Polizistin, Die
- Regie:
- Dresen, Andreas
- Jahr:
- 2000
- Genre:
- Thriller
- Land:
- Deutschland
1 Review(s)
24.08.2008 | 21:10Filminfos:
Label: Pierrot le Fou
Vertrieb: AL!VE AG
Erscheinungsdatum: 29. Februar 2008
Regisseur: Andreas Dresen
Länge: 97 Minuten
FSK: 12
Drehbuch: Laila Stieler (unter Verwendung von Motiven aus dem Tagebuch "Meine Nachtgestalten" von Annegret Held)
Kamera: Michael Hammon
Schnitt: Monika Schindler
Ton: Peter Schmidt
Darsteller: Gabriela Maria Schmeide (Anne), Axel Prahl (Mike), Jevgenij Sitochin (Jevor), Katrin Sass (Frau Kubischek), Martin Seifert (Herr Kubischek), Paul Grubba (Benny), Horst Krause (Albert)
Handlung:
Die 27-jährige Polizistin Anne (Gabriela Maria Schmeide) tritt nach ihrem Abschluss an der Polizeischule ihre erste Stelle in Rostock an. In dem Polizeirevier, für das sie tätig ist, ist Anne die einzige Frau. Der Rostocker Bezirk Lütten-Klein, in dem Anne fortan mit ihrem Kollegen Mike (Axel Prahl) auf Streife fährt, ist geprägt durch Plattenbauten aus der DDR-Zeit. Viele sozial schwache Bevölkerungsschichten leben dort. Der Berufsalltag gestaltet sich für die Polizistin durchaus hart. Sie ist mit ihrem Kollegen bei Raubüberfällen ebenso vor Ort wie beim Auffinden von Leichen oder aber häuslichen Auseinandersetzungen mit Handgreiflichkeiten. Anne fällt es zunehmend schwer, die Gratwanderung zwischen Pflichterfüllung und persönlicher Anteilnahme zu meistern. Von ihren Kollegen erhält sie daher immer wieder den Ratschlag: "Du muss dir eine dickere Haut zulegen". Bei einer energischen häuslichen Auseinandersetzung eines Ehepaares lernt sie den zehnjährigen Benny Kubischek (Paul Grubba) kennen, der in seiner Familie kaum Geborgenheit findet. Seine Mutter (Katrin Sass) ist Alkoholikerin, während sein Stiefvater (Klaus Manchen) ihm wenig Aufmerksamkeit schenkt. Seinen leiblicher Vater, ein Russe namens Jevor (Jevgenij Sitochin), darf er nicht sehen, da die Mutter des Jungen ihm den Umgang mit dem Kind verbietet. Als der Junge Anne zeigt, wo sein Vater lebt, versucht diese am gleichen Abend, Kontakt mit dem Mann aufzunehmen. Doch dieser reagiert abweisend. Dennoch fühlt sich Anne in einer seltsamen Art und Weise zu dem Russen hingezogen. Bei einer späteren Begegnung erzählt Jevor der Polizistin, dass er alte Waschmaschinen verkaufe. Außerdem begeht Jevor kleinere Diebstähle, um finanziell über die Runden zu kommen. Die Polizisten hat eine sexuelle Affäre mit Jevor und sie erfährt später, dass er seinen Sohn Benny gerne sehen würde, aber dass ein Treffen daran scheitert, dass die Mutter des Kindes ihm den Umgang mit Benny verbietet. Anne sucht die Mutter von Benny auf und unterhält sich mir ihr. Dabei erfährt sie, dass Benny auf eine Klassenfahrt gehen könnte. Diese kostet jedoch 250 Mark. Die Eltern können das Geld allerdings nicht aufbringen und wollen den Jungen krank schreiben lassen. Eines Abends werden Mike und Anne zu einem Tankstellenüberfall gerufen. Der aufgegriffene Dieb ist Jevor, der in seiner finanziellen Not diesen Raub begeht, um Benny die Klassenfahrt bezahlen zu können. Anne gerät in einen tiefgreifenden Konflikt zwischen Pflichterfüllung und persönlicher Zugneigung. Wie wird die Polizisten entscheiden?
Art der Inszenierung:
"Die Polizistin" ist ein Film, der sich durch seine ungekünstelte und realistische Inszenierung auszeichnet. Viele Szenen des Films erinnern an einen Dokumentarfilm. Diese Wirkung wurde von Regisseur Andreas Dresen so intendiert, wie er im Audiokommentar im Bonusteil dieser DVD berichtet. So wurden Teile des Films im originalen Polizeirevier im Rostocker Stadtteil Lütten-Klein gedreht - teilweise sogar während des regulären Dienstbetriebs, so Regisseur Andreas Dresen. Des Weiteren sind in dem Film recht viele Laiendarsteller zu sehen, die ihren jeweiligen Part als nächtlicher Ruhestörer oder als alkoholisierter Punk sehr authentisch inszenieren. Die meisten Personen im Film bedienen sich eines leichten norddeutschen Akzents, der jedoch durchaus sympathisch wirkt.
Die Story wird interessant aufgezogen und Hauptdarstellerin Gabriela Maria Schmeide spielt die Figur der jungen Polizistin Anne ausgesprochen überzeugend. Besonders das Spannungsverhältnis zwischen Pflichterfüllung, persönlichem Gerechtigkeitsempfinden und Anteilnahme der jungen Polizistin tritt im Film deutlich zutage. Actionreiche Szenen sind in ausreichendem Maße in die Handlung eingebettet, so dass dieser Film praktisch keine unnötigen Längen aufweist.
"Die Polizistin" wurde als Fernsehfilm für die ARD gedreht und hierfür um insgesamt sieben Minuten Spieldauer gekürzt. Etwa ein halbes Jahr nach der Erstausstrahlung kam der Film auch in die deutschen Kinos. Die vorliegende DVD-Fassung liegt in der ungeschnittenen Kinofassung vor. Interessant am Film ist der Umstand, dass "Die Polizistin" nahezu völlig ohne Filmmusik auskommt und daher sehr puristisch in seiner Ausrichtung wirkt.
Bei der Kameraführung wird gerade bei Innenaufnahmen oft auf kleine Handkameras zurückgegriffen, die Stresssituationen der Polizisten sehr gelungen einfangen. Nahaufnahmen der Hauptpersonen werden eher selten verwandt. Wenn sie auftauchen, und beispielsweise die nachdenkliche Hauptdarstellerin gezeigt wird, wirken sie aber umso intensiver.
Bild- und Tonqualität:
Die Bildqualität ist als durchschnittlich zu werten, da die Farben recht kontrastarm und das Bild oftmals sehr grobkörnig und grieselig wirkt. Obgleich dieser Effekt laut Regisseur Andreas Dresen bewusst gewählt wurde, um "Die Polizistin" direkter und rauer wirken zu lassen (Dresen wollte keine Hochglanzproduktion) - so lässt die Bildqualität zu wünschen übrig. Beim Ton dagegen gibt es keinen Anlass zu Kritik, denn er klingt klar und die Tonmischung ausgewogen.
Technische Daten:
Bildformat: 1.75:1 (anamorph)
Ton: Deutsch DD 2.0
Ländercode: 2
Untertitel: Englisch
FSK: 12
Verpackung: Amaray im Schuber
Extras:
- Filmtrailer
- Audiokommentar von Regisseur Andreas Dresen und Drehbuchautorin Laila Stieler
Der über neunzig Minuten lange Audiokommentar, der mit Filmszenen unterfüttert ist, wurde im Jahr 2008, also acht Jahre nach den Dreharbeiten, aufgezeichnet. Der Kommentar vermittelt einen recht tiefen Einblick in die Entstehung des Films, die Wahl der Drehorte und die Szenen des Films. Insgesamt werden hier von Regisseur Andreas Dresen sowie von Drehbuchautorin Laila Stieler interessante Details zutage gefördert, so dass dieser Bonusteil - trotz seines geradezu epischen Ausmaßes - durchaus sehenswert ist.
Fazit:
"Die Polizistin" ist unter dem Strich ein guter bis sehr guter Film geworden, der unterhaltsam und spannend inszeniert wird. Story und Ereignisse im Film vermitteln wirklich den Eindruck, als seien sie aus dem Leben gegriffen. Daher wirkt dieser Streifen ungekünstelt und direkt. Besonders Hauptdarstellerin Gabriela Maria Schmeide (die in "Die Polizistin" ihren ersten großen Auftritt als Filmdarstellerin hatte), verkörpert die Figur der jungen Polizistin Anne in sympathischer, lebensnaher Art und Weise mit viel Authentizität. Insgesamt bleibt das Fazit zu ziehen, dass "Die Polizistin" ein Film ist, den sich sowohl Fans von Fernsehfilmen/Thrillern als auch Cineasten, die nicht unbedingt auf hochglanzpolierte Streifen stehen, nicht entgehen lassen sollten.
- Redakteur:
- Martin Loga