Millennium-Trilogie. Director’s Cut (BluRay-Box)
- Regie:
- Arden Oplev, Daniel Alfredson
- Jahr:
- 2009
- Genre:
- Thriller
- Land:
- Schweden/D/Dänemark
- Originaltitel:
- Millennium 1-3
1 Review(s)
10.02.2011 | 21:49Vollversion auf Blu-ray: Psychothriller und Actionkrimi
Die Director’s-Cut-Box aller drei Teile bzw. sechs Folgen der Millennium-Trilogie von Stieg Larsson weckt entsprechende Neugier beim Interessenten: Wie wird sich der Wegfall all der häufigen Kürzungen auf die Qualität der Erzählung auswirken? Ergibt sie endlich mehr Sinn? Eine weitere neugierige Frage lautet, ob die Blu-ray die Bildqualität eines Films der von vornherein für das Fernsehen produziert wurde, steigern kann oder nicht.
Filminfos
O-Titel: Millennium-Trilogie (Schweden/D/Dänemark 2009-2011)
Dt. Vertrieb: Warner/NFP
VÖ: 11.2.2011
FSK: ab 16 (wie bei der Kinofassung)
Länge: knapp 9 Stunden (526 Minuten)
Regisseur: Arden Oplev, Daniel Alfredson
Drehbuch: Ulf Rydberg und Nikolaj Arcel und Rasmus Heisterberg
Musik: Jacob Groth
Darsteller: Noomi Rapace (Lisbeth Salander), Michael Nyqvist (Mikael Blomkvist), Sven-Bertil Taube (Henrik Vanger), Peter Andersson (Anwalt Nils Bjurman) u.a.
Handlung von Teil 1+2: „Vergebung“
Der Journalist Mikael Blomkvist (Nykkvist) steht vor Gericht. Er soll den Industriemanager Wennerström in seinem Enthüllungsblatt „Millennium“ verleumdet haben. Das Gericht befindet ihn aufgrund der vorgelegten Beweise für schuldig und verurteilt ihn zu drei Monaten Haft, die er in einem halben Jahr antreten muss. Doch Mikael ist entgegen allen Erwartungen guter Dinge. Jetzt, kurz vor Weihnachten, freut er sich ein paar kuschelige Tage im Kreise der Familie seiner Schwester Annika. Er selbst ist schon längst geschiedener Single. Doch dazu kommt es nicht. Er erhält einen Anruf…
|Lisbeth|
Lisbeth Salander (Noomi Rapace) hat Mikael im Auftrag von Milton Security observiert. Die Firma wiederum arbeitet diesmal für einen großen Kunden, der in Gestalt des Firmenanwalts Frode auftritt. Es ist eine wahrhaft dicke Akte, die Lisbeth dem Typen auf den Tisch legt. Sie hat’s nicht so mit Kommunikation und sagt keinen Piep, als er sie fragt, wie sie an das Material gekommen ist. Schließlich ist das ja ihr Job als professionelle Hackerin, oder, und wozu soll sie das an die große Glocke hängen? Die Frau im schwarzen Lederzeug, mit den Ringen in der Nase und dem Stachelhalsband starrt ihn bloß an, bevor sie aufsteht und geht. Etwas kann sie aber auf seine penetranten Fragen doch antworten. „Blomkvist wurde reingelegt.“ Weg war sie.
|Mikael|
Der Anruf für Mikael kommt von Frode, dem Firmenanwalt des Industriekonzerns Vanger, der unter anderem Schiffe baut. Der Firmenchef Henri Vanger bietet Mikael einen Job an. Für ein ansehnliches Salär. Das kann Mikael gut gebrauchen, bevor er im Knast schmachten muss. Aber es gibt noch einen zweiten, viel wichtigeren Grund: Er kannte Harriet persönlich. Als er acht Jahre oder so war, stellte sie für ihn eine Art gute Fee und große Schwester dar. Also fährt er hinauf nach Nordschweden, wo sich Elch und Fuchs Gute Nacht sagen. Hier residiert der 82-jährige und kinderlose Henri Vanger in einem noblen Herrenhaus, umgeben von eigenen Wäldern und Seen.
Henri Vanger vermisst seine Nichte Harriet, die er wie seine eigene Tochter liebte, seit 40 Jahren: Sie verschwand 1966 und er glaubt, sie wurde ermordet. Nicht nur aus Sorge um Erbe und Nachfolge will er nun Harriets Schicksal aufklären. Er will auch die Serie von Postsendungen abstellen, die jedes Jahr pünktlich zu Weihnachten aus aller Herren Länder eintreffen: gepresste Blumen. Auf dem Dachboden hat Vanger eine eindrucksvolle Galerie dieser Bilder toter Blumen aufgehängt. Verhöhnt ihn Harriets Mörder?
