Restless Souls - Haus der ruhelosen Seelen
- Regie:
- Martin Schmidt
- Jahr:
- 2005
- Genre:
- Horror
- Land:
- Dänemark
- Originaltitel:
- Bag det stille ydre
1 Review(s)
25.07.2008 | 07:46Daten:
Regie: Martin Schmidt
Buch: Dennis Jürgensen
Darsteller:
Anne Birgitte Lind als Signe
Jakob Cedergren als Tommy
Dejan Cukic als David
Andrea Vagn Jensen als Marianne
Lykke Sand Michelsen als Sara
Laura Christensen als Jane
Rebecca Løgstrup als Bianca
Per Andersen als Martin
Albert Bendix als Hans Nielsen
Zlatko Buric als Drago
Ole Drost als Olav
Jan Hertz als Ejendomsmægler
Tine Høst als Cykelpige
Pelle Kastrup als Oliver
Pittie Kristiansen als Nabo
Pernilla Larsson als Moren
Ronya Lina Larsson als Døv Pige
Thure Lindhardt als Charlie
Lis Lindstad als Nabo
Jens Okking als Politibetjent
Morten Suurballe alsAnders Svendsen
Christina Therms als Marcella
Daniel Faber Therms als Benjamin
Musik: Joachim Holbek
Kamera: Jan Weincke
Schnitt: Nanna Frank Møller
Die Handlung:
Eine typische dänische Familie sieht endlich ihren Traum verwirklicht – sie hat sich ihr eigenes Häuschen gekauft. Das Häuschen bietet alles, was sich der Computerspezialist Tommy (Jakob Cedergren, "Dänische Delikatessen") und seine Frau Signe (Anne Birgitte Lind, "Ein Tag im Mai") schon immer erträumt hatten: vor allem traumhafte Ruhe.
Um die etwas teure Immobilie abzahlen zu können, bleibt dem Vater der Familie nicht viel Zeit für seine Lieben. Signe und die Tochter Bianca (Rebecca Løgstrup) sind deshalb oft alleine zu Hause. Zum Glück haben die beiden aber nette Nachbarn - Marianne (Andrea Vagn Jensen, "Oskar und Josefine") und David (Dejan Cukic, "In China essen sie Hunde"), mit denen sie schnell Freundschaft schließen.
Doch bereits nach kurzer Zeit bemerkt Signe, dass es in diesem Haus nicht mit rechten Dingen zugeht – Bianca hat einen unsichtbaren Freund, "Oliver", Katzen verschwinden spurlos, unbekannte Stimmen sind im Haus zu hören und Gegenstände bewegen sich wie von Geisterhand. Ein Poltergeist! Hilfe muss her!
Während der Familienvater nach "normalen" Lösungen sucht, beauftragt seine Frau derweil eine Art spirituellen Geisterjäger – er soll die Gründe für diese merkwürdigen Vorgänge in dem Haus herausfinden. Und das Medium wird auch gleich zweifach fündig – im Traumhaus spuken gleich zwei unruhige Seelen.
In diesem beschaulichen Örtchen sind vor einigen Jahren zwei Menschen bei einer tragischen Brandkatastrophe ums Leben gekommen, ihre Seelen finden nun scheinbar keine Ruhe. Eine echte Lösung weiß aber auch dieser Spezialist nicht – doch die Lage ändert sich dramatisch, als die Tochter eines Tages verschwindet ...
Kritik:
Bei mir klingelt immer eine Warnglocke, sobald ich in einer Inhaltsbeschreibung von einem Haus lese, in dem Ungewöhnliches vor sich geht. Dieses Thema wurde bereits von hunderten Filmen thematisiert, und extrem selten waren dabei echte Innovationen zu entdecken. Einen Fünkchen Hoffnung hatte ich aber doch, denn als Ursprungsland stand Dänemark auf der DVD-Hülle – aus nordischen Ländern konnten mich in letzter Zeit viele Filme begeistern und überraschen, warum also nicht auch "Restless Souls"?
