Phantom, Das - Vernichte das Böse!
- Regie:
- Wincer, Simon
- Jahr:
- 1996
- Genre:
- Abenteuer
- Land:
- USA
- Originaltitel:
- The Phantom
1 Review(s)
01.09.2008 | 05:11Es sollte ein Blockbuster werden. Das Zeug dazu hätte die Figur gehabt. Beim "Phantom" handelt es sich schließlich nicht um irgendeinen dahergelaufenen Waldschrat, sondern um eine mit zwei fetten Wummen bewährte Mischung aus Batman und Tarzan - mithin eine der erfolgreichsten Comic-Serien aller Zeiten aus der Feder von Lee Falk. Allein aus Konjunktiven entstehen jedoch noch keine guten Filme - eine Erfahrung, welche Regisseur Simon Wincer machte, als eben dieser Film 1996 beim Publikum - und erst recht an der Kinokasse - ziemlich gnadenlos durchfiel. Das 2003er DVD-Release bekommt man bei den einschlägigen Quellen mittlerweile für'n paar Euro fünfzig aufs Auge geschraubt.
Zur Story
Der Prolog verrät dem Zuschauer, dass vor 400 Jahren irgendwo im südostasiatischen Raum eine berüchtigte Piratenbruderschaft ihr Unwesen trieb. Irgendwann überfielen diese ein europäisches Handelsschiff, dessen einziger Überlebender ein Junge war. Dieser wurde an den Strand der fiktiven Insel Bengalla gespült und von den dortigen Eingeborenen nicht etwa verspeist, sondern zum zukünftigen Beschützer der Schwachen und Hüter eines großen Geheimnisses geweiht. Fürderhin sorgte stets eine violett gewandete Gestalt im Zeichen des Totenkopfs für Ruhe und Gerechtigkeit in Bengalla und Umgebung. Eine Aufgabe, welche seither vom Vater an den Sohn vererbt wird und die Legende schürt, das versteckt im Dschungel hausende Phantom sei unsterblich, weswegen es bei den Einheimischen auch den respektvollen Beinamen "Wandelnder Geist" genießt.
1938 trägt der junge Kit Walker den Totenkopfring. Noch fünf Jahre zuvor war er als College-Student in New York gewesen, bis sein Vater in der Maske des Phantoms sein Leben ließ und er das geheime Family-Business übernahm. Er soll Daddys Mörder alsbald unverhofft begegnen, denn dieser ist der Anführer einer Gruppe skrupelloser Schatzjäger, die ausgerechnet in Bengalla auf der Suche nach einem mysteriösen Relikt sind: einem von drei Schädeln, welche - glaubt man alten Überlieferungen - miteinander kombiniert eine bis dato unbekannte Macht entfesseln. Eine Macht, auf die der amerikanische Industrielle Xander Drax ausgesprochen scharf ist und mit der er die Weltherrschaft zu erringen hofft. Phantom muss sich in seinem knatschengen lila Catsuit ordentlich strecken und die großkalibrigen Automatik-Plempen gut ölen, will er das verhindern.
Eindrücke
Man wähnt sich zunächst bei Indiana Jones gelandet, doch der eventuell gar absichtlich herbeigeführte Eindruck täuscht. Man bemerkt eine Menge Parallelen; unter anderem hat man den bösen Schatzjäger-Gesellen Quill (James Remar) optisch stark an Indy angelehnt, die Zeitschiene ist identisch und auch so manch andere Szene könnte durchaus von Spielberg und Lucas stammen - was aber nicht der Fall ist. Simon Wincer hielt hier die Fäden in der Hand, und das bedeutet leider nichts bzw. nicht viel Gutes. Dabei ist der Beginn trotz des massiven Ideenklaus - pardon: externer Inspiration - gar nicht mal so übel, doch bekommt die Freude, endlich den kultigen Dschungel-Helden zu Gesicht zu bekommen, gleich in seiner ersten Szene einen leichten Dämpfer: zu viel heroisches Posing.
Wincer nötigt speziell Billy Zane ("Titanic") im Verlauf des ganzen Filmes viel zu oft zu unfruchtbarer Theatralik, welche nicht nur die ansonsten passable Choreographie unnötig hemmt, sondern irgendwie überhaupt nicht zum originalen Charakter passen will. Phantom ist eigentlich recht straight, vergleichbar mit Batman, der auch nicht unnötig herumhampelt und/oder zaudert. Ein harter Hund mit Herz. In der Verfilmung gerät das Phantom eher zum dauerlächelnden Colgate-Welpen mit College-Boy Attitüden, wobei die Athletik durchaus stimmt. Nicht dass Zane ein unsympathischer Hauptdarsteller wäre. Er ist, im Gegenteil, viel zu sehr auf netter Junge getrimmt, ohne die Souveränität sowie die charakterlichen Ecken und Kanten der Vorlage mitbekommen zu haben.
Auch der Rest des Casts besteht im Übrigen aus ähnlich eindimensionalen Abziehbildern aus dem Figuren-Baukasten. Exemplarisch ist der Gegenspieler Xander Drax (Treat Williams), denn der ist ungefähr so böse wie ein Rudel Hämorrhoiden: unangenehm und zuweilen schmerzhaft, aber nicht wirklich gefährlich. Auch ihm diktiert das Drehbuch eine ganze Menge dumm-dösiger Zeilen und unpassender Gestiken auf, welche die Glaubwürdigkeit seiner Figur effektiv unterminieren. In ein noch größeres Plausibilitätsloch stürzt Michael Douglas' Gattin Catherine Zeta-Jones, der es die Macher offensichtlich nicht zumuten konnten oder wollten, sie einen ganzen Film lang konsequent eine Böse spielen zu lassen. Spektakulär fadenscheinig und für einen normal intelligenten Zuschauer nicht recht nachvollziehbar, wechselt die zuvor taffe Doppeldecker-Amazone Sana plötzlich geläutert die Seiten.
Ausstattungsmäßig ist der Streifen nicht einmal Low-Budget, zumindest hat man sich bei den exotisch-schönen Lokationen und den Kostümen tatsächlich Mühe gegeben. Das Costume Design verstand sein Handwerk, insbesondere was den Phantom-Dress angeht. Wenn die Sprache allerdings auf CGI-Tricks kommt, merkt man einerseits den Sparwillen leider oft allzu deutlich, genauso wie andererseits den paradoxen Hang zur Übertreibung. Wenn Projektile in Bäume einschlagen und dabei violette Funken produzieren statt einfach ein paar Holzsplitter regnen zu lassen, muss man sich fragen, ob die FX-Abteilung Langeweile schob oder warum dann nicht lieber mehr Energie darauf verwendet wurde, etwa die Flugzeuge sauber einzufügen, ohne dass es dermaßen störend ins Auge fällt.
DVD und Bonusmaterial
Dolby-Digital-Mehrkanal-Ton und das Widescreen-Bild geben sich klassentypisch sauber. Von dieser Warte aus gibt es wenig zu beanstanden. Auch die Synchronisation ist professionell und akkurat. Schlechte Nachrichten gibt es allerdings aus der Bonus-Sektion zu vermelden, nämlich Ebbe. Bis auf den Kinotrailer ist nichts vorhanden. Hierzu muss man anmerken, dass Paramount grundsätzlich bei den Extra-Features geizt. Bei seinen Budget-Titeln erst recht.
Fazit
Gewollt und dann doch nicht gekonnt, was nur zum Teil mit dem Budget zu entschuldigen wäre. Schade, denn sowohl die an sich kultige Figurenvorlage als auch die Indiana-Jones-like angehauchte Story hätten sicherlich mehr Potenzial gehabt, wenn nicht größtenteils so lustlos-inkonsistent wie inkonsequent vorgegangen worden wäre. Ab und zu blitzt hier und da gelegentlich sogar durch, was man hätte draus machen können, leider zu selten. Die im ziemlich bräsigen Epilog erfolgte Quasi-Androhung einer möglichen Fortsetzung blieb der Filmwelt zum Glück bislang erspart. Die DVD steht dem mauen Filmchen mit seiner 08/15-Geschichte in nichts nach: Magerstufe auf der ganzen Linie.
Die DVD-Daten auf einen Blick:
OT: "The Phantom"
Basierend auf der Figur von Lee Falk
USA 1996
Genre: Comic-Adaption/Abenteuer
DVD 2005, Paramount
Version: Single-Disk, FSK 12
Laufzeit: 96 Minuten
Bildformat: 16:9 Widescreen (2,35:1)
Soundformat: DD 5.1 (Englisch, Deutsch), DD 2.0 (Ungarisch)
Bonusmaterial: Keines bis auf Kinotrailer
EAN: 4010884512847
Produktion: Robert Evans, Alan Ladd Jr.
Drehbuch: Jeffrey Boam
Musik: David Newman
Kamera: David Burr
Regie: Simon Wincer
Darsteller u. a.: Billy Zane (Kit Walker/Das Phantom), Treat Williams (Xander Drax), Kristy Swanson (Diane Palmer), Catherine Zeta-Jones (Sana), James Remar (Quill)
- Redakteur:
- Jürgen Pern