außerordentlich düster stimmenden Film. Wer sich in der Hollywood-Welt ein wenig auskennt, dürfte bereits alarmiert sein, wenn im Vorspann als Produzent Stephen J. Cannell genannt wird. Seit fast vier Jahrzehnten fabriziert dieser vor allem Fernsehserien vom Fließband - triviale, möglichst kostengünstige und dem Zweck dienliche Verbrauchsware, die Zeit zwischen zwei Werbeblöcken füllt: "The A-Team", "Booker" oder "Renegade" sind nur drei von (viel zu) vielen Plattwerken.
Auch "Left in Darkness" ist kein 'richtiger' Film, sondern wurde für den Videomarkt hergestellt. Das muss heutzutage kein Makel mehr sein, da viele TV-Shows so aufwändig wie Kinofilme in Szene gesetzt werden. Cannell ist jedoch vom alten Schlag, und so ist "Left in Darkness" ein Produkt, das auf Sparflamme zubereitet bzw. in 18 Tagen heruntergekurbelt wurde. Das Drehbuch meidet Originalität wie die Seelenfänger das "weiße Licht", das aus dem Himmel fällt. Das ist auch deshalb notwendig, weil als Location nur die sparsam möblierten Räume des Verbindungshauses zur Verfügung stehen.
Geldmangel ist kein Hinderungsgrund für das Erzählen einer spannenden Geschichte. Sie muss ideenreich dem Budget angepasst werden. Gelingt es, ist das Ergebnis kostengünstig. Scheitert es wie "Left in Darkness", ist es nur billig. Schlimmer kann es dann nur noch werden, wenn dem Zuschauer diese Makel zusätzlich unter die Nase gerieben werden. Hier geschieht das in erster Linie durch eine 'Tricktechnik', die dem Stand der frühen 1980er Jahre entspricht. Simple Überblendungen können heute nicht mehr überzeugen und reißen zuverlässig die Illusion ein, um sie durch Grinsen, Ärger und Langeweile - in dieser Reihenfolge - zu ersetzen. Die Szenen, die im 'Himmel' spielen, wurden um die Ecke am Pazifikstrand gedreht. Erbärmliche 'Masken' bringen in Gestalt der "Seelenfänger" mehr als einen Hauch Halloween ins Geschehen. Das Bild ist scharf genug, um dies zu entlarven.
Die christliche Mythologie hält viel aus, aber absolute Dämlichkeit kann sogar ihr den Rest geben. Hier ist es zum Beispiel die Tatsache, dass der Weg ins Paradies durch einen Speiseaufzug führt ... Wieso bleiben Celia zwischen Tod und endgültigem Übergang genau zwei Stunden im Zwischenreich? Weil das ziemlich exakt der Laufzeit eines Spielfilms entspricht? Dann hätten die Drehbuchautoren die Frist besser auf eine Stunde verkürzt, denn ihnen fällt herzlich wenig ein, um die Handlung bis zum Finale in Gang zu halten. Immer wieder gibt es Episoden, die zum Geschehen nichts beitragen und schlicht Zeit schinden sollen. Wenn alles versagt, springt ein Seelenfänger hinter einer Ecke hervor, mit dem Celia ein bisschen rauft, bevor sie weiter durch das öde Kulissenhaus dem erwarteten Schema-F-Finale entgegenirrt.
Leid können einem die Schauspielen tun, doch sie sind Kummer gewöhnt, handelt es sich bei ihnen - obwohl meist noch jung an Jahren - um Veteranen des US-Fernsehens. In zahlreichen TV-Serien hat man sie gesehen und in der Regel nicht zur Kenntnis genommen, da sie alle im selben Klonlabor entstanden zu sein scheinen. Falls sie über echtes Starpotenzial oder Darstellerfähigkeiten verfügen, die über pures Handwerk hinausgehen, ist "Left in Darkness" ganz sicher nicht das geeignete Forum, um dies unter Beweis zu stellen.
Vor allem Monica Keena ist aufgrund des Drehbuchs zu einer Naivität verdammt, die im Zuschauer den Wunsch aufkommen lässt, selbst auf der Szene zu erscheinen, um ihr einen mächtigen Tritt in den Hintern zu verpassen. Die Arme muss blöde Entscheidungen treffen oder sich prinzipiell in dunklen Ecken verheddern, in denen die Seelenfänger lauern. Sicherlich unbeabsichtigt stellt sich letztlich heraus, dass ihr Schmalhirn zum Lebensretter wird, weil sie nicht nur die guten, sondern alle Ratschläge ignoriert, unter die sich auch einige hinterlistige gemischt haben.
