Public Enemies
- Regie:
- Mann, Michael
- Jahr:
- 2009
- Genre:
- Action
- Land:
- USA
1 Review(s)
26.03.2010 | 22:27Michael Mann („Collateral“, „Heat“) mag nicht gerade zu den Filmemachern gehören, die jeden Sommer mit einem neuen Machwerk um die Ecke kommen. Dafür weiß man bei dem Amerikaner jedoch was man hat, und kann sich, trotz der Tatsache das er in den letzten Jahren mit Filmen wie „Ali“ und „Miami Vice“ auch mal ein paar kleinere Durchhänger hatte, eigentlich uneingeschränkt auf seine kommenden Filmprojekte freuen. So war die Vorfreude und Erwartungshaltung bei vielen auf seinen aktuellen Streifen, „Public Enemies“, natürlich einmal mehr sehr hoch, nicht zuletzt da man in dem Crime Drama um den amerikanischen Gangster John Dillinger mit Namen wie Johnny Depp („Fluch der Karibik“, „Das geheime Fenster“) und Chrstian Bale („The Dark Knight“, „American Psycho“) einmal mehr einen hochkarätigen Cast versammelt hat. Und auch wenn Mann uns einmal mehr einen auf Hochglanz polierten Gangsterfilm mit packenden Actionszenen liefert, gelingt es ihm leider nicht die Erwartungshaltung auf ganzer Linie zu erfüllen.
Zu Beginn der 1930er Jahre blüht in den USA, dank Prohibition und Wirtschaftskrise, das Verbrechen komplett auf und macht ihre Protagonisten zu National bekannten und vor allem reichen Männern. Auch der Gangster John Dillinger (Johnny Depp) macht sich zu dieser Zeit einen Namen, ist er doch dafür bekannt mit seiner Bande jede Bank des Landes innerhalb weniger Minuten auszurauben. Dank seiner charismatischen Art bei den Überfällen und in den Medien, hat er gar das Ansehen eines modernen Robin Hood, nicht zuletzt da er ja nur die Reichen, sprich die Banken, beraubt. Dies ist der Regierung natürlich ein Dorn in Auge, weshalb man das Bureau of Investigation, aus welchen wenige Jahre später das FBI hervorgehen wird, unter der Leitung von J. Edgar Hoover (Billy Crudup) auf Dillinger ansetzt. Hoover erklärt Dillinger schließlich zum ersten Staatsfeind Nummer Eins der Vereingiten Staaten und macht Jagd auf den Gangster und seine Bande, in dem er seinen besten Ermittler, Melvin Purvis (Christian Bale), auf diese ansetzt. Dieser kann mit seiner Einheit nach und nach auch erste Erfolge vorweisen und Dillinger eines Tages sogar hinter Gittern bringen. Doch diesen hält es nicht sehr lange im Gefängnis...
John Dillinger ist in den Vereinigten Staaten einer dieser Namen, die eigentlich jedes Kind kennt. Verfilmt wurde seine Geschichte von Hollywood deshalb natürlich schon einige male, für hellhöriges Interesse kann der historische Stoff aber auch heute noch sorgen, vor allem natürlich dann wenn man einen begabten Regisseur wie Michael Mann hat, der den Film inszeniert und alleine durch seine Beteiligung auf einiges hoffen lässt. Seine Umsetzung der Geschichte in Form von „Public Enemies“ ist dabei sicherlich nicht schlecht, aber sie hinterlässt auch nicht den bleibenden Eindruck eines „Heat“. Dies liegt in erster Linie daran, das es der Film nie schafft den Funken komplett überspringen zu lassen. Natürlich bietet uns Mann viele, famos inszenierte Actionszenen, worunter fantastische Shootouts mit mächtig Wumms und spannende Verfolgungsjagden gehören, ansosnten wirkt der Film aber recht fad. Dabei fällt vor allem auf, dass Mann zwar viel zu erzählen versucht, aber die Geschcihte irgendwie doch sehr Oberflächlich wirkt, sodass man letzten Endes aus dem Kino geht und das Gefühl hat, außer toller Action, nichts gesehen zu haben.
Dabei ist das ganze geschichtliche Drumherum gar nicht mal so langweilig, wie aus einigen Kritiken hervorgeht. Eine gewisse Spannung ist zwar da, und man verfolgt das Geschehen auch mit Interesse. Allerdings ist man am Ende des Filmes kaum mit geschichtlichen Hintergründen worden, wobei es sogar soweit kommt, das man eigentlich nicht weiß wer genau John Dillinger eigentlich war. Man erfährt zwar das er ein Banbkrüber war, der in der Bevölkerung einen Robin Hood Status hatte und bei den Frauen gut ankam, aber warum er genau jetzt auf Raubzug gegangen ist, seine Motivation hinter seinen Taten,, bleibt relativ im Dunkeln. Sicherlich will „Public Enemies“ kein Biopic über den legendären Gangster sein, aber so wie der Film schließlich daher kommt, hätte man eigentlich auch eine fiktive Figur durch den Film rennen lassen.