Doch wie findet man eine Verschwundene nach 40 Jahren? Man fängt dort an, wo sie zuletzt gesehen wurde. Die letzten Fotos zeigen Harriet im Herrenhaus und auf der Straße des nahen Dorfes bei einem Umzug. Letzteres Foto stammt aus der Dorfzeitung. Der Besuch bei Polizeichef Morell ist ergebnislos, denn der sucht seit 40 Jahren vergeblich, doch dafür gibt das Archiv der Stadtzeitung umso mehr her. In mühseliger Grabarbeit findet Mikael die Negative für die Fotos, die der Fotograf seinerzeit auf der Straße schoss, auf der Harriet das letzte Mal zu sehen war. Harriet bewegt ihren Kopf wie in einem Film… und ihre Miene verdüstert sich! Sie hat jemanden gesehen, den sie ablehnt, vielleicht sogar hasst. Wer kann das gewesen sein? Ein Entführer, oder gar ihr Mörder?
|Lisbeth|
Unterdessen meint es das Leben überhaupt nicht gut mit Lisbeth. In einem Kampf mit Hooligans wird ihr geliebter Apple-MacBook schwer beschädigt. Sie braucht dringend Ersatz, doch ihr Hacker-Kumpel hat nur ein schlappes altes Modell. Besser als nix, denkt sie. Doch um Geld für ein neues Modell zu bekommen, muss Lisbeth ihren Vormund beknien. Die Ex-Insassin der Psychiatrie erfährt leicht erschüttert vom Herzinfarkt ihres bisherigen Vormunds Holger Palmgren. Sie muss den Mann aufsuchen, den die Vormundschaftsbehörde für sie ausgesucht hat, den Rechtsanwalt Nis Bjurman.
Für einen Blowjob rückt der schleimige Spießer lediglich 7000 Kronen heraus, was nicht im entferntesten für ein MacBook reicht. Als sie mehr verlangt, fesselt er sie aufs Bett und vergewaltigt sie anal. Nicht nur, dass dies höllisch wehtut. Lisbeth nimmt die gesamte Vergewaltigung mit einer versteckten Kamera auf – sie hat sich vorbereitet. Obwohl sie danach kaum mehr aufrecht gehen kann, brennt sie den Film von der SD-Karte auf eine DVD.
Bei ihrem nächsten Besuch bei ihrem Vormund fesselt sie ihn und stellt ihn vor die Wahl: Entweder zahlt er jetzt pünktlich oder die Disc wandert an alle Behörden und alle seine Bekannten (die sie selbstverständlich längst gehackt hat). Als er einwilligt, tätowiert sie ihm eine dauerhafte Botschaft auf den Wanst. Endlich kann sie sich wieder in den Laptop des nichts ahnenden Mikael einhacken und seine Festplatte kopieren. Ihr Interesse ist schon längst nicht mehr beruflicher Natur…
|Mikael|
Mikael hat in Harriets Bibel vier geheimnisvolle Eintragungen gefunden. Neben einem Kürzel, das wahrscheinlich einen Namen darstellt, steht eine Ziffernkombination. Damit kann er nichts anfangen, doch als er eine E-Mail von Lisbeth bekommt, fällt es ihm wie Schuppen von den Augen: Die Zahlen bezeichnen Bibelstellen. Aber nicht irgendwelche, sondern es geht darin um Huren, Tiere, Verbrennen und andere unschöne Dinge.
(Folge 2)
Doch wer ist diese Hackerin mit dem kryptischen Usernamen „Wasp“? Er besucht sie in Stockholm und bittet sie, mit ihm zusammenzuarbeiten, es solle ihr Nachteil nicht sein. Obwohl sie so schräg drauf ist, willigt sie ein und kommt Tage später mit dem Motorrad nach, um in seiner Hütte am Rande des Vanger-Anwesens zu nächtigen.
Diese abgesperrte Hütte hat Mikael, nicht faul, mit unzähligen Fotos von Hinweisen beklebt: Es ist die reinste Wonderwall. Lisbeth beguckt sich jedes kleinste Detail. Seltsam findet sie, dass sich Harriet und und ihre Schwester Anita so ähnlich sahen, fast wie Zwillinge. Anita ist in London gestorben, aber als Mikael Harriets Schwägerin Cecilia besucht, bemerkt er ihr Bernstein-Amulett. Er hat immer geglaubt, es habe Harriet gehört, weil sie es trug, doch nun erfährt er, dass es Anita gehörte. Er hat die zwei Mädchen in der Erinnerung verwechselt. Das erklärt vieles, beispielsweise das Foto von Anita im Herrenhaus. Harriet muss zu diesem Zeitpunkt schon verschwunden gewesen sein – oder die beiden kooperierten bei Harriets Verschwinden. Vor wem floh Harriet? Und warum?
|Mikael und Lisbeth|
Lisbeth hat versucht, die Bibelstellen mit tatsächlichen Verbrechen in Schweden zu korrelieren und ist fündig geworden. Wozu doch eine Datenbank und eine Hackerin alles imstande sind, wundert sich Mikael. Zusammen fahren sie zu den Tatorten. Die Reise führt sie zurück in die Jahre 1949 bis 1963. Immer sind es junge Frauen, die ihr Leben lassen mussten. Alle trugen jüdische Namen. Und immer war ein bestimmter Mann vor Ort…
Mein Eindruck
Die Handlung entpuppt sich in Folge 2 als ziemlich horrormäßige Serienkiller-Ermittlung. Doch der Killer sitzt leider ganz in der Nähe der Ermittler, sodass die beiden selbst in Gefahr geraten. Lisbeth, schon unter dem freundlichen Einfluss Mikael etwas aufgetaut, verwandelt sich endgültig in seine Lebensretterin. Aber erst in allerletzter Sekunde. Und es ist aufgrund ihrer Vorgeschichte klar, dass sie für Vergewaltiger und Mörder keinerlei Gnade oder gar Barmherzigkeit übrig hat.