David Anders mimt als Donovan den zwielichtigen 'Schutzengel', der sich über die Widerborstigkeit seiner ihm Anbefohlenen eigentlich nicht wundern dürfte, hüllt er sich doch allzu penetrant in bedeutungsschwangeres Schweigen oder beschränkt sich auf Andeutungen, die sogar Zeitgenossen mit Misstrauen erfüllen dürften, die noch dümmer als Celia sind. Auch gute Geister wie Celias Mutter oder Großmutter reden viel, aber um klare Aussagen drücken sie sich notorisch herum.
Tim Thomerson ist ein Urgestein des US-amerikanischen Films. In dreieinhalb Jahrzehnten hat er mehr als 175 Einsätze in Kino und Fernsehen hinter sich gebracht. Ihn kann nichts mehr erschüttern, wenn man die Liste seiner Werke betrachtet; er hat schon Z-Movies wie "Trancers 5" oder "Nemesis III" überstanden, gegen die "Left in Darkness" wie europäische Filmkunst wirkt. Trotzdem kann man Mitleid schwer unterdrücken, wenn Thomerson in seiner Seelenfänger-Maske auftritt; er sieht wie ein Werwolf mit Bernhardiner-Genen aus.
Ansonsten erfahren wir dank "Left in Darkness" endlich, was Hollywoods Klischee-Jugendlichen zwischen ihren Film- und Fernseh-Einsätzen treiben: Sie feiern eine ewig währende Party im Haus der "Kappa Beta Nu"-Verbindung! Hier tanzen sie zu lauter Musik, rauchen Zigaretten oder sogar Joints, trinken Alkohol oder lassen ihn sich durch Schläuche eintrichtern und widmen sich der Unzucht, wobei das Vermutung bleiben muss, da dies hinter geschlossenen Türen stattfindet; die US-Zensur blendet diesen Aspekt des Jungseins seit jeher sorgfältig aus. Aber keine Sorge: Regisseur Monroe lässt seine Klientel nicht im Stich und baut eine Extraszene ein, in der zwei angeheiterte Gästinnen ihre Silikonbusen blankziehen.
Sogar in den USA wäre dies kein Argument, um "Left in Darkness" die Jugendfreigabe zu verweigern. Dieser 'Horror'-Film ist so zahm, dass er problemlos Zuschauer ab 12 Jahre langweilen dürfte. Die harten Effekte fielen entweder dem Rotstift oder in Deutschland der Schere zum Opfer: Laut imdb.com ist "Left in Darkness" im Original 88 Minuten lang. Die deutsche Fassung ist kürzer, allerdings laufen DVD-Filme ein wenig schneller als herkömmliche Kinofilme, sodass es schwerfällt zu entscheiden, ob geschnitten wurde. Freilich ist die Frage akademisch, denn auch ein wenig Splatter könnte diesem schlaffen Filmchen kein Leben einhauchen!
Daten
Originaltitel: Left in Darkness (USA 2006)
Regie: Stephen R. Monroe
Drehbuch: Philip Daay u. Jane Whitney
Kamera: Matthew Heckerling
Schnitt: Kristina Hamilton-Grobler
Musik: Corey A. Jackson
Darsteller: Monica Keena (Celia), David Anders (Donovan), Tim Thomerson (Großvater Joe), Chris Engen (Doug), Tarah Paige (Rachel), Chelsea Cannell (Tawnia), Christina Cellner (junge Celia), Cody Klop (junger Donovan), Shane Bitney Crone (Terry), Jeridan Frye (Lorie Ann Dobson), Eric Ladin (Gopher), Marisa Lauren (Marie), Jessica Stroup (Justine), Travis Van Winkle (Corby), Erin Sharkey, Kelsey Barney, Justin Spraggins (Studenten) uva.
Anbieter: Splendid Entertainment (www.splendid-entertainment.de)
Erscheinungsdatum: 07.12.2007 (Verleih-DVD) bzw. 25.01.2008 (Kauf-DVD)
EAN: 4013549572743 (Kauf-DVD)
Bildformat: 16 : 9 (1,85 : 1 anamorph)
Audio: Dolby Digital 5.1 (Deutsch, Englisch)
Untertitel: keine
DVD-Typ: 1 x DVD-9 (Regionalcode: 2)
Länge: ca. 84 min
FSK: keine Jugendfreigabe
DVD-Features
Während die US-amerikanische Original-DVD mit dem üblichen Zusatzmaterial (Making-of, Audiokommentar, Interviews etc.) ausgestattet wurde, ersparte der deutsche Anbieter sich dies und seinen Kunden, obwohl es durchaus interessant sein könnte, den Verantwortlichen bei ihren Bemühungen zu lauschen, dieses Machwerk zu rechtfertigen.
- Redakteur:
- Michael Drewniok