Männer im Wasser
- Regie:
- Herngren, Måns
- Jahr:
- 2008
- Genre:
- Komödie
- Land:
- Schweden
- Originaltitel:
- Allt flyter
1 Review(s)
08.02.2011 | 21:43Im Leben beinahe jeden Mannes kommt der Zeitpunkt, an welchem plötzlich die sprichwörtliche Panik ausbricht und das Gefühl einer bald zum Stillstand kommenden Uhr eintritt. Dieses als 'Midlife Crisis' bezeichnete Phänomen hat nicht selten zur Folge, dass Viele urplötzlich ihren Jugendjahren hinterhereifern, Geld für Statussymbole aus dem Fenster schmeißen oder auf der Tanzfläche - beim Versuch mit den Jungen mitzuhalten - in Atemnot geraten. Unter der oftmals amüsant wirkenden Oberfläche stecken bei vielen Betroffenen aber vor allem tief sitzende existentielle Ängste, die vor allem durch die Verdrängung der Akzeptanz für das eigene Altern aufkommen.
Auch der arbeitslose Sportreporter Fredrik (Jonas Inde) kennt dieses Gefühl. Der durchtrainierte Körper von einst macht allmählich Platz für einen Wohlstandsbauch, die Arbeitssuche ist wenig erfolgreich und nun wurde auch noch die Halle, in der Fredrik und seine Kumpels regelmäßig Hockey spielen, einer anderen Mannschaft überlassen. Doch Fredrik braucht einfach etwas, mit dem er seinen Tag verbringen kann und so entwickelt er aus einem einstigen Spaß schließlich die Idee, dass er und seine Freunde professionelle Synchronschwimmer werden - mit dem Ziel einige Monate später bei der Weltmeisterschaft in Berlin für Schweden anzutreten. Tatsächlich kann er seine Freunde für dieses Vorhaben begeistern und findet in seiner 16-jährigen Tochter Sara (Amanda Davin), die selbst Synchronschwimmerin ist, eine Trainerin, welche den Männertrupp ganz schön in Schwung bringt...
Nun klingen die in „Männer im Wasser“ zusammengefügten Komponenten „Männer mittleren Alters“ und „Synchronschwimmen“ in den Ohren des Einen oder Anderen sicherlich nach einer reinen Klamauk-Veranstaltung. Doch Måns Herngren („Klassenfest“, „Adam & Eva“) widmet sich dem Thema von der ersten Minute an mit dem nötigen Ernst, sodass der Film eben nicht in billigen Aufzählungen von Klischees und einem albernen Umgang mit dem Sport untergeht.
So bleibt „Männer im Wasser“ zwar in erster Linie eine leichtfüßige Komödie, die stellenweise ihrem Namen richtig gerecht wird, gleichzeitig jedoch auch entsprechend stimmig mit den Themen Midlife Crisis, gestörte Vater-Tochter Beziehung, dem Synchronschwimmen und die für die Figuren des Filmes folgenden Reaktionen sowie Vorurteile - wie zum Beispiel umgekehrte Geschlechterdiskriminierung oder auch Homophobie - umgeht. Beide Seiten, das Humoristische und das Ernste, deckt Herngren stets sehr ausgewogen ab, allerdings fällt mit zunehmender Spielzeit doch höchst deutlich auf, dass er sich insgesamt mit den vielen Charakteren und einzelnen Intentionen übernommen hat, was zur Folge hat, dass der Film vor allem zum Schluss hin sehr zügig abgehandelt wirkt.
Nun muss man bedenken, dass sich schon alleine in der Schwimmmannschaft um Fredrik neun verschiedene Charaktere tummeln, hinzu kommen noch die Tochter und Ex-Frau von Fredrik die auch ihre Screentime bekommen. Da gibt es Viktor (Peter Gardiner), der Schwierigkeiten damit hat, dass sein Umfeld männliches Synchronschwimmen mit Homosexualität gleichstellt, den von seiner Frau nicht ernst genommene Markus (Kalle Westerdahl, „Mankells Wallander„), der unsichere Charles (Andreas Rothlin-Svensson) und eben Fredrik und seine Tochter Sara, die erst im Laufe des Filmes zueinander finden und eine Beziehung aufbauen. Ein allzu intensiver Tiefgang ist bei dieser großen Anzahl an Figuren daher ein nahezu unrealistisches Vorhaben, weshalb die meisten Figuren auch recht oberflächlich bleiben. Nichtsdestotrotz haben alle Charaktere etwas sehr Liebevolles an sich, zumal zwischen den Darstellern eine merklich gute Chemie am Set herrschte, die sich nahtlos überträgt. Da kann man auch gerne mal die vorhandenen Schwächen bei der Charakterzeichnung, aber auch im Drehbuch, welches einfach zu viele Punkte gleichzeitig ansprechen will, gerne übersehen.
„Männer im Wasser“ ist trotz seiner Fehler ein sehr schöner Film, der sein Publikum mit einem Lächeln entlassen wird. Beifall verdient der Film und sein Regisseur vor allem, da es rigoros vermieden wird die Charaktere oder das Synchronschwimmen ins Lächerliche zu ziehen, was dem Ganzen ungemein gut tut. Darüber hinaus weisen die (größtenteils mit Doubles gedrehten) Schwimmszenen eine unglaubliche Ästhetik auf, deren anziehende Wirkung sich selbst diejenigen nicht verwehren können, die mit dem Sport als solchem nicht viel zu tun haben.
Originaltitel: Allt flyter (Schweden, 2008)
Laufzeit: ca. 102 Minuten
FSK: Ab 0 Jahren
Regie: Måns Herngren
Darsteller: Jonas Inde (Fredrik), Maria Langhammer (Lillemor), Andreas Rothlin-Svensson (Charles), Jimmy Lindström (Larry), Peter Gardiner (Victor), Benny Haag (Peter),
Shebly Niavarani (Börje), Amanda Davin (Sara)...
6/10
Technische Daten
Produktion: Deutschland/Schweden 2008
FSK: OA
Sprachen: Schwedisch, Deutsch; Untertitel deutsch Bildformat: 16:9 (Anamorph)
Ton: 5.1. DD, 2.0 DD
Bonusmaterial: Making of, Deleted Scenes, Trailershow
Laufzeit Hauptfilm: 102 Minuten
Länge Bonusmaterial: ca.50 Minuten
Single-Disk, Wendecover
Vertrieb: Pandorafilm / Al!ve AG
- Redakteur:
- Adrian Trachte