Naruto - Geheimmission im Land des Schnees
- Regie:
- Tensai Okamura
- Jahr:
- 2004
- Genre:
- Trickfilm
- Land:
- Japan
1 Review(s)
15.10.2010 | 11:39Die "Naruto"-Reihe gehört zu den belienbtesten asiatischen Zeichentrick-Produktionen und hat inzwischen ein Franchise geschaffen, welches auch in dieser von Fanatismus geprägten Szene seinesgleichen sucht. Jedenfalls sollte es kontinentübergreifend kaum eine animierte Figur geben, der in Sachen Merchandise und Vermarktung so viel Aufmerksamkeit geschenkt wurde und wird wie dem kleinen Ninja mit der großen Klappe. Doch neben den Videospiel-, Trading Card- und Krimskrams-Geschichten haben die Schöpfer der Serie die eigentliche Story um den Protagonisten nie vergessen. So kommen Fans des Ganzen nun auch endlich in den Genuss der drei Kinostreifen, die bis dato um Naruto und seine Mitstreiter gedreht wurden. Mit "Geheimmission im Land des Schnees" starten Universum Film nun die aufgeblähteren, inhaltlich sicherlich besseren, Alternativen zur TV-Serie.
Story:
Während eines Kinobesuchs entdeckt Naruto die Faszination für die junge Schauspielerin Yukie, deren Rolle als Prinzessin den kleinen Ninja sofort zum echten Fan macht. Allerdings ist der Besuch in Leinwandnähe kein zufälliges Ereignis, wie das Team um Sasuke und Sakura bald in Erfahrung bringen. Tatsächlich plant Kakashi nämlich, Yukie näher kennen zu lernen und sie bei den Dreharbeiten des nächsten Streifens zu überwachen. Und das aus gutem Grund, denn die Expedition ins Land des Schnees bringt den hübschen Sturkopf zurück in die Heimat, dort wo einst ihr Vater infolge einer Intrige vom Fürstenthron geschubst und ermordet wurde. Es dauert schließlich nicht lange, bis Yukie am Set angegriffen und bedroht wird. Doch das Mädchen will von ihrer Vergangenheit als Prinzessin und ihrem Thronanspruch nichts wissen. Immer wieder sträubt sie sich gegen Narutos penetrante Motivationsversuche. Doch der nimmermüde Ninja gibt nicht auf und überzeugt Yukie endgültig davon, dass die Gerechtigkeit siegen muss...
Persönlicher Eindruck:
Man muss ganz klar von einem Fortschritt sprechen. Und das wohl in allen erdenklichen Belangen. Was hat Naruto in der TV-Serie häufig genervt, sei es mit übertrieben 'flotten' Kommentaren, mit den episodenlangen Action-Sequenzen, in denen zur Hälfte darüber diskutiert wurde, welches Jutsu nun an welcher Stelle angewandt werden soll, oder einfach mit den teils recht plumpen Handlungssträngen, die sich über mehrere Folgen zogen, deren Grundaussage jedoch im Grunde genommen auch in einem fünfminütigen Abriss hätte dargestellt werden können. Sicherlich gab es auch einige Höhen, temporeichere Szenen und an der Oberfläche auch zumindest die Tiefe, die man an einen Anime aus diesem Genre als Forderung stellen kann. Aber mehr? Selten, weshalb sich nicht nur dem Rezensenten regelmäßig die Frage gestellt hat, woher die Faszination für den Charakter und seine Storys stammt.
Der nun veröffentlichte, erste Kinofilm gibt darauf eine absolut befriedigende Antwort. Zwar bekommt man all das wiederholt aufgetischt, was auch schon in der Serie einbezogen wurde, jedoch spürbar entspannter, fokussierter und vor allem mit einem dauerhaftem Blick auf die eigentliche Handlung. So erlebt man Naruto natürlich in vielen Action-Szenen bzw. im Kampf an der Seite seiner Freunde oder aber bei der unablässigen Verwendung seines Plappermauls - aber es ist nicht nur erträglicher, sondern wirklich gut, was diesmal dabei herumkommt. Und das eigentlich nur wegen des kleinen, jedoch feinen Unterschieds, dass ein Plot zugrundeliegt, der eine erkennbare Struktur hat, und der inhaltlich einige anständige Spannungsbögen aufzeigt.
