Nordlicht - Mörder ohne Reue (DVD)
- Regie:
- Barfoed, Kasper / Larsen, Birger / Nørløv Hansen,
- Jahr:
- 2010
- Genre:
- Thriller
- Land:
- DK
- Originaltitel:
- Den som dræber
1 Review(s)
27.12.2011 | 14:43Packendes Morden im Norden, aber selten glaubwürdig
Einen Serienmörder zu fangen, stellt eine besondere Herausforderung dar. Denn man muss die dunklen Seiten des Killers verstehen und sich in seine abgründigsten Fantasien und Sehnsüchte einfühlen, um ihm auf die Schliche kommen zu können. Dabei kann jeder falsche Schritt ein weiteres Leben kosten.
Die selbstbewusste Kommissarin Kathrine Ries Jensen und der nachdenkliche Profiler Thomas Schaeffer sind ein unschlagbares Team in der Mordkommission. Sie lösen Fälle um Serientäter, kämpfen um das Überleben ihrer eigenen Familien und stellen sich den Dämonen ihrer Vergangenheit und Herkunft. Sie müssen entscheiden, wo die Linie zwischen Gut und Böse verläuft und sich während ihrer Ermittlungen jederzeit ihrer Verantwortung stellen - auch wenn es bis an die Grenze dessen geht, was man verantworten kann. (Verleihinfo)
Die EPISODEN
01 "Machtspiele"
02 "Das Glück der Familie"
03 "Aufstand in Block B"
04 "Bandenkrieg"
05 "Der Wolf im Schafspelz"
06 "Schatten der Vergangenheit"
HINWEIS: Weil sich die Geschichte des Privatlebens der beiden Hauptfiguren chronologisch entwickelt, sollte man die sechs Folgen möglichst in der richtigen Reihenfolge sehen. Aber das ist nicht unerlässlich, um jede Folge zu verstehen. Vor allem deshalb, weil in Folge 6 eine der Hauptfiguren dran glauben muss ...
Folge 1: "Machtspiele"
Ein toller Start: Kommissarin Katrine Ries Jensen wird gefeuert! Ihr Chef Bisgard (Mikkelsen) ist gar nicht begeistert davon, dass sie in der Nähe eines Tatorts einfach einen Flüchtenden niedergeschossen hat. Es war Nothilfe für Kollege Molbeck, aber das interessiert nicht. Der Tatort ist übrigens die Waldstelle, an der eine junge Frau mit gekreuzten Armen verbuddelt wurde. Sie wird anhand des Inhalts ihrer Taschen als Adriana Zaleski identifiziert. Sie wurde nicht vermisst.
Obwohl vom Fall abgezogen, bleibt Katrine trotzdem an dem Fall, denn etwas daran berührt sie. Sie ist es denn auch, die den Kriminalpsychologen Thomas Schaeffer (Cedergren) hinzuzieht. Er soll als Profiler beratend tätig sein, denn er hat sich mit der Psyche von Serienmördern auseinandergesetzt. Als Katrine ihn bittet, sich die Akten anzusehen, merkt er schnell, dass sie dazu überhaupt nicht befugt ist. Er glaubt, es gebe mehr Leichen, denn der Täter sei ein Genießer vom Typ her.
Beides ist zutreffend: Neben Adriana Zaleskis Grab findet Katrine noch vier weitere. (Das rehabiliert sie in Bisgards Augen.) Und der Killer ist bereits am nächsten Opfer dran ...
Mein Eindruck
Bekanntlich sind viele Serienmörder Kontrollfreaks. Sie genießen die Macht, die sie über ihr Opfer ausüben können, ganz egal, wie schlecht es diesem dabei ergeht. Das muss in diesem Fall auch Katrine selbst am eigenen Leib erfahren. Bis zum dramatischen Finale gibt es allerdings eine Szene, die nicht nur ihr Kopfzerbrechen und Bauchschmerzen bereitet.
Sie ist in die Kiste eingesperrt, in die der Täter seine Opfer zu sperren pflegt. Es gibt nur einen Weg der Luftzufuhr. Dieses Rohr kann man per Aufsatz öffnen und schließen, etwa um Wasser oder Gift hineinzuträufeln. Warum kommt es Thomas Schaeffer in den Sinn, genau diesen Mechanismus erst auszuprobieren, bevor er die um ihr Leben flehende Katrine befreit? Dafür kriegt er eins in die Fresse, versteht sich, doch die Antwort gefällt Katrine trotzdem nicht: Er wollte den Täter besser verstehen. Das kann offenbar nach hinten losgehen.