Nun mag sich mancher fragen, was denn nun das Besondere an diesem Thriller sein soll. Es ist sowohl die Aufbereitung der Themen als auch die Themen selbst, die Buch und Verfilmung eine solche Faszination ausüben lassen.
Die Zubereitung des Themas ist auf dem neuesten Stand der Technik. Hacker, Datenbanken, Bildmanipulation, Suchmaschinen und vieles mehr finden sich im Buch – und im Director’s Cut. Doch die Kernthemen ließen sich auch ohne IT recherchieren. Ein Trio von Magnatensöhnen schloss sich während des 2. Weltkriegs den Nazis an und kämpfte zum Teil sogar an deren Seite, so etwa im Finnischen Winterkrieg gegen die Sowjets. Aus ist’s mit dem Mythos der schwedischen Neutralität (immerhin verbrachten die deutschen Sozialdemokraten Herbert Wehner und Willy Brandt ihre Kriegszeit im angeblich sicheren schwedischen Exil).
Schlimmer noch: Diese drei Erben übernahmen den Rassenwahn der Nazis voll und ganz und lebten ihn auch aus. Mikael und Lisbeth finden heraus: Einer aus diesem Trio übt die Judenverfolgung auch heute noch aus, getarnt als Unfälle mit Todesfolge, doch welcher ist es? Harriet, selbst ein Opfer der Vergewaltigung, tötete einen der feinen Herrenmenschen und konnte sich der Vergeltung gerade noch entziehen. Als Mikael sie findet und sie zurück bringt, ist dies der bewegendste Moment der Serie. Da bleibt kein Auge trocken.
Es ist ja schon übel genug, dass Schweden sich den Nazis anschlossen und Juden ermordeten, aber es handelt sich nicht um irgendwelche Leute, sondern um eine der angesehensten und einflussreichsten Familien des Königreichs. Dass diese Leute immer noch weitermorden können, erscheint unvorstellbar. Stieg Larsson hat es gewagt, es seinem Lehrmeister Mankell nachzumachen und dessen „Tanzlehrer“-Antifascho-Krimi zu übertrumpfen. Das Ergebnis ist ziemlich umwerfend, auch für mich, sobald ich meinen Unglauben ob dieser anklagenden Darstellung aufgegeben hatte. Herrenmenschen, Frauen- und Judenkiller – „der Schoß ist fruchtbar noch, aus dem das kroch“, sagt der Dichter. (Bin für Hinweise zu dessen Identität dankbar!)
|Die Figuren und Darsteller|
Mikael „Kalle“ Blomkvist ist ebenso eine Figur von Astrid Lindren wie Lisbeth Salander, die eine dunkle Pippi Langstrumpf darstellt. Während mir der idealistisch veranlagte Blomkvist von Nyqvist zu zurückhaltend gespielt wird, geht von Noomi Rapace als Lisbeth eine starke Präsenz aus. (Es ist, als wäre Mikael eine Frau und Lisbeth der Kerl.) Ihre Undurchsichtigkeit und potentielle Gewalttätigkeit macht sie zu einer wandelnden Bombe. Das riesige Drachentattoo auf ihrem Rücken bekommt Mikael, als sie ihn liebt, zum Glück nicht zu sehen.
Dass sie sich zu wehren weiß, zeigt Lisbeth schon in der ersten halben Stunde des Films – und sie geht dabei weit über das Maß des Üblichen hinaus (deshalb wird sie später als Psychopathin diffamiert). Angeblich soll sie laut Buch wie ein 14-jähriger Junge aussehen, doch der Regisseur macht sie zu einer lesbischen Ninja-Hackerin, die ziemlich eindeutig weiblich ist. Sie entwickelt sich auf spannende Weise, lässt sich sogar von Mikael berühren und kann sich schließlich dazu durchringen, ihre Mutter im psychiatrischen Pflegeheim zu besuchen – eine eindringlich und still aufgenommene Szene – und später (in Folge 3) ihren einstigen Vormund Palmgren, den sie wirklich mag.
Die übrigen Figuren sind in erster Linie Funktionsträger: der Anwalt, der Vormund, der Polizeichef und so weiter. Die einzigen Ausnahmen sind sicher Henrik Vanger, Harriet und der Mörder. Der Mörder agiert mit sichtlich unbewegtem und darum umso furchterregenderen Gesicht seine Todesfantasien aus. Die intensivste Gemütsregung legt er erst im Tode an den Tag, aber da gerät er bei Lisbeth an die Rechte.
|Kamera, Musik und Ton|
Die Kamera scheut sich nicht, die Dinge beim Namen zu nennen. Eine Vergewaltigung ist ein brutaler Gewaltakt und nichts weiter. Davor werden die Augen nicht verschlossen. Die Oberfläche der Dinge ist besonders in der Natur zwar schön anzusehen, aber unversehens kann sich auch der idyllischste Wald in eine tödliche Falle verwandeln, wie Mikael am eigenen Leib erfahren muss. Jogging wirkte noch nie so gefährlich!
