Montana - Rache hat einen neuen Namen (Blu-ray)
- Regie:
- Mo Ali
- Jahr:
- 2013
- Genre:
- Action
- Land:
- Großbritannien
- Originaltitel:
- Montana
1 Review(s)
15.11.2014 | 11:10Karate Kid trifft Leon den Profi
Die Straßen im Londoner East End sind ein hartes Pflaster: Mit brutaler Gewalt regiert die örtliche Drogen-Mafia den Problembezirk und scheut auch nicht davor zurück, Jugendliche aus dem Weg zu räumen. Dieses Schicksal droht nun dem 14-jährigen Montana (McKell David), der mehr weiß als er sollte. Drogen-Baron Lazarus (Darrell D'Silva) beauftragt seine Handlanger, den Jungen zu ermorden.
Das erwählte Opfer erhält jedoch unerwartet Unterstützung von Dimitrije (Lars Mikkelsen), einem früheren serbischen Auftragskiller, der noch eine offene Rechnung mit dem Untergrund-Boss zu begleichen hat. Er nimmt den jungen Montana unter seine Fittiche und bildet ihn in der Kunst des Kampfes aus. Außerdem lehrt Dimitrije seinem Schützling die Bedeutung von Freundschaft, Ehre und Respekt. Gemeinsam schließt das Duo einen Pakt und begibt sich auf die tödliche Mission, Lazarus in seine Schranken zu weisen. (Filmstarts.de)
Filminfos
O-Titel: Montana (GB 2013)
Dt. Vertrieb: WVG Medien/Entertainment One
VÖ: 31.10.2014
EAN: 4250148709396
FSK: ab 18
Länge: ca. 109 Min.
Regisseur: Mo Ali
Drehbuch: Jeremy Sheldon nach einer Story von Peter Lowe
Musik: Pablo Clements , Toydrum, James Griffith
Darsteller: Lars Mikkelsen (Dimitrije ), Michelle "Game of Thrones" Fairley (Inspektor Jones), Celashi-David McKell (Montana), Darell D'Silva (Lazarus), Ashley Walters (Ryan), Adam Deacon (Pitt), Zlatko Buric (Slavko), Alexandra Weaver (Danica), Dominique Tipper (Mohawk), Sinead Michael (Jess) u.a.
Handlung
Bosnien 1990
Ein serbischer Offizier der paramilitärischen Truppen von Präsident Milosevic hat einen Jungen und dessen junge Mutter gefangen. Slavko legt auf sie an. Da stürzt der serbische Auftragsmörder Dimitrije herein, um seine Familie zu retten. Zu spät...
London, über 20 Jahre später
Dimitrije haust in einem Wohnblock im Londoner East End. Tagsüber sieht er aus wie ein ganz normaler Penner, aber nachts erkundet er mit seinem Hightech-Scharfschützengewehr die Umgegend. Und die ist gefährlich. Die Bande von Lazarus alias Slavko besteht aus Drogendealern, -kurieren und Knochenbrechern. Sie brauchen sich keine Sorgen zu machen, denn zwei Angehörige der Drogenfahndung sehen weg, denn sie bekommen ihren fetten Anteil von den Einnahmen.
So kommt es, dass Dimitrije täglich den vierzehnjährigen Schulschwänzer Montana in seiner Schuluniform durchs Viertel laufen sieht. Aber er ist nicht der einzige. Auch die gleichaltrige Jess heftet sich an Montanas Fersen. Schon bald fällt ihr auf, dass etwas an Montans Geschichten über sich selbst nicht stimmen kann. Die Schule, die er angeblich besucht, existiert nicht. Sie selbst hat es als Tochter einer Mutter, die die beste Kundin von Slavkos Drogendealern ist, auch nicht gerade leicht. Ständig nutzen die Dealer ihre Mutter als Hure aus. Verständlicherweise will Jess aus diesem Leben raus und sieht in dem erfolgreichen Jungen eine kleine Chance der Hoffnung.
Als Montana überfallen und seines Stoffs beraubt wird, beginnt für ihn ein Albtraum. Er hat bereits seinen Vater in diesem Geschäft verloren. Deshalb wollte er sich Slavkos Leuten gegenüber bewähren. Nun muss er sehen, dass er selbst überlebt, denn die Knochenbrecher vergeben nichts. Durch eine List gelingt es ihm, dem Todeskommando zu entkommen. Er überlebt jedoch nur, weil ihn Dimitrije aufliest und gesundpflegt.
