Scorpion King, The
- Regie:
- Rusell, Chuck
- Jahr:
- 2002
- Genre:
- Abenteuer
- Land:
- USA
1 Review(s)
21.10.2006 | 11:40Nach dem Überraschungserfolg von Stephen Sommers Remake von "Die Mumie" und dem nicht weniger erfolgreichen, aber nun nicht mehr wirklich überraschenden Anschlusshit "Die Mumie kehrt zurück" hatten wohl einige Leute bei Universal Blut geleckt und sich gedacht, dass man noch ein Spin-Off hinterher schieben könnte. Bereits im November 2001 wurde auf einen Feature-Film im Bonusmaterial der "Die Mumie kehrt zurück"-DVD-Edition aufmerksam gemacht. Die Gestalt des Skorpion-Königs muss offenbar bei den Zuschauern sehr gut angekommen sein und zwar so gut, dass diese Figur Anfang des Jahres 2002 für einen weiteren Film herhalten musste. Diesmal jedoch keine Fortsetzung, sondern ein Prequel.
Zur Story
Die Handlung liegt zeitlich vor den beiden Mumien-Teilen, genauer gesagt: Man schreibt das Jahr 3000 v.Chr. Ort der Handlung ist das antike Zweistromland. Mathayus und sein Bruder sind die Letzten des Stammes der Akkadier und verdienen ihre Brötchen mit Auftragsmorden. Sie sind sehr fähige und geschickte Assasinen, was sie verständlicherweise nicht überall willkommen sein lässt. Dennoch, die Stämme im alten Mesopotamien haben dringendere Probleme als diese beiden Haudegen bzw. können deren Dienste derzeit richtig gut gebrauchen. Der unbesiegbare Tyrann Memmnon zieht durch die Lande und ist kaum aufzuhalten, wer sich ihm und seiner Horde nicht unterwirft, wird gnadenlos ausgerottet.
Dessen Trumpf im ledernen Ärmel ist nicht nur seine überragende Schwertkunst, sondern insbesondere seine Seherin, welche die Gabe besitzt, jedweden Schlachtausgang exakt vorherzusagen. Klar, dass die letzten freien Stämme genau dort den Hebel ansetzen wollen. Kurzerhand heuert man die Akkadier als Killerkommando an, sich der unliebsamen Wahrsagerin zu entledigen und Memnon, der ganz in der Nähe campiert, seiner Geheimwaffe zu berauben, die indes ja gar nicht so geheim zu sein scheint. Da der Film sonst zu schnell am Ende wäre, haut das alles natürlich nicht im Entferntesten so glatt hin, wie's ursprünglich geplant war. Mathayus muss sich noch kräftig durchs olle Gomorrha prügeln und stechen, bis er zum legendären Scorpion-King wird.
Meinung
Atmosphäre und Kostümierung sind einigermaßen stimmig, selbstverständlich kann man heute nicht mit Bestimmtheit sagen, dass vor 5000 Jahren alles genauso ausgesehen hat, was Örtlichkeiten und Bekleidung angeht, doch ist das Drumherum in seinem Kontext ziemlich glaubwürdig geworden - mit den filmüblichen Übertreibungen und Stilmixen. Es erinnern etwa manche Helme und Waffen stark an römische Militärausrüstung, andere sind aus weiteren verschiedenen Epochen und Kulturkreisen der Erdgeschichte entliehen und bunt zusammengewürfelt. Macht aber nichts, ist ja schließlich kein Historienschinken.
Klar, die Handlung ist weithin vorhersehbar, schließlich weiß man als einigermaßen bewanderter Kinogänger, dass der spätere Skorpion-König in Gestalt des Ex-WWF-Wrestling Stars Dwayne "The Rock" Johnson in diesen Film mit Sicherheit nicht ins Gras beißt. Auch der Plot ist nichts bahnbrechend Neues und tiefschürfenden Anspruch sucht man ebenfalls vergebens, es ist reines Unterhaltungskino zum relaxen, angereichert mit ein paar netten Gags, dummen Sprüchen, natürlich einer Schippe Heldentum nebst der quasi unvermeidlichen Liebesgeschichte.