Eine wirklich packende Folge mit klassischen Zutaten aus der Serienmörder-Psychopathologie.
Folge 2: "Das Glück der Familie"
Eine Frau wird mit der Videokamera gefilmt. Sie hat offenbar Angst vor dem Filmer, während sie ihre Bekleidung fallen lässt wie angeordnet. Stunden später wird ihre Leiche neben der ihres Kindes tot aufgefunden. Natürlich gerät sofort der Ehegatte unter Verdacht, doch auch dieser taucht nur in totem Zustand auf. Eine Sache gibt Katrine und Thomas ein Rätsel auf: Die Eheringe der beiden Opfer fehlen.
Da es schon mal solch eine Mordszene gegeben hat, sucht man nach der Verbindung. Doch der Heizungsmonteur ist nicht der Täter: Er hat bloß Einbrechern die Designermöbel der Wohnungen quasi in einem Katalog angeboten. Ihm wurde eine Kopie dieser Fotos geklaut, und die dient dem Killer nun als Grundlage, um das nächste Opfer zu suchen. Doch nach welchen Kriterien?
Unter den Wohnungen erfüllen nur drei oder vier die engen Grenzen der Auswahl. Als Katrine eine davon stürmt, findet sie nur den gefesselten Familienvater vor. Doch die Mutter und ihre Tochter sind verschwunden. Sie befinden sich ganz klar in höchster Gefahr. Aber was will der Täter überhaupt von ihnen?
Mein Eindruck
In dieser Folge nehmen die Autoren das Modell "Kernfamilie" unter die Lupe: zwei Eltern, ein Kind. Welche psychischen Mechanismen halten sie zusammen? Und wie weit würde ein entführtes Mitglied gehen, um die Einheit wiederherzustellen? Die Frau auf dem Video war bereit, sich für ihren Kidnapper zu entblättern. Doch Frau Lork ist wesentlich schöner - und schlauer. Sie ist bereit, für ihre Tochter Sora zu sterben. Und deshalb ermahnt sie sie, alles zu tun, was der bewaffnete Mann will. Das schließt insbesondere das Spielen von "Kernfamilie" mit ein. Der Entführer sucht nur die ideale Ergänzung für seinen Lebenstraum von der eigenen Familie.
So scheint es zumindest. Doch Familienvater zu sein, heißt für ihn auch, die vollständige Kontrolle zu besitzen. Und dabei stört die alte, begriffsstutzige Nachbarin nur. Es kommt zu einer ersten Krise. Doch die Zweite folgt sogleich, als Thomas Schaefer sich mit der entflohenen Sora ins Haus begibt, um ihre Mutter zu retten ...
Weitaus ruhiger als die erste Episode, besticht diese Folge dennoch mit der psychologischen Intensität, mit der sich das Drama entfaltet. Bemerkenswert ist, dass diesmal Schaeffer in Gefahr ist, anstelle von Katrine. Die beiden Hauptfiguren wechseln sich ab. Schaeffer ist stets unbewaffnet (außer in Folge 4), Katrine hat immer eine Knarre bei sich.
Katrine ist vom Geschehen in Folge 1 noch traumatisiert: Sie traut sich nicht mehr in ihre Wohnung, in der sie überfallen wurde. Schaeffer hingegen vernachlässigt seine Familie derart, dass Benediktine die Scheidung will. Und der kleine Johan muss darunter leiden. Können sie das Ruder noch herumreißen?
Der beste Moment des Films ist der, als die Schnittfolge den Zuschauer zu einem völlig falschen Schluss kommen lässt. Es handelt sich nicht um eine Wohnung, sondern um zwei. Siehe dazu auch "Das Schweigen der Lämmer", als sich Clarice Starling unversehens allein im Haus des Mörders wiederfindet, weil ihr Team das falsche Haus stürmt ...