Zuerst wehrt sich Montana gegen das Eingesperrtsein, doch mit viel Geduld gelingt es Dimitrije, sein Vertrauen zu gewinnen. Denn sie sind nun beide in einer misslichen Lage. Montana wird dringend gesucht - von den Bandenkillern UND von den korrupten Cops, Dimitrije wird gesucht von dem misstrauisch gewordenen Slavko, mit dem er noch eine alte Rechnung zu begleichen hat. Indem er Montana am Scharfschützengewehr und im Nahkampf trainiert, hofft Dimitrije seine Chancen zu verbessern, Slavko zu besiegen.
Doch da wird Jess entführt und als Geisel genommen. Stellt sich Montana nicht, muss sie sterben.
Mein Eindruck
Der Film entwickelt sich ab diesem Punkt zum klassischen Muster, das wir schon aus dem Vorbild "Leon der Profi" kennen. Nachdem er aus dem Jungen einen halbwegs fähigen Kämpfer gemacht hat, kann es Dimitrije mit seinen Gegnern aufnehmen. Der Junge will unterdessen Jess befreien, versteht sich, doch bis die beiden ins Zentrum der Organisation vordringen können, müssen sie praktisch alle Helfer der verzweigten Bande ausschalten.
Folglich bekommt der Actionfreund acht oder neun Szenen zu sehen, in denen Martial Arts eingesetzt werden, sei es im Dampfbad (eine der stärksten Actionszenen), im Stripklub oder in der Lagerhalle, wo Jess gefangen gehalten wird. Dem Jungen, der wie ein Ninja in nachtschwarze Klamotten gewandet ist, hilft ein Nachtsichtgerät, die Gegner aufzuspüren. Die grüne Optik solcher Bilder kennt man ja schon aus dem Finale von "Das Schweigen der Lämmer".
Den sozialen Hintergrund dieses "Urban Movies" streift die Handlung nur am Rande. Drogensucht in einem anonymen Sozial-Ghetto hat man schon viele Male gesehen, und auch die Einzelgänger-Helden oder -Duos, die sich dagegen stemmen, etwa in "The Veteran" von 2011. Sie erinnern immer ein wenig an "Rambo" oder ähnliche Superheldenfilme.
Solche Einzeltäter lösen natürlich nicht das Problem, aber "Montana" ist immerhin so frech, auf den Umstand hinzuweisen, dass auch korrupte Cops gemeinsame Sache mit den Gangstern machen und so den Bock zum Gärtner machen: Sie wollen ihren Anteil und erzeugen so noch mehr Opfer. In diesem Film gönnen wir es ihnen, wenn sie ihre gerechte Strafe erhalten. Michelle Fairley als DCI Jones ist das einsame Gegenbeispiel.
Die Blu-ray
Technische Infos
Bildseitenformat: 16:9 - 2.35:1
Sprache: Dolby Digital 5.1 in Deutsch, Dolby Digital 5.1 in Englisch
Untertitel: Deutsch
Extras:
1) Making of
2) Interviews
Mein Eindruck: die Blu-ray
Bild und Sound sind einer Blu-ray angemessen und von feiner Qualität. Der Klanstandard ist nicht DTS, sondern "nur" DD 5.1. Zudem muss sich der Betrachter daran gewöhnen, etliche Bilder durch eine Nachtsichtbrille zu "sehen": Alles ist hellgrün und ein wenig verschwommen.
Die Untertitel stimmen einigermaßen mit der Synchronisation überein und bringen in diesem Fall nicht viel an zusätzlichen Erkenntnissen. Dafür glänzen die Untertitel in den Interviews und dem Making-of durch Abwesenheit - zumindest auf meiner sehr früh veröffentlichten Presse-Dissc.
EXTRAS
1) Making of (5:53 min)
Das nur sechs Minuten lange Making-of stellt die Story und die wichtigsten Statements aus den Interviews mit Schauspielern und Regisseur vor. Da all diese auf der Presse-Disc ohne Untertitel und nur in flottem Englisch vorgetragen wird, sind vom Zuschauer sehr gute Englischkenntnisse gefordert. Der Interessent sollte also beim Erwerb darauf achten, ob die Untertitel inzwischen angereichert worden sind.
