Moon and Cherry
- Regie:
- Yuki Tanada
- Jahr:
- 2004
- Genre:
- Komödie
- Land:
- Japan
- Originaltitel:
- Tsuki to Cherry
1 Review(s)
06.07.2006 | 10:06Mit geringem Budget und auf Video gedreht, inszenieren sowohl bekannte Regisseure als auch Newcomer Beiträge zur japanischen 'Love Collection'-Filmreihe, in der es – der Titel weist darauf hin – nur um die Liebe geht. Die Regisseurin Yuki Tanada, die immerhin schon den Hauptpreis des PIA-Festivals ihr Eigen nennen darf, zählt trotzdem noch als Newcomerin, aber wenn man sich ihren 'Love Collection'-Beitrag "Moon and Cherry" anschaut, darf man ihre Filme zweifellos auch als Geheimtipps des japanischen Kinos betrachten.
Obwohl er weder Ambitionen zum Schreiben noch einschlägige erotische Erfahrungen hat, landet Tadokoro auf irgendeine Weise bei einem universitären Club für erotisches Schreiben. Dieser ist eigentlich nur mit eigenartigen Kerlen bevölkert, denen man eine lyrische Ader gar nicht so recht zutraut, sondern die wohl eher in das Klischee vom einsamen Pornofilm-Konsumenten gehören. Doch dann ist da auch noch die reizende, aber unterkühlte Mayama, die schon einigen Erfolg mit ihren Werken verbuchen konnte und deren Charme Tadokoro nicht widerstehen kann.
Nachdem es Tadokoro zunächst nicht gelingt, mit seiner Angebeteten in Kontakt zu kommen, geht alles ganz flott, als diese das Zepter in die Hand nimmt. Und so landet der hilflose und noch jungfräuliche Tadokoro, ehe er sich versieht, im Bett von Mayama, die ihn allerdings nach dem kurzen Ausflug in die Welt der fleischlichen Genüsse wieder ebenso ignoriert wie zuvor. Trotz Enttäuschung kann er sich nur schwerlich damit abfinden, dass er für Mayama wohl scheinbar nur ein Mann für eine Nacht gewesen ist. Da arrangiert diese wieder ein Treffen mit ihm und wieder geht es nur um Sex. Als sie ihn dann aber unter falschem Vorwand mit einer Domina und später mit einer Prostituierten zusammenbringt, wird Tadokoro endgültig klar, dass da etwas nicht stimmt. Und auch die anderen Club-Mitglieder munkeln, dass Mayamas seltsames Verhalten etwas mit dem Buch zu tun haben könnte, welches sie im Moment schreibt. Entmutigt und in seinem Innersten verletzt steht Tadokoro kurz davor, seine Liebe zu Mayama für immer aufzugeben.
Erstaunliches hat die Regisseurin Yuki Tanada geleistet, wenn man bedenkt, dass "Moon and Cherry" mit einem Budget von 700.000 Yen (ca. 5000 €) in einer Drehzeit von nur fünf Tagen entstanden ist. Was dabei herausgekommen ist, ist eine nicht ganz so übliche Liebesgeschichte, die schon durch das ungewöhnliche Ausgangsszenario punkten kann. Die Idee mit dem Club für erotisches Schreiben, der mit allerlei notgeilen Studenten besetzt ist, beweist nämlich einen Sinn für etwas, was weder alltäglich noch dermaßen weit hergeholt ist, dass man nicht so recht an die Existenz eines solchen glauben mag.
Genau dieses Feeling für den richtigen Mittelweg ist es auch, das sich durch den gesamten Film zieht und dafür sorgt, dass dieser schließlich 'funktioniert'. Das bezieht sich nicht nur auf die Story, die durch dieses richtige Maßnehmen auch tendenziell unglaubwürdige Szenen glaubhafter machen kann, sondern vor allem auch auf die Charaktere. Die illustre Mischung der Club-Mitglieder allein sind schon ein Fall für sich, die einerseits ein wenig bizarr anmutet, aber doch auch wie aus dem wahren Leben gegriffen wirkt.
Wichtiger sind bei dem Film allerdings natürlich die titelgebenden Hauptcharaktere, und bei einer solchen Konzentration auf zwei Figuren steht und fällt ein Film natürlich mit deren Ausarbeitung und Darstellung. Dass letzteres hier nicht der Fall ist, dafür sorgt vor allem Noriko Eguchi, die die Figur der Mayama derart mysteriös darstellt, dass man als Zuschauer die magische Anziehungskraft, die sie auf Tadokoro (und die anderen Club-Mitglieder) ausübt, durchaus nachvollziehen kann. Genauso wie man angesichts ihrer undurchschaubaren Handlungen auch die ambivalenten Gefühle, die ihr Tadokoro entgegen bringt, verstehen kann. Tadokoro wiederum wirkt im Vergleich zu ihr eher blass, was aber wohl so gewollt ist, und gewinnt erst im Laufe des Films und nach viel innerer Überwindung an Profil. So kennt man das eben von Coming-of-age-Story. Da liegt aber auch das Problem: Irgendwie wird man das Gefühl nicht los, dass man das Ganze schon irgendwie kennt und einem zumindest das zugrundeliegende Schema bekannt ist. Das wird zwar durch den sympathischen, einfallsreichen und pfiffigen Überbau etwas relativiert, wirklich großartig wird der Film aber meist nur in den Szenen, in denen er sich von diesem Grundschema löst oder mit den Zuschauererwartungen bricht. Und da dies nicht nur selten passiert, der Film prima unterhält und fesselt, und der Regisseurin zudem mit der Hauptdarstellerin ein Glücksgriff gelungen ist, darf sie zweifellos auch weiterhin als Geheimtipp gehandelt werden – mit guten Aussichten für die Zukunft.
"Moon and Cherry" ist ein kleiner, aber dafür umso feinerer Liebesfilm, der vor allem durch seine Hauptdarstellerin und deren rätselhaften Charme lebt, aber auch durch seine Konventionsbrüche dem altbekannten Coming-of-age-Schema neue Impulse verleiht. Last but not least ist er auch noch sehr unterhaltsam und witzig in Szene gesetzt. Wer also eine Chance hat, diesen Film zu sehen, sollte zweimal überlegen, ob er sich diese entgehen lässt.
- Redakteur:
- Andreas Fecher