Sasori - Jailhouse 41
- Regie:
- Shunya Ito
- Jahr:
- 1972
- Genre:
- Thriller
- Land:
- Japan
- Originaltitel:
- Joshuu sasori: Dai-41 zakkyo-bô
1 Review(s)
30.07.2006 | 14:47Hintergrund
"Joshuu Sasori: Dai - 41 zakkyo-bô" ("Sasori - Jailhouse 41") ist der zweite Teil der berühmten japanischen Frauen-im-Gefängnis-Reihe. Wie auch schon im ersten Teil standen Meiko Kaji vor und Shunya Itp hinter der Kamera. Dieses Gespann sollte sich noch für den dritten Teil "Sasori - Beast Stable" verantwortlich zeigen, bevor Regisseur Ito absprang und Meiko Kaji unter der Regie von Yasuharu Hasebe Teil vier, "Sasori - Grudge Song", drehte.
Handlung
Ein Jahr ist seit den Ereignissen aus dem ersten Teil vergangen. Nami Matsushima (Meiko Kaji), die von ihren Mitinsassen und Wärtern ehrfurchtsvoll „Sasori“ genannt wird, lag während der gesamten Zeit in einem Verließ, angekettet und fortwährend gedemütigt. Doch auch unter diesen Qualen trieb es sie nicht soweit zu schreien, still ertrug Sasori schier unendliches Leid. Am Tag der Beförderung des Gefängnischefs Goda (Fumio Watanabe) darf sie schließlich wieder an die Sonne, da ein hochrangiger Funktionär dem Gefängnis einen Besuch abstattet. Sasori nutzt diese Gelegenheit für ein Attentat auf den verhassten Goda, welches jedoch misslingt. Zur Strafe werden alle Gefangenen in einen Steinbruch zur Strafarbeit versetzt, Sasori sogar von vier Wärtern vergewaltigt.
Auf der Rückfahrt vom Steinbruch gelingt es Sasori, zusammen mit sechs anderen Häftlingen zu fliehen. Die sieben Frauen streifen von nun an durch die einsame Landschaft, erbittert von der Polizei verfolgt. Gefängnischef Goda sinnt auf Rache für den Verlust seines Auges, für den er Sasori verantwortlich macht. Doch auch innerhalb der Flüchtlingsgruppe gibt es Streitigkeiten, die die Frauen ein fürs andere Mal vor große Probleme stellen. Ohne internen Zusammenhalt und mit der Polizei im Rücken dezimiert sich die Gruppe immer weiter, bis nur noch Sasori übrig bleibt…
Kritik
"Sasori- Jailhouse 41" geht ähnliche Wege wie der erste Teil, jedoch mit umgedrehtem Vorzeichen. Begann "Sasori - Scorpion" mit einem Ausbruchversuch der Protagonistin und spielte sich fast den gesamten Rest der Spielzeit im Gefängnis ab, verhält es sich beim zweiten Teil genau anders herumrum. Dementsprechend ändert sich beim zweiten Teil auch das Täter-Opfer-Verhältnis: Während die Frauen im ersten Teil nahezu pausenlos Opfer der Übergriffe ihrer Wärter waren, schlagen sie im Nachfolger wortwörtlich zurück. Sowohl Polizisten als auch Zivilisten (wenn auch nicht unschuldig) geraten in den Konflikt zwischen den Insassen und ihren Verfolgern und ehemaligen Peinigern.
Dabei bleibt die namensgebende Sasori immer im Mittelpunkt der Geschehnisse, ohne jedoch viele Worte zu bemühen. Ganze zwei Zeilen gibt sie in dem 87-minütigen Film von sich, verliert dadurch aber nichts von ihrer Bedrohlichkeit. Hauptdarstellerin Meiko Kaji entschloss sich zu dieser Darstellung, da ihr die permanenten Flüche der dem Film zu Grunde liegenden Mangafigur aus Tooru Shinoharas Feder missfielen. Eine gute Entscheidung, da gerade die unbehagliche Stille der Sasori den Hauptreiz dieser Figur ausmacht. Man spürt förmlich die Bedrohung, die von ihren eindringenden Blicken ausgeht. Zeigt sich die Figur der Sasori also gewohnt gut, bleibt die Charakterzeichnung der sechs weiteren Ausbrecher auf der Strecke. Lange Zeit weiß man nichts über die Damen, lediglich eine der vielen Kabuki-Theatereinlagen zeigt deren Vergangenheit kurz auf - bei Gesang und traditioneller japanischer Musik besingt eine Frau die Verbrechen der sechs. Dadurch bleiben alle Charaktere um Sasori blass, ihr Schicksal berührt den Zuschauer kaum. Zu schnell zeigt sich, dass die Gruppe lediglich eine ungleiche Zweckgemeinschaft ist, deren einzige Überlebensnatur die Protagonistin darstellt. Dies zeigt ein simpler Umstand: Während Sasori still ihr Leid über sich ergehen lässt, schreien und wimmern die anderen bei jeder Gelegenheit - simple schwarz/weiß Zeichnung.
Man sollte aber bedenken, dass Kenntnis des ersten Teils zwingend vorausgesetzt ist, da man sonst den zentralen Konflikt der Geschichte zwischen dem einäugigen Gefängnischef Goda und Sasori nicht nachvollziehen kann. Die Geschichte wird nahtlos weitererzählt, Rückblenden, oder Hinweise auf den Vorgänger werden nicht gemacht!
Großartig kommt mal wieder die Visualisierung daher. Neben der oben erwähnten theaterartigen Szene gibt es noch einige weitere, die in erster Linie den Eindruck der Einsamkeit und Isolation verstärken. Zwei Szenen bleiben dabei unvergesslich: Die erste Spielt sich in einem Wald ab, wo eine Frau von einem Meer herabfallender Blätter begraben wird, nur um sich kurz darauf in Staub aufzulösen; die andere umfasst den Tod einer der Frauen, die nach einer brutalen Vergewaltigung einen Wasserfall heruntergeworfen wird, woraufhin sich das Wasser blutrot färbt. Über die gesamte Spieldauer zeigt Shunya Ito eindrucksvolle Kameraeinstellungen, tolle Farbspielereien und außergewöhnliche theaterartige Sequenzen, die für die dürftige Charakterzeichnung entschädigen.
Aber auch die Musik zeigt sich von ihrer besten Seite. Das bereits aus dem Vorgänger bekannte und von Meiko Kaji persönlich eingesungene „Urami-bushi“ (welches Quentin Tarantino auch für sein "Kill Bill" verwendete), wird um drei weitere, sehr gelungene Lieder ergänzt, die die psychische und physische Lage der Frauen immer treffend auf den Punkt bringen.
Wie schon weiter oben erwähnt bildet Meiko Kaji das einzige Highlight in darstellerischer Hinsicht, was gleichzeitig ein Plus- und Minuspunkt des Films ist. Ohne ihre tolle Leistung bliebe dem Film lediglich seine Visualisierung, ein paar starke Nebendarsteller hätten der Geschichte aber merklich gut getan. So bleibt ein sehr zwiespältiger Eindruck: Einerseits liefert das Gespann Ito/Kaji gewohnt tolle Bilder und ein eindringliches Spiel, andererseits hapert es bei "Sasori- Jailhouse 41" ein wenig am Plot und den restlichen Charakteren.
Die DVD
Hier kann man 1:1 die Bewertung des ersten Teils übernehmen (siehe auch "Sasori-Scorpion"):
Das anamorphe Bild (2.35:1) überzeugt auf ganzer Linie, berücksichtigt man das Alter von mittlerweile fast 34 Jahren. Die Farben sind satt, der Schwarzwert gut und das leichte Hintergrundrauschen stört nicht weiter. Außerdem gibt es recht wenige Verschmutzungen, was sehr zu loben ist. Leider ist die generelle Schärfe nicht optimal, und kompressionsbedingte Artefakte sind auch ab und an auszumachen.
Der Ton (Deutsch, Japanisch DD2.0) reißt sicherlich keine Bäume aus, kann aber als in Ordnung bezeichnet werden. Hierbei ist der deutsche dem japanischen Originalton vorzuziehen, da die letztgenannte Spur ein wenig kratzig daherkommt und mit Verzerrungen der Dialoge zu kämpfen hat. Ansonsten wird einem eine gute Dialogverständlichkeit geboten.
Die Extras sind leider mehr als dürftig, was bei solch einem Nischenprodukt aber nicht weiter verwundert. Neben dem Kinotrailer gibt es lediglich eine Bildergalerie und die übliche Label Trailershow. Dafür liegt dem hübschen Digipak noch ein Poster bei.
Fazit
"Sasori - Jailhouse 41" ist kein schlechter Film geworden, im direkten Vergleich zu seinem Vorgänger muss man jedoch einige Abstriche machen. Der Gewaltpegel ist ähnlich hoch, wenn nicht sogar einen Tick höher, da hier zwei Vergewaltigungen förmlich „zelebriert“ werden. Leider ist der Plot nicht ganz so gut wie bei "Scorpion", was sich auch im Showdown niederschlägt. Dafür gefallen Meiko Kaji und die Bildsprache des Films, was "Sasori - Jailhouse 41" zum Pflichtkauf für Fans des ersten Teils macht. Der „Exploitationgrad“ ist geringer, was diesen Film wohl zugänglicher macht. Man sollte aber bedenken, dass dadurch ein gutes Stück Intensität verloren geht.
- Redakteur:
- Martin Przegendza