Die Kamera ist eine Sammlerin. Sie montiert Indizien zu Geschichten, und diese Geschichten sind der pure Horror. Eine der ermordeten Frauen wurde verbrannt (siehe die Bibelstelle). Die Kamera ist auch eine Zeitmaschine. Mühelos saust sie in das Jahr 1963, als Harriet ihren Vergewaltiger tötete und verschwand. Der Ton zu diesen Bildern ist zumeist synchron, was nicht selbstverständlich ist. Manchmal spricht eine Figur im Off, bevor ihre Szene beginnt. Der Tonstandard entspricht dem Kinoniveau, also mindestens Dolby Digital.
Die Musik ist mir als sehr einfühlsam aufgefallen. Mit klassischer Instrumentierung zaubert sie die passenden Emotionen zu den kritischen Szenen herbei, so etwa zu den zahlreichen Rückblenden und dem Showdown. Viele Szenen, so meine Erinnerung, verfügen aber über keinen Soundtrack, so dass der Film besonders in der Ermittlung erfreulich nüchtern wirkt. Im Vordergrund steht eben doch eine Reportage einer Journalisten. Nur mit dem Unterschied, dass die Reportage einem Mörder gilt und der Suche nach einer Verschwundenen.
Handlung von Teil 3+4: „Verdammnis“
Lisbeth Salander hat es sich im Steuerparadies der karibischen Cayman Islands mit dem von Wennerström geklauten Geld ein Jahr lang gutgehen lassen, doch nun wird sie unruhig. Denn sie hat per Internet entdeckt, dass sich ihr Ex-Vormund, der fiese Anwalt Nils Bjurman, der sie vergewaltigte, seine Tätowierung entfernen lassen will. Und die hatte sie ihm ja nach seiner brutalen Tat höchstpersönlich auf den Wanst graviert.
Bevor sie ihn besucht, observiert sie Bjurman, denn vielleicht steckt er inzwischen mit anderen Leuten unter einer Decke. Tatsächlich taucht ein weißhaariger Riese bei ihm auf, um ihm etwas zu übergeben. Als sie Bjurmans Telefon abhört, belauscht sie, wie er einen Deal mit den Auftraggebern des Riesen macht: Bevor er ihnen helfen kann, sollen sie ihm die DVD mit dem Video besorgen, das Lisbeth seinerzeit von seiner Vergewaltigung gemacht macht. Diese DVD ist Lisbeths Lebensversicherung. Ohne sie ist sie Freiwild. Der Name „Zala“ fällt, doch mit dem kann sie vorerst nichts anfangen.
Als sie Bjurman besucht, warnt sie ihn, das Tattoo entfernen zu lassen. Mit einem klassischen Revolver, den sie in seinem Schreibtisch findet, verlangt sie Auskünfte über ihren Vater, der verschwunden ist. Als sie zwölf Jahre alt war, so erinnert sie sich, übergoss sie ihn in seinem Auto mit Benzin und zündete es an. Starb er daran oder lebt er noch? Ihre Mutter ist inzwischen gestorben – sie kann sie nicht mehr fragen. Aber ein Vormund ist verpflichtet, alle relevanten Unterlagen über sein Mündel aufzuzeichnen. Allerdings ist die Akte unvollständig – wo hat Bjurman den Rest versteckt, der ihre Einweisung betrifft? Wenige Stunden, nachdem sie ihn verlassen hat, wird Bjurman ermordet.
Unterdessen steht Mikael kurz vor einer brisanten Veröffentlichung: Die Doktorandin Mia Bergson hat einen Ring von Freiern aufgedeckt, der Zwangsprostituierte frequentiert, die von Mädchenhändlern aus Osteuropa ins Land geschleust werden. Indem Mikael und Dag Svensson, Mias Freund, die Freier interviewen, wollen sie mehr über die Rädelsführer herausbekommen und sie bloßstellen. Als Mikael und Erika, die Herausgeberin, Dag und seine Freundin besuchen will, stoßen sie auf zwei Hinrichtungen: Die zwei wussten offenbar zuviel. Auf dem Griff des zurückgelassenen Revolvers, der Tatwaffe, entdeckt die Kripo Lisbeths Fingerabdrücke.
Mikael, der von Lisbeths Unschuld überzeugt ist, entdeckt das Interview mit Gunnar Björk, einem der Freier, dass hinter „Zala“ ein ehemals russischer Militäragent steckt, der ab 1976 als Topspion für die schwedische Staatssicherheit arbeitete. Einen solchen Mann, der dem System nützte, zu enttarnen, dürfte schwierig sein. Doch indem er gehörig Druck ausübt, erfährt Mikael, dass Zala, Gunnar Björk und Nils Bjurman alle für diese Sicherheitspolizei arbeiteten und nun durch den Zuhälterring der Zwangsprostitution wieder zusammenarbeiten. Doch er weiß noch nicht, was Lisbeth mit Zala zu tun hat.
