Reiter der Apokalypse, Die - Limited Edition/Metalbox
- Regie:
- Paul, Don Michael
- Jahr:
- 2005
- Genre:
- Horror
- Land:
- USA
- Originaltitel:
- The Garden
1 Review(s)
10.10.2008 | 11:07Mittlerweile muss man sich als Label ganz schön strecken, um den Absatz seiner Medien anzukurbeln - besonders wenn man wie Splendid eher zu den kleineren Nischen-Distributoren gehört. Da bringt man schon mal einen eher dem B-Segment zuzuordnenden Film gleich als exklusive "Limited Edition" im Steelbook unters Volk. Damit die Sache für den deutschen Markt noch interessanter wird, ändert man den sehr passenden (aber offensichtlich zu langweiligen) Originaltitel von "The Garden" martialisch-zugkräftiger in "Die Reiter der Apokalypse" um, auf dass Freunde des Horror-Genres einen Kaufanreiz haben, aber gerade die werden ziemliche Augen machen, es ist nämlich etwas anderes drin als draufsteht. Allerdings gibt es einen schönen Leitsatz bei den Amis: "Don't judge a book by its cover", an den man sich vor allem als Rezensent tunlichst halten sollte.
Zur Story
Seit der Scheidung seiner Eltern leidet der junge Sam an schrecklichen Alpträumen oder besser gesagt: Visionen. Zentrales Thema seiner düsteren Fantasien sind ein knorriger Baum, eine Frucht und eine Schlange. Die Psychologin Dr. Cairns empfiehlt seinem Vater David, den sensiblen Sam, den er über den Sommer hinweg betreut, zu schonen und mit seiner Ex-Frau so gut es geht auf Versöhnungskurs zu gehen - dem Jungen zuliebe. Die Ehe ging wegen Alkoholmissbrauchs und Weibergeschichten seitens Davids zu Bruch, mittlerweile ist er jedoch reuiger geworden und seit geraumer Zeit auch trocken. Er und Sam befinden sich mit ihrem Pferdetransporter auf dem Weg zur heimatlichen Ranch, als sie in einen sonderbar-unheimlichen Unfall verwickelt werden.
Sie landen leicht verletzt auf der abgelegenen Farm eines alten Sonderlings am Rande irgendeines namenlosen Kuhkaffs. Sam ist argwöhnisch: Etwas stimmt sowohl mit diesem gespenstischen Ort als auch mit dem alten Mann nicht, das spürt er sofort. Sein Vater hingegen ist weniger misstrauisch und bietet dem Alten aus Dankbarkeit für die Hilfe seine Arbeitskraft an - nur für ein paar Tage. Während sich Sams Alpträume hier wesentlich verstärken, entpuppt sich der seltsame, nach außen hin freundliche Alte als überaus schlechter Umgang für David: Er motiviert ihn dazu, Alkohol zu trinken, und arrangiert auch weibliche Gesellschaft. In der Folge gerät David immer mehr in einen Strudel aus Schuld und Abhängigkeit, welche er längst überwunden geglaubt hatte.
Dass der Alte mehr als nur ein Verführer ist, bemerkt Sam, als die besorgte Dr. Cairns auftaucht. Die hatte die beiden gesucht, da sie längst hätten zuhause sein sollen und dort bereits vermisst wurden. Der Alte macht ihr mit der Axt klar, dass er die Schnüffelei in seinen Angelegenheiten nicht duldet - denn er ist der Teufel und sucht nur nach einem dummen Sünder, der von seinem im Garten stehenden "Baum der Erkenntnis" kostet. Dann nämlich bricht das Armageddon los, die Vier Reiter der Apokalypse scharren schon mit den Hufen, um das Ende der Welt einzuläuten. Wie es scheint, hat er sich dafür David schon passend zurechtgelegt. Dessen Sohn scheint der Einzige zu sein, der Luzifer noch einen Strich durch die Rechnung machen kann.
Eindrücke
Die Geschichte transportiert den Sündenfall in Kombination mit der Offenbarung des Johannes in die Moderne, wobei die Handlung als solche wenig Neues und kaum Überraschungen bietet. Selbst zartere Gemüter werden kaum Fingernägel kauend am Sesselrand verharren. Man kennt das Strickmuster und kann auch mit ziemlicher Treffsicherheit sagen, wann die sparsam dosierten Suspense- und Erschreck-Szenen dran sind: Meistens liegt man damit richtig. Apropos: Bei "The Garden" ist die Einstufung in die Horror-Schublade nicht wirklich nachvollziehbar. Zwar finden sich einige Elemente des Grusel-Kinos und auch der eine oder andere Blutstropfen wird vergossen, das meiste davon im Finale, doch richtiger Splatter sieht anders aus - die FSK 16 ist demzufolge absolut gerechtfertigt. Dass die apokalyptischen Reiter eigentlich nur einen sehr kurzen Gastauftritt haben, mag man dem eher in die Mystery-Ecke passenden Film nachsehen.
