Others, The (Blu-Ray)
- Regie:
- Amenabár, Alejandro
- Jahr:
- 2001
- Genre:
- Horror
- Land:
- USA
- Originaltitel:
- Others, The
1 Review(s)
15.11.2010 | 17:29Es gibt in der Tat nur sehr wenige beklemmende Streifen, die entfernt dem Horror-Genre zuzuordnen sind, aufgrund ihrer subtilen Inszenierung jedoch auf ganz andere Art und Weise erschrecken. Die Magie der Szenen als effektreiches Element ist zwar auch hier eine der wichtigsten Komponenten, doch es geht in erster Linie auch um die einzelnen Figuren, die den Plot aufmischen, lebendig und doch still sind und am Ende mit ihrer brillanten Leistung als leitende Akteure mehr aussagen als die Geschichte eigentlich hergibt.
Einer dieser Streifen ist sicherlich "The Sixth Sense"; preisgekrönt, fabelhaft, minimalistisch und doch mit einer Wirkung versehen, der man sich auch Jahre später kaum entziehen kann. Der zweite Streifen, der in diese Kategorie fällt und ebenfalls vor allem durch seine bedrückte Atmosphäre hervorsticht, ist "The Others" von Alejandro Amenábar, der just via Universum Film als Blu-ray aufgelegt wurde - und auch hier zum Maß aller Dinge in Sachen subtiler Horror zu zählen ist. Soviel vorweg...
Story:
Zum Ende des Zweiten Weltkriegs führt die offenkundig verwitwete Grace Stewart ein niederträchtiges Leben auf einem Landsitz der Kanalinsel Jersey. Ihr Mann Charles ist vor Jahren in den krieg gezogen und ohne Hoffnung auf ein Wiedersehen verloren, und ihre beiden Kinder wachsen von der überbehütenden Mutter vor allen fremden Einflüssen und selbst vor Licht geschützt auf dem noblen Anwesen auf. Grace vertraut auf die strenge christliche Erziehung und toleriert in ihrem strikten Glauben keine andere Weltanschauung, wodurch sie Sicherheit und Kraft in ihrer bedrückenden Situation gewinnt. Als eines Tages unverhofft drei Bedienstete vor der Tür stehen und ihre Unterstützung anbieten, wirkt Grace zunächst erleichtert und in ihrer Einsamkeit nicht mehr ganz vernachlässigt. Doch mit dem Auftauchen der alten Mrs Mills, des tapsigen Mr Tuttle und der stummen Lydia scheint das riesige Haus plötzlich von einem Fluch besessen. Graces Tochter Anne sieht plötzlich Gestalten, und je mehr sich Grace gegen die Visionen ihres Nachwuchses wehrt, desto heftiger sind ihre Befürchtungen, was das gemeinsame Leben in ihrem verwaisten Herrenhaus betrifft. Als sich schließlich die Vorfälle häufen und auch die vorerst vertrauten Haushaltshilfen ein immer eigenartigeres Benehmen an den Tag legen, weiß Grace selber nicht mehr, wie ihr geschieht. Und ausgerechnet in dieser wachsenden Unsicherheit taucht plötzlich Charles wieder auf...
Persönlicher Eindruck:
"The Others" ist definitiv eine der ganz raren Leinwandproduktionen, bei denen die Spannung bis zur letzten Sekunde auf einem unermesslich hohen Level leigt. Regisseur Alejandro Amenabár setzt von Anfang an auf ein sehr hohes Erzähltempo, dass sich jedoch ausschließlich auf die enge Szenerie des Landhauses beschränkt und dort auch vornehmlich in der Interaktion zwischen Grace und ihren beiden Kindern, Anne und Nicholas, verankert bleibt. Binnen weniger Minuten entsteht bereits ein beeindruckendes Szenenbild, in welchem der Regisseur seinem Publikum suggeriert, jederzeit alle Details zu erfassen und die stillen Wendungen der Story zu begreifen. Und doch tun sich diesbezüglich immer weitere Abgründe in Form frischer Nuancen auf, die schließlich nur rückwirkend in die logische Abfolge der Dinge eingebaut werden können und Fragestellungen aufwerfen, über die man sich vorab keinen Kopf zerbrechen wollte - und mangels Ideen, wohin die Handlung tendiert, auch nicht konnte.