Inzwischen haben die Gesuchten Wind von den Ermittlungen gegen sie bekommen. Der weißhaarige Riese ist wieder voll im Einsatz und entführt Lisbeths Freundin Miriam Wu, um von ihr zu erfahren, wo sich Lisbeth versteckt. Mikaels Freund Paolo, ein Boxer, soll Miriam nach Lisbeth fragen und wird Zeuge von Miriams Entführung. Als der Riese das gefesselte Mädchen in einer Lagerhalle foltern will, greift Paolo ein. Doch seine härtesten Kickboxerschläge und –tritte richten nichts aus! Es ist, als wäre der Riese aus Stahl. Während beide bewusstlos sind, steckt der Riese das Lagerhaus, in dem sie liegen, in Brand…
|Folge 4|
In Bjurmans Sommerhäuschen findet Lisbeth in einem Geheimversteck die Akte mit den Informationen über ihren Vater: Er ist „Zala“ alias Alexander Zalachenko. Und als hätte dieser es geahnt, lässt er den Riesen zwei Biker und Drogenhändler aussenden, um Bjurmans Hütte abzufackeln. Als sie auf Lisbeth stoßen, glauben sie noch, mit der jungen Frau leichtes Spiel zu haben. Lisbeth Salander belehrt sie schnell eines Besseren…
Lisbeth muss ihren Vater finden, denn erstens muss sie sich immer noch für seine Misshandlung ihrer Mutter rächen, die daraufhin in der Psychiatrie landete. Und zweitens steckt er hinter den Angriffen auf ihre Freunde und Informanten, deshalb ist sie selbst in höchster Gefahr. Auf der Suche nach ihrem – überhaupt nicht toten - Vater gerät Lisbeth in schwere Gefahr. Dies erkennt auch Mikael und rast ihr hinterher. Wird er noch rechtzeitig kommen?
Mein Eindruck
Diese bange Frage bewegte mich, als sich das Finale anbahnte, das dann irgendwo auf dem Land bei Göteborg abläuft. Natürlich hält es auch diesmal, wie schon in „Verblendung“ eine Reihe von Überraschungen bereit. Auf jeden Fall kann sich der Zuschauer eine ziemlich blutige Auseinandersetzung gefasst machen.
|Voyeurismus, nein danke!|
Dass das Thema der Zwangsprostitution nur in einer einzigen Szene abgehandelt wird – die junge Russin ist ans Bett gefesselt -, fand ich etwas erstaunlich. Andererseits sind Sexszenen eher etwas für Voyeure, und dies ist alles andere als ein voyeuristischer Film, selbst wenn es für Männer blanke Busen zu bestaunen gibt. Diese optischen Reize werden durch die Betrachtung von Lisbeths Vergewaltigung, die Mikael auf ihrer DVD anschaut, wieder völlig aufgehoben.
|Frankensteins Monster|
Die wichtigste Neuerung sorgt im Unterschied zu „Verblendung“ für eine Menge Action. Der weißhaarige Riese läuft herum wie Frankensteins Kreatur. Da er ebenso schmerzunempfindlich ist (durch erbliche Analgesie), ist der Riese in der Lage, jeden körperlichen Angriff abzuwehren. Die Boxhiebe Paolos können ihm nichts anhaben, was Paolo nicht gut bekommt. Sogar Lisbeths Taser hält der schweigsame Riese, der im ganzen Film nur einen einzigen Satz sagt, stand, was sie nicht wenig verblüfft – zu ihrem Leidwesen.
Der Riese ist die Verkörperung der Brutalität und Skrupellosigkeit, mit der Zala und sein Netzwerk vorgehen, sei es im Drogenhandel oder in der Zwangsprostitution. Wahrscheinlich hat Zala noch in anderen Branchen seine Finger drin, denn er wird von seinen früheren Vorgesetzten und Mitarbeitern wie Gunnar Björk noch immer gedeckt. Auch aus Angst, selbst sein Opfer zu werden. Die Rolle Gunnar Björks, der einer der von Mikael interviewten Freier ist, war mir zunächst nicht ganz einsichtig. Erst als er auspackte, entstand ein Bild von Zalas Netzwerk. Nur im Director’s Cut ist Gunnar Björks traurige Ende inszeniert.
|Schwächen|
Was ich wirklich schade fand, war die fehlende Kooperation zwischen Lisbeth und Mikael, die doch im ersten Film so hervorragend geklappt hatte. Eine Ermittlung anhand von sorgfältig zusammengetragenenen Details findet nur im Director’s Cut auf nachvollziehbare Weise statt. So scheint sich der Film besonders in körperlichen Konfrontationen zu ergehen, sodass für Seelenforschung weder Platz noch Zeit ist. Aus diesem Grund fand ich „Verblendung“ emotional und menschlich wesentlich befriedigender. (Und die Buchvorlage soll auch viel besser geschrieben sein.)
Im Director’s Cut wird viel mehr Gewicht auf die Polizeiarbeit gelegt – in der Kinofassung ist fast völlig abwesend. Dass die Kripo völlig borniert daherkommt und sich nur an Beweisen wie Fingerabdrücken und Sexspielzeug aufgeilt, ja, sogar weitergehende Erkenntnisse ausblendet, passt erstens voll ins Klischee, wirkt aber auch ein wenig verdächtig. Steckt etwa Herr Zalachenko hinter dieser einseitig ausgerichteten Ermittlungsstrategie? Im Director’s Cut wird dies bestätigt: Der Staatsanwalt Ekström wird von Zalas Organisation manipuliert, sodass er die Ermittlungsbeamten entsprechend instruiert. Das kommt besonders im dritten Film zum Tragen. Erst im Prozess wird Ekström bis auf die Knochen bloßgestellt.