Folge 3: "Aufstand in Block B"
Im Gefängnis für Schwerverbrecher ist einer der Insassen von Block B, in dem die Vergewaltiger und Mörde einsitzen, tot aufgefunden worden. Keba, wie er sich nannte, erkaufte sich mit Sex Vergünstigungen bei den anderen Insassen. Hat er einen Fehler begangen, der ihn das Leben kostete, fragen sich Katrine und Schaeffer. Doch seine Leiche wurde extra drapiert, dass der Betrachter einen emotionalen Schock erleidet.
Das personal ist unzuverlässig und unkooperativ, auch die Gefängnispsychologin verschweigt etwas. Nur die Wärterin Jelena ist bereit, von den Zuständen in Block B zu erzählen. Ein Gespräch Schaeffers mit Martin Hoeg, dem Sprecher von Block B, ergibt einen Lichtblick: Hoeg will mehr verraten, wenn Schaeffer ihm von seinem Bruder erzählt, der hier vor Jahren einsaß. Quid pro quo. So erfahren sie mehr über Max Kessler und über Henring, den Liebhaber von Keba. Katrine verweigert Henring in rechtschaffenem Zorn jeden Schutz.
Als auch Henring ebenfalls tot aufgefunden wird, beginnt die Lage in Block B zu eskalieren. Da begeht Katrine in ihrem Starrsinn einen schweren Fehler, der sie in höchste Gefahr bringt ...
Mein Eindruck
Warum hat Katrine Henring ihren Schutz verweigert? Dieses Problem lässt tief blicken. Der schlaue und manipulative Hoeg, dem Schaeffer nicht traut, vermutet richtig, als er ihr unterstellt, sie sei selbst als Kind missbraucht worden. War es der Stiefvater, während die Mutter zugesehen hat? Verbittert verweigert Katrine jede Antwort, aber das ist auch eine Antwort. So erklärt sich, warum sie allein und ohne Familie lebt, ja sogar, warum sie so eine starrsinnige Draufgängerin ist, v.a. gegenüber männlichen Verbrechern. (In dieser Serie kommt keine Verbrecherin vor.)
Diese Episode nimmt indirekt das (nicht nur dänische) System der Inhaftierung und Therapierung von Schwerverbrechern unter die Lupe. Das Ergebnis fällt sehr kritisch aus. Das Personal ist unqualifiziert und korrupt. Martin Hoeg hat die Psychologin hinsichtlich seiner Beurteilung überlisten können und genießt nun seine Freiheit. Doch nicht lange, denn seine Nemesis ist ihm bereits dicht auf den Fersen ...
Folge 4: "Bandenkrieg"
Nach sechs Monaten wird erneut ein Mann ermordet aufgefunden. Bevor ihm der Täter das Gesicht zu brei zerschlug, hat er ihm jedoch gnädigerweise den Goldenen Schuss gesetzt, so dass das Opfer nichts mitbekam. Katrine will mit dem Undercover-Agenten Carsten sprechen und ihn nach Verbindungen zur russischen und litauischen Drogenmafia befragen. Carsten arbeitet als Fahrer für den russischen Drogenboss Jakov Jakowitsch. Dessen Leutnants Juri und Michail sind skrupellos in ihrer Treue zum Boss.
Carsten identifiziert den jüngsten Toten als Oleg, einen Dealer. Aber warum schlägt Jakowitsch nicht zurück? Das würde einen Bandenkrieg bedeuten. Irgendetwas hält Jakowitsch zurück. Katrines Chef Bisgard will Carsten da rausholen, doch der erbittet noch vier Tage für Ermittlungen. Leider macht er einen Fehler, als er mit Thomas Schaeffer in der Nähe des Kripo-Hauptquartiers von Juri entdeckt wird. Carsten gibt Schaeffer als seinen Bruder aus. Am nächsten Tag ist er tot, nach der gleichen Methode. Schaeffer sieht nur eine Möglichkeit, die Morde zu stoppen: Er muss Carsten ersetzen.
Somit begibt er sich in die Höhle des Löwen. Unterdessen bahnt sich in seiner Familie eine Tragödie an: Sein Sohn Johan erkrankt schwer. Kann Schaeffer seine Tarnung dafür riskieren?