Und siehe da: Es sind nur dezente Feinheiten, die das Ganze in Schwung bringen. Witzige Szenen wie die in den Anfangssequenzen im Kino beispielsweise verwandeln den "Naruto"-typischen Humor in einen echten Schmunzelgaranten, gut ausgeprägte Wendungen in der Storyline sorgen für ein Prickeln, wie man es im Laufe der TV-Ausflüge eigentlich nie verspürte, und selbst die emotionalen Nebenstränge haben es diesmal in sich und gehen über die nervigen Jutsu-Diskussionen hinaus, die man sonst gerne auch schon mal geskippt hat. Die Dialoge jedenfalls sind optimiert und Gründe nicht mehr ausschließlich aus pseudo-philosophischen Gesprächen, müden Herausforderungen und maßlosser Selbstbeweihräucherung. Gut so. Sehr gut sogar.
Wie man sicher sieht, ist es an dieser Stelle schwer gefallen, ohne Vorurteile an die Sache heranzugehen, was angesichts der enormen Vorbelastung (die Folgen 1-78 sind bekannt) auch nicht anders möglich war. Doch gerade mit diesem Vorwissen bzw. mit dieser, so soll man denken, eingeschränkten Urteilsfähigkeit ist die Überraschung erst so greifbar, wie im hiesigen Fall. Denn "Naruto - The Movie", sprich: dieser erste Teil, hat überzeugt, nicht nur als Kontrast zum unglaublich langweiligeren Äquivalent, sondern auch unabhängig von der Hundertschaft an TV-Episoden, die man ggf. schon im Voraus konsumiert hat.
Die Handlung ist schlüssig, sie ist schlichtweg gut, und - man mag es kaum für möglich halten - sie ist sogar phasenweise witzig. Lediglich die blutige Szene, in der die einstigen Bewohner des Landes des Schnees von Dotos Maschinerie niedergemetzelt werden, ist bedenklich und macht die Altersfreigabe zum 12. Lebensjahr zu einer bedenklichen Sache. Aber auch das ist ungewohnt, in gewisser Weise auch begrüßenswert. Naruto soll zwar nicht gewaltsamer werden, aber entchlossener. Und wenn diese Stelle in irgendeiner Form Symbolwirkung haben soll, dann zumindest diesbezüglich, wenngleich alles auch ohne einen unvorteilhaften Body Count zu lösen gewesen wäre. Doch sei's drum: Am Ende überzeugen Story und Inszenierung - und das zählt!
Zu Bild und Ton lässt sich indes nicht viel sagen. Die Presse-DVD ist ein wenig entschärft, zeigt aber bereits einen gesunden Rahmen. Was gefällt, ist der Soundtraxck, vor allem in der Schlusssequenz, bei der man sich mal ein Stückchen von den rockigen Passagen entfernt und ein kleines bisschen Melancholie in die Musik bringt. Auch das ist ein sschöner Kontrast mit einr sehr angenehmen Nebenwirkung - und vielleicht auch irgendwie sinnbildlich für die gesteigerte Tiefe, die im Land des Schnees auf das Publikum wartet. Prima!
Prima, so lautet auch das Fazit zum ersten Kinoabenteuer des jungen Protagonisten. Man hat von Naruto schon eine Menge gesehen, darunter auch viel Unspektakuläres, absolut nichts Sehenswertes, künstlich Aufgeblähtes. Umso erfreulicher ist daher, dass "Geheimmission im Land des Schnees" der Unterdurchschnittlichkeit ein Ende sitzt und zu einem unterhaltsamen, letzten Endes richtig guten Anime reift. Und das werden sicher auch diejenigen zugestehen, die mit ähnlichen Vorurteilen an ein solches Unterfangen herangehen würden, wie der Verfasser dieser Zeilen!
- Redakteur:
- Björn Backes