Optik, Musik und Schauspieler sind alle sehr ordentlich eingesetzt, so dass man nicht meckern kann. Hier haben die Skandinavier und das Zweite Deutsche Fernsehen ordentlich reingebuttert. Inwiefern sich der Streifen allerdings an die literarische Vorlage hält, kann ich nicht beurteilen, da ich diese nicht gelesen habe.
Handlung von Teil 5+6: „Vergebung“
Die Ereignisse entfalten sich nun mit der Unerbittlichkeit einer griechischen Tragödie. Als Lisbeth Salander (Noomi Rapace) ihren Vater Alexander Zalachenko (Georgi Staykov) alias Karl Adam Bodin fand, den sie im Alter von zwölf Jahren mit Benzin übergoss und anzündete, versuchte dieser, sie auf seinem Bauernhof zu töten. Sie verletzte ihn in Notwehr schwer, wurde aber selbst in den Kopf getroffen.
Mit letzter Kraft setzte sie sich gegen ihren Halbbruder, den schmerzunempfindlichen Hünen Ronald Niedermann (Mikael Spreitz) zur Wehr. Dann erschien Mikael Blomqvist (Mikael Nyqvist) und die von ihm alarmierte Polizei auf dem Schlachtfeld. Der Hubschrauber brachte die schwer blutende Lisbeth ins Krankenhaus von Göteborg. Aber ihr Vater und ihr Halbbruder haben ebenfalls überlebt und trachten ihr weiter nach dem Leben. Ronald ist verschwunden.
Dies ist nicht die einzige Gefahr, die ihr droht, während Ärzte die Bewusstlose am offenen Schädel operieren, um ihr die Kugel zu entfernen. Zalachenko kam vor 30 Jahren als russischer Geheimdienst-Überläufer nach Schweden, wo ihn eine Geheimgruppe innerhalb der Sicherheitspolizei Sipo für ihre Zwecke missbrauchte, um missliebige Personen zu „eliminieren“. Nicht einmal der Reichspolizeipräsident und der Ministerpräsident ahnten etwas von seiner Existenz.
Aber Mikael Blomqvist hat Zalas Aktivitäten aufgedeckt und stieß auf den Zusammenhang mit seiner Tochter Lisbeth. Er hat den Verdacht, dass die Geheimgruppe Lisbeth mithilfe des willfährigen Psychiaters Peter Teleborian (Rosendahl) in die geschlossene Psychiatrie einweisen ließ, um sie für den Anschlag auf Zalachenko zu bestrafen. Er kann nur vermuten, was Teleborian dort mit ihr anstellte, aber der Krankenbericht, den sie im Landhaus-Versteck ihres von Ronald Niederman ermordeten Vormundes Nils Bjurman gefunden hat, lässt nichts Gutes ahnen…
Die Geheimgruppe will den Patienten Zalachenko nun zum Schweigen bringen, doch der droht, sich an die Medien zu wenden, sollte man ihm nicht helfen. Eine seiner Bedingungen lautet, dass Lisbeth sterben müsse. Fredrik Clinton (Lennart Hjulström), zuckerkranker Kopf der Geheimgruppe, lässt sich nicht von Zala erpressen. Er überredet ein todkrankes Mitglied der Gruppe, Zala und Lisbeth zu „eliminieren“. Evert Gullberg (Hans Alfredson) kann Zala im Krankenhaus erledigen, doch in Lisbeths Zimmer ist die Tür verbarrikadiert…
Die Polizei ist angesichts dieses Vorfalls konsterniert, doch Mikael Blomqvist ist aufgeschreckt. Er bereitet eine Sonderausgabe seines Magazins „Millennium“ über die Geschichte Lisbeth Salanders vor und möchte seine Kronzeugin, die ihm ja das Leben rettete, keinesfalls verlieren. Außerdem steht sie seitens Ekström unter Mordanklage und soll vor Gericht gestellt werden. Er zweifelt, dass ihr Gerechtigkeit widerfahren wird, wenn ihr früherer Peiniger Teleborian das psychologische Gutachten schreibt. Aber wer steht hinter Teleborian und wer hat Gullberg geschickt?
Um dies herauszubekommen, interviewen er und seine Redakteure Christer (Ericksson) und Malin (Ledarp) hochrangige Polizeimitglieder und einen schwedischen Botschafter. Er wendet sich – nur im Director’s Cut - an Milton Security und diese Firma schaltet wiederum den Verfassungsschutz ein. Kommissar Edkind und seine Mitarbeiterin Monica sind erstaunlich entgegenkommend. Kein Wunder: Er weiß über die Geheimgruppe viel mehr als sie. Er lässt sich als „externer Berater“ engagieren und zieht mit den Verfassungsschützern an einem Strang, um Lisbeths Leben zu retten. Diese Kooperation enthüllt er aber nicht gegenüber seiner Redaktion, was etwas merkwürdig ist.
Vorerst bittet er seine hochschwangere Schwester Annika Giannini (Annika Hallin), eine Anwältin, Lisbeth vor Gericht zu verteidigen. Weil es ihm gelungen ist, Lisbeths Handy ins Krankenhaus zu schmuggeln, kann er mit ihr kommunizieren. Sie liefert ihm auf diesem Weg ihre Autobiographie und gibt ihm die Erlaubnis, Annika die DVD-Aufnahme von Lisbeths Vergewaltigung durch Bjurman zu übergeben – ein wahrlich explosives Beweisstück. Unterdessen treffen bei Erika Berger, der Herausgeberin von „Millennium“, die ersten, sie sehr beunruhigenden Drohungen per anonymer E-Mail ein…
Ronald Niedermann, Lisbeths Halbbruder, hat sich in einer alten Ziegelei verschanzt, die Zalachenko gehörte, und wartet auf seine Gelegenheit. Diese bietet sich ihm erst nach Wochen. Es folgt der Showdown…
Mein Eindruck
Das bemerkenswerteste Merkmal an diesem Abschluss der Millennium-Trilogie ist wohl die auffällige Passivität der Hauptfigur Lisbeth Salander. Darin unterscheidet sich die Figur radikal von ihren Auftritten in den Folgen 1 bis 4, wo sie die treibende Kraft darstellt. Aber wir sollten nicht unbedingt Mitleid mit ihr haben, sondern lediglich Mitgefühl. Sie eignet sich einfach nicht zur Jesus-Figur, wie sie spätestens mit ihrem Punk-Outfit bei der Prozesseröffnung überdeutlich signalisiert.
|Ungleichgewicht|
Trotz ihrer erzwungenen Passivität ist Lisbeth die entscheidende Figur und Noomi Rapace die überzeugendste Darstellerin des gesamten Films. Auch wenn Micke Blomqvist herumwirbelt und Himmel und Hölle in Bewegung setzt, um ihre Unschuld an Bjurmans Ermordung zu beweisen, so wirkt er doch manchmal recht hilflos im Vergleich zu der im Stillen wirkenden Lisbeth (sie schreibt ja mit ihm zusammen ihre Autobiografie).
Dieses Ungleichgewicht ist sicherlich von der Regie gewollt. Während Micke mit Erika, seiner Herausgeberin in einen tödlichen Hinterhalt gerät und so für reichlich Action gesorgt ist, befindet sich das emotionale Zentrum des Films weitgehend in Lisbeths Krankenzimmer oder in ihrer Zelle (ein winziges Kabuff). Im Director’s Cut wird diese Schieflage ein wenig korrigiert: Es gibt eine Krise in der Millenniums-Redaktion. In der Tat sehen wir erstmals, wie so eine Redaktion funktioniert und welche Überlegungen sie anstellen muss, wenn es um die Handhabung derart brisanten Materials geht.
|Die Schurken|
Im Dir-Cut gibt es ein Kräftedreieck, denn wir sehen, wie die „Sektion“, also die alten Sipo-Agenten, ständig neue Aktionen initiiert, veranlasst von dem unerbittlichen Frederik Clinton. Erst hier wird durchsichtig, wie Staatsanwalt Ekström manipuliert und an der Nase herumgeführt wird, als sei er ein Hampelmann. Nun erfahren wir auch, warum sich die „Sektion“ überhaupt große Häuser und neueste Überwachungstechnik leisten kann: Der Verfassungsschutz observiert ein Treffen mit höchsten Stellen der Ministerialebene – es sind die Geldgeber.
Die vor 30 Jahren so agilen Agenten sind heute meist krank oder dem Tode nahe. Dennoch haben sie ihr Hauptquartier weiterhin ausgebaut und Anhänger geworben, um die vielfältigen Aktivitäten zu dirigieren. So steuern sie beispielsweise den Psychiater Peter Teleborian, schüchtern Erika Berger ein, planen den Anschlag auf Micke und vieles mehr.
Wie in einem Hollywood-Thriller ist das Finale durch seine Simultaneität doppelt ausgeführt: Lisbeths Verteidigerin Annika macht erst den Staatsanwalt fertig, dann ist der Psychiater dran. Zeitgleich stürmt ein Spezialkommando des Verfassungsschutzes die Zentrale der Organisation.
|Schwächen |
All dies reicht ohne weiteres für einen durchschnittlichen Thriller europäischer Machart aus. Aber von den ersten beiden Teilen sind wir Besseres gewöhnt und murren ob der Durchschnittlichkeit. Wo immer das ZDF seine Finger drin hat und Filmförderinstitute Gelder zuschießen, kann von künstlerischer Freiheit keine Rede mehr sein, habe ich den Eindruck. Zahllose Folgen von Mankells, Nessers und Jungstedts Krimi-Verfilmungen geben mir hoffentlich recht.
Daher wird man hier kaum irgendwelche Verfremdungen in der Optik finden, noch irgendwelche ungewöhnlichen Wendungen in der Handlung – der Drehbuchautor wurde zwischen Teil 1 und 2 gewechselt. Und ich würde mich nicht darauf verlassen, dass die literarische Vorlage angemessen umgesetzt wurde. Wenigstens schmerzen im Dir-Cut die Kürzungen nicht mehr so sehr.
Wenigstens sind in der Vollversion die Ungereimtheiten, die aufgrund der Kürzungen zustandekamen, beseitigt, so etwa unvermittelt auftauchende Akten. Dass ein Zeuge vor Gericht, nämlich Teleborian, selbst noch im Zeitalter der Hacker so blöd ist, per Hotel-WLAN auf Kinderporno-Seiten zu surfen, fällt mir ebenfalls schwer zu glauben. Meine Gutgläubigkeit wurde jedenfalls gehörig strapaziert.
Die Blu-ray - Technische Infos
Bildformat: 16:9 - 1.78:1
Tonformate: D in DD 5.1
Sprachen: D
Untertitel: keine
Extras:
- Trailer
|Mein Eindruck: die BluRay|
Höchst gespannt war ich nicht nur auf die ungekürzte „Vollversion“, sondern auch auf die Bild- und Tonqualität der Blu-ray. Hinsichtlich des Sounds wurde ich nicht enttäuscht: Die tiefen Bässe, die im Finale regelmäßig so bedrohlich wummern, kommen auf einer ordentlichen Anlage sehr wirkungsvoll zur Geltung.
Ganz anders das Bild. Die Folgen 1+2, also der erste Film, erscheinen gestochen scharf, aber ein oder zwei Ticks zu dunkel aufgenommen (oder transferiert, denn im Kinofilm fiel mir das nicht auf). Die Folgen 3+4, also der zweite Film, sind hingegen eine mittlere Katastrophe: Immer, wenn das Licht schlecht ist, bildet sich im Halbdunkel ein wimmelndes Gegriesel, dass es den Zuschauer graust. Nur in gut ausgeleuchteten Szenen wird man davon verschont. Über die Ursache für dieses missglückte Bild kann ich nur spekulieren.
Wieder anders sind die Folgen 5+6, also der dritte Film. Hier ist weder das Bild zu dunkel, noch macht sich im Halbdunkel störendes Gegriesel bemerkbar. Kurzum: Der dritte Film ist endlich so, wie ihn sich der Zuschauer eigentlich wünscht.
Die mir vorliegende Blu-ray weist als Extras lediglich vier Trailer auf:
1) Carlos – Der Schakal (über den Terroristen)
2) Das letzte Schweigen (ein Thriller)
3) Last Night (mit Keira Knightley und Sam Worthington)
4) Von Menschen und Göttern (über frz. Mönche im islamistischen Algerien; Jury-Preis in Cannes!)
Unterm Strich
Von allen drei Teilen hat mich der erste Teil am meisten überzeugen können. „Verblendung“ ist in sich geschlossen und hat mit den übrigen Teilen nur die zwei Hauptfiguren gemeinsam. Dieser Film ist so dicht inszeniert, dass innerhalb von rund drei Stunden die Ereignisse aus rund 40 Jahren zusammengefasst, aufbereitet und abgeschlossen werden. Kein Wunder, dass ich mich als Zuschauer danach höchst zufrieden zurücklehnen konnte. Im Dir-Cut werden einige Sprünge aufgefüllt und erscheinen somit folgerichtiger.
In Teil 2 stürzt sich die triumphierende Lisbeth wieder zurück ins Getümmel, um ihre eigene Vergangenheit zum Abschluss zu bringen, womöglich motiviert von dem schönen Ergebnis in Teil 1. Bei diesem Unterfangen gerät sie jedoch in Teufels Küche und kommt fast darin um. Teil 3 muss darum genau andersherum aufgezogen werden: Nicht die des Mordes angeklagte Lisbeth, sondern die anderen müssen aktiv werden, allen voran Micke Blomqvist, ihr freundschaftlicher Kollege. Hier geht es wahrhaftig um „Vergebung“.
Aber ob sie ihm am Schluss ob seines Erfolges und ihrer „Erlösung“ dankbar sein wird? Man sollte sich bei Lisbeth nicht so sicher sein. Sie hat zuviele Wunden, die heilen müssen. Dies macht Noomi Rapace, die inzwischen für ihre Darstellung mit einem Preis ausgezeichnet wurde, feinfühling und mit minimalen Mitteln deutlich.
|Fortsetzungen? |
Es wäre natürlich zu wünschen, dass die Reihe fortgesetzt würde. Aber wie immer wieder zu lesen ist, müssen sich die zwei Seiten der Rechteinhaber erst noch zusammen raufen, um die Teile 4 bis 6 in den kommenden Jahren zu realisieren. Ob man wieder das ZDF und andere Fernsehanstalten für die Filme engagieren sollte (sofern es gelingt, sie davon abzuhalten, heißt das!), möchte ich stark bezweifeln.
Die lediglich durchschnittliche Qualität von „Vergebung“ hat mich nicht überzeugt, dass dieses Konsortium einem solchen Projekt in künstlerischer Hinsicht förderlich ist. Millionen für Kostüme, Ausstattung und jede Menge Personal können ein gutes Skript mit einer mitreißenden Handlung nicht ersetzen.
|Die Blu-ray|
Während die Bildqualität im dritten Film voll stimmt, wirkt das Bild in Film 1 (Folgen 1+2) zu dunkel. Eine mittlere Katastrophe präsentierte sich mir in Film 2, also den Folgen 3+4. Flimmerndes Gegriesel störte mich immer dann, wenn eine Szene schlecht ausgeleuchtet war, also Halbdunkel, Autoszenen und dergleichen. Ob’s am Transfer auf High Density lag? Ich kann nur spekulieren. Dafür gibt es ebenso Punktabzug wie für die fehlenden Extras.
- Redakteur:
- Michael Matzer