Savage Island
- Regie:
- Jeffery Scott Lando
- Jahr:
- 2003
- Genre:
- Horror
- Land:
- Kanada
1 Review(s)
01.09.2006 | 06:29Hintergrund
Ein großes Budget garantiert selten den Erfolg eines Films und bürgt erst recht nicht für die Qualität des Werks. Viele Blockbuster verkommen zu seelenlosen Effektorgien, die weder besonders innovativ, noch mit Herz und Seele verfilmt wurden. Daher greifen Filmfreunde häufig zu Low-Budget-Produktionen, die auf Grund ihrer geringen Mittel das schafferische Können und die visionären Fähigkeiten des Regisseurs in den Mittelpunkt stellen. Außergewöhnliche und mutige Geschichten können hier gefunden werden, müssen die Macher doch keine größeren finanziellen Verluste befürchten. Gleichzeitig lockt das große Geld, da aus einem kleinen Film kurzerhand ein Überraschungshit werden kann (so spielte der 2004-er Horror-Hit "Saw" bei einem Budget von ungefähr einer Millionen Dollar über 100 Millionen in die Kassen der Studios). Junge, aufstrebende Regisseure nutzen Independentproduktionsfirmen, um ihre Werke auf die große Leinwand (oder zumindest in die Videothek) zu bringen. Leider wird in der Hoffnung auf das schnelle Geld auch viel Schrott produziert, wie Jeffery Scott Landos 2003-er Output "Savage Island".
Handlung
Die Ehe von Eltern Steven (Steven Man) und Julia (Kristina Copeland) läuft alles andere als rund und zu allem Überfluss steht Steven auch noch die Fahrt zu seinen Schwiegereltern bevor. Diese leben seit einiger Zeit auf einer abgelegen Insel, die sie sich mit den Hinterwäldlern der Familie Savage teilen. Schon kurz nach der Ankunft geschieht das erste Unglück: Julias Bruder Peter (Brendan Beiser) überfährt bekifft einen kleinen Jungen und lässt ihn liegen. Bei dem Kind handelte es sich um den jüngsten Sohn der Savages, die nun Julias Neugeborenen als Ersatz für ihr totes Kind einfordern. Ein gewaltsamer Konflikt beginnt, der für alle Beteiligten schlimme Folgen hat…
Kritik
Wem kommt die Handlung bekannt vor? Fremde, die auf eine fast einsame Insel fahren und dort von „Wilden“ attackiert werden - so oder so ähnlich schon 1000 Mal gesehen, zuletzt im Remake des Wes Craven Klassikers "The Hills Have Eyes". Der Plot kommt ohne große Überraschungen aus und bietet die Standartkost des Survival-Horrors. Keine neuen Ideen, keine besonderen Ansätze, nichts besonders Aufregendes. Alles hier Gezeigte haben andere Filme schon bedeutend besser gemacht (seien es "Wrong Turn" oder "Texas Chainsaw Massacre").
Wir verzeichnen also eine abgenutzte, bekannte und innovationslose Handlung - vielleicht wird diese ja wenigstens ansprechend gespielt? Leider nicht. Die größtenteils unbekannten Darsteller vermitteln keinerlei Emotionen und sind gegenseitig austauschbar. Kein Mitleid, kein Interesse für ihr Schicksal kommt in den 85 Minuten des Films rüber - der Gnadenstoß für jeden Survival-Horrorfilm. Man fiebert nicht mit und wünscht sich bereits nach einer halben Stunde, dass alle Beteiligten im Film schnell ableben. Doch das tun sie leider nicht. Langgezogene Passagen, die keine Spannung aufkommen lassen, langweilen den Zuschauer, die dümmlichen Dialoge und die einfältige Charakterzeichnung beleidigen die Intelligenz der Zuschauer. Hinzu kommen gröbste Logiklöcher, die über das gewohnte Horrorniveau hinausgehen. Man fragt sich, warum Don S. Davis (bekannt als General George Hammond aus der "Stargate"-TV-Serie) hier mitgewirkt hat.Keine Spannung, kein Horror, aber stimmt wenigstens der Goregehalt? Und auch hier wird der mutige Genrefreund enttäuscht. Zwar klebt das rote „KJ“-Siegel auf der Hülle, wirklich blutige Szenen sucht man im Film jedoch vergebens.
Ein weiterer Lapsus des Films ist die miserable Kameraarbeit und der tölpelhafte Schnitt. Das Drehen mit DV-Kameras erweist sich im Zusammenhang mit dem niedrigen Budget im Übrigen als besonders tragisch für den Film, da das digitale Bild wegen der schlechten Beleuchtung sehr grobkörnig und verrauscht daherkommt. Das zeigt sich besonders in genretypisch dunklen Szenen, die zu einem Schwarz/Weiß-Brei verkommen, in dem kaum etwas auszumachen ist. Komischerweise ist dies vom Regisseur als gewolltes Stilmittel eingesetzt worden.
Die DVD
Leider ist die DVD auch technisch alles andere als gut, wobei man vieles auf das kaum vorhandene Budget schieben kann.
Das Beste am Bild ist die anamorphe 1.78:1 (16:9) Kodierung. Die Schärfe ist mittelprächtig, die Farben trüb und der Kontrast sehr, sehr schwach. Während sich das Hintergrundrauschen in hellen Szenen noch auf einem akzeptablen Niveau hält, deckt es das Bild in den häufigen dunklen Szenen komplett ein und verwandelt es in ein grobkörniges, graustufiges Fiasko. Außerdem hat das Bild sehr oft mit Aliasing zu kämpfen.
Der Ton steht dem Bild in kaum etwas nach. Drei Spuren sind auf der DVD, je eine DD2.0 Spur in Englisch und Deutsch und eine 5.1 Spur in letzterer Sprache. Dabei handelt es sich jedoch lediglich um einen Upmix, der sich fast ausschließlich auf der Front abspielt und den Subwoofer völlig außen vor lässt. Die beiden 2.0 Spuren nehmen sich nicht viel und liefern eine anständige Sprachverständlichkeit, wobei der englische Ton merklich leiser ist und deutlicher knackt. Ebenfalls sehr enttäuschend.
Überraschend vielfältig zeigt sich das Bonusmaterial. Gleich drei Audiokommentare sind auf der Disc, einer mit dem Regisseur und Autor, einer mit dem Tontechniker und ein letzter mit den Darstellern. Leider gibt es keine deutschen Untertitel - wer des Englischen nicht sonderlich mächtig ist, bleibt hier außen vor. Weiterhin gibt es Interviews mit allen Beteiligten, alternative Artworks, einen Kinotrailer und Biographien in Textform. Die übliche Trailershow des Labels ist ebenfalls auf der DVD.
Fazit
Ich fasse zusammen: ein 1000 Mal gesehener, innovationsloser Plot, miese Darsteller, keine Spannung und eine miserable Visualisierung - klingt nicht nach einem guten Film. Und das ist "Savage Island" auch nicht. Zu keinem Zeitpunkt will sich so etwas wie ein Low-Budget-Charme einstellen. Dilettantisch und unprofessionell treffen diesen Streifen wohl am besten. Nur Genrefans, die schon alles gesehen haben, sollten hier einen flüchtigen Blick riskieren.
- Redakteur:
- Martin Przegendza