Solch vermeintlich "billige" Filme werden gerne hergenommen, um entweder Nachwuchsschauspieler zu fördern oder - mehr oder weniger - in Ehren ergrauten Mimen aus der zweiten Reihe noch etwas in die Rentenkasse zu spülen. Dass das durchaus nichts Schlechtes bedeuten muss, kann man hier ganz gut sehen. Immerhin hat Don Michael Paul mit Lance Henriksen ("Aliens 2", "Aliens vs. Predator") und Sean Young ("Blade Runner") wenigstens zwei halbwegs bekannte Gesichter angeheuert; rechnet man B-Movie-Dauergast Brian Wimmer und Babylon-5-Serien-Heldin Claudia Christian auch noch hinzu, sind's deren sogar vier, die eine durchweg solide Leistung abliefern, allerdings leider zu oft vom Drehbuch derbe Klischees aufgezwungen bekommen. Das gilt besonders für den jungen Adam Taylor Gordon. Viel mehr Personen nehmen an diesem kleinen Kammerspiel auch nicht teil bzw. sind eh nur belangloses Statisten-Beiwerk.
Handwerklich gibt es nicht viel zu beanstanden. Die fleißige Kameraarbeit weiß zu gefallen, ebenso wie die Wahl der teils wirklich schönen Locations. Die Musik ordnet sich dem Gezeigten unter, bleibt nicht dauerhaft im Gedächtnis - nervt aber auch dankenswerterweise nicht. Offensichtlich wollte Paul keinen bedeutungsschwangeren Schinken, sondern einen Unterhaltungsfilm präsentieren, denn trotz manch schleppender Metaphorik und Gleichnisse gerät sein Erzählfluss nicht zu sehr ins uferlose Geschwafel. Der Schnitt ist knackig und straight: Mit 88 Minuten hat der Streifen eine verdauliche Länge, wobei einige Kameraeinstellungen vielleicht einen Tick zu lange auf bestimmten Gegenständen verharren. Die Spannungskurve - sofern man bei aller Vorhersehbarkeit davon sprechen kann - baut sich kontinuierlich auf und entlädt sich im kurzen aber heftigen Finale. Ende offen? Mit dem Teufel muss man bekanntlich immer rechnen, ein zweiter Teil erscheint aber eher unwahrscheinlich.
DVD und Bonusmaterial
Die gleichen Leute, denen der passende Original-Titel für den deutschen Markt offensichtlich zu langweilig erschien und die ihn folglich in "Die Reiter der Apokalypse" umtauften, kamen auf den Trichter, dass es der Umsatzsteigerung sicherlich dienlich ist, wenn die DVD das Flair des Exklusiven umweht. So verkündet ein stolzes "Limited Edition", dass diese Ausgabe des Films scheinbar etwas Besonderes ist. Das beschränkt sich allerdings darauf, dass der Silberling in einer netten Blechhülle steckt. Punkt. Kein Booklet. Kein Bonusmaterial. Keine Information darüber, wie hoch die Limitierung denn zahlenmäßig ausfällt. Nüscht. Zum Trost sind Bild und Ton superb - wenigstens etwas.
Fazit
Von den Verkaufsstrategen im Horror-Genre positioniert, ist das Teil eigentlich eher ein überschaubarer Mystery-Thriller mit biblischem Einschlag und schwach dosiertem Grusel. Wer Filme wie "Stigmata" oder "The Sixth Sense" mag, der darf gerne einen Blick riskieren, während Fans von deftigen Schockeffekten sich gelangweilt lieber dem Inhalt ihrer Popcorn-Tüte widmen. Für ein B-Movie ist "The Garden" aber akzeptabel inszeniert, wobei die etwas ausgelatschte Gut-gegen-Böse-Leier leider ziemlich überraschungsfrei und somit mittelmäßig abläuft. Die DVD mag "Limited Edition" gelabelt worden sein, Mehrwert in Form von Specials bringt das dem Kunden allerdings keinen. Das Werbegedröhn muss als Marketing-Gag abgehakt werden.
Die DVD-Daten auf einen Blick:
OT: "The Garden"
USA 2005
Genre: Mystery-Thriller (angegeben als Horror)
Splendid 2008, Limited Edition Steelbook
FSK 16
EAN: 4013549572538
Spieldauer: ca. 88 Minuten
Bonus: Bis auf Trailer nichts
Bildformat: 16 : 9 Widescreen (1,78 : 1 anamorph)
Ton: DD 5.1 (Englisch und Deutsch)
Regie: Don Michael Paul
Drehbuch: Samuel Bozzo und Don Michael Paul
Produktion: Stephen J. Cannell, Michael J Dublenko
Musik: John Lee
Kamera: Thomas L. Callaway
Darsteller u. a.: Adam Taylor Gordon (Sam), Brian Wimmer (David), Lance Henriksen (Alter Mann/Teufel), Sean Young (Lehrerin Mrs. Chapman), Claudia Christian (Psychologin Dr. Cairns), Erik Walker (Jesse), Rick Barker (Der Gesichtslose), sowie Die Reiter der Apokalypse: Shawn Howell (Weiß), Dale Gibson (Rot), Michael George Watson (Schwarz), Tad Griffith (Bleich)
- Redakteur:
- Jürgen Pern