Doch das Puzzle, welches Amenabár hier sorgfältig zusammen setzt, vernachlässsigt seinen immer grauseiger werdenden Effekt nicht. Zum einen lässt er seine Hauptdarstellerin Nicole Kidman in eine Hysterie hineinstürzen, die man in Sachen schauspielerisches Talent selten besser vor Augen geführt bekommen hat, zum anderen entwickeln sich im Hintergrund immer neue Stränge innerhalb des konservativ und strikt vorangetriebenen Hauptakts, die sich am Ende zu einem sehr schwierigen, aber dennoch überzeugenden Finale vermengen und hier auch alle Facetten der Story wunderbar zusammenführen.
Was den Film indes zu einem wirklichen Klassiker macht, ist das perfide Spiel, welches der Regisseur mit seinem Publikum betreibt. Amenabár schürt Vermutungen und Theorien, wirft sie wieder durcheinander, missbraucht das Vertrauen der Zusehenden, in dem er mit einigen Wendungen mal wieder den ganzen Plot in die Kinderschuhe steckt, brilliert schließlich aber mit herausragenden Turns, von denen lediglich der finale Geschmackssache bleiben wird. Denn die Auflösung zu "The Others" ist erst der harte Brocken, der dem Film zu einem Mehr an Anspruch verhilft, während der Fortgang der Story einfach nur ein nervenaufreibendes Epos mit fantastischen Gruselmomenten ist. Letzteres wird durch die sehr dunkle, ebenfalls recht beklemmende Farbgebung der meisten Szenen, den effektreichen Soundtrack und schließlich durch die generell sehr düstere Atmosphäre des Landsitzes untermalt, begünstigt auch durch die Mimik der drei Bediensteten, deren Darsteller hier ebenfalls einen fantastischen Job machen. Fionnula Flanagan in der Rolle der Mrs Mills ist jedenfalls eine Top-Besetzung, die man besser nicht hätte bringen können.
Zwischen all den Superlativen für die Handlung muss man allerdings zum Schluss konstatieren, dass "The Others" ein wenig abrupt endet und leider auch einige Fragen offen bleiben. Was zum Beispiel wird aus Charles? Doch die inhaltliche Mystik ist ein bedeutsamer Teil der eigentlichen Inszenierung, so dass auch dieser Schritt mit Berechnung gewählt wurde - und nach einer Weile auch akzeptiert wird. Wobei trotz allem nie der Eindruck entsteht, man müsse den Film ein zweites Mal sehen. Aber auch das sollte man durchaus positiv betrachten, da einfach alles gesagt und gezeigt wurde, was belangreich ist!
Aufarbeitung
Die nun aufgelegte Blu-ray-Disc setzt der ohnehin schon sehr effektreich gestalteten Inszenierung schließlich die Krone auf. Der dts-HD-Sound hebt die kleinen Schockmomente noch effizienter hervor als die DVD-Fassung und unterstreicht noch viel eleganter die erhabene Außenwirkung des Soundtracks, für den ebenfalls der Regisseur verantwortlich zeichnet. Die Dynamik ist außerordentlich sauber und gehört bei der Aufarbeitung des Silberling zu den größten Stärken. DAS HD-Bild hingegen kann sich aufgrund des sehr finsteren Rahmens nicht immer ansprechend in Szene setzen, ist jdoch letzten Endes makellos. Die von der DVD noch bekannten, leichten Rauscheffekte in den ganz dunklen Szenen konnten behoben werden und machen "The Others" in dieser Variante zum audiovisuellen Kompletterlebnis.
Extras:
Das Bonusmaterial der Blu-ray-Disc beläuft sich auf eine knappe halbe Stunde und enthält neben einem Standard wie dem Kinotrailer noch einen knappen Blick hinter die Kulissen sowie einige Interviews mit Cast & Crew. Leider werden hier keine spektakulären Bonus-Sektionen geöffnet, aber immerhin solide Infotainment, welches als Ergänzung ganz nett anzusehen ist. Immerhin.
Fazit:
"The Others" ist bereits seit längerem ein würdiger Vertreter der Kategorie 'Klassiker' und bekommt mit der Blu-ray-Variante nun einen noch würdigeren Rahmen geschenkt, in dem der subtile Horror-Plot seinen finsteren Glanz entfalten kann. Ferner ist dieser Film der endgültige Beweis dafür, dass Nicole Kidman trotz so manchem Unkenruf ob ihrer neueren Rollen eine der besten Charakterdarstellerinnen in Jahrzehnten ist - auch wenn sie wahrscheinlich nie so gut wie in "The Others" war. Doch das ist ein weiterer Grund, hier nicht zu verzichten!
- Redakteur:
- Björn Backes