Mein Eindruck
Undercover-Arbeit ist undankbar und riskant - das wissen die V-Leute, die der deutsche Verfassungsschutz in der rechten Szene platziert hat, wohl am besten. Die Gefahr, dass die Tarnung auffliegt, ist allgegenwärtig. Das stellt auch Schaeffer in dem von der Kripo gestellten Hotelzimmer fest: eine Wanze. Das gibt uns zu denken, aber offenbar ist nicht die Kripo ihrerseits unterwandert, sondern Juri und Michail waren einfach schneller als Schaeffer selbst. Womöglich wurde hier der Handlungsverlauf gestrafft, so dass die Handlung schneller abläuft.
Es gibt also keinen Bandenkrieg, sondern etwas ganz anderes. Macht nix. Das Finale beginnt, als zur gleichen Zeit der kleine Sohn Jakowitschs und Schaeffers eigener Sohn entführt werden. Doch wer will Jakowitsch erpressen? Oder steckt mehr hinter Sebastians Entführung? In jedem Fall eine sehr spannende Folge, die Schaeffers Darsteller in den Mittelpunkt stellt. In der nächsten Folge darf Laura Bach wieder die Nummer 1 sein.
Folge 5: "Der Wolf im Schafspelz "
In der Müllverbrennungsanlage platzt aus Versehen ein Müllsack auf. Schock! Ein nackter Fuß schaut heraus! Weitere Leichenteile folgen. Katrine & Co. befragen die Arbeiter, die Spurensicherung macht von allen Umstehenden Fotos. Schaeffer tippt bei der jungen Toten auf Au-Pair-Mädchen, aufgrund der schlechten Zähne auf Osteuropa. Es ist Beata aus der Ukraine. Beatas Freundin erzählt, dass diese in einem Klub noch mit einem Fremden mitging. Dieser Typ muss ihr Mörder gewesen sein, vermuten Katrine und Schaeffer.
Schaeffer versteht sich, wie er zu seinem Erstaunen bemerkt, wieder bestens mit seiner Exfrau Benedikte. Das kommt davon, wenn man sich gemeinsam um solche Notwendigkeiten wie den Verkauf des Hauses und die Suche nach einem neuen Heim kümmern muss. Benediktes zwischenzeitlicher Lover Pelle war wohl auch nicht das Goldene vom Ei, so dass sie glaubt, nichts mehr auf die Reihe zu kriegen. Unterdessen läuft auch Katrines Liebesleben bestens. Der Typ ist ein schmucker Anwalt mit Hang zur Adrenalinsucht. Das gefällt ihr bestens, denn der Sex mit ihm ist phänomenal. Zu dumm, dass Simon verheiratet ist.
Mia, Katrines Freundin aus der Spurensicherung und Technik, meldet einen neuen Leichenfund, wie der eine Frau. Nicht nur dies bereitet dem Team Bauchschmerzen: Der Fund von Beata steht in der Zeitung - mit detaillierten Angaben! Gibt es ein Leck im Team? Schaeffer fühlt dem Kournalisten Mogensen auf den Zahn. Er bekam einen anonymen Anruf: Offenbar hat ihm der Täter den Tipp gegeben. Na, prächtig: ein Medienjunkie. Auch beim neuen Fund ist der Journalist schon da. Ätsch.
Das Team hat eine neue Software für die Ortung von Handys durch Triangulation. Voraussetzung fürs Aufspüren ist natürlich, dass der Anrufer lange genug in der Leitung bleibt. Als Katrine & Co. diesmal das Handy eines der Opfer anfunken, landen sie in der eigenen Tiefgarage. Man kann praktisch den Joker lachen hören. Die Festplatte des zweiten Opfers ist da schon hilfreicher: Sie hatte alle Mails, die sie mit ihrem Schwarm austauschte, gespeichert ...
Mein Eindruck
Krimikenner riechen den Braten schon meilenweit: Katrines neuer Lover "Simon" muss der Killer sein. Etwa nach der Hälfte der Laufzeit erlaubt uns die Regie auch, ihm zu folgen. Die leider wenig lustigen Streiche dieses Don Juan und Kontrollfreaks sind wirklich grotesk, besonders wenn ihm die Ehefrau fast auf die Schliche kommt und er ein neues, schon sicher geglaubtes Opfer verliert. Frustriert hat er aufs Lenkrad ein, das man glaubt, es müsste zersplittern.