~ "Restless Souls" - ein Horrorfilm? ~
Regisseur Martin Schmidt ist seit "Final Hour" im Horrorgenre kein unbeschriebenes Blatt mehr, doch ist "Restless Souls" wirklich nur ein Häuser-Gruselfilm? Zugegeben – nach der Inhaltsbeschreibung hätte ich einen weiteren "Poltergeist"-Verschnitt erwartet; das ist auch nicht ganz falsch, doch "Restless Souls" ist noch mehr als das. Martin Schmidts Werk versucht den Spagat zwischen Thriller, Horror und Drama, doch das Experiment gelingt ihm leider nur zum Teil.
Die spärlich eingesetzten Horrorelemente sind einfach zu plump, und sie wurden auch von vielen Filmen schon zu oft strapaziert, um beim Zuschauer noch für eine Gänsehaut sorgen zu können. Gegenstände, die sich von selbst bewegen, unsichtbare Gestalten, die irgendein Verbrechen zu vermitteln versuchen. Ich muss bei solchen Genre-Elementen nur noch müde gähnen – noch dazu, wenn sie so plump und technisch laienhaft in Szene gesetzt werden. Einzig die "Iris-Kamera", mit welcher der Zuschauer durch die Augen des Geistes sehen kann, war einigermaßen gut gelungen und optisch ansprechend. Gerade durch diese etwas lieblos eingefügten Horrorelemente kann der Regisseur die Distanz zum Zuschauer nicht überbrücken – eine Schwäche, die auch bei den anderen Handlungssträngen auftritt. Diese Distanz stellt sich im Nachhinein als das Hauptproblem des Films heraus.
Echter Grusel kann in "Restless Souls" also nicht aufkommen – wie sieht es im dramatischen Teil des Films aus? Hier kann der dänische Gruselfilm noch am ehesten punkten: die Geschichte der Familie, die sich auf der Suche nach Ruhe in ein Dorf verirrt – vermeintlich eine heile Welt, in der sich aber nach und nach doch einige moralische Abgründe auftun. Auch die Familie des Computerspezialisten wird für den Zuschauer nachvollziehbar dargestellt: die Jagd nach dem Geld, um der Familie Ruhe zu gönnen – eine Fehleinschätzung, der Millionen Menschen nacheifern. Hier gibt es Gesellschaftskritik, die aber auch keine neuen Erkenntnisse offenlegt und nur alte Klischees bestätigt. Zudem werden die Figuren in "Restless Souls" leider nicht intensiv genug eingeführt, um als Zuschauer mit ihnen leiden zu können, was wiederum für eine Distanz zum Zuschauer sorgt – hier ist es wieder, das Hauptproblem des ganzen Films.
Das dritte den Film bestimmende Element ist der als Thriller angelegte Handlungsteil. Warum wollen die Geister keine Ruhe geben? Die Suche nach den Hintergründen fällt leider ebenfalls nur sehr oberflächlich und für den Zuschauer nicht nachvollziehbar aus. Vom Drehbuch werden nur die reinen Fakten serviert und langsam, sehr langsam gibt das Haus sein Geheimnis preis. Unterbrochen wird die Suche nach der Wahrheit immer wieder durch den dramatischen Teil der Handlung – sprich durch allerlei Familienprobleme. Durch diese Lücken wird dem letzten Fünkchen Spannung der Garaus gemacht. Schade, denn mit etwas besserer Planung und durch ein besseres Drehbuch wäre durchaus mehr Spannung für den Zuschauer machbar gewesen. Vielleicht hätte dem Film auch eine Verlagerung der Prioritäten vom Drama in Richtung Horror und Thriller gutgetan.
~ Die Pluspunkte ~
Es gibt aber wirklich nicht nur Negatives über "Restless Souls" zu berichten, denn besonders die Optik kann über weite Strecken des Films begeistern; kalte Farben, sehr durchdachte Einstellungen. Technisch gibt es an dieser Bildgestaltung wenig auszusetzen. Für die Atmosphäre bringt diese kühl wirkende Bildgestaltung die nötige Kälte, um für ein unangenehmes Gefühl beim Publikum zu sorgen. Doch wie gesagt, sind Szenen, in denen Geister aktiv sind, eher Mangelware – die meiste Zeit verpufft diese prächtige Bilderflut im Nichts.