Wer allerdings glaubt, Johnson wäre in seiner ersten Hauptrolle nur ein mehr oder weniger tumber Conan-Verschnitt, der fortwährend schwertschwingend draufhaut, wird angenehm überrascht. Die Dialoge und auch die Mimik gehen vollkommen in Ordnung und machen das Muskelgebirge geradezu sympathisch, was im diametralen Gegensatz zu seiner bereits bekannten Figur steht. Da muss man sich halt von einigen Vorurteilen frei machen, die man eventuell seit seinem Auftritt als Scherge des Bösen in "Mumie 2" so sorgsam für diesen Charakter gehütet hat.
Kelly (Ann) Hu (Cassandra, die Seherin) und Steven Brand (Fiesling Memnon) waren zu dieser Zeit nicht nur recht frische Gesichter, sondern auch gänzlich unbelastet vom Image eines anderen Films. Ihre Welt war (und ist) eigentlich eher das TV und seine zahllosen Serien, wo sie heutzutage des öfteren bei "CSI: NY" zu sehen sind. Eine steile Filmkarriere blieb beiden also bislang verwehrt, obschon sie sich hier recht achtbar - wenn auch nicht wirklich bemerkenswert - schlugen.
Anders Grant Heslov, welcher hier das Element des Comical Reliefs darstellt, als trotteliger Pferdedieb und dauersabbelnde Nervensäge - das ist seine Paraderolle in TV und Kino (von "X-Files" über "CSI" bis "Matlock"). Die Interaktion mit Johnson erinnert auch ein wenig an das Duo Spencer/Hill bzw. ähnlicher Buddy-Konstellationen. Abgerundet wird der Cast aber von noch mindestens zwei bekannten Schauspielern, die man aber aufgrund ihrer Kostümierung vielleicht nicht auf Anhieb erkennt: Ralf Möller ("Gladiator") und Bernhard Hill ("Der Herr der Ringe"). Unverkennbar hingegen ist Michael Clarke Duncan ("The Green Mile").
Aufgrund des wuchtigen Körperbaus Johnsons fallen die Kämpfe nicht Kung-Fu Like aus, alleine der drahtige Steven Brand bedient sich einer fernöstlich anmutenden Technik - hat aber auch die dafür passende Statur - und so haben die Filmemacher die beiden unterschiedlichen Kampfstile choreographisch und optisch interessant angepasst, wobei Johnson als Ex-Wrestler wegen seiner Show-Kampf-Erfahrung sich damit wohl etwas leichter tut als sein Antagonist Brand, der Nah- und Schwertkampf erst einmal von der Pike auf lernen musste, wie uns das Bonusmaterial verrät.
Gekämpft wird relativ viel, doch nachmittagsprogrammkonform brav, Blut fließt wenig und in den entsprechenden Szenen erahnt man mehr, als dass man tatsächlich etwas sieht – somit ist die FSK 16 vollkommen OK, vielleicht sogar ein wenig übertrieben, doch es ist einzusehen, dass man 12-Jährigen nicht unbedingt die dargestellte Gewalt als Ultima Ratio aller Probleme unter die Nase reibt. Bleibt zu erwähnen, dass auch unser Leinwandheld nicht unverwundbar ist und auch die eine oder andere Verletzung davonträgt, natürlich teilt er mehr aus, als er einsteckt.
Die typische Action-Abenteuer-Story kommt im Gegensatz zu den beiden vorausgegangenen Filmen, deren Spin-Off sie ist, mit, relativ betrachtet, weniger spektakulären Tricks und CGIs aus. Vergleicht man die drei Filme miteinander, so sind die Effekte wesentlich dezenter, aber wohldosiert eingesetzt. Die besten Tricks sind die, welche sich nahtlos in die Story einfügen und erst beim näheren Hinsehen oder Studium des entsprechenden Themenkomplexes des Bonusmaterials richtig auffallen.