Natürlich ist es Katrine, die auch diesmal (wie in Folge 1 und 3) um ein Haar dran glauben muss. Aber sie stellt auch außerordentlich dämlich an. Vor allem dann, wenn man berücksichtigt, dass sie eine erfahrene Kriminalistin ist. Macht Liebe wirklich derartig blind, fragt sich der Zuschauer stirnrunzelnd. Wenn die Drehbuchautoren es so wollen, lautet die Antwort. Wenigstens ermöglicht dies dem Drehbuch ein ultraspannendes Finale.
Folge 6: "Schatten der Vergangenheit "
Ein unbekannter Killer tötet alle Insassen eines Nachtbusses mit Pistolenschüssen. Doch bei dem letzten Opfer gibt er sich ganz besondere Mühe, die junge Frau im zerschlagenen Fenster zu drapieren ... Dieses Bild erinnert Thomas Schaeffer an die Zeichnung eines seiner Patienten. Es war Kristian Almen, der unter schizoiden Schüben zu leiden begann, weil er im Irak solche Gräuel gesehen hatte. Doch Schaeffer, so erzählt er Katrine, kümmerte sich nicht weiter um Almen, weil er an die Uni ging, um dort zu lehren. Jetzt macht sich Schaeffer Vorwürfe, dass er Almen nicht therapierte. Sonst könnten die Busfahrgäste vielleicht noch Leben.
Doch dies ist nicht der letzte Mord, den Almen nach eigenen Vorlagen begehen wird. Und er bleibt auch nicht der einzige Mörder ...
Mein Eindruck
Oh Mann, diese Folge geht echt an die Nieren! Die Morde werden zunehmend grauenvoller, was einen schaurigen Kontrast zum wachsenden Familienidyll der Schaeffers abgibt, die ins neue Haus umziehen wollen - und erneut Nachwuchs erwarten. Kristian Almen war beim Militär und beherrscht alle Kriegetricks aus dem Effeff. Er ahnt allerdings nicht, dass seine Nemesis ihn bereits verfolgt. Die Entwarnung in der Mitte des Films ist natürlich verfrüht. Das Finale ist umso grauenhafter. Mehr darf nicht verraten werden.
Die Drehbuchautoren greifen gleich mehrere Problemkreise auf. Die Soldaten, die von den modernen Kriegseinsätzen zurückkehren, leiden unter dem posttraumatischem Stress-Syndrom. Nicht nur in Dänemark und Deutschland, sondern mittlerweile auch in den USA erhalten die Irak- und Afghanistanveteranen Therapieangebote. Aber nützen diese auch etwas, wenn der Patient schon zuvor unter Geistesgestörtheit litt? An dieser Stelle sind die Therapeuten, wie Schaeffer, besonders gefragt und gefordert. Wieder mal fällt die Antwort wie eine Warnung aus. Es gilt, einen Preis zu entrichten.
Doch Straftäter müssen nicht unbedingt davonkommen. Das findet zumindest Kristian Almens Nemesis - und greift zur Selbstjustiz. Allerdings hat er nicht nur Almen im Visier, sondern noch jemand, dem er genauso die Schuld an seinem Verlust gibt. Wieder mal erweist sich das Familienidyll als Fassade, die zu einem hohen Preis erkauft wird.
Mein Eindruck: die DVD
Die Qualität des Bildes ist nicht zu beanstanden, aber es fällt doch schnell auf, dass der Skandinavien-Look vorherrscht: ausgewaschene Farben, als wäre der Himmel ständig bedeckt und keine Sonne schiene. Diese Färbung ist natürlich heute leicht mit Digital Coloring zu bewerkstelligen. Man sieht den gleichen Look bei "Kommissarin Lund" und "Kommissar Beck".
Der Ton befindet sich mit DD 2.0 Stereo auf dem Niveau eines guten Fernsehers. Untertitel gibt's wieder mal keine, dafür aber eine Tonspur in Dänisch - wem es nützt.
EXTRAS
1) Trailershow
Trailer zu folgenden TV-Serien sind hier zu besichtigen:
a) The Protectors, 1. Staffel
b) Der Adler, komplett
c) Kommissarin Lund, 2. Staffel
d) Verdict, 1. Staffel
Unterm Strich
Laura Bach kennt man schon aus der TV-Serie "Der Adler". Hier spielt sie die ebenso taffe wie starrsinnige und emotionale stellvertretende Leiterin der Mordkommission von Kopenhagen. Katrine Jensens Verhalten ist vielfach unprofessionell, ja, sogar selbst kriminell, würde man die Maßstäbe echter Kriminaler anlegen. Das hat mich vielfach geärgert und den Kopf schütteln lassen. Die Drehbuchautoren nehmen sich zu viele Freiheiten heraus.