Auch die Schauspieler wissen zu gefallen – kein Wunder, denn hier waren echte Profis am Werk. Jakob Cedergren, ("Dänische Delikatessen") und Anne Birgitte Lind ("Ein Tag im Mai") möchte ich hier einmal besonders hervorheben, aber auch der restliche Cast agiert sehr professionell. Dazu passend sind die Dialoge messerscharf auf das Geschehen fokussiert – schade, dass am Anfang des Films die Figuren nicht besser eingeführt wurden.
~ Was bleibt? ~
Tja – was bleibt nun für den Zuschauer? Es bleibt ein Versuch übrig, Horror, Thriller und Drama unter einen Hut zu bringen. Der Versuch scheitert in meinen Augen an dem ungünstigen Mischungsverhältnis der drei Genreansätze. Zudem schafft es Regisseur Martin Schmidt nicht, die Distanz zum Zuschauer zu überwinden – zu oberflächlich werden die Figuren eingeführt, zu zerstückelt sind die drei Genrezutaten.
Es sind zwar einige gute Szenen – vor allem in den letzten Filmminuten - in "Restless Souls" zu finden, aber insgesamt ist der Film zu harmlos und zu langatmig, um gut und spannend zu unterhalten. Schade, denn die optische Ausarbeitung weiß durchaus zu gefallen – die primitiven Tricks der Horrorgeschichte einmal außer Acht gelassen.
"Restless Souls" ist ein zahnloses Stück Mystery-Kino – ein optischer Blender mit vielen Schwächen, dessen kunstvolle Inszenierung wohl besser im Arthouse-Kino aufgehoben wäre.
Die DVD:
Diese DVD-Veröffentlichung von epix weist ein sehr gutes Bild auf. Vor allem der Kontrast und die Bildschärfe sind vorbildlich gelungen, was eine gute Detailzeichnung auch in dunklen Bildteilen zur Folge hat. Die Farben wirken blass, was aber sicher keinen Mangel darstellt, denn diese Farbarmut wurde vom Regisseur als Stilmittel eingesetzt, um für Atmosphäre zu sorgen. Nur ein leichtes Bildrauschen ist mir als kleiner Mangel trotzdem noch aufgefallen.
~ Verfügbare Tonformate: ~
- Deutsch (Dolby Digital 5.1)
- Dänisch (Dolby Digital 5.1)
Die Qualität der beiden Tonspuren steht der Qualität des Bildes in keiner Weise nach. Die Dialoge sind sehr gut zu verstehen, nur hätte ich mir bei den ohnehin spärlichen Gruselszenen ein wenig mehr Aktivität der hinteren Lautsprecher gewünscht. Auch der Subwoofer bleibt meistens stumm und neigt dazu zu verstauben.
~ Die Extras: ~
- Originaltrailer
- Interviews ( deutsche Untertitel)
- Featurettes (deutsche Untertitel)
- die komlette Filmmusik
- Biografien
- Trailershow zu weiteren Titeln des Labels
Fazit:
Regisseur Martin Schmidt war sich der oft strapazierten Geschichte um ruhelose Geister in einem Haus in "Restless Souls" wohl bewusst, denn er versuchte, mit dem ungewöhnlichen Genremix neue Akzente zu setzten. Leider ging dieses Experiment gründlich daneben – "Restless Souls" ist ein zahnloser Familien-Langeweilefilm geworden. Altbackene Effekte, zu wenig Grusel, zu viel Drama – hier stimmt nur wenig, um den Zuschauer zu unterhalten. Größtes Problem bleibt aber die Distanz der Handlung zum Zuschauer.
Anstatt sich auf Arthouse-taugliche Optik und Dialoge zu konzentrieren, hätte Martin Schmidt wohl besser auf das Wert legen sollen, worauf es bei einem Mystery-Thriller ankommt: Spannung, Schockmomente und ein ungemütliches Gefühl beim Zuschauer zu erzeugen. Lediglich die letzten paar Minuten des Films sind in dieser Hinsicht einigermaßen gelungen.
- Redakteur:
- Detlev Ross