Die Kameraführung ist nicht besonders atemberaubend oder gar originell, erfüllt jedoch ihren Zweck. Die Einstellungen sind solide gewählt und ab und zu gibt’s doch mal eine wilde Fahrt aus der Sicht eines abgeschossenen Pfeils oder dergleichen mehr. Das wirkt, da wohltuend selten eingesetzt, nicht so überladen wie bei manch anderem Werk. Gottlob verzichtet man auch auf die mittlerweile bis zum Erbrechen praktizierte Matrix-Optik mit Stillimages oder Freeze Frame-Effekten.
Wichtiges Element in jedem Film - wenn nicht sogar das wichtigste - ist die Musik. Die Titelmelodie steuern die Punk-Rocker von GODSMACK bei, der eigentliche Score stammt von John Debney und klingt größtenteils monumental-orientalisch, was die Handlung gut untermalt. Dabei wechseln sich ruhige Weisen mit durchaus schmissig-rockigen Melodien ab. Gerade bei Action-Szenen herrschen zackige Gitarren-Riffs und gepflegte Bass-Lines vor, die durchaus fast in den Bereich Metal gehören.
DVD & Bonusmaterial
Für eine Single-DVD gar nicht übel. Was so alles auf eine einzige Scheibe passt, ist schon erstaunlich: Neben diversen Interviews, Audiokommentaren, Making Ofs von Kostümen, Tricks und Schwertkampfchoreographie bis hin zum kompletten Musikvideo von Godsmack findet sich allerlei sehenswerter Krimskrams auf der Disc. Die Sektorisierung geht klar und das Menü ist zwar nicht vollanimiert, jedoch mit stimmungsvoller Musik unterlegt – alles andere hätte dann doch wohl den Speicherplatz einer einzelnen DVD-ROM gesprengt.
Sound und Bild sind astrein und sauber, beim Bild in 2,35:1 anamorpher Abtastung flackert nix, da stimmt die Körnung und Farbkompression ist nur äußerst selten festzustellen (und auch nur dann, wenn man ganz genau hinsieht). Der Ton liegt in 5.1 oder wahlweise DTS vor und wummert ganz mächtig aus den Boxen, entsprechendes Home-Cinema-Equipment vorausgesetzt. Die Effekte und nicht zuletzt der treibende Soundtrack sind vorbildlich abgemischt und trotz des teilweise auftretenden Stakkatos an Tönen bleiben die Stimmen und Nebengeräusche stets verständlich und ortbar.
Fazit
Losgelöst von den beiden Mumie-Filmen betrachtet, ist "The Scorpion King" ganz lustig, auch wenn er nicht deren Originalitätsfaktor erreicht. Es ist halt ein Nachleger der eher aus wirtschaftlichen Beweggründen auf die Kinowelt losgelassen wurde. Die Sprüche und Gags sind teilweise genauso vorhersehbar wie der Rest der Handlung. Wie man sich denken kann, sicher nicht sonderlich anspruchsvoll, doch immerhin auch nicht langweilig.
Die DVD-Daten auf einen Blick:
Original-Titel: "The Scorpion King"
Nach der Story von Stephen Sommers & Jonathan Hales
Label: Universal
Genre: Abenteuerfilm / Kostümfilm
Land und Erscheinungsjahr: USA 2002
Version: Single-Disc Edition / FSK: 16
Lauflänge: ca. 88 Minuten + Bonusmaterial
Bildformat: 16 : 9 Widescreen (2,35 : 1 anamorph)
Ton: DD 5.1 + DTS (Englisch, Deutsch)
Regie: Chuck Rusell
Produktion: Stephen Sommers, Sean Daniel, James Jacks, Kevin Misher
Kamera: John R. Leonetti
Musik: John Debney (Titelsong: "I Stand Alone" von GODSMACK)
Darsteller u.a.: Dwayne "The Rock" Johnson (Mathayus), Kelly Hu (Seherin), Steven Brand Memmnon), Ralf Möller, Michael Clarke Duncan (Balthasar)
- Redakteur:
- Jürgen Pern