Katrines ziemliches Gegenteil ist der ruhige, besonnene Kriminalpsychologe Thomas Schaeffer, der aber auch sein Päckchen an emotionalen Problemen zu tragen hat. Auf der beruflichen Seite hat er einmal Fehlurteile abgegeben und einen weiteren Fall ignoriert. Das wird sich noch bitter rächen. In seinem Dozieren erinnert er mich stark an Robson Greens Dr Anthony Hill in "Hautnah - Die Methode Hill" (siehe meine sieben Berichte dazu).
Die TV-Serie wurde mit großem Aufwand nach der Vorlage von Autorin Elsebeth Egholm ("Der Menschensammler") und Stefan Jaworski realisiert. Rund 1,5 Millionen Dänen sahen die erste Folge mit dem Titel "Machtspiel". Die letzte Folge wurde von Action-Spezialist Birger Larsen realisiert, was man nicht zuletzt am rasanten Schnitt merkt. Larsen realisierte bereits "Die fünfte Frau", "Mittsommermord" (beide mit Wallander) und "Kommissarin Lund" (mit Sofie Graböl). "Nordlicht" lief ab 16. Oktober im ZDF.
Ich fand fast alle Folgen spannend, wobei mal Action, mal psychologische Angespanntheit dominieren. Die Fälle sind stets interessant und stets völlig anders, so dass sich nichts wiederholt. Dabei schrecken die Akteure weder vor sexueller noch körperlicher Gewalt zurück. Kein Wunder also, dass die DVD erst ab 16 Jahren freigegeben ist. Die private Entwicklung der beiden Hauptfiguren überzeugte mich nur bei Thomas Schaeffer durch Kontinuität und Schlüssigkeit, wohingegen Katrine Jensens Profil stets wie Stückwerk wirkt, als hätte man große Teile ihrer Vergangenheit unterdrückt (insbesondere den Missbrauch durch ihren Stiefvater).
Alle anderen Figuren sind nur eindimensional angelegt. Sie haben selten einmal ein Privatleben und erfüllen nur eine unterstützende Funktion. Über die Polizeiarbeit lernt man aber einiges, so etwa über die Arbeit im Labor und mit der neuesten Überwachungselektronik. Mit Vertretern der Justiz kommen die Polizisten überhaupt nicht in Berührung, was völlig unrealistisch ist, ebenso gibt es keinerlei Training oder Schulung. Wir sehen also nur einen kleinen Ausschnitt von Polizeirealität, nämlich den unterhaltsamen Teil der Ermittlungen. Das kann uns aber nur recht sein.
Die DVD-Box
Für knapp 20-25 Euronen (je nach Anbieter) bietet die 6-DVD-Box kernige Skandinavien-Krimikost, die Bestand haben wird. Besonders die erste und sechste Folge verdienen das Prädikat AAA. Dazwischen finden sich allerdings Höhen und Tiefen. Ausstattungssmäßig kommt die Box daher wie viele ihrer Schwestern aus dem Hause ZDF / Edel: ohne Untertitel und ohne Extras außer Werbung. Daher keine Topwertung.
Filminfos:
O-Titel: Den som dræber / Those Who Kill (DK 2010)
Dt. Vertrieb: Edel Germany
VÖ: 18. November 2011
EAN: 4029759071488
FSK: ab 16
Länge: ca. 540 Min.
Regisseur: Kasper Barfoed, Birger Larsen, Nils Norlov
Drehbuch: Rikke de Fine Licht, Siv Rajendram Eliassen, nach einer Idee von Elsebeth Egholm & Stefan Jaworski
Musik: Frans Bak
Darsteller: Laura Bach, Jakob Cedergren, Lars Mikkelsen u. a.
Bildformate: 1,77:1 (16:9)
Tonformate: Deutsch in DD 2.0
Sprachen: Deutsch, Dänisch
Untertitel: keine
Extras:
- Trailershow
- Redakteur:
- Michael Matzer