2) Interviews (knapp 22 min.)
a) Adam Deacon (Pip, 2:53)
b) Lars Mikkelsen (Dimitrije, 3:57)
c) Walters (Ryan, 5:08)
d) McKell David (Montana, 5:03)
e) Mo Ali (4:42)
Eines der interessantesten Interviews ist sicherlich das mit Lars Mikkelsen. Der Däne ist ja die Ruhe selbst, und so weiß er glaubwürdig zu erklären, warum er aus dem DOGMA-Genre ausbrach, um in einem britischen Actionreißer mitzuspielen. "Die naturalistische Methode von DOGMA ist inzwischen ein Korsett, ein Käfig geworden. Es ergab sich die Gelegenheit, in ein völlig anderes Fach zu wechseln. MONTANA ist zwar Popcorn-Kino, aber mit etwas Echtem: einer Vater-Sohn-Beziehung."
Mehr als einmal sagen die Darsteller, dass die Produktion aus einem kleinen Budget dennoch einen unterhaltsamen Film mit Hollywood-Qualitäten zu machen wusste. Großen Anteil daran haben die ausgefeilt choreografierten Kampfszenen. "Jede Actionszene erzählt ihre eigene Geschichte", sagt der Regisseur. Bester Beleg dafür ist m.E. die Szene im Dampfbad.
Für die Martial Arts mussten die Schauspieler und der ehemalige Rapper Walters drei bis vier Wochen jeden Tag ins Dojo, um die Bewegungen und die Fitness zu erreichen, die für die Ausführung vor der Kamera nötig waren. In ironischem Gegensatz dazu steht das wohlanständige Outfit der Gangster, die Maßanzüge tragen statt Hoodies und Sporthosen. "Ich spiele praktisch den ständig ärgerlichen Schnellschwätzer Joe Pesci", sagt der Darsteller des Pip. Gedreht wurde übrigens im "kältesten März aller Zeiten", wie Mikkelsen erzählt. Aber das sieht man den Darstellern wirklich nicht an.
Unterm Strich
Die Vorbilder "Leon der Profi" und "Karate Kid", Lieblingsfilme des Regisseurs Mo ali, sind nicht zu verkennen. "Es ist eine Superhelden-Story", gibt er unumwunden zu. Mit dem Unterschied, dass sie in der Figur des Dimitrije eine ungewöhnliche Figur einführt. Der bosnische Offizier hat seine Familie verloren und findet in dem jungen Montana einen Ersatzsohn, dieser wiederum den verlorenen Vater wieder, den ihm die Gangster - das erfährt er erst im Finale - genommen hatten.
Der Ehrenkodex Dimitrijes obsiegt über den der Gangster, die nur das Faustrecht und das Alte Testament zu kennen scheinen: Auge um Auge, Zahn um Zahn. Aber auch Dimitrijes Kodex verlangt nach Vergeltung: Ehre, Glaube, Liebe. Er hat seine Familie geliebt, und in Montana und der befreiten Jess erhält er sie wieder.
Das klingt nach einem schönen, märchenhaften Schluss für diese Superheldengeschichte, aber es darf auch nicht verschwiegen werden, dass auch Dimitrije das ultimative Opfer muss (und will), um diesen Schluss zu ermöglichen. Kein Sieg ohne Preis. Was nicht heißen soll, dass die Dialoge Binsenweisheiten verbreiten sollen.
Mich hat dieser Plot nicht im gleichen Maße beeindruckt wie die zahlreichen Kampfszenen, die besonders das gesamte letzte Drittel des Films ausmachen. Da geht's richtig hart zur Sache, und die Kämpfe sehen reichlich realistisch aus. "Jeder Kampf erzählt seine eigene Geschichte", sagt der Regisseur, und deshalb ist nicht nur jeder Kampf anders gestaltet, sondern zeitigt auch ein sinnvolles Ergebnis, das die Handlung weiterbringt. Sinnloses Rumgeballere ist nicht die Sache von Mo Ali. Deshalb kann man sich den Film auch gut zweimal anschauen.
Die Blu-ray
Von einer Presse-Disc kann man noch nicht auf das Endprodukt schließen. Das heißt, Untertitel und eine Trailershow können noch zum Bonusmaterial hinzukommen. Hauptsache, das Bild des Hauptfilms ist unverstellt - keine Selbstverständlichkeit auf Vorabpressungen - und von einwandfreier Qualität. Das war diesmal der Fall (s.o.).
Michael Matzer (c) 2014ff
- Redakteur:
- Michael Matzer