Pornorama
- Regie:
- Bernd Eichinger
- Jahr:
- 2007
- Genre:
- Komödie
- Land:
- Deutschland
1 Review(s)
06.08.2008 | 14:46Story
Ein Münchener Sommer in den späten Sechzigern: Der junge Polizeianwärter Bennie Köpke filmt inkognito auf einer öffentlichen Demonstration zur sexuellen Revolution und lernt dort eher unfreiwillig die Revoluzzerin Luzi kennen. Auf Anhieb findet er das Mädchen sympathisch, gibt jedoch zunächst vor, an einem Dokumentarfilm zur sexuellen Revolte zu arbeiten, um nicht den Polizisten gegenüber feindlich gesonnenen Aufwieglern in die Hände zu fallen und den Kontakt zu Luzi halten zu können.
Kurz darauf entpuppt sich seine Notlüge jedoch unverhofft als echte Chance: Als Benjamins Bruder Freddie nach einem geplatzten illegalen Deal in erhebliche Geldnöte gerät, schleppt dieser eine Riege von selbst ernannten Filmexperten an und bittet Bennie, bei einem geplanten Schmierfilmchen Regie zu führen. Obschon die Voraussetzungen kaum schlechter sein könnten, lässt sich der angehende Polizist auf das Angebot ein, realisiert aber recht schnell, dass er sich auf seine Mitstreiter kaum verlassen kann. Am ersten Drehtag häufen sich schon die Schwierigkeiten: Die italienische Hauptdarstellerin spricht keinen Ton deutsch, dem Produzenten geht die Gage aus, und außerdem ist da ja noch die Sache mit der totgeschwiegenen Polizistenstelle, von der die neue Darstellerin Luzi irgendwann auch mal erfahren sollte ...
Persönlicher Eindruck
Bernd Eichinger spielt als Regisseur mittlerweile in einer Liga mit den Top-Leuten der amerikanischen Traumfabrik, weswegen es eigentlich schon ziemlich verwunderlich ist, dass er sich zu einer solch einfach gestrickten, irgendwie auch merkwürdigen Produktion wie "Pornorama" hinreißen lässt. Doch natürlich steckt auch hier eine Menge Kalkül dahinter, schließlich nimmt Eichinger hier nicht nur den verruchten Erotikfilm der frühen Siebziger auf die Schippe, sondern persifliert gewissermaßen auch den prüden Umgang mit der plötzlichen Freizügigkeit und der sogenannten sexuellen Aufklärung - Begrifflichkeiten und Tatsachen, die gerade mal vier Jahrzehnte später kaum mehr wirklich von Bedeutung sind, sondern auch aktueller Perspektive eher zum Schmunzeln anregen.
Dies soll "Pornorama" im weitesten Sinne auch, insbesondere mit seiner überaus bizarren, völlig verstörten Storyline, die inhaltlich in etwa so wertvoll ist wie das Supernasen-Kino der Achtziger, dafür aber genügend bizarre Situationskomik bietet, um das Publikum bei Laune zu halten. Und außerdem wären da ja noch die Schauspieler, die Eichinger auch nicht eben mal von der Straße geholt hat ...
Mit dabei sind mit Tom Schilling und Hauptakteur Benno Fürmann zwei erfolgreiche nationale Stars, dazu der alte Hase Michael Gwisdek und die aufstrebende Jungschauspielerin Karoline Herfurth, deren ganz besonderer Charme auch in "Pornorama" nicht zu verachten ist. Und allesamt passen sie in ihre Rollen wie die sprichwörtliche Faust aufs Auge. Fürmann spielt den wenig selbstbewussten Tollpatsch Benjamin Köpke absolut perfekt, während Schilling in seiner Rolle als völlig unselbständiger Tunichtgut Freddie stetig mehr aufgeht. Wisdek wiederum mimt den erfahrenen Regisseur und leistet Schützenhilfe bei der Inszenierung des Filmchens im Film, hat aber im Grunde genauso wenig Ahnung wie all seine Mitstreiter - und erledigt als eine Art zerstreuter Professor einen souveränen Job. Bleiben noch Dieter Landuris als überfordert-hektischer Produzent Cesare, Valentina Lodovini als vollbusige Diva und eben die junge Madame Herfurth als ambitionierte Revoluzzerin und emotionale Hauptfigur, die die weibliche Riege brillant anführt. Oder kurzum: eine ungewöhnliche, aber eben richtig gute Mischung aus ganz unabhängig agierenden Individualisten, die sich in der außergewöhnlichen Materie überraschend gut zurechtfinden und einem an sich gar nicht mal so spektakulären Streifen den passenden Stempel aufdrücken.
Inhaltlich bleibt es unterdessen bei der Wahrung sämtlicher peinlicher Klischees, wobei diese in einigen Phasen sogar mächtig überstrapaziert werden. Seien es nun die plakativen Aufstände gegen die Polizei, die Nähmaschinen-Szene der rassigen Italienerin (mehr dazu wird nicht verraten) oder eben die vorhersehbare Charakterentwicklung des Hauptdarstellers - kein Fettnäpfchen wird ausgelassen, nichts noch so offensichtlich Kopiertes ausgespart. Dazu kommen schließlich die ständigen Querverweise auf das deutsche Kino der Siebziger und Achtziger, die von der gewöhnungsbedürftigen, altherkömmlichen Kameraführung und dem nicht immer wirklich professionell anmutenden Screenplay untermauert werden. Aber auch das gehört zum Konzept von "Pornorama" und darf unter Berücksichtigung der zahlreichen Klischees als akzeptabel aufgefasst werden.
Ausstattung
Die DVD-Fassung des Films überzeugt mit einer recht authentischen Déjà-vu-Optik und einer ganz ordentlichen Schärfe. Die Kontraste könnten zwar noch etwas besser hervorgehoben werden, doch grundsätzlich geht das Bild in Ordnung. Der Ton wird erwartungsgemäß kaum gefordert; der wesentliche Teil läuft über die Frontbox, ist dort aber ordentlich aufgearbeitet und nahezu makellos.
Als Bonus werden ein paar ausgewählte Outtakes gezeigt und die Möglichkeit eines kurzen Blicks hinter die Kulissen gewährt. In kurzen Interviewsequenzen erfährt man etwas mehr über die Hintergründe und die Action am Set, wobei der Film an sich eigentlich schon alles sagt. Ordentlich, aber eben nicht berauschend.
Fazit
"Pornorama" taugt als skurrile Komödie mit ebenfalls recht witzigem Background eigentlich ganz gut, zählt aber dennoch nicht wirklich zu Eichingers Sternstunden. Die Handlung bietet nämlich nur wenige echte Reizpunkte und wird schließlich nur von den guten Schauspielern getragen, die eine anständige Idee mit vollem Einsatz vor dem sich kontinuierlich anbahnenden Einsturz bewahren. Dass bei den Voraussetzungen mehr drin gewesen wäre, steht nämlich bei allem Klamauk völlig außer Frage.
- Redakteur:
- Björn Backes