Das man aus Dillinger so gar nicht schlau wird, ist nicht zuletzt deshalb auch sehr schade, da man mit Johnny Depp eigentlich einen großartigen, da sehr begnadeten Hauptdarsteller hat. Sein Spiel ist zwar gewohnt äußerst charismatisch sowie sympathisch, jedoch strengt ihn die Rolle des John Dillinger zu keinem Zeitpunkt auch nur im geringsten an. Dies mag vor allem daran liegen, dass das Skript bei der Charakterzeichnung allgemein sehr Oberflächlich geblieben ist, und Depp, wie auch den anderen Darstellern, nur wenig Spielraum gibt. Somit ist Depp´s Performance zwar zu jederzeit hoch solide, sein Talent fordert es aber nur selten. Richtig untergehen tut hingegen Christian Bale, der als Melvin Purvis ja den direkten Gegenpart zu Dillinger spielt. Auch hier fällt einmal mehr die sehr eindimensionale Charakterzeichnung auf, die Bale schließlich dazu verdonnert sich von Depp gnadenlos an die Wand spielen zu lassen, in den Szenen wo er im Mittelpunkt steht, sieht es aber auch nicht sehr viel besser aus, sodass er es den ganzen Film über nicht schafft seinem Charakter ein eigenes Profil zu verleihen. Und ganz ehrlich: so langsam kann ich ihn auch echt nicht mehr sehen. Auch die Nebenrollen sind, was die Namen angeht, allesamt recht prominent besetzt worden.
Die französische Oscarpreisträgerin Marion Cotillard („Taxi“, „La Vie En Rose“) mimt Dillinger´s große Liebe Billie Frechette und liefert die ein oder andere schöne Szene ab, wobei man auch hier einmal mehr nicht wirklich so richtig schlau aus der Figur werden will, Billy Crudup („Watchmen“, Almost Famous“) gilt in wenigen Szenen den J. Edgar Hoover und Giovanni Ribisi („Lost in Translation“, „Der Soldat James Ryan“), Stephen Dorff („Alone in the Dark“, „Blade“) und James Russo („Donnie Brasco“) sind immer mal wieder als Dillinger´s Weggefährten auf der Leinwand zu sehen. Allesamt netten Vorstellungen, in Erinnerung bleibt aber kein Darsteller, außer einmal mehr Depp, wirklich.
Für sehr viel Aufsehen im Vorfeld hat auch Mann´s Entscheidung gesorgt, „Public Enemies“ komplett mit einer HD-Cam zu drehen. Dies hat der Amerikaner zwar auch schon bei „Collateral“ gemacht, wo das ganze zweifelsohne auch sehr gut funktioniert hat, aufgrund der Thematik und des Szenarios (Gangsterstreifen angesiedelt in den 30er Jahren) sahen viele jedoch die Stilistik und die Authentizität gefährdet. Und sicherlich ist es auch sehr stark vom eigenen Geschmack abhängig, ob man nun einen klassischen Gangsterfilm mit Hochglanz-Optik sehen will, persönlich konnte ich mich jedoch eher weniger daran stören, zumal Mann die neue Technik insgesamt sehr gut eingesetzt hat und der Film vor allem in seinen brachialen Actionsequenzen noch eine Spur intensiver wirkt.
Etwas anders sieht es da schon aus, wenn die Kamera selbst in ruhigen Momenten hektisch hin und her wackelt. Das mag bei einem Actionkracher wie „Crank“ ein passendes Stilmittel sein, bei „Public Enemies“ nervt es hingegen etwas. Leider muss man auch sagen, gelingt es Mann kaum das Flair der alten Gangsterfilme wirklich rüber zu bringen. Die Sets sowie die Ausstattung ist zwar sehr gut, aber die dazu gehörige Atmosphäre vermag der Film leider nur sehr selten zu versprühen.
Original Filmtitel:
Public Enemies (2009)
Vertrieb:
Universal Pictures
Länge des Filmes:
Ca. 140 Minuten
Darsteller:
Johnny Depp...John Dillinger
Christian Bale... Melvin Purvis
Marion Cotillard... Billie Frechette
Billy Crudup... J. Edgar Hoover
James Russo...Walter Dietrich
Stephen Dorff... Homer Van Meter
Giovanni Ribisi... Alvin Karpis
...
Regisseur:
Michael Mann
FSK:
Freigegeben ab 12 Jahren
Fazit
„Public Enemies“ lässt sich nicht gerade als Karrierehöhepunkt aller Beteiligten bezeichnen, ist insgesamt aber doch ein recht netter Gangsterstreifen geworden, der fast immer zu unterhalten weiß. Vor allem die schnörkellose Inszenierung sowie die stets charismatische Vorstellung von Johnny Depp als John Dillinger sind es, die den Film über das Mittelmaß hinaus retten, denn die oftmals fade Charakterzeichnung, die fehlende Stimmung sowie die sich oftmals zerrende, und nie wirklich auf den Punkt kommende Geschichte, hätte den Film ohne Mühe und Erbarmen das Genick brechen können. Sicherlich also kein Must-See in diesem Kinosommer, für Genreliebhaber und Fans der Darsteller aber durchaus einen Blick wert.
6,5/10
- Redakteur:
